Royaume du Maroc:
Reisebericht Marokko
Ein Bremach, ein Pinzgauer und ein Nissan Patrol auf ihren Weg durch das "Royaume du Maroc" - das Königreich Marokko ...
10.02.2008
Die Marrakech Express, ein Schiff der Comanav, hat 11 Stunden Verspätung. In Genua eine Stunde zu spät abgelegt, 6 Stunden für die Überfahrt länger gebraucht um dann in Sichtweite von Tanger noch fast 4 Stunden auf einen freien Slot im Hafen zu warten.

Das Schiff ist viel besser als sein Ruf. Die Kabinen besser in Schuss als auf der Habib, die Duschen darinnen spenden zu jeder Tages und Nachtzeit ausreichend heißes Wasser. Drei Mahlzeiten sind im Ticket inbegriffen und werden ohne jedwede Kontrolle ausgefolgt. Bloß an den Stabilisationsdüsen ( oder hat das Schiff etwa gar keine ) sollte etwas aufgerüstet werden.

Beim Verlassen der Fähre spielen sich dann unter den vornehmlich in Italien arbeitenden und über die Ferien heimreisenden Marokkanern wahre Stoßstangen-, Schürzen und Blinkerdramen ab, so schnell wollen alle runter vom Schiff.

Nach weiteren 2 Stunden sind wir dann endlich im Land und dreißig Minuten später am Atlantikstrand bei Sidi Boukhalef zum Übernachten.

Nun haben wir, Daniele, Günther, Georg und ich noch etwas mehr als drei Tage, um nach Marrakech zu gelangen um den Rest unserer kleinen Reisegruppe vom Flieger abzuholen.

Am Weg nach Süden machen wir in Volubilis, der ehemaligen Hauptstadt der römischen Provinz Mauretania, kurz Station.

Für den Rest der Zeit beschließen wir, eine Route durch den Atlas moyen zu suchen. Kaiserwetter erleichtert dieses Vorhaben. Übernachtung auf 1500 m in einem Eichenwald bei nächtlichen +12°C!

Einige der gewählten „Wege“ erweisen sich als wunderbare Einstimmung in zum Teil anmutig schöner Landschaft auf eine noch mehr als einmonatige Reise durch das Land. Bloß einer endet dann 50 m unterhalb eines anvisierten Sattels auf 1900m Seehöhe, kurz vor dem Etappenziel an einem Feld, welches die ganze Breite versperrt.

Trotz allem, wir erreichen den Airport Marrakech-Menara noch rechtzeitig am 21.12. Mit den neu angekommenen Gudrun, Babsi, David und Helmut bleiben wir einen weiteren Tag zum Akklimatisieren und streifen fast ausschließlich durch die Souks und immer wieder zum Platz der Geköpften zurück. Unterbrochen von jus d´orange, cafe créme und immer wieder the à la menthe. Zwischen den Wasserverkäufern, Schlangenbeschwörern, Gebissverkäufern. Und immer in der Menge. Gegen Abend werden auch die Musiker auf dem Platz immer mehr und ziehen in Ihren Bann.

Weihnachten wollen wir am Meer verbringen und begeben uns zuerst nach Essaouira. Nette Stadt, aber, da der 23.12., schon sehr viel Touristen.

Nach einer Nacht am Campingplatz, der sehr annehmbare sanitäre Anlagen aufweist, sonst aber gar nicht sehenswert ist, brechen wir auf, um uns einen Platz für den 24. zu suchen und werden auch fündig. Eine sichelförmige Sandbucht unterhalb einer steilen Felsenküste, im Durchmesser von ca. 1,5 km und bei Ankunft menschenleer, überzeugt uns. Überzeugt uns so sehr, dass wir einen weiteren Tag vorort anhängen.

