Die Marrakech Express, ein Schiff der Comanav, hat 11
Stunden Verspätung. In Genua eine Stunde zu spät abgelegt, 6
Stunden für die Überfahrt länger gebraucht um dann in Sichtweite
von Tanger noch fast 4 Stunden auf einen freien Slot im Hafen zu
warten.
Das Schiff ist viel besser als sein Ruf. Die Kabinen besser in
Schuss als auf der Habib, die Duschen darinnen spenden zu jeder
Tages und Nachtzeit ausreichend heißes Wasser. Drei Mahlzeiten
sind im Ticket inbegriffen und werden ohne jedwede Kontrolle
ausgefolgt. Bloß an den Stabilisationsdüsen ( oder hat das
Schiff etwa gar keine ) sollte etwas aufgerüstet werden.
Beim Verlassen der Fähre spielen sich dann unter den vornehmlich
in Italien arbeitenden und über die Ferien heimreisenden
Marokkanern wahre Stoßstangen-, Schürzen und Blinkerdramen ab,
so schnell wollen alle runter vom Schiff.
Nach weiteren 2 Stunden sind wir dann endlich im Land und
dreißig Minuten später am Atlantikstrand bei Sidi Boukhalef
zum Übernachten.
Nun haben wir, Daniele, Günther, Georg und ich noch etwas mehr
als drei Tage, um nach Marrakech zu gelangen um den Rest unserer
kleinen Reisegruppe vom Flieger abzuholen.
Am Weg nach Süden machen wir in Volubilis, der ehemaligen
Hauptstadt der römischen Provinz Mauretania, kurz Station.
Für den Rest der Zeit beschließen wir, eine Route durch den
Atlas moyen zu suchen. Kaiserwetter erleichtert dieses
Vorhaben. Übernachtung auf 1500 m in einem Eichenwald bei
nächtlichen +12°C!Einige der gewählten „Wege“ erweisen sich
als wunderbare Einstimmung in zum Teil anmutig schöner
Landschaft auf eine noch mehr als einmonatige Reise durch das
Land. Bloß einer endet dann 50 m unterhalb eines anvisierten
Sattels auf 1900m Seehöhe, kurz vor dem Etappenziel an einem
Feld, welches die ganze Breite versperrt.
Trotz allem, wir erreichen den Airport Marrakech-Menara
noch rechtzeitig am 21.12. Mit den neu angekommenen Gudrun,
Babsi, David und Helmut bleiben wir einen weiteren Tag zum
Akklimatisieren und streifen fast ausschließlich durch die Souks
und immer wieder zum Platz der Geköpften zurück.
Unterbrochen von jus d´orange, cafe créme und immer wieder the à
la menthe. Zwischen den Wasserverkäufern,
Schlangenbeschwörern, Gebissverkäufern. Und immer in der
Menge. Gegen Abend werden auch die Musiker auf dem Platz immer
mehr und ziehen in Ihren Bann.
Weihnachten wollen wir am Meer verbringen und begeben uns
zuerst nach Essaouira. Nette Stadt, aber, da der 23.12., schon
sehr viel Touristen.
Nach einer Nacht am Campingplatz, der sehr annehmbare
sanitäre Anlagen aufweist, sonst aber gar nicht sehenswert ist,
brechen wir auf, um uns einen Platz für den 24. zu suchen und
werden auch fündig. Eine sichelförmige Sandbucht unterhalb einer
steilen Felsenküste, im Durchmesser von ca. 1,5 km und bei
Ankunft menschenleer, überzeugt uns. Überzeugt uns so sehr, dass
wir einen weiteren Tag vorort anhängen.
Als nächstes steht die klassische Route Foum Zguig – Erfoud
auf dem Programm, wo wir bis Silvester sein wollen. Nach dem
Strandaufenthalt zieht es uns weiter. Wir brechen am frühen
Nachmittag auf, folgen der Küste in Richtung Agadir und
biegen vorher, kleine Nebenwege nutzend, in Richtung
Taroudante ab, das wir in der Abenddämmerung erreichen. Für
ca. 100 € bekommen wir im Hotel Tarout Zimmer mit Dusche für
alle 8 Personen inklusive Frühstück mitten in der Stadt.
Meine Geburtstagsrunde, welche ich am Abend in einem Cafe an der
Mauer der Medina ausgebe, besteht aus Tee, Kaffee, Sprite und
Cola...........
Am Morgen besuchen wir einen Markt, um ein wenig
Silberschmuck zu besorgen. Zuhause versprochen, muss ich es
nun einlösen. Taroudante, und vor Allem Tazenakht sind
gute Plätze, nach Handel Silber fair zu erstehen. Für letzteren
Ort zahlen die Händler der Souks der Königsstädte den
Reiseunternehmen Geld dafür, diesen Ort nicht anzufahren, um
sich ihr wesentlich höheres Preisgefüge nicht zerstören zu
lassen.
Bis Igherm nehmen wir die Straße, dann biegen wir in den
Anti-Atlas ein und erreichen, dem Oued Tata
folgend die während des Polisariokrieges ehemals
nördlichste umkämpfte, gleichnamige Stadt. Über Pisten und Oueds
folgen wir dem Südrand des Anti-Atlas in Richtung Foum Zguid,
von wo wir über die nördlichere „Hauptpiste“ nach Zagora
reisen, welches wir am Abend des 29.12. erreichen.
200 m (bergab) neben dem in den Reiseführern vermerkten
Campingplatz Sindibad gibt es einen relativ neuen, sehr
empfehlenswerten: „Les jardins de Zagora“. Im
Gemeinschaftszelt des Betreibers werden wir zudem noch äußerst
lecker bekocht!
