Die Modellgeschichte
Der Mitsubishi Pajero
Seit 30 Jahren dominiert Mitsubishi mit dem Pajero die Klasse der komfortablen Gelände-Allrounder auf der ganzen Welt.

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Update 13.10.2013
Text: Lukas Wieringer
Bilder: Hersteller, gelaendewagen.at

Eine faszinierende Erfolgsgeschichte, für die der Grundstein bereits 1933 mit dem Mitsubishi PX33 gelegt wurde. Der PX33, dessen Entwicklung auf einen Auftrag der japanischen Regierung zum Bau eines Militärfahrzeugs für hochrangige Offiziere zurückgeht, war nicht nur das erste japanische Fahrzeug mit Allradantrieb und Dieselmotor, sondern legte auch den Grundstein für die Allradkompetenz der Marke Mitsubishi.

Mitsubishi Pajero L040, 1981
Japan 1981: Der "Ur-Pajero": Die Europa-Premiere stand noch bevor ...

Der "Ur-Pajero" L040
Wir schreiben das Jahr 1983. Das Angebot an zivilen Geländegängern in Österreich ist klein, die wenigen verfügbaren Off-Roader sind lahm, laut und ruppig, die Geländewagen-Szene steckt in den Kinderschuhen als Mitsubishi den Import des bereits 1979 erstmals als Studie präsentierten Pajero nach Österreich aufnimmt. Der Pajero „L040“, zunächst nur als kurzer Dreitürer mit festem Dach oder als Cabrio erhältlich, war anders als seine vermeintlichen Konkurrenten, er setzte neue Maßstäbe im Fahrverhalten, im Fahrkomfort und bei der Ausstattung. Als erster Geländewagen der Welt war der Pajero von Anfang an mit Turbodiesel-Motor erhältlich, einem 84 PS starken Vierzylinder mit 2,3 Liter Hubraum und Ausgleichswellen. Der 4D55 genannte Motor beeindruckte durch seinen seidenweichen Lauf, seine ansprechenden Fahrleistungen und einen geringen Verbrauch.

Mitsubishi Pajero L040, 1982
1982: Kanger Radstand und Hochdach, zuerst ebenfalls nur für Japan

Auch oder gerade im Fahrverhalten auf befestigen Wegen setzte der L040 Maßstäbe, seine vordere Einzelradaufhängung verwöhnte die Insassen mit bisher in Geländewagen alter Schule unüblichem Komfort. Als dem Dreitürer 1985 die fünftürige Version mit langem Radstand und Hochdach zur Seite gestellt wurde war klar, dass der L040 lieber komfortabler Allrounder als harter Knochen sein will. Und seine Rolle spielte er hervorragend, der Pajero machte sich in kürzester Zeit einen Namen als Zugfahrzeug, Reisemobil, schlechtwegetaugliche Familienkutsche oder einfach als automobiles Mädchen für alles.

Mitsubishi Pajero L040, 1984
1984: Der L040 kommt endlich zu uns

Der Motor wurde zum Modelljahr 1987 überarbeitet, hatte nun 2,5 Liter Hubraum, etwas mehr Drehmoment bei identischer Leistung, hieß fortan 4D56 und sollte in die Mitsubishi-Markengeschichte eingehen wie kein Motor vor oder nach ihm. Der 2,6 Liter Benzinmotor mit Vergaser und 103 PS kam nicht über den Status eines Mauerblümchens hinweg, der zum Modelljahr 1989 präsentierte V6 3000 mit 3 Litern Hubraum und 144 PS passte besser zum souveränen Fahrerlebnis im Pajero. Bis 1991 wurde der L040 laufend modifiziert und optimiert, unter anderem mit einem Automatikgetriebe, mit Schraubenfedern an der Hinterachse, Katalysatoren für die Benzinmotoren und einen Ladeluftkühler für den Turbodiesel kamen dazu.

