ÖAMTC-4x4-Reifentest: "Falsch bereift sind Geländewagen
gefährlich unterwegs"
All/Terrain-Reifen mit Nachteilen bei verschiedenen
Straßenzuständen ...
18.2.2003
Ein vom ÖAMTC durchgeführter 4x4-Vergleichstest ergab, dass
Fahrer von vierradgetriebenen Fahrzeugen oft gefährlich
unterwegs sind. "Dass Lenker von schweren Geländewagen die Frage
der richtigen Bereifung nicht vergessen können, nur weil sie
über Allradantrieb und Bodenfreiheit verfügen, haben die
Testergebnisse mit All/Terrain-Reifen gezeigt", sagt Willy
Matzke, ÖAMTC-Leiter des Projekts Reifen, Fahrbahn, Fahrwerk.
Anstoß für diese Testserie gab die Tatsache, dass klassische
Geländewagen üblicherweise mit All/Terrain-Reifen ausgeliefert
werden.
Auf einer Schneefahrbahn liefern All/Terrain-Reifen zwar etwas
bessere Werte als Sommerreifen, gegen die Winterreifen haben sie
im allerdings keine Chance. An jener Stelle, wo das
winterbereifte Auto aus 80 km/h zum Stillstand kommt, fährt der
Wagen mit Sommerreifen noch mit 50 km/h. Aber auch der Wagen mit
All/Terrains schießt noch mit gut 35 km/h an diesem Punkt
vorbei. "Ein kapitaler Crash ist die Folge, wenn hier ein
Hindernis steht", so ÖAMTC-Techniker Franz Peleska. "Beim
Bremsen auf Schnee helfen dem Offroader seine robuste Technik
und der Allradantrieb alleine also nichts, wenn die Bereifung
nicht stimmt."
Auch in Punkto Traktion, einem der wichtigsten Gründe für den
Kauf eines Offroaders, sprechen die Testergebnisse für die
Winterbereifung. Während ein Fahrzeug mit Winterreifen auf
Schnee nichts aufhält, hat ein mit All/Terrain bereifter Wagen
17 Prozent weniger Vortrieb. Dass der Sommerreifen nur noch den
halben Vortrieb liefert, spürt man auch ohne Messgeräte.
"Sogar Niederquerschnitts-Breitreifen für Geländewagen müssen
aufgrund der Testergebnisse als gefährlich eingestuft werden,
wenn sie auf Schnee zum Einsatz kommen", erläutert Peleska. Der
Geländewagen erreicht nur etwa ein Drittel des Vortriebs eines
guten Winterreifens und verliert somit den Vorteil des
Allradantriebs. Mit anderen Worten: Ein durchschnittlicher Pkw
mit Winterreifen würde dem Geländewagen am Berg davonfahren.
Wichtiges Detail am Rande: Sobald der Winter vorbei ist, sollten
4x4-Fahrer die Winterreifen schleunigst abmontieren. "Bei warmer
Witterung ruinieren die schweren Offroader binnen Kürze die
Lauffläche der Winterreifen, die aus einer sehr weichen
Gummimischung bestehen, viel rascher als dies bei einem Pkw der
Fall wäre", weiß Franz Peleska.
Eindeutige Ergebnisse liefern auch die Sommerversuche mit
Geländewagen auf trockener und nasser Fahrbahn. Wo auf nasser
Fahrbahn der Wagen mit Sommerreifen aus 100 km/h bereits steht,
zieht das winterbereifte Fahrzeug noch mit 24 km/h vorbei, der
Wagen mit ATs hat noch 15 km/h Restgeschwindigkeit abzubauen.
"Allemal genug für einen leichten Blechschaden, oder einen
verletzten Passanten", so Peleska. Auf trockener Fahrbahn werden
keine besseren Verzögerungswerte erzielt. Nach Ansicht der
Experten, geht dies meist auf überforderte Bremsanlagen von
Geländewagen zurück.
Die original montierten All/Terrain-Reifen sind ein Kompromiss,
der teuer werden kann. "Die Testergebnisse belegen, dass Lenker
von Geländewagen gut beraten sind, sich mit einem zweiten Satz
Reifen auszurüsten, um das ganze Jahr über sicher unterwegs zu
sein", resümiert ÖAMTC-Testleiter Franz Peleska.
Sind die Universalreifen einmal verschlissen, sollten unbedingt
reine Sommerreifen aufgezogen werden. Die Investition in einen
Satz Felgen und Winterreifen sollte im Sinne der
Verkehrssicherheit lieber früher als später erfolgen. Außerdem
ist bei schweren Offroadern der Sicherheitsgewinn durch
Winterreifen von größter Bedeutung, speziell wenn das Fahrzeug
in einer Notsituation plötzlich zum Stillstand gebracht werden
muss.
"4x4-Fahrzeuge täuschen zwar eine hohe Sicherheit vor, können
aber in Wahrheit eine große Gefahr darstellen", schließt Willy
Matzke. Ursachen dafür liegen in der großen Masse, den
schlechteren Bremsen, einem schlechteren Crashverhalten, und
einem vielfach problematischen Fahrwerk. Vor allem aber wird an
der Reifenqualität zuviel gespart. Matzke: "Damit der boomende
Markt an 4x4-Fahrzeugen nicht die Verkehrssicherheit gefährdet,
setzen wir mit unseren Tests ein Zeichen."