Als nächstes steht die klassische Route Foum Zguig – Erfoud auf dem Programm, wo wir bis Silvester sein wollen. Nach dem Strandaufenthalt zieht es uns weiter. Wir brechen am frühen Nachmittag auf, folgen der Küste in Richtung Agadir und biegen vorher, kleine Nebenwege nutzend, in Richtung Taroudante ab, das wir in der Abenddämmerung erreichen. Für ca. 100 € bekommen wir im Hotel Tarout Zimmer mit Dusche für alle 8 Personen inklusive Frühstück mitten in der Stadt.

Meine Geburtstagsrunde, welche ich am Abend in einem Cafe an der Mauer der Medina ausgebe, besteht aus Tee, Kaffee, Sprite und Cola...........

Am Morgen besuchen wir einen Markt, um ein wenig Silberschmuck zu besorgen. Zuhause versprochen, muss ich es nun einlösen. Taroudante, und vor Allem Tazenakht sind gute Plätze, nach Handel Silber fair zu erstehen. Für letzteren Ort zahlen die Händler der Souks der Königsstädte den Reiseunternehmen Geld dafür, diesen Ort nicht anzufahren, um sich ihr wesentlich höheres Preisgefüge nicht zerstören zu lassen.

Bis Igherm nehmen wir die Straße, dann biegen wir in den Anti-Atlas ein und erreichen, dem Oued Tata folgend die während des Polisariokrieges ehemals nördlichste umkämpfte, gleichnamige Stadt. Über Pisten und Oueds folgen wir dem Südrand des Anti-Atlas in Richtung Foum Zguid, von wo wir über die nördlichere „Hauptpiste“ nach Zagora reisen, welches wir am Abend des 29.12. erreichen.

200 m (bergab) neben dem in den Reiseführern vermerkten Campingplatz Sindibad gibt es einen relativ neuen, sehr empfehlenswerten: „Les jardins de Zagora“. Im Gemeinschaftszelt des Betreibers werden wir zudem noch äußerst lecker bekocht!

Nun haben wir zwei Tage Zeit, von hier zu unserem geplanten Sylvestercamp in den Dünen des Erg Chebbi zu gelangen.

Bis zum Tizi´n´Tafilalet benutzen wir die Piste. Danach folgen wir wieder Oueds oder versuchen „direkt“ unserem Ziel näher zu kommen. Es war wunderschön, aber etwas langwieriger. Ein relativ kleines Dünenfeld und insgesamt drei „Freischaufelungsaktionen“ vereiteln ein rechtzeitiges Eintreffen am Chebbi. Doch was bedeutet in dieser uniquen Umgebung schon „rechtzeitig“?

Den Sekt nehmen wir dann im „Daya el Maider“, einem Becken, zum Teil Teilzeitsee, zum Teil Dünenfeld. Und genug totes Feuerholz finden wir für ein Silvesterfeuer auch.

Bis Tinrheras wählen wir den gleichen Routenstil und biegen dann nach Rissani ab und kamen zum Sonnenuntergang in die Sichtweite des Erg Chebbi, was für einen Erstkontakt die empfehlenswerteste Tageszeit ist!

Nach drei Tagen ohne äußerliches Wasser quartierten wir uns bei den „hommes bleu“, einem einer Karawanserei nachempfundenen „Hotel“ direkt am Erg, ein. Sehr freundlich, sehr korrekt, sauber und mit 250 Dirham pro Nacht und inkl. Halbpension für diese Lage direkt am Fuße einer der höchsten Dünen auch preiswert.

Nun trennen sich für zwei Tage unsere Wege. Ich bringe Babsi, David und Gudrun ins 500 km entfernte Fes, von wo sie am 3.1. nach Hause fliegen müssen.

Georg bringt in der Zwischenzeit den Starter seines Pinzgauers wieder dazu das zu tun, wofür er gebaut ist und Günther darf seinen Luftfilter und sonst noch was ausbauen, um die Birne des Hauptscheinwerfers wechseln zu können. Na ja, Zeit haben sie ja jetzt dafür. Dies und ein Plattfuß vom Pinzi waren die einzigen Defekte auf den ersten 3500 km.