Mitsubishi Pajero L040, 1985
Der "Lange" folgt ihm 1985 nach Österreich

Selbst nach dem Produktionsstop des Pajero L040 zum Modelljahr 1991 gehörte er immer noch nicht zum alten Eisen und wurde von HDPIC (Hyundai Precision & Ind. Co.), einer Tochter des koreanischen Hyundai-Konzerns, weiterhin beinahe unverändert bis zum Jahr 2002 als Galloper gebaut. Von 1998 bis 2002 exportierte HDPIC den Galloper II im großen Stil in alle Welt, auch in Österreich erfreute sich der Wagen großer Beliebtheit.

Mitsubishi Pajero L040, 1989
Ein L040 aus 1989: In diesem Jahr wurde der V6 3000 präsentiert

Ab 1991: Der V20
1991
wurde der L040 vom Pajero V20 abgelöst, der modernere Optik und höheren Fahrkomfort mit der robusten und langlebigen Technik des L040 verband. Besonders bei der Allradtechnik der gehobenen GLX- und GLS-Versionen eilte der V20 mit großen Schritten vorwärts und ließ die Konkurrenz erfolgreich hinter sich. Das Allradsystem „Super Select“ verband die Vorteile eines zuschaltbaren Allradantriebs (stillgelegter vorderer Antriebsstrang) mit den Schlechtwege-Eigenschaften eines permanenten Allrads und revolutionierte die Klasse der bezahlbaren Geländewagen.

Mitsubishi Pajero V20, 1991
1991: Der Pajero V20

Der bewährte 2,5 Liter Turbodiesel mit nun 99PS musste sich in der größeren und schwereren Karosserie ganz schön abrackern, besonders im langen GLS sorgten die gedämpften Fahrleistungen schnell für Unmut. Wer nicht auf den flotten aber durstigen Benziner „V6 3000“ mit 150PS ausweichen wollte, musste sich bis 1994 zur Präsentation des 2,8 Liter Turbodiesel-Motors gedulden, der mit 125 PS und beinahe 300 Nm Drehmoment für angemessenen Vortrieb sorgte. Der 2,5 Liter Turbodiesel wurde in den einfacheren Versionen weiterhin unverändert angeboten.

Mitsubishi Pajero V20 GLS, 1997
1997: Die Topversion "GLS" des V20

Auch die Benziner-Palette wurde sukzessive ausgebaut, der 3 Liter V6 mit 150 PS wurde vom „V6 3000 24V“ mit 177 PS abgelöst und als Topmodell gesellte sich der „DOHC-24 V6 3500“ mit 3,5 Liter Hubraum und anfänglich 208 PS dazu, der auf dem Motor des Mitsubishi 3000 GT basierte und seiner Herkunft auch im Pajero alle Ehre machte. Der „GTI unter den Geländewagen“ war geboren.

Die GLS-Topversionen wurden 1997 optisch überarbeitet und sind unter anderem an bauchigeren Kotflügeln zu erkennen, die Young-, GL- und GLX-Modelle behielten ihre gewohnte Form mit den schmalen Kotflügeln bis zur Ablöse im Jahr 2000 bei. Der Pajero V20 ging als erfolgreichster und vielseitigster Pajero aller Zeiten in die Geschichte ein, in einigen Teilen der Welt wird er nach wie vor in Lizenz gebaut und erfreut sich großer Beliebtheit.

Mitsubishi Pajero V60, 2004
Der V60, hier ein Modell aus 2004

Ab 2000: Der V60
Im Jahr 2000 kam es zum großen Bruch in der Pajero-Familie. Die dritte Generation, der Pajero V60, hatte keinen separaten Leiterrahmen mehr, alle vier Räder waren einzeln an der selbsttragenden Karosserie aufgehängt. Der 2,5 Liter Turbodiesel-Motor (4D56) mit 99PS war auch im Pajero V60 immer noch erhältlich, zusätzlich bot Mitsubishi den bärenstarken 3,2 DID an, einen Turbodiesel-Direkteinspritzer mit 3,2 Liter Hubraum und anfänglich 165 PS. Der V6 GDI Benzindirekteinspritzer mit 220 PS führte in Österreich ein Schattendasein. Wie schon im Vorgänger bewährte sich der überarbeitete und verbesserte „Super-Select“-Allradantrieb auch im Pajero V60. Lediglich die Basisversion mit 4D56 war ausschließlich mit herkömmlichem Zuschaltallradantrieb namens „Easy- Select“ erhältlich.

