Transilvania Trophy 2009: KFZ-Lehner Offroad Team auf Platz 2
Einen ausgezeichneten 2. Platz in der offenen Klasse belegte das
KFZ-Lehner Offroad Team bei der legendär-schwierigen
Transilvania Adenture Trophy. Der vollständige Tourbericht des
Teams ...
Samstag 4.7.09
Wir treffen wir uns mit Brigitte und Ernst an der Autobahn,
unser Ziel die Transilvania Adventure Trophy 2009 in Deva. Eine
Roadbook Trophy mit zwei Wertungsklassen. Eine offene Klasse für
seriennahe Fahrzeuge und eine extreme Klasse für Prototypen und
Sonderumbauten.
Als wir Abends in Deva eintreffen ist der Parc Ferme bereits
ziemlich voll. Das Starterfeld ist international - von
Griechenland bis England und von Spanien bis Russland ist ganz
Europa vertreten. LKWs mit Tiefladeranhängern, Wohnmobile,
Servicecrews - überall geschäftiges Treiben, Autos werden von
Anhängern abgeladen, letzten Reaparturen erledigt, einige
Fahrzeuge sind gerade in der technischen Abnahme. Wir wirken
etwas verloren - keine Betreuer die um unsere Autos herumlaufen.
In einem Hotel an der Ecke die Anmeldung, ziemlich professionell
aufgezogen, durchlaufen wir alle Stationen bis hin zur
technischen Abnahme der Autos die den Abschluss der Anmeldung
darstellt. Wir bekommen FIA Aufkleber als äußeres Zeichen
unserer Startreife.
Jetzt noch schnell die schönen grobstolligen Silverstone Reifen
aufziehen und den Anhänger mit unseren Autobahnreifen am
Parkplatz abstellen. Wir schrauben selbst und per Hand - kein
Kompressor, Stromaggregate unsere Copiloten leuchten uns mit den
Taschenlampen. Doch hier haben wir schon mal kurz Pech. Bei Jeep
ist ein Befestigungsbolzen des linken Vorderrades defekt und so
können wir schon am Abend vor dem Rennen erstmals zu Werkzeug
und Ersatzteilen greifen...Kurz nach Mitternacht sind wir
fertig.
Sonntag 5.7.09
Offizieller Start des Rennens ist am Hauptplatz von Deva. Wir
rechnen damit das alles um 09.00 Uhr beginnt, tatsächlich fahren
wir aber erst gegen 13.00 Uhr durch den Startbogen. Nach ein
paar Kilometern sind wir bereits beim Prolog der Extrem Wertung
angelangt. Ein Riesenspektakel für die Leute aus Deva, ein
kleiner Rundkurs den alle Teams der Extrem Wertung bewältigen
müssen bevor es raus in die rumänischen Wälder geht. Bereits
hier fallen die ersten Autos aus.
Wir haben Startnummer 51 und sind die ersten Starter in der 2.
Gruppe und haben daher die Aufgabe die Spur durch die Wälder zu
ziehen.
3,2,1, go! Um 16.15 starten wir ins eigentliche Rennen, die
Sonne hat den ganzen Tag unbarmherzig herunter gebrannt, die
Wege sind zum größten Teil trocken und staubig aber der
Unterboden ist durch die tagelangen Regenfälle der letzten Tage
weich und im Wald müssen wir mit Schlamm rechnen. Wir geben
mächtig Gas da unser Ziel ganz klar ein Sieg ist. Leider bekommt
das unserem Jeep nicht so gut, der Motor läuft bei jeder
Steigung heiß und kühlt dann nur langsam ab. Wir haben uns nicht
verfahren, benötigten keine Winde und kommen mit einem guten
Gefühl ins erste Etappenziel. Und wir werden nicht enttäuscht,
Rang 1. nach dem ersten Tag. Wir wissen, dass ist kein
Gesamtsieg, aber ein guter Anfang!
Montag 6.7.09
Tag 2 beginnt zum Glück früher, um 09.00 Uhr stehen wir am Start
in die zweite Tagesetappe, eine Schleife vom Nordcamp wieder
zurück in Selbiges. Als Tagessieger starten wir wieder als Erste
und machen mächtig Tempo. Es geht eine Forststraße entlang, doch
nach ca. 2-3 km die Gewissheit, der Weg ist falsch! Doch wir
waren noch an keiner Kreuzung vorbei gekommen!? Also vorsichtig
retour, die nächsten Teams kommen uns schon entgegen! Plötzlich
meldet sich Brigitte über Funk: „Stop, wir haben einen Platten!"
Dank guter Teamarbeit hält uns der defekte Reifen nicht lange
auf und wir fahren gemeinsam mit anderen Teams zurück zum Start.
Dort stellt sich heraus, niemand wusste in welche Richtung wir
starten sollen und wir haben - natürlich - die falsche Richtung
genommen. Doch wir dürfen nochmals neu starten und fahren jetzt
in die richtige Richtung los. Heute macht ein rumänisches Team
mächtig Druck. Wir lassen sie passieren um durch zu hohes Tempo
keine unnötigen Schäden an den Fahrzeugen zu riskieren. Kaum
haben die Rumänen überholt versenken sie ihren Toyota auch schon
in einem mächtigen Schlammloch. Die Winden werden in Betrieb
genommen und auch wir müssen mit vereinbarten Kräften diese
Passage durchqueren. Nachkommende Teams übersehen in der Freude
das führende Team zu überholen die Windenseile und es kommt fast
zu mehreren Unfällen.
Ein Ast, der eigentlich unter dem Pajero hindurch sollte
schnellt in die Höhe und die Windschutzscheibe ist zersplittert.
Zur Freude von Brigitte, denn vor allem auf ihrer Seite sieht
man nichts mehr.
Wir kommen - wie die meisten anderen Teams auch - vor Einbruch
der Dunkelheit ins Ziel und sind heute hinter den beiden
rumänischen Teams auf Platz 3. Nachdem wir den Reservereifen
wieder repariert haben, können wir die Stimmung und das gute
Essen im Camp genießen. Schnell sind wir im Camp bekannt, denn
mit unseren beiden Copilotinnen und deren Charme geht die
Kontaktaufnahme ganz von selbst.
Dienstag 7.7.09
Tag 3: Beim morgendlichen Briefing erfahren wir das heute ein
sehr langer und schwieriger Tag auf uns wartet. 120Km
anspruchsvolles Gelände und ab Nachmittag Regen. Nachts hat es
auch geregnet. Zusätzlich macht der Jeep bereits kurz nach dem
Start Probleme. Das Lager des (keilriemengetriebenen)
Luftkompressors läuft heiß und Ölspuren zeigen nahendes Unheil
an. Der Track wird immer schwieriger und tiefe Schlammpassagen
führen zu optischen Veränderungen an unseren Fahrzeugen. Beim
Jeep wird die linke hintere Tür schwer eingedrückt und beim
Pajero verabschiedet sich der rechte Außenspiegel und Teile des
Schnorchels. Bei geringsten Steigungen müssen wir zur Winde
greifen und uns von Baum zu Baum weiterarbeiten. Anfangs noch im
dichten Teilnehmerfeld können wir uns beim Winchen weit nach
vorne arbeiten. Der Jeep läuft leider immer wieder heiß und
unser Mineralwasser wird laufend zur Kühlung verwendet.
Es ist ca. 20 Uhr und regnet seit mittags immer wieder. Wir
biegen in ein mittlerweile Hochwasser führendes Bächlein ein.
Nächster Wegpunkt 100m rechts aus dem Bachlauf raus auf einen
Weg. Nach ca. 80m eine Schrecksekunde die Motorhaube des Jeeps
taucht ins Wasser ein. Mein erster Gedanke der ZÜNDVERTEILER,
wenn der zuviel Wasser abbekommt stehen wir, Babsi weiß zum
Glück nicht so genau Bescheid, so bleibt wenigstens einer ruhig.
Aber der 6-Zylinder stampft auch im tieferen Wasser munter vor
sich hin, so kommen wir sicher aus dem Bach auf den Weg. Ernst
kann mit dem Pajero eine bessere Linie finden und sagt mir dann
das das Wasser bis zu Unterkante Heckscheibe stand. 2 Positionen
später finden wir im Roadbook eine Abzweigung zu einer
Spezialetappe. Man kann diese auch umfahren, das bringt aber
Schlechtpunkte. Wir beschließen weiterzufahren - Zitat Ernst: „
aufgeben tuat ma nur an Brief!"
Drei steile schlammige Kilometer und etliche Höhenmeter später
ist dann Schluss, das Lager des Kompressors steckt, der
Keilriemen reißt ab. Sieg und Niederlager liegen eng
beisammen.....keine Wasserpumpe, Lichtmaschine, Kompressor,
Servo,..... So, es ist dunkel, es regnet und wir stehen mitten
im Wald - ach ja, es fährt auch nur mehr eines von zwei Autos.
Vor uns geht es noch einige Höhenmeter hoch, hinter uns ziemlich
steil und schmierig bergab. So beschließen wir bis morgen
abzuwarten und unser Zelt aufzustellen. Eine Notration Chili und
Kocher haben wir genauso mit wie unsere gute Laune..
Wir beginnen den Kompressor auszubauen und Alternativen zu
überlegen. Und wenn der Kompressor nicht mehr arbeiten möchte,
dann weg mit ihm und einen kürzeren Keilriemen montieren. Zum
Glück funktioniert auch mitten in den rumänischen Wäldern unser
Mobiltelefon. So rufen wir die Veranstalter an und erklären was
uns passiert ist. Dort wiederum ist man entsetzt uns im Wald zu
wissen und kurbelt alles an um uns zu holen. Doch wir erklären
ihnen das wir hier übernachten werden und sie uns morgen
lediglich einen kurzen Keilriemen bringen möchten.
Mittwoch 8.7.09
Tag 4: Wie erwähnt, die Organisatoren arbeiten vorbildlich,
kommt an nächsten Vormittag Ionuts mit seinem Defender und
bringt einen Keilriemen. Motiviert mache ich mich ans einbauen -
und der Keilriemen passt natürlich nicht! Anders verlegt passt
er aber ohne die Lichtmaschine anzutreiben uns so fahren wir mit
ihm nach Deva um einen passenden Keilriemen zu bekommen.
Das gelingt uns auch, und nachdem wir die Fahrzeuge wieder voll
getankt und durchgecheckt haben brechen wir ins Südcamp - unser
gestriges Tagesziel - auf. Dort werden wir schon von vielen
Teilnehmern und Helfern erwartet. Doch keiner von ihnen erwartet
das wir heute - es ist bereits ½ 6 Uhr Abends - noch starten
möchten. Nach kurzem verhandeln - aufgeben gibt's nicht -
starten wir. Tatsächliche Startzeit ca. 18.00 Uhr, offizielle
Startzeit 12.00 Uhr Mittags! Das kostet wertvolle Punkte, doch
gar nicht zu starten wäre noch schlechter. In einem Hohlweg
hängt ein Baum sehr tief. Gregor fährt unten durch und da der
Pajero niedriger ist sollte es kein Problem sein. Ein Stein
rutscht weg und der Pajero fährt mit dem rechten Vorderrad
darauf und damit ist es etwas zu hoch. Ein Ast fährt auf der
rechten Seite durch die
Windschutzscheibe. Das Loch wir mit Klebeband außen und innen
abgedichtet damit zumindest kein Regen und Schlamm eindringen
kann.
Nach halber Strecke, es ist bereits dunkel, bricht ein Sturm
aus. Ernst versucht noch bei einem steilen Bergaufstück einen
Rückwährtssalto muss aber abbrechen, da Brigitte keine Lust hat
im Dunkeln die Trümmer zu suchen. Sofort brechen wir ab und
fahren auf der Straße ins Camp zurück. Hier sitzen schon alle in
den Catering-Zelten und der Schmäh rennt. Als wir dazu kommen
wollen natürlich alle wissen was los war, wie es uns
geht........Wir erzählen von den aufregenden Stunden und sind
glücklich noch immer im Rennen dabei zu sein. 4 grinsende
Österreicher schlammig von oben bis untern.
Donnerstag 9.7.09
Tag 5: Wieder eine lange Etappe, diesmal zurück vom Süd- ins
Nordcamp, wieder 120Km, wieder wechselhaftes Wetter. Aber die
Strecke soll „touristisch" sein... Wie an den Tagen zuvor,
Schlamm in Löchern, Schlamm bei Steilauffahrten, Schlamm bei
Steilabfahrten, Schlamm im Wald, Schlamm bei Schrägfahrten.
Damit es nicht zu eintönig wir dazwischen Forststraßen mit
Schotter und großen harten Schlaglöchern. Das ganze gut
durchgemixt und schön auf 120km verteilt. Die wunderbare
Landschaft mit zum Teil atemberaubender Aussicht und viele tolle
Wege vergisst man leicht wenn man an den braunen lehmigen Dreck
zurückdenkt... Mittlerweile sind zahlreiche Teams ausgefallen -
gebrochene Antriebswellen, geplatzte Kühler, Überschläge und
leider auch Verletzte. Das eine rumänische Team hat sich
überschlagen, beim anderen rumänischen Team gibt es
Motorschaden. Aber die Rumänen fahren bzw. schleppen sich weiter
- die Angst von zwei Mädels geschlagen zu werden sitzt sehr
tief.
Wir kämpfen uns durch, fahren langsamer um die Autos zu schonen,
es ist der vorletzte Tag, wir möchten ins Ziel, egal welche
Platzierung, nur ja kein Ausfall! Das bekommen wir auch ganz gut
hin. Dann beim jeep Zündaussetzer - der Zündverteiler ist nach
den vielen Wasserdurchfahrten jetzt doch nass geworden, aber wir
reinigen alles und nach kurzer Pause geht's weiter. Doch das war
noch nicht alles. Der Pajero verlangt nach immer mehr
Bremsflüssigkeit! Doch irgendwann ist unser Vorrat von 1 Liter
aufgebraucht. Ernst sagt mir plötzlich das er keine Bremse mehr
hat. Sollen wir aufgeben? Das Hirn sagt ja, das Herz sagt
versuchen wir's. Ernst will es versuchen. Wir drei überlassen
ihm die Entscheidung, er muss beurteilen ob er so fahren kann -
und er kann. 40Km fahren wir noch ohne Fußbremse und mit einer
mittlerweile ziemlich desolaten Handbremse. So erreichen wir
sehr spät das Ziel und Ernst ist nach dieser Tortour sichtlich
fertig.
Zu unserer Überraschung jubelt uns Nicole von der Orga im Ziel
zu. Wir freuen uns auch hier zu sein, aber sie jubelt. Kurz
darauf wissen wir Bescheid. Wir sind das erste Team das heute
ins Ziel kommt und die komplette Strecke gefahren ist. Jetzt
sind wir auch happy! Nach kurzer Pause versuchen wir den Fehler
zu finden, da wir zu müde sind geben wir auf und beschließen
morgen vor dem Start weiter zu reparieren.
Freitag 10.7.09
Tag 6: Bei Tageslicht finden wir die undichte Stelle der
Bremsleitung recht bald, da eine Reparatur vor Ort nicht möglich
ist schließen wir die Leitung kurz. Der Pajero bremst mit drei
Rädern, besser als mit gar keinem. Die letzte Fahrt geht ohne
große Probleme vor sich - 2x müssen wir die Winde verwenden und
kommen sehr rasch voran. Dann noch eine Schrecksekunde als beim
Pajero links vorne die Stoßdämpferaufhängung bricht. Trotz
dieses Handicaps erreichen wir auch am letzten Tag als
schnellstes Team das Ziel! Jetzt nur ins Hotel und endlich
duschen und schlafen!
Ich bin von dem vielen fahren und winchen und Auto reparieren
ziemlich erledigt, so weckt mich Babsi als wir zur Siegerehrung
gehen. Die läuft leider etwas enttäuschend ab. Die Veranstalter
sind mit dem neuen GPS-Auswertungs-System noch überfordert.
Zusätzlich müssen auch am letzten Fahrtag noch Teams aus dem
Wald geborgen werden und so hat eigentlich keiner Zeit sich um
das Abendessen zu kümmern. Lieblos werden die jeweils ersten
drei Teams aufgerufen und man hat den Eindruck das auch das
Veranstalterteam froh ist das alles vorbei ist. Wir freuen uns
letztendlich über den zweiten Platz in der Hobby Klasse, der
erste und dritte Platz gehen jeweils an ein rumänisches Team.
Alles in allem kann man sagen eine tolle Veranstaltung mit
selektiven Strecken, nicht für Offroad Anfänger geeignet. Die
Orga hat alles gegeben, war aber mit der Situation - neues
Auswertungs-System, lange Strecken mit vielen Ausfällen -
insgesamt überfordert. Das Wetter hat die liebevoll ausgesuchten
Tracks dramatisch erschwert und viele Teilnehmer waren
überfordert.
4 von 6 Tagesbestzeiten und ein Gesamt zweiter Platz sind eine
gute Ausgangsposition für nächstes Jahr.
Das KFZ-Lehner Offroad Team: Gregor Lehner und Barbara Schwankhart (oben), haben
bereits mehrere Reisen nach Rumänien und Nordafrika unternommen.
Zahlreiche Teilnahmen an den KCS Offroad Tagen
mit Podestplätzen, 3. Platz Superkarpata Trophy 2005, 2. Platz
Transilvania Adventure Trophy 2008.
Bei KFZ-Lehner werden Geländewagen repariert, aber auch umgebaut
und aufgerüstet, mehr Infos:
www.kfz-lehner.at
Brigitte und Ernst Bieber (unten), fahren schon seit über
zwanzig Jahren Offroader, haben ebenfalls Rumänien und
Wüstenerfahrung. Und Ernsts Statements von der Superkarpata
sind mittlerweile legendär.