Wie oft haben wir es schon gelesen, viele Male
auch schon selbst geschrieben. Der Toyota Hilux steht für
Unverwüstlichkeit, Robustheit, Langlebigkeit. Ist das Auto der
Forscher, Abenteurer, Weltreisenden. Die erste Wahl für alle
Outdoor-Profis, die sich auf ihren fahrbaren Untersatz zu 100
Prozent verlassen können müssen.
Unseren Redaktions-Lux haben wir seit
mittlerweile 12 Jahren. Er durfte sich schon viele Male in Sand
und Schlamm suhlen, war jahrelang unser Begleitfahrzeug bei
Offroad-Touren. Er hat dutzende andere Fahrzeuge aus dem
sprichwörtlichen Dreck gezogen. Wir haben ihn schon bis über die
Ohren in Wasserlöchern versenkt, ihn fast in Sanddünen
vergraben, sind mit ihm an sehr entlegene Plätze dieses Planeten
gefahren. Haben in diesem Auto praktisch gewohnt, waren von ihm
abhängig, wieder heil nach Hause zu kommen. Er hat uns bisher
nie enttäuscht.
Ein Blick auf ein neues Hilux-Modell ist für uns auch deshalb
immer etwas Besonderes. Vorsichtig beäugen und betasten wir den
Neuankömmling, immer etwas ängstlich, Toyota habe ihm zugunsten
des berüchtigten "Lifestyles" seiner Kernkompetenzen beraubt.
Der erste Blick auf unseren von Toyota Frey zur
Verfügung gestellten Testwagen war dann auch ein skeptischer.
Gut, weißer Lack war immer schon die erste Wahl für Abenteurer
in wärmeren Gefilden, schließlich reflektiert er viel Licht und
der Innenraum erwärmt sich weniger stark als bei dunklen Lacken
(unser Redaktions-Lux ist schwarz, wir wissen, wovon wir reden).
Dass die Front aber von einem, pardon, Schickmicki-Chrom-Bügel,
die Seitenlinie von einer Einstiegs-Schwellerleiste optisch gen
Erdboden gezogen wurde, war dann doch ein rechter Schock. Hatte
sich Toyota dem Diktat des neuen Pickup-Marktführers, jenem der
bösen Konkurrenz gebeugt? War der Hilux ein Lifestyle-Laster
geworden?
Wir taten, was wir tun mussten. Rein in den Wagen, raus aus
Wien, rein in den Wald. Forstwege gesucht und gefunden. Wurzeln,
Felsen, Erde, Schlamm, Wasser. Steigungen, Verschränkungen,
Spurrillen.
Dem Lux, dem taugte das. Der 3 Liter-Diesel werkte
tadellos, wunderbar maskulin, akustisch angenehm präsent. Der
5-Gang-Automat hielt auf unseren Wunsch die niedrigen Gänge,
das zur Verfügung stehende Drehmoment war entsprechend hoch. Ein
vertrauter Hebel - in Form, Länge und Funktion schon identisch
in unserem alten Auto eingebaut, ermöglichte das Einlegen der
Getriebeuntersetzung.
Wir kamen offroad weit, sehr weit. Wo die aus
Sicht des wahren Offroaders als Slicks zu bezeichnenden Reifen
nicht mehr weiter wussten, half oft noch die g'scheite
Traktionskontrolle. Ein bisschen vermissten wir die
Differenzialbremse an der Hinterachse, die sich mit dem ETC
nicht gut verstehen dürfte: Es gibt nur entweder/oder zu
bestellen.
Wo Böschungs- und Rampenwinkel nicht
ausreichten, schoben wir zurück, suchten uns einen alternativen
Weg. Die Haupterkenntnis, für die wir eigentlich gar nicht ins
Gelände fahren hätten müssen: Hilux, im Gelände seriös wie
immer. Einzig Rammbügel und Schwellerrohre sind im Weg. Hat
jemand ernsthafte Offroad-Ambitionen, müssen sie weg. Und
ordentliche Reifen drauf. Basta.
Zum Innenraum. Bei aller Modernisierung
des neuen Modelles hatten wir viele Deja-Vus. Optik und Haptik
erinnerten uns an vielen Stellen an unseren Alt-Lux. Rustikale
Stoffmuster, ein wenig biedere Instrumente, eine Automatik, mit
deren Wählhebel man Slalom fahren muss. Toyota hat sich um eine
Neugestaltung bemüht, auf Augenhöhe mit dem Mitbewerb agiert der
Hilux hier aber nicht. Dass die verwendeten Materialien aber wie
gewohnt robust bis unzerstörbar wirken, sich alles wunderbar
einfach bedienen lässt und fünf Personen durchaus bequem reisen
können, ist ebenso eine Erwähnung wert.
Die erfreuliche Quintessenz unserer Testfahrten: Das
Lifestyle-Diktat des Mitbewerbs geht am Toyota Hilux ziemlich
spurlos vorbei (zum Glück, wie wir als alte Fans des Wagens
sagen dürfen). Das soll nicht heißen, dass er nicht
konkurrenzfähig wäre, ganz im Gegenteil. Der Hilux spielt - wie
seit mittlerweile 44 Jahren - in einer eigenen Liga. Und
verkauft sich unverändert gut. Die Käufer wissen offensichtlich,
auf welches Auto sie sich verlassen können. "Hilux - so soll
Pickup", wär' doch gar kein schlechter Werbe-Slogan?
Toyota Hilux Doppelkabine "City" Automatik
Die Daten
Die Ladefläche des Toyota Hilux nimmt eine
Standard-Europalette (120x80 cm) längs locker auf. Ganz
knapp geht es sich nicht aus, die Palette auch quer zu verstauen.
gelaendewagen.at Test Nr. 139
Text und Fotos: (c) gelaendewagen.at