Mit zahlreichen Sondermodellen versuchte Mitsubishi, den stagnierenden Absatz des V60 anzukurbeln, doch die Zeiten der Verkaufsrekorde schienen vorbei zu sein.

Doch der Erfolg der frühen Jahre kehrte zurück, doch in Gestalt des Pajero V20, der in abgespeckter Version mit der bulligen Karosserie der GLS-Modelle und dem altbekannten 2,5 Liter Turbodiesel mit nun 115 PS als „Pajero Classic“ von 2002 bis 2004 verkauft wurde.

Zum Modelljahr 2006 schickte Mitsubishi den 4D56 im Pajero V60 endgültig in den Ruhestand, er wurde seit 1987 ununterbrochen in den ersten drei Pajero-Generationen angeboten, im Pajero V60 blieben die Verkaufszahlen der 2,5 Liter-Version aber immer gering, die SUV-Welle forderte auch bei den Geländewagen ein umdenken. Weg vom gemütlichen Arbeitstier hin zum flotten Business- und Freizeitmobil, da passte der 3,2 Liter DID-Motor deutlich besser ins Bild.

Mitsubishi Pajero V80, 2007
2007: Das aktuelle Modell, der V80

Ab 2007: Der V80
2007
dann die große Überraschung. Ein neuer Pajero, optisch angelehnt an den zeitlosen V20, mit überarbeiteter Technik, einem optimierten und deutlich leiseren 3,2 Liter DID mit Commonrail-Direkteinspritzung und 160 PS und ungeahntem Komfort. Der wohl schönste und technisch sicherlich ausgereifteste Pajero aller Zeiten war geboren. Sogar die 100%-Differentialsperre für die Hinterachse fand wieder ihren Weg zurück in den Pajero und sorgt in Verbindung mit dem „Super-Select“-Allradsystem für Geländeeigenschaften, die herkömmlichen SUVs überlegen sind und den Pajero wieder zu dem machen, was er immer war: Ein geländegängiger Allrounder, der überall eine gute Figur macht, sei es auf der Autobahn, im Revier oder in der Innenstadt.

Mitsubishi Pajero V80, 2008
2008: Der Pajero im Test unserer Redaktion

Leider blieb die Zeit nicht stehen, SUVs übernahmen die Rolle vieler klassischer Geländewagen und auch der Pajero sackte in Sachen Verkaufszahlen ordentlich ab. Eine Leistungssteigerung auf 200 PS sollte ihn auf der Straße konkurrenzfähiger machen, geholfen hat es nichts. Aus dem Bestseller ist ein kleines Lichtlein geworden.

Mitsubishi Pajero Inform
2011: Der Pajero "Inform"im Test unserer Redaktion
Zum Testbericht

Das Jubiläum 2013: 30 Jahre Pajero
Im Einstiegsmodell um Jubiläum „30 Jahre Pajero in Österreich“, dem Pajero 3,2 DI-D Inform um 36.590 Euro, gibt’s immer noch die Allradkompetenz des einstigen Bestsellers, doch seine Zeit ist mittelfristig wohl vorbei. Modelle wie der ASX und der Outlander passen besser in die Zeit, finden mehr Zuspruch, kommen einfach besser an. Schade um den Haudegen Pajero, aber 30 Jahre Marktpräsenz und 12 Siege bei der Rallye Paris-Dakar sind ja auch nicht zu verachten.
 

Fotos: Hersteller / gelaendewagen.at





 
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