Mehr Fotos! Mit dem
Sondermodell rückt Mazda den B-2500 nach längerer
"Marketing-Absenz" wieder ins Rampenlicht, seit den "Bigfoot"-Modellen
hatte es vom Wagen ja nur recht wenig zu hören gegeben. Der
Taifun wurde mit vielen optisch wirksamen Accessoires
hochgerüstet und zeigt auf, dass er mehr als nur ein
ernstzunehmender Mitbewerber im Pickup-Segment ist.
Der Mazda-Pickup gehört de facto zu den großen Pickups auf dem
heimischen Markt. Fast amerikanisch sind die
Platzverhältnisse im Innenraum und auch auf der Ladefläche. Kein
Wunder, ist der B-2500 doch nahezu baugleich mit dem Ranger,
dem Pickup des für 4x4-Üppigkeit bekannten Ford-Konzerns. So
bietet der Wagen 4 Personen mehr als ausreichend Platz für eine
entspannte Fahrt. Ein fünfter Passagier darf auch noch an Bord
und hat - mit Abstrichen - ebenfalls ausreichend Platz: Er muss
seine Beine um die Becherhalter der auch nach hinten ausladenden
Mittelkonsole drapieren und außerdem mit einem Beckengurt
auskommen.
Dennoch - der Innenraum des Doppelkabiner überrascht
ungemein positiv. Neben dem vielen Platz besticht der Mazda mit
straffen, aber dennoch sehr bequemen Sitzen, die ganz
pickup-untypisch dezent-elegant gemustert sind, einem modern
gestylten Armaturenbrett mit gebürsteten Metallapplikationen und
generell äußerst hoher Qualitätsanmutung. Mit den elektrischen
Fensterhebern, den ebenso verstellbaren Außenspiegeln, der
Klimaanlage und dem Sony-CD-Radio fühlt man sich fast wie an
Bord einer Luxuslimousine.
Den Beinamen "sanfter Riese" versteht man, sobald man den
Motor gestartet hat. Auch hier eine Überraschung: Sonor,
ganz im Stil eines deutlich hubraumstärkeren Motors blubbert der
2,5-Liter große Turbodiesel im Stand vor sich hin - ein
adäquates Geräusch für einen mächtigen, knapp über 5 Meter
langen Wagen. Und auch im Fahrbetrieb gibt sich der
Selbstzünder recht souverän und für seine 109 PS
überraschend kräftig. Obwohl man aufgrund der Abmessungen und
des Gewichts des Autos automatisch mehr Abstand zum Vordermann
lässt, schwimmt es sich mit dem Taifun im Verkehr gut mit,
sowohl in der Stadt als auch auf Landstraßen. Auf der Autobahn
rollt man mit 120 km/h recht bequem dahin, über dieser
Geschwindigkeit wirkte der Motor - wohl auch aufgrund des
mächtigen Gegenwindes während des Tests, schon deutlich
angestrengt. Kein Motor also für Autobahnraserei - die tut man
sich als Pickupfahrer allerdings ohnehin nicht an und passt sich
dem lässigen Phlegma des Wagens mit ein wenig reduzierter
Geschwindigkeit an.
Das Getriebe ist da schon etwas kritischer zu betrachten.
Dieses schränkt den souveränen und ruhigen Fahrstil, den man
sich gerade angewöhnen wollte, leider ein wenig ein. Die beiden
ersten Gänge sind nämlich sehr kurz übersetzt, beim Wegfahren
von der Kreuzung ist schnellstes Schalten angesagt. Zwar liefert
der Motor auch bei niedrigsten Drehzahlen schon ausreichend
Drehmoment, ein Wegfahren mit dem 2. Gang lässt sich auch nur
mit etwas Vorgas und sensiblem Kupplungsfuß bewerkstelligen und
ist somit sicher auch keine optimale Lösung. Ab dem 3. Gang
versöhnen sich Motor und Getriebe allerdings wieder so
herzerfrischend, dass man ihnen die Disharmonie während der
ersten beiden Gänge nachsieht.
Zum Allradantrieb: Der ist beim Mazda - bedingt - während
der Fahrt zuschaltbar. Wieso bedingt? Weil dazu die
elektronischen Freilaufnaben gesperrt sein müssen - dies aber
nur im Stand erfolgen kann. Das Prozedere also: Glaubt man,
Allradantrieb zu benötigen, hält man das Fahrzeug an, schaltet
mit dem Verteilergetriebehebel von 2H auf 4H. Damit werden
natürlich auch die Freilaufnaben gesperrt, was sich am
Armaturenbrett durch das Aufleuchten eines Lämpchens
manifestiert. Ab diesem Zeitpunkt lässt sich während der Fahrt
beliebig zwischen 2H auf 4H hin und her schalten. Bessern sich
die Straßenbedingungen soweit, dass man sicher keinen 4WD mehr
benötigt, legt man 2H ein und kann man mittels eines Schalters
die Freilaufnaben wieder freigeben. Über eine Untersetzung
verfügt der B-2500 ebenfalls, die ist mit 2,21:1 auch recht gut
und kurz. An der Hinterachse werkt eine Diffenzialbremse mit
einer Sperrwirkung von 40 Prozent.
Schande über uns - wir geben es zu - wir haben den Wagen gegen
unsere Gewohnheiten nicht im Gelände getestet. Die während des
Tests herrschenden winterlichen Verhältnisse und die am Wagen
leider noch montierten Sommerreifen hätten eine solchen zu sehr
verfälscht. Schon auf dem Weg zum Offroad-Gelände über eine
geschotterte und verschneite Pass-Straße hatten wir so unsere
liebe Mühe und das Adrenalin einiger Tage verbraucht. Ein Wagen
ist eben nur so gut wie seine Reifen. Faktum ist, dass die
Achsen des Wirbelwindes sauber verschränken, der Motor speziell
in der