Renault Koleos - das SUV vom "Créateur d'Automobiles"
Optisch eigenständig und wider den SUV-Mainstream präsentiert sich der neue Koleos, mit dem Renault als einer der letzten großen Automobilhersteller auf den SUV-Zug aufspringt.
02.10.2008
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Die Frontpartie unverkennbar Renault, die Seitenansicht von sanften Rundungen dominiert, am ziemlich flachen Heck blitzt ein bisschen "Sports Activity Coupé" durch, dazu die gattungstypische Hochbeinigkeit: Der Renault Koleos ist einerseits eindeutig als SUV zu erkennen, unterscheidet sich aber - zumindest optisch - dennoch deutlich vom Mitbewerb. Was wohl auch notwendig ist, um sich als Spätstarter im Segment die entsprechende Aufmerksamkeit zu sichern.

Jedenfalls kann die Karosserie durchaus gefallen. Bei der praktischen Anwendung des Koleos ist wohl die zweigeteilte Heckklappe am augenfälligsten - zweigeteilt auch die Meinung der potenziellen Käufer dazu: Manche lieben sie, weil sie bei diversen Outdoor-Aktivitäten auch mal als Tischersatz bei der Brettljause durchgeht, andere hassen sie, weil sie das Beladen des mit 1.380 Litern durchaus akzeptabel großen Kofferraumes doch nicht ganz einfach macht.

Für ungetrübte Freude sorgte der Innenraum, der uns mit dezent-elegantem Luxus umfing. Schließlich hatte uns Renault die Topversion des Koleos, den "Privilège" zur Verfügung gestellt. Die Variante "carbon" lässt mit dunklem Leder, gelungenem Aludekor, beheizbaren Sitzen, einem tollen Bose-Soundsystem und einem Panorama-Glasdach kaum Wünsche offen. Angesichts der High-End-Ausstattung geht der Kaufpreis des Spitzenmodells von rund 36.500 Euro mehr als in Ordnung. Extras gibt es für diese Variante kaum noch - einzig das DVD-Navi für 2.131 Euro und eine Metallic-Lackierung um 532 Euro könnten das Haushaltsbudget noch mehr belasten. Zusätzlich zu den beschriebenen Luxus-Features erhält der Koleos-Käufer ein tadelloses, weil vollständiges Sicherheitspaket und gute ergonomische Bedingungen für eine entspannte Fahrt. Etwas ungewöhnlich, aber durchaus erlernbar ist die Bedienung des Navis mittels Schaltern an der Mittelkonsole.

Der Motor in unserem Testwagen, der 2 Liter Diesel, übte sich in kühlem Understatement, vibrations- und überaus leise verrichtete er seinen Dienst. Understatement deshalb, weil das Aggregat in seiner stärksten Ausprägung mit stolzen 173 PS für überaus sportliche Fahrleistungen sorgen kann. Diese Topmotorisierung erwirbt man um einen Aufpreis von nur rund 850 Euro gegenüber dem Standard- und wahrscheinlich Volumensmotor, dem gleichen 2 Liter Diesel mit 150 PS. Um dieses Geld gibt's auch 40 Newtonmeter extra - 360 davon gibt der 173PSer an die Kurbelwelle weiter. Erfreulich und ein wenig überraschend: Die stärkere Variante braucht nur unwesentlich mehr Sprit, 7,5 Liter Diesel gönnt sie sich auf 100 Kilometer, die 150 PS Variante kommt mit 7,3 Litern aus. Überaus akzeptable Werte für einen rund 1.700 Kilogramm schweren Wagen.

Für seine Durchzugsstärke, Elastizität und Kultiviertheit hätte sich der Motor die höchste Punktezahl verdient. Ein winziges Minus hat dies vereitelt: Unter sämtlichen Betriebsbedingungen, egal ob kalt oder heiß, schaltete sich im Motorraum der Kühlerlüfter zu - immer nur für ein paar Sekunden. Sein unangenehmes Betriebsgeräusch verlieh dem Motor eine gewisse Angestrengtheit, so also hätte man den Wagen gerade mit Topspeed über die Autobahn gejagt oder ihn stundenlang im Stau geparkt.

Gutes dürfen wir vom 6-Gang-Schaltgetriebe berichten. Über den Hebel mit dem überraschend großen Schaltknauf lässt es sich problemlos und ganz easy bedienen, die Übersetzung ist - mit Ausnahme eines, subjektiv empfunden, zu wenig weit gespreizten 2. Ganges - sehr gut gelungen.

Beim Allradantrieb (der im Unterschied zu den Basismodellen im von uns gefahrenen Topmodell "Privilège" Serie ist) griff Renault auf die Kompetenz von Allianzpartner Nissan zurück. So kommt im Koleos das selbe System wie im Qashqai zum Einsatz. Das heißt konkret: Über eine Lamellenkupplung kann die Antriebskraft an alle 4 Räder verteilt werden, im schwierigeren Terrain lässt sich das mittlere Differenzial per Knopfdruck sperren, um eine fixe Kraftaufteilung zwischen Vorder- und Hinterachse zu erreichen. Auch hier eine kleine Non-Konformität: Im Normalbetrieb ist der Allrad aktiv und muss explizit abgeschaltet werden - bei reinem Frontantrieb leuchtet am Armaturenbrett dann die Anzeige "2WD". Bei den meisten anderen SUVs ist es ja umgekehrt, dass der 4WD zugeschaltet werden muss.

