Ab durch die Hecke:
Der Suzuki Jimny Joy im Test
Suzukis Klein-Offroader mit alten und neuen Qualitäten ...
25.03.2010
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Suzuki hat dem Jimny eine Sonderausstattung zum Sonderpreis verpasst - als "Joy" bietet der hübsche kleine Geländefloh ein attraktives Preis-Leistungsverhältnis wie noch nie. Und: einen bisher unbekannten Hauch von Luxus. Wir haben die Gelegenheit, nach längerer Zeit 'mal wieder in einem echten, leistungsfähigen Offroader zu sitzen, dennoch primär zu einem Ausflug in gröber unbefestigtes Terrain genutzt.

Wie haben sich doch die Zeiten geändert. Als der Jimny als Nachfolger des mittlerweile fast schon legendären Samurai präsentiert wurde, war die Fangemeinde noch skeptisch ob der weichen Formen des Neuen. Jetzt, einige Jährchen und einige Evolutionsstufen moderner SUVs später, gilt der Jimny als einer der letzten Vertreter der vom Aussterben bedrohten Spezies der harten Geländewagen...

Über 5 Jahre ist es mittlerweile auch her, dass wir das letzte Mal einen Jimny durch die Hecke schicken durften (siehe unseren alten Testbericht dazu). Was ist beim alten geblieben, was ist neu?

Erfreulich: Die Offroad-Eignung des Jimny ist unverändert geblieben, die Basis-Philosophie wurde nicht verändert. Dank Leiterrahmen, Starrachsen, guter Achsverschränkung, Untersetzungsgetriebe,  kurzer Überhänge und des geringen Gewichtes ist der Jimny weiterhin ein Geländekraxler erster Güte.

Auch die Karosserie wurde kaum verändert - der 3,66 Meter kurze Jimny stellt seine klassischen Geländewagenformen stolz zur Schau. Einzig das von den großen Scheinwerfern geprägte Kindchenschema der Front ist da ein Kontrast.

Ganz neu hingegen: Der im Sondermodell überraschend elegante Innenraum - ganz besonders haben uns die gediegenen, beheizbaren Teilledersitze gefallen. Auch im Package enthalten: eine Klimaanlage.

Außen sollte man das Sondermodell an abgedunkelten Scheiben und Alufelgen erkennen, interessanterweise fehlten letztere bei unserem Testwagen, dafür waren Weißwandreifen montiert, deren  ästhetische Wirkung nicht unbestritten ist. 

Zu unseren Erkenntnissen während des Tests.

Das wichtigste aus unserer Sicht: Der Jimny ist in puncto Geländetauglichkeit die klare Nummer 1 unter den Kompakt-Offroadern und erste Wahl bei allen Kunden, die einen extrem wendigen, kleinen und leichten Alleskönner für abseits befestigter Straßen suchen. Fast unglaublich, welches Gelände der Jimny befahrbar macht - ein wenig von unseren "Erfahrungen" konnten wir auf unseren Fotos festhalten.

Einzige Einschränkung: Der Benzinmotor mit 1,3 Litern Hubraum und 85 PS hat leider ein maximales Drehmoment von gerade einmal 110 Newtonmeter. Starke Steigungen im Gelände sind so nur im ersten Gang der Untersetzung und mit hoher Drehzahl zu meistern. Beim Fahren im Schritttempo ist der Grat zwischen Vorankommen und Absterben des Motors sehr, sehr eng - diese leidvolle Erfahrung mussten wir einige Male machen: Dem Benziner fehlt leider die Souveränität, die den Diesel im Jimny so auszeichnet.

Anders agiert der Motor unter "Normalbedingungen": In der Stadt macht er den Jimny zu einem recht agilen Fahrzeug, auf der Autobahn macht er bis 120 km/h auch eine ganz gute Figur, darüber wird's ein wenig zäh.

Das serienmäßige 5-Gang-Schaltgetriebe gefällt mit einer guten Abstufung, der Gangwechsel fühlt sich allerdings ein wenig teigig an.

Das schraubengefederte Fahrwerk kann in allen Situationen  durchaus gefallen und kompensiert den Startnachteil des kurzen Radstandes recht gut. Bei den Fahreindrücken bleibt uns noch, die bereits 2004 beschriebene Seitenwindanfälligkeit zu erwähnen.

