Toyotas Pritschenlaster, neueste Generation
Hilux - so muss Pickup
Wir haben die Topversion - den "City" mit 171 PS starkem 3-Liter-Motor und Automatik - getestet.
16.12.2012
Wie oft haben wir es schon gelesen, viele Male auch schon selbst geschrieben. Der Toyota Hilux steht für Unverwüstlichkeit, Robustheit, Langlebigkeit. Ist das Auto der Forscher, Abenteurer, Weltreisenden. Die erste Wahl für alle Outdoor-Profis, die sich auf ihren fahrbaren Untersatz zu 100 Prozent verlassen können müssen.
Unseren Redaktions-Lux haben wir seit mittlerweile 12 Jahren. Er durfte sich schon viele Male in Sand und Schlamm suhlen, war jahrelang unser Begleitfahrzeug bei Offroad-Touren. Er hat dutzende andere Fahrzeuge aus dem sprichwörtlichen Dreck gezogen. Wir haben ihn schon bis über die Ohren in Wasserlöchern versenkt, ihn fast in Sanddünen vergraben, sind mit ihm an sehr entlegene Plätze dieses Planeten gefahren. Haben in diesem Auto praktisch gewohnt, waren von ihm abhängig, wieder heil nach Hause zu kommen. Er hat uns bisher nie enttäuscht.

Ein Blick auf ein neues Hilux-Modell ist für uns auch deshalb immer etwas Besonderes. Vorsichtig beäugen und betasten wir den Neuankömmling, immer etwas ängstlich, Toyota habe ihm zugunsten des berüchtigten "Lifestyles" seiner Kernkompetenzen beraubt.
Der erste Blick auf unseren von Toyota Frey zur Verfügung gestellten Testwagen war dann auch ein skeptischer. Gut, weißer Lack war immer schon die erste Wahl für Abenteurer in wärmeren Gefilden, schließlich reflektiert er viel Licht und der Innenraum erwärmt sich weniger stark als bei dunklen Lacken (unser Redaktions-Lux ist schwarz, wir wissen, wovon wir reden).

Dass die Front aber von einem, pardon, Schickmicki-Chrom-Bügel, die Seitenlinie von einer Einstiegs-Schwellerleiste optisch gen Erdboden gezogen wurde, war dann doch ein rechter Schock. Hatte sich Toyota dem Diktat des neuen Pickup-Marktführers, jenem der bösen Konkurrenz gebeugt? War der Hilux ein Lifestyle-Laster geworden?
Wir taten, was wir tun mussten. Rein in den Wagen, raus aus Wien, rein in den Wald. Forstwege gesucht und gefunden. Wurzeln, Felsen, Erde, Schlamm, Wasser. Steigungen, Verschränkungen, Spurrillen.

Dem Lux, dem taugte das. Der 3 Liter-Diesel werkte tadellos, wunderbar maskulin, akustisch angenehm präsent. Der 5-Gang-Automat hielt auf unseren Wunsch die niedrigen Gänge, das zur Verfügung stehende Drehmoment war entsprechend hoch. Ein vertrauter Hebel - in Form, Länge und Funktion schon identisch in unserem alten Auto eingebaut, ermöglichte das Einlegen der Getriebeuntersetzung.
Wir kamen offroad weit, sehr weit. Wo die aus Sicht des wahren Offroaders als Slicks zu bezeichnenden Reifen nicht mehr weiter wussten, half oft noch die g'scheite Traktionskontrolle. Ein bisschen vermissten wir die Differenzialbremse an der Hinterachse, die sich mit dem ETC nicht gut verstehen dürfte: Es gibt nur entweder/oder zu bestellen.

Wo Böschungs- und Rampenwinkel nicht ausreichten, schoben wir zurück, suchten uns einen alternativen Weg. Die Haupterkenntnis, für die wir eigentlich gar nicht ins Gelände fahren hätten müssen: Hilux, im Gelände seriös wie immer. Einzig Rammbügel und Schwellerrohre sind im Weg. Hat jemand ernsthafte Offroad-Ambitionen, müssen sie weg. Und ordentliche Reifen drauf. Basta.

Zum Innenraum. Bei aller Modernisierung des neuen Modelles hatten wir viele Deja-Vus. Optik und Haptik erinnerten uns an vielen Stellen an unseren Alt-Lux. Rustikale Stoffmuster, ein wenig biedere Instrumente, eine Automatik, mit deren Wählhebel man Slalom fahren muss. Toyota hat sich um eine Neugestaltung bemüht, auf Augenhöhe mit dem Mitbewerb agiert der Hilux hier aber nicht. Dass die verwendeten Materialien aber wie gewohnt robust bis unzerstörbar wirken, sich alles wunderbar einfach bedienen lässt und fünf Personen durchaus bequem reisen können, ist ebenso eine Erwähnung wert.

Die erfreuliche Quintessenz unserer Testfahrten: Das Lifestyle-Diktat des Mitbewerbs geht am Toyota Hilux ziemlich spurlos vorbei (zum Glück, wie wir als alte Fans des Wagens sagen dürfen). Das soll nicht heißen, dass er nicht konkurrenzfähig wäre, ganz im Gegenteil. Der Hilux spielt - wie seit mittlerweile 44 Jahren - in einer eigenen Liga. Und verkauft sich unverändert gut. Die Käufer wissen offensichtlich, auf welches Auto sie sich verlassen können. "Hilux - so soll Pickup", wär' doch gar kein schlechter Werbe-Slogan?

Toyota Hilux Doppelkabine "City" Automatik
Die Daten


Motor:
Vierzylinder Dieselmotor, 2.982 cm3, 171 PS, 360 NM

Getriebe: 5-Gang-AutomatikSchaltgetriebe

Länge/Breite/Höhe:
5.260/1.860/1.765mm

Leergewicht:
1.980kg

Nutzlast:
675 kg

Max. Anhängelast:
2.500/750 kg (gebremst/ungebremst)

Verbrauch:
8,6 l (Werksangabe)
C02: 227 g/km

Offroad:
zuschaltbarer Allradantrieb, Geländeuntersetzung, elektronische Traktionskontrolle

Preis:  € 37.320,--

Nachtrag - der "Pritschentest"
 

Länge der Ladefläche 145 cm
Größte Breite der Ladefläche 140 cm
Breite zwischen den Radkästen 101 cm
Höhe des Ladebodens über Grund 85 cm
Höhe der Ladebordwand 45 cm
Höhe Ladebordwand Oberkante über Grund 130 cm

Die Ladefläche des Toyota Hilux nimmt eine Standard-Europalette (120x80 cm) längs locker auf. Ganz knapp geht es sich nicht aus, die Palette auch quer zu verstauen.

gelaendewagen.at Test Nr. 139
Text und Fotos: (c) gelaendewagen.at