Abseits dieser Erbsenzählerei unsererseits halten wir fest, dass Renault mit dem Koleos durchaus ernstzunehmende Offroad-Ambitionen hat. Sitzt eine ebenso ambitionierter Offroader hinter dem Steuer, bieten sich ihm eine Fülle an Goodies, die das SUV zu einem Fast-Geländewagen machen: Dazu zählen die Bergab- und Berganfahrhilfe, die mit 18,6 Zentimetern ausreichend dimensionierte Bodenfreiheit, die relativ kurzen Überhänge und die bereits erwähnte Möglichkeit, das Mitteldifferenzial zu sperren. Der Unterfahrschutz vorne und hinten dient allerdings ausschließlich kosmetischen Zwecken, wie auch Renault im Prospekt dankenswerterweise festhält: Die darin gefundene Wortkreation "optischer Unterfahrschutz" hat uns doch auch ein wenig amüsiert.

Dass das Fahrwerk für den Straßenbetrieb eher weich und komfortabel ausgelegt ist, kommt dem Fahrer auch im Gelände zugute: Im Unterschied zu den meisten anderen SUVs ist beim Koleos zumindest ansatzweise eine Achsverschränkung erkennbar. Das "verlängert" prinzipiell die Traktion, die dann aber - wie beim Mitbewerb - von den nicht ernsthaft geländetauglichen Straßenreifen vernichtet wird.

Doch auch wenn der Koleos mit besserer Geländegängigkeit aufwarten kann als die meisten seiner direkten Konkurrenten, wird er von den meisten Menschen wohl ausschließlich auf der Straße verwendet werden. Um das festzuhalten: Das angesprochene, recht weiche Fahrwerk macht sich hier nie negativ bemerkbar. Wanken und Schwanken gibt es dank des in allen Varianten serienmäßigen ESP kaum, der Koleos-Fahrer erfreut sich an durchaus PKW-ähnlichen Fahreigenschaften.

Während unseres einwöchigen Tests war das Wetter unglaublich schlecht - ideale Bedingungen also, ein Allradauto zu testen (Horrorbedingungen übrigens, um ein Auto zu fotographieren - siehe Bilder): Auch auf den seifig/nassen September-Straßen gab sich unser Testwagen dank ESP und permanentem Allradantrieb keinerlei Blößen.

Zusammengefasst: Individualität, ausgezeichnete Ausstattung, ansprechendes Fahrverhalten, ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis und kaum Kritikwürdiges ergeben ein sehr gelungenes Gesamtpackage - der Renault Koleos hat einen überaus positiven Eindruck hinterlassen.

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Fotos: gelaendewagen.at
 

Renault Koleos 4x4 2.0dCi 175
"Privilège Carbon"
Die Daten


Motor:
 4 Zylinder, 1.995 cm3, Common-Rail Direkteinspritzung, Turbolader mit variabler Turbinengeometrie, Ladeluftkühler, 173 PS, 360 Newtonmeter bei 2.000 U/min

Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe (optional 6-Gang-Automatik)

Länge/Breite/Höhe:
4.520/1.855/1.710mm
 
Eigengewicht:
1.655 kg

zul. Anhängelasten:
2.000/750 kg (gebremst/ungebremst)

Höchstgeschwindigkeit:
191 km/h

Verbrauch: 7,5 l

CO2-Emissionen: 197 g/km

Geländeleistungen: elektronisch gesteuerter Allradantrieb, abschaltbar: Mitteldifferenzial sperrbar, Bodenfreiheit 188 mm, Böschungswinkel 27°/31° /Vorne/hinten), Rampenwinkel 21°, Bergabfahrhilfe, Berganfahrhilfe

Basisausstattung (Auszug): ABS + EBV, Front-,  Seiten- und Windowairbags, CD-Radio mit 6 Lautsprechern, elektr. Fensterheber, ESP + ASR, manuelle Klimaanlage, Leichtmetallfelgen 17", Nebelscheinwerfer, Notrad, "Keyless Drive" mit Chipkarte

Zusatzausstattung Modell "Privilége"(Auszug):
2-Zonen-Klima, autom. Parkbremse, Dachreling, Einparkhilfe vorne und hinten, Regen- und Lichtsensor, Tempomat, beheizbare Vordersitze, Bi-Xenon, BOSE Sound SystemEinstiegsleisten in Alu, elektr. Glaspanoramadach, Lederpolsterung, Unterfahrschutz vorne und hinten, Sonnenrollos hinten


Preis des Testwagens: € 36.555,27 (Metalliclack zus. € 532,80, Navi € 2.131.20)
Basismodell "Expression" 4x4 ab € 29.810,--
 

 
Renault Koleos
 

gelaendewagen.at Test Nr. 63





 
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