Aktuell 11.1.2009:
Neues
Sondermodell Lada Taiga "Pur"
Gesucht: Ein Fahrzeug mit echten Fähigkeiten im Gelände und
permanentem Allradantrieb für unter € 13.000,--. Gefunden: Den
Lada Niva 1,7i. Der gerade 3,72 m große Wagen mit seinem Preis
von € 12.274,-- ist ein echter Hit für Allrad-Einsteiger. Um
diesen Preis erhält man einen kompakten, kultigen Offroader -
nicht nur mit permanentem Allradantrieb, sondern auch mit
Getriebeuntersetzung und sperrbarem Mitteldifferential.
Man
ersteht aber auch einen Wagen, der mit seiner Konkurrenz nur
schwer zu vergleichen ist. Wir konnten den Wagen - mit dem
coolen Safari-Design - eine Woche lang intensiv testen.
Unterwegs mit dem Niva
Hat man Platz genommen und möchte den Wagen starten, wird man
zuallererst mit dem einzigen elektronischen Bauteil des Wagens
konfrontiert: Die Wegfahrsperre links neben dem Zündschloss, die
sich nur mit dem auf dem Schlüsselbund baumelnden Code-Stift
deaktivieren lässt. Prinzipiell kein Problem - auch japanische
Autos werden derart vor Langfingern geschützt. Das Problem ist,
dass sich der Diebstahlsschutz bei abgestelltem Motor nach 30
Sekunden reaktiviert - auch wenn der Zündschlüssel im Schloss
bleibt. Also Schlüssel rausziehen, Sperre deaktivieren,
Schlüssel rein, starten, wegfahren. Da macht man sich am eben
öffnenden Bahnschranken schnell unbeliebt.
Auf der Straße
Hat man diese Hürde überwunden, startet man den Wagen (das
Zündschloss befindet sich ebenfalls links) und legt einen Gang
ein. Dies fällt durch das sehr kleine, sehr weit am Radkasten
stehende Kupplungspedal bei den ersten Versuchen nicht ganz
leicht. Der knapp 1,7 Liter große Vierzylinder ist im Stand
überraschend leise. Das ändert sich sofort, sobald die 82
Pferdchen den Wagen in Bewegung setzen.
Überraschend flott kommt der Wagen in die Gänge - der
Euro-3-Motor dokumentiert seine Arbeit aber auch mit einem
kräftigen Arbeitsgeräusch. Ab ca. 50 km/h ist man an das
Betriebsgeräusch der Moskauer U-Bahn erinnert. Das Geräusch ist
eine Symphonie aus Getriebeheulen und hektischem
Verbrennungsgeräusch des Motors. Auch der Fahrtwind gesellt sich
ab dieser Geschwindigkeit dominierend zu diesem Konzert. Das ist
Autofahren pur - auch weil der Wagen keine Servolenkung hat. Den
Wagen zu bewegen, macht aber gerade wegen dieser gewissen
"Urigkeit" enormen Spaß.
Der Niva ist kein Wagen für die Autobahn. Lt.
Betriebsanleitung erreicht er eine Höchstgeschwindigkeit von 137
km/h - die wir dem Wagen aber nicht angetan haben. Am
angenehmsten ist es, den Wagen auf heimischen Landstraßen
zwischen 80 und 100 km/h zu bewegen. Dabei begnügt sich der
Russe dann auch mit 9,2 Litern Bleifreiem.
Kommt man mit dem Auto in die Stadt, zieht man zwar viele
Blicke auf sich und erntet auch manch freundliches Lächeln, das
man als Gentleman-Driver natürlich gerne erwidert. Das Lächeln
gefriert ein wenig, wenn man an der Zapfsäule ungläubig
feststellen muss, dass sich der Niva während 100 Kilometern im
verbauten Gebiet 15,4 Liter Sprit genehmigt hat. Die Reichweite
- bei 45 Litern Tankinhalt - ist damit auch nicht üppig.
Im Gelände
Seine Stärken spielt der Niva dort aus, wo es keinen Asphalt
mehr gibt. Der nur knapp über 1200 kg schwere, extrem kurze und
dadurch sehr übersichtliche Wagen ist im Gelände wirklich zu
Hause. Dafür sorgen wie schon erwähnt auch der permanente
Allradantrieb, die Untersetzung und das sperrbare
Mitteldifferenzial - aber auch die sehr gut Achsverschränkung.
Die Karosserie ist mit ihren kurzen Überhängen prädestiniert
für den Geländeeinsatz. Und Niva-Spezialisten erzählen ja auch
Wunderdinge über die Fähigkeiten des Wagens. Gegen den Einsatz
im wirklich schweren Gelände sprechen aber der insgesamt nicht
sehr kräftige Motor (128 Nm Drehmoment bei 4000 U/min) und die
leider zu lang geratene Untersetzung (1,783:1). Die Vorderräder
sind einzeln aufgehängt, hinten gibt es eine Starrachse. Der
Niva rollt auf Rädern der Dimension 185/75/R16, alternativ sind
175/80/R16 möglich.