1000 km später (Merzouga –Fes – Merzouga ) sind wir am 4. Jänner morgens wieder „on tour“. Ziel ist nun, in den nächsten 4 Tagen einen möglichst guten „Tribünenplatz“ an der Etappe Ouarzazate – Guelmim der Euromilhoes Dakar zu finden. Von Taouz bewegen wir uns entlang der algerischen Grenze westwärts.

Abends telefoniere ich nach Hause, ob wohl alle, die ich in Fes am Airport „ausgesetzt“ habe, auch gut dort selbst angekommen sind. Dabei erfahre ich, dass die Rallye abgesagt wurde.

Nun sind wir auf der unbenutzten Strecke selbst. Allerdings für diese eine Etappe (nur die „speciale“) benötigen wir drei Tage. (Und sind trotzdem die schnellsten Österreicher in der Serienklasse......)

Großteils dem Oued Draa folgend erreichen wir die „plage blanche“ über einen Flusslauf, welcher rechts von Sanddünen, links von einem Felsmassiv begrenzt wird, ziemlich in der Mitte. Dünen bis zum Strand, und außer einem Fischer, dem wir den frischen Fang abkaufen, kommt dort mehr als zwei Tage niemand vorbei. Und ich war beide Tage im Meer ( 13.+14.1. ! )

Über Sidi Ifni nähern wir uns wieder Marrakech, denn nun muss auch Helmut seinen Flieger retour nehmen. Wir verbliebenen Vier haben noch fast fünf Tage, ehe auch unsere Fähre heimwärts ablegt und die Zeit nutzen wir, um noch ein paar Einkäufe zu erledigen und gemächlich nach Tanger zurückzukehren.

Sehr erwähnenswert auf dieser Route ist Safi. Ein großer Souk und auch auf der Hauptstrasse sehr viele kleine Händler und zu unserer wachsenden Begeisterung können wir unbehelligt von „guides“ und „Schleppern“ mehrere Stunden durchschlendern ohne ein einziges Mal angesprochen zu werden. Sogar in den Geschäften lassen uns die Verkäufer fünf bis zehn Minuten schauen, bevor sie mit uns Kontakt aufnehmen.

Am Stadtrand sind zahlreiche Töpfereien zu finden, wo das Preisniveau zu einem größeren Einkauf verleitet, als man sich vornimmt. Und für wen es interessant ist: Auf Bestellung bekommt man dort handgemalte Fliesenbilder, die auch auf gemailte Fotos oder Graphiken hin angefertigt werden. Per m² (45 Stk.) muss man 2200 Dh rechnen.

Die letzte Nacht verbringen wir wieder an der Stelle, die uns auch die erste Nacht beherbergte. Vor der langen Autobahnetappe in Italien checken Georg und ich nochmals unsere Autos durch. Alles in Ordnung! Doch am nächsten Morgen: Der Pinzi springt nicht mehr an. Es sind noch ca. 20 km bis zur Fähre und wir schleppen ihn bis zum Hafen. Es ist ein Abschaltventil. Wir checken ein und parken im Schiffsbauch ein, der Pinz am Gurt.

Beim Verlassen des Schiffs in Genua verursachen wir mit dem Gespann ein leichtes Chaos. Doch Günther und Georg reparieren den Wagen, noch bevor ich in die Nähe der Schengen-Kontrolle komme. Und so geht es sich doch noch aus, dass alle Beteiligten vollständig und auf eigener Achse aus einem wundervollen Urlaub nach Hause kommen. Und das zählt viel.

Text und Fotos: Michael Kratochwill

 
 
 
 
 
 
 

Der Autor mit seinem "Fang"

 
 
 
 

Text und Fotos: Michael Kratochwill





 
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