Info: Am 3.4.2007 gibt es
einen Vortrag zu dieser Reise. Details in unserem
Eventkalender !
Die „Hirten“ und ihre „Esel“: Boris Piskorz,
25 Jahre, das fünfte Mal in der Sahara aber zum ersten Mal als
Pilot mit eigenem Fahrzeug, einem Toyota HZJ78. Ju Riedl,
24 Jahre; das erste Mal in der Wüste, und als
Orientierungsläufer schon auf die Navigation als Copilot
gespannt. Klaudia Piskorz, 44 Jahre zum elften Mal in der
Sahara und steuert abwechselnd zur Hauptnavigation den „proMOG“,
ein Mercedes Unimog U1550L/250. Andreas Piskorz, 45
Jahre, auch schon über 240 Tage in der Wüste gewesen, wechselt
mit Klaudia die Aufgaben.
Eine Woche später werden wir
verstärkt von: Veri Krail 24 Jahre, Freundin von Boris
und bereits zum zweiten Mal im Wüstensand. Martin Schlager,
36 Jahre, ebenfalls das erste Mal in der Wüste. Er ist Pilot des
dritten Autos, einem Toyota KJ-73.
“Gott hat Länder voll Wasser erschaffen, damit die Menschen
dort leben können, und Wüsten damit sie dort ihre Seelen
erkennen !“ (Sprichwort der Tuareg)
Auf den Satellitenfotos ist er ein ca. 300m langer Fleck
inmitten von Sand umschlossener Schotterkessel. Nahe der
algerischen Grenze, südlich des Tafelbergs „Thimbaine“,
liegt der in der Reiseszene bekannte See „Lac Rochette“.
Ein künstlich angelegter artesischer Brunnen bildet eine
kleine Oase mit mehreren Tümpeln. Diese sind, durch in den Sand
geschnittene Kanäle miteinander verbunden. Am Westrand des
Kessels vereinen sich diese Tümpel zu einem kleinen See. Die
Ränder des Sees werden durch üppige Tamarisken eingeschlossen.
In den flachen Wasserstellen wächst Schilf und Elefantengras.
Diese wunderschöne Oase bildet für die hier lebenden
Nomaden ihren Lebensraum. Jetzt im Winter treffen ein bis
zweimal am Tag tunesische Nomaden ein, um mit ihren Kamelen den
Wasservorrat der nächsten Wochen aufzufüllen. Ihre Familien
leben im Winter mit ihren Herden in den umliegenden Plateaus und
nicht selten dauert der Marsch zum See 18 Stunden und mehr.
Der See ist mit Fahrzeugen wetterbedingt meist nur
schwer zu erreichen und wird mit LKW’s wegen der tückischen
Dünenkessel mit ihren steilen Auffahrten und starken
Verschneidungen nur sehr selten angefahren.
Es werden zwar immer wieder Berichte von Rekordzeiten mit 4
bis 6 Stunden Fahrzeit vom Thimbaine zum See publiziert, unter
normalen Bedingungen ist jedoch eine Reisezeit von 2 bis 3 Tage
für diese Strecke wohl realistischer. Wir planen 6 Tage und
einen Rasttag am See für die Strecke von Douz zum See und
zurück nach „Ksar Ghillane“ mit unseren 2 Toyota Landcruiser
und dem 8t Unimog.
Da ich 3 Routen zum See kenne, unterhalten wir uns auch mit
Aziz und Heddi aus Douz, über mögliche und interessante
Varianten für unseren LKW, bevor wir aufbrechen. Denn die tiefen
Kessel mit den stark verschneidenden Dünenkämmen sind tückisch
und nicht alle für LKW’s zu befahren. So ist es entscheidend,
die richtigen Einstiege in das „zerklüftete“ Dünengebiet rund um
den See und die befahrbaren Kessel zu finden.
Da uns das Gebiet nicht ganz unbekannt ist, können wir mit
den Beschreibungen der Beiden halbwegs etwas anfangen und so
füllen wir guten Mutes unsere Ressourcen auf. Dank „Aziz“ kommen
wir auch noch zu etwas frischem Fleisch, denn am Tag nach dem
Hammelfest waren alle Fleischerläden zu und der Markt leer.
