Sorento mit Alles. Gebrauchtwagenhändler verwenden gerne den Begriff der "Vollausstattung",
um einen Wagen mit einigen wenigen Extras für Interessenten
attraktiver zu machen. In der Regel sind solche Angebote aber so
weit von einer echten Vollausstattung entfernt wie Knäckebrot
vom Döner Kebab.
Der neue Sorento in Topversion Active Pro
2.2 CRDI AWD hat sich den Begriff jedoch verdient. Neben den
selbstverständlichen Dingen wie Airbags hat Kia seinem
SUV-Flaggschiff auch Annehmlichkeiten wie ein schlüsselloses
Zugangs- und Startsystem, eine 2-Zonen-Klimaautomatik, ein
CD-Radio mit Navi sowie Regen- und Lichtsensor spendiert. Alles
sehr angenehm, alles serienmäßig. Die schwarz-weißen
Vollledersitze Marke "1001 Dalmatiner" inkl. Klimatisierung für
die vorderen Plätze sind auch mit dabei, müssten aber nicht
sein. Mancher mochte sie, anderen gefielen sie gar nicht.
Geschmackssache.
Und als ob die Fülle an Ausstattung nicht schon reichen würde,
hatte unser Testfahrzeug noch ein großes
Panorama-Glasschiebedach, adaptive Xenon-Frontscheinwerfer,
Lenkradheizung, Sitzheizung im Fond, den Totwinkelassistenten "BLIS"
und einen Fahrspurwarner an Bord. Das macht dann mehr als 50.000
Euro Endpreis. Schnäppchen sehen anders aus, im Vergleich zur
deutschen Konkurrenz überzeugt der Preis des Sorento
"ausstattungsbereinigt" - um auch ein Vokabel der
Automobilhändlersprache zu verwenden - aber trotzdem.
Was auch für die Optik im Innenraum
gilt. Bis auf einige kleine Details, an denen der Preisvorteil
sichtbar wird, wirkt das schlichte Interieur edel, sauber
verarbeitet, der Fahrzeugklasse durchaus angemessen.
Vollausstattung eben. Weniger positiv ist uns die mangelnde
Kopffreiheit aufgefallen. Insassen mit Gardemaß stoßen sich
bedingt durch das Panoramadach am Innenhimmel genauso wie an der
dadurch bedingten flachen Sitzposition.
Und scharf.
Wenn schon Vollausstattung, dann muss es schon auch der scharfe
Diesel mit Sechsgang-Automatik sein. Der macht dem
Mittelklasse-SUV ordentlich Beine, stemmt 197 PS Leistung
und ein Drehmoment von 422 Nm. Damit kann man arbeiten.
Jederzeit liegt ausreichend Power an, vor allem der bärige
Durchzug auf der Autobahn sorgt regelmäßig für hochgezogene
Mundwinkel und überraschte Hintermänner, die das Drängeln meist
schnell einstellen. Dass sich der Durchschnittsverbrauch des
stark gewürzten Sorento 2,2 CRDI Automatik trotz gelegentlicher
Zwischenspurts, fehlendem Start/Stopp-System und nicht immer
ganz sparsamer Fahrweise unter 9 Litern eingependelt hat,
geht da völlig in Ordnung.
Die Fotos zu unserem Testbericht
entstanden nicht vor einer Döner-Bude,
sondern im wunderbaren burgenländischen Barock-Schloss Halbturn
Abseits befestigter Pfade musste sich
der Sorento bei uns nicht nennenswert bewähren, allein die
19-Zöller mit Niederquerschnittreifen namens „City-Venture“
sollten erklären, warum. Sein permanenter Allradantrieb, der die
Vorderräder permanent und die Hinterachse partiell antreibt,
reagiert aber schnell genug auf Traktionsschwächen und lässt
sich bei Bedarf auch manuell sperren. Wirklich in seinem Element
ist der Sorento trotzdem nicht neben, sondern auf der Straße.
Und dank Einparkassistent und Rückfahrkamera verliert auch der
Stadtverkehr seinen Schrecken.
Der neue Kia Sorento ist gut abgeschmeckt, bekömmlich und im
Vergleich zur Konkurrenz günstig zu haben. Doch nur wer zum
Active Pro 2.2 CRDi AWD greift, bekommt ihn "mit Alles und
scharf“.
gelaendewagen.at Test Nr. 149
Fotos und Text: gelaendewagen.at