Innenraum
Bei einem Auto der 12000-Euro-Klasse darf man sich keinen Luxus
erwarten. So erwartet den Niva-Fahrer im Innenraum auch ein eher
karges Ambiente. Alles ist - aber das lieben echte
Geländewagenfahrer doch - auf das Notwendigste reduziert. Am
Armaturenbrett gibt es neben dem Tacho aber auch einen
Drehzahlmesser. Die Bedienhebel und -schalter für
Scheibenwischer, Licht, Blinker und Gebläse sind dort, wo man
sie als Fahrer "westlicher" Wagen im ersten Gedanken nicht
vermutet.
A propos Gebläse: Es schöpft seine Luft aus einem kleinen
"Luftauffangkasten" im Motorraum, der direkt über dem
Zylinderkopf angebracht ist. In den Innenraum gelangt also
prinzipiell vorgeheizte Luft. Gut für die russische Taiga,
schlecht für den Sommer im Osten Österreichs ... Bei Hitze hilft
also nur, das Gebläse abzustellen, die Fenster zu öffnen und zu
hoffen, dass einem der Stau erspart bleibe ...
In der ersten Reihe sitzt man im Niva nicht unbequem, sehr
große Fahrer haben aber ein bisschen zu wenig Kniefreiheit.
Passagiere in der zweiten Reihe haben nicht allzuviel Platz ...
man darf nicht vergessen: Der Wagen ist deutlich unter 4 Meter
lang !
Die große Heckklappe ermöglicht einen guten Zugang zum
Kofferraum. Dieser ist vernünftig groß und lässt sich durch
Umlegen der Heckbank auch noch deutlich vergrößern. Die
Heckklappe ist nur mit einem Hebel hinter der Fahrertür zu
öffnen.
Im Motorraum, den man über die vorne angeschlagene Motorhaube
erreicht, sind auch das Reserverad und der solide Wagenheber
untergebracht.
Testfazit
Zugegeben: Das Fazit zum Niva-Test ist eher emotional als
rational. Nach 7 Testtagen fiel es uns recht schwer, den Wagen
wieder zurück zu geben. Der Wagen entspricht kaum einer Norm -
widerspricht gar völlig dem "Zeitgeist" - und gehört einer
gefährdeten Spezies, jener der kompromisslosen, echten
Geländewagen, an. Gern macht man da Abstriche hinsichtlich des
Komforts und der Fahrleistungen - besitzt man doch ein uriges,
ursprüngliches, kultiges Geländefahrzeug mit Charakter. Und das
Preis-Leistungsverhältnis ist sowieso einmalig. Da vergisst man
schnell, dass der Tankdeckel nicht versperrbar ist oder das
Gebläse nicht optimal arbeitet.
Einige allgemeine Infos
Über Lada
Gegen Lada Österreich ist ein Insolvenzverfahren anhängig. Aber
keine Angst: Die Marke Lada wird es auch in Hinkunft in
Österreich geben. Das österreichische Personal ist inzwischen
bei Lada Deutschland beschäftigt, führt das Geschäft hier aber
unverändert weiter. Am Lada.Konzern hat sich General Motors
beteiligt. Dies ist auch der Grund, warum es bereits Prototypen
des Niva-Nachfolgers unter dem Namen "Chevrolet Niva" gibt. Lt.
österreichischer Lada-Vertretung wird dieser Wagen aber
frühestens 2005 in Serie produziert werden.
"Niva" oder "Taiga"?
Wie heißt der Wagen eigentlich richtig? Niva oder Taiga? Die
Antwort ist ganz einfach: In Russland hieß er immer Niva. Den
europäischen Importeuren war dieser Name zu wenig
"abenteuerlich" - auch weckte er keine Assoziationen zu seiner
russischen Herkunft. Darum "erfand" man einfach den "Taiga" -
mit dem Nachteil, dass aus Russland alle Fahrzeuge mit dem "Niva"-Logo
geliefert wurden - und hierorts eigens Taiga-Aufkleber
angebracht werden mussten.
Niva Diesel?
Den Lada Niva gab es ab Werk nie mit einem Diesel-Motor. Der bis
vor einigen Jahren erhältliche Selbstzünder erhielt seinen Motor
in Italien ... Die Erklärung dafür: In vielen Teilen Russlands -
und speziell in den Regionen, wo ein Auto wie der Niva benötigt
wird - ist es schlichtweg zu kalt für Dieselfahrzeuge ... |