Nun haben wir zwei Tage Zeit, von hier zu unserem geplanten
Sylvestercamp in den Dünen des Erg Chebbi zu gelangen.
Bis zum Tizi´n´Tafilalet benutzen wir die Piste.
Danach folgen wir wieder Oueds oder versuchen „direkt“ unserem
Ziel näher zu kommen. Es war wunderschön, aber etwas
langwieriger. Ein relativ kleines Dünenfeld und insgesamt
drei „Freischaufelungsaktionen“ vereiteln ein rechtzeitiges
Eintreffen am Chebbi. Doch was bedeutet in dieser uniquen
Umgebung schon „rechtzeitig“?
Den Sekt nehmen wir dann im „Daya el Maider“, einem
Becken, zum Teil Teilzeitsee, zum Teil Dünenfeld. Und genug
totes Feuerholz finden wir für ein Silvesterfeuer auch.
Bis Tinrheras wählen wir den gleichen Routenstil und
biegen dann nach Rissani ab und kamen zum Sonnenuntergang in die
Sichtweite des Erg Chebbi, was für einen Erstkontakt die
empfehlenswerteste Tageszeit ist!
Nach drei Tagen ohne äußerliches Wasser quartierten wir uns
bei den „hommes bleu“, einem einer Karawanserei
nachempfundenen „Hotel“ direkt am Erg, ein. Sehr freundlich,
sehr korrekt, sauber und mit 250 Dirham pro Nacht und inkl.
Halbpension für diese Lage direkt am Fuße einer der höchsten
Dünen auch preiswert.
Nun trennen sich für zwei Tage unsere Wege. Ich bringe Babsi,
David und Gudrun ins 500 km entfernte Fes, von wo sie am 3.1.
nach Hause fliegen müssen.
Georg bringt in der Zwischenzeit den Starter seines
Pinzgauers wieder dazu das zu tun, wofür er gebaut ist und
Günther darf seinen Luftfilter und sonst noch was ausbauen, um
die Birne des Hauptscheinwerfers wechseln zu können. Na ja, Zeit
haben sie ja jetzt dafür. Dies und ein Plattfuß vom Pinzi waren
die einzigen Defekte auf den ersten 3500 km.
1000 km später (Merzouga –Fes – Merzouga ) sind wir am
4. Jänner morgens wieder „on tour“. Ziel ist nun, in den
nächsten 4 Tagen einen möglichst guten „Tribünenplatz“ an der
Etappe Ouarzazate – Guelmim der Euromilhoes Dakar zu
finden. Von Taouz bewegen wir uns entlang der algerischen
Grenze westwärts.
Abends telefoniere ich nach Hause, ob wohl alle, die ich in Fes
am Airport „ausgesetzt“ habe, auch gut dort selbst angekommen
sind. Dabei erfahre ich, dass die Rallye abgesagt wurde.
Nun sind wir auf der unbenutzten Strecke selbst. Allerdings
für diese eine Etappe (nur die „speciale“) benötigen wir
drei Tage. (Und sind trotzdem die schnellsten Österreicher
in der Serienklasse......)
Großteils dem Oued Draa folgend erreichen wir die „plage
blanche“ über einen Flusslauf, welcher rechts von Sanddünen,
links von einem Felsmassiv begrenzt wird, ziemlich in der Mitte.
Dünen bis zum Strand, und außer einem Fischer, dem wir den
frischen Fang abkaufen, kommt dort mehr als zwei Tage niemand
vorbei. Und ich war beide Tage im Meer ( 13.+14.1. ! )
Über Sidi Ifni nähern wir uns wieder Marrakech, denn nun
muss auch Helmut seinen Flieger retour nehmen. Wir verbliebenen
Vier haben noch fast fünf Tage, ehe auch unsere Fähre heimwärts
ablegt und die Zeit nutzen wir, um noch ein paar Einkäufe zu
erledigen und gemächlich nach Tanger zurückzukehren.
Sehr erwähnenswert auf dieser Route ist Safi. Ein
großer Souk und auch auf der Hauptstrasse sehr viele kleine
Händler und zu unserer wachsenden Begeisterung können wir
unbehelligt von „guides“ und „Schleppern“ mehrere Stunden
durchschlendern ohne ein einziges Mal angesprochen zu werden.
Sogar in den Geschäften lassen uns die Verkäufer fünf bis zehn
Minuten schauen, bevor sie mit uns Kontakt aufnehmen.
Am Stadtrand sind zahlreiche Töpfereien zu finden, wo das
Preisniveau zu einem größeren Einkauf verleitet, als man sich
vornimmt. Und für wen es interessant ist: Auf Bestellung bekommt
man dort handgemalte Fliesenbilder, die auch auf gemailte
Fotos oder Graphiken hin angefertigt werden. Per m² (45 Stk.)
muss man 2200 Dh rechnen.
Die letzte Nacht verbringen wir wieder an der Stelle, die
uns auch die erste Nacht beherbergte. Vor der langen
Autobahnetappe in Italien checken Georg und ich nochmals
unsere Autos durch. Alles in Ordnung! Doch am nächsten Morgen:
Der Pinzi springt nicht mehr an. Es sind noch ca. 20 km
bis zur Fähre und wir schleppen ihn bis zum Hafen. Es ist ein
Abschaltventil. Wir checken ein und parken im Schiffsbauch
ein, der Pinz am Gurt.
Beim Verlassen des Schiffs in Genua verursachen wir mit dem
Gespann ein leichtes Chaos. Doch Günther und Georg reparieren
den Wagen, noch bevor ich in die Nähe der Schengen-Kontrolle
komme. Und so geht es sich doch noch aus, dass alle Beteiligten
vollständig und auf eigener Achse aus einem wundervollen Urlaub
nach Hause kommen. Und das zählt viel. |