Dank des Regens kurz vor unserer Ankunft in Tunesien ist der
Sand noch feucht und leichter befahrbar. Wir können das auch
deutlich bis zum Thimbaine sehen, da die vielen Fahrzeuge hier
regelrechte „Pisten“ in den Sand gefräst haben.
Wir haben uns für eine Route entschieden, die vom Thimbaine
südöstlich über den „Grand de Kanis“ zum „Petit de
Kanis“ führt. Von dort wollen wir zunächst westlich in die
Dünenkessel einsteigen, um dann mit Kurs Süd direkt zum See zu
fahren.
Für den Rückweg müssen wir vom See zum „Petit de Kanis“ einen
anderen Weg weiter östlich finden, da die Dünenabfahrten vom
Hinweg zu steil und zu weich sind, um wieder zurück zu fahren.
Anschließend versuchen wir östlich am „Grand de Kanis“ vorbei,
in Gassis zwischen Dünenriegel hindurch zum „Gur el Kleb“,
einem kleinen Tafelberg in mitten einer zerklüfteten Dünenkette,
und dann nach Osten zum „Gur el Mida“ zu gelangen. Ein
kleiner Brunnen, etwas westlich dieses Berges, liegt am Rande
riesiger Regebenen. Von dort in Hauptrichtung Nord geht es
schließlich zur Piste zwischen Cafe „Porte du Sahara“ und
„Ksar Ghillane“.
Ungeachtet der unzähligen Geschichten, die man von Touristen aus
Südtunesien hört; wer aller wie, wohin gefahren ist; stellen wir
wertfrei fest, dass es eine magische Grenzlinie beim
Thimbaine gibt. Zwischen Douz und diesem Berg trafen wir
unglaublich viele Touristen. Man meint, alles was Räder hat
fährt hier zu dieser Jahreszeit hin und her. Teils mit
einheimischen Führern, Abenteueragenturen und Solofahrer. Im
südlichen Dünengebiet hingegen sind kaum mehr Spuren oder Autos
zu finden.
Südlich des Thimbaine ist alles anders, denn außer
vereinzelt auf Nomaden zu treffen, haben wir während der
gesamten Tour keinen einzigen Touristen mehr getroffen.
Vielleicht aber haben wir auch nur Glück gehabt!
Der feste Sand war tatsächlich sehr hilfreich und wir kamen
völlig problemlos bis zum „Petit de Kanis“. Ab dort, Richtung
Süden, dürfte es nicht mehr geregnet haben, denn von nun an war
der Sand sehr weich. Speziell bei den kurzen steilen Auffahrten
aus den kleinen Kesseln in mehreren Stufen aus den
Schottersenken heraus, bereitete dieser Umstand jetzt zunehmend
Probleme. Vor allem Boris, der den Schluss machte, hatte
manchmal mit dem von uns zerfurchten tiefen Sand zu kämpfen. Die
letzten 12km Luftlinie zum See waren erwartungsgemäß die
Schwierigsten. Dieser Streckenabschnitt war aber zugleich auch
der Schönste. Wir benötigten dafür 18 Fahrkilometer und
rund 8 Stunden.
Die meiste Zeit ist mit Suchen einer befahrbaren
Überquerung des nächsten Dünenriegels und genauem Abgehen
der Strecke aufgegangen. Die Abfahrt in so manche Senke ist oft
eine „Einbahn“, das sind Dünenabfahrten, die man nicht mehr
zurückkommt.
So suchten wir bereits vor Einfahren in eine solche
Senke, einen möglichen Weg am anderen Ende heraus, denn sonst
kann dieser Kessel zum „Dauerparkplatz“ werden.
Unser Unimog
verfügt mit 250PS zwar über ausreichend Leistung und
hat ein hervorragendes Leistungsgewicht, die rund 7,5t müssen
jedoch wieder irgendwie in diesem weichen Sand die steilen
Auffahrten hinauf gebracht werden. Nicht selten ist dabei
Schwung holen nicht möglich, da auf Grund der Verschneidungen
der Dünen, direkt in der Senke 90° abgebogen werden und
praktisch aus dem Stand bis zu 10m Höhenunterschied überwunden
werden müssen. Ein „Bergen“ eines hier stecken gebliebenen LKW’s
ist dann nicht mehr möglich.
Nach sehr anspruchsvollen und anstrengenden 8 Stunden, mit
einem Durchschnittverbrauch von mehr als 50l/100km beim „proMOG“,
kommen wir gegen 15:00 am See an.
Der letzte Riegel, wir riechen bereits das Wasser – wo ist Boris
?
Ausgerechnet der allerletzte Dünenriegel, wird für Boris und
seinem HZJ78 zum Dauerparkplatz. So verbringen wir alle
gemeinsam noch 30min, den See schon vor Augen, mit
Ausgrabungsarbeiten.
Der folgende Rasttag gehört dem Faulenzen, Baden,
ausgiebigen Dünenwanderungen und ausführlicher „Nomadenküche“.
Wir verlieren uns in der absoluten Ruhe der Wüste und lassen
diese unbeschreiblichen Eindrücke auf uns wirken.
„Nur derjenige, der sich voll und ganz der Wüste hingibt, den
wird sie mit all ihrer Pracht belohnen!“
Gleich nach Sonnenaufgang am nächsten Morgen brechen wir auf und
suchen unseren Weg östlich aus dem Dünenkessel hinaus. Wir
folgen vereinzelten Spuren, die sich immer wieder im Sand
verlieren. Teilweise führt uns unser Weg nur wenige hundert
Meter von der Strecke der Hinfahrt entfernt im Nachbartal zurück
zum „Petit de Kanis“.
Auch diesmal war die gefahrene Strecke
wieder an die 18 km lang, jedoch konnten wir diese Route in
knapp 5 Stunden bewältigen. Nicht ganz so imposant ist diese
Variante einfacher und in beiden Richtungen zu befahren.
Die restliche Strecke an den beiden Plateaubergen „Gur el
Kleb“ und „Gur el Mida“ vorbei verläuft fahrtechnisch
unspektakulär, führt uns dafür aber durch eine
abwechslungsreiche Landschaft an freilaufenden Kamelherden
vorbei. Lediglich in einem weitläufigen Dünenriegel ist die
Navigation etwas schwierig, da der scheinbar leichter zu
befahrende Verlauf in ein zu östliches Qued führt. Die
Dünenriegel dort verlieren sich langsam zu einem weiten
Dünenfeld. Ein Weiterkommen hier, würde viel Zeit in Anspruch
nehmen. Bis „Ksar Ghillane“ hätte man dann nur mehr
verschneidende Dünenriegel unter den Rädern.
Die groben Beschreibungen von Aziz helfen uns jetzt das
richtige Qued zu finden. Ab hier wird es immer einfacher zu
fahren und am Brunnen, westlich des „Gur el Mida“ vorbei, finden
sich immer mehr Spuren zu einer guten Piste zusammen, dort wo
der Sand den weitläufigen Regebenen weicht. Zwei Tage nach
Aufbruch vom See schlagen wir kurz vor „Ksar Ghillane“ für
diesen Reiseabschnitt unser letztes Nachtlager in den Dünen auf.
Nach einem kurzen Besuch der Oase „Ksar Ghillane“, die
leider viel von ihrem einstigem Reiz verloren hat, fahren wir
auf direktem Weg durch das nördliche Dünengebiet, am „Bir Gif el
Boum“, den wir mit dem Schlitten „bewandert“ hatten, vorbei, zum
Cafe von Achmed und weiter nach Douz.
Bei einer „Schischa“ lassen wir uns gemeinsam mit Aziz und
seinem Bruder Mashid die gewonnen Eindrücke dieser wunderschönen
Welt, dem „Bar bella Mar“ nochmals durch den Kopf gehen.
Schließlich verabschieden wir uns, für hoffentlich nicht
allzu lange Zeit, von unseren Freunden und machen uns über
Nebenstrassen und abenteuerliche Bergpässe auf den Weg nach
Tunis und nach Hause.
“Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht
vertrieben werden können !“
Teil 2: Mit dem
Hundeschlitten durch die Wüste
|