Der Innenraum ist  recht eng geschnitten - kein Wunder prinzipiell angesichts der Winzigkeit der Außenhaut des Jimny. Aber durchschnittlich große Fahrer und Beifahrer durchaus ausreichend Platz vorfinden. Als 190 Zentimeter großer Tester hat man im Jimny aber doch ein kleines bis mittleres Problem. Längs ist der Sitz noch ausreichend verstellbar, die Schulterfreiheit ist hingegen gar nicht üppig. Unangenehm ist das nicht in der Höhe verstellbare Lenkrad, das dem langen Fahrer einerseits auf den Oberschenkeln aufliegt und dazu noch den Blick auf das obere Drittel des Tachos und des Drehzahlmessers verhindert.

Die 2. Sitzreihe eignet sich für vorpubertäre Kids - sobald bei diesen die ersten Pickel sprießen, sollte man sich die Anschaffung eines familientauglicheren Zweitwagens überlegen.

Denn auch der "Kofferraum" bietet eigentlich nur Platz für 2 größere Aktenkoffer, nicht aber das Wochenendgepäck einer 3- oder 4-köpfigen Familie. Bleibt in diesem Bereich das Fazit, dass der Jimny in seiner Konzeption ja ohnehin für 2 Personen ausgelegt ist, denen bei umgelegten Rücksitzen dann auch noch recht viel Stauraum zur Verfügung steht.

Was uns noch aufgefallen ist: Dass im Jahr 2004 unser erster Jimny-Testwagen genau so viel gekostet hat wie unser aktueller Benziner in der "Joy"-Sonderaustattung 5 Jahre später: 16.990 Euro. Das spricht für die gute Preispolitik Suzukis und ein generell gutes Preis-/Leistungsverhältnis. 


Erst nach der Rückgabe des Testwagens wurde uns klar: Der Jimny hat trotz leichter Fehler und kleiner Inkompatibilitäten mit unseren Knien und Schultern während des gesamten Tests ausschließlich positive Emotionen ausgelöst.

Ob er das seinem Kindchenschema, seiner Geländetauglichkeit, der gewissen Urigkeit, seiner Großstadttauglichkeit oder einfach seiner Abenteurer-Aura zu verdanken hat,  überlegen wir noch.



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Suzuki Jimny Joy im Test
Text und Fotos: gelaendewagen.at
 

Suzuki Jimny Joy
Die Daten


Motor:
4-Zylinder Benzinmotor mit elektronischer Einspritzunhg, 1.328 cm3, 85 PS, 110 Nm

Getriebe:
5-Gang-Schaltgetriebe

Verbrauch: 7,2 Liter Benzin ROZ 95 (Herstellerangabe)

CO2-Emissionen: 171 g/km

Länge/Breite/Höhe: 3.665/1.600/1.705 mm
Leergewicht:
1.090 kg
zul. Anhängelasten:
1.300/350 kg (gebremst/ungebremst)
 
Allrad/Gelände: Zuschaltbarer Allradantrieb mit Untersetzungsgetriebe, Starrachsen, Schraubenfedern, Bodenfreiheit 19 cm, 9,8 m Wendekreis, Böschungswinkel 37° vorne, 46 ° hinten

Ausstattung des Modells "Joy" (Auszug):
Servolenkung
Elektrische Fensterheber (vorne)
Zentralverriegelung
Fahrer- und Beifahrer Sitzheizung
Ledersitze in Teilleder
Lederlenkrad
Manuelle Klimaanlage
Antenne + 2 Lautsprecher
CD-Radio
Drehzahlmesser
Boden- und Kofferraumteppich
Elektrisch verstellbare und beheizbare Außenspiegel
Scheiben im Fondbereich dunkel getönt
Nebelscheinwerfer
Stoßfänger lackiert
Seitenverkleidung lackiert
Türgriffe in Wagenfarbe
Reserveradabdeckung in Wagenfarbe
Dachreling
Alufelgen
ABS
Fahrer- und Beifahrer-Airbag
Elektronische Wegfahrsperre

Preis:
€ 16.990,--
 
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gelaendewagen.at Test Nr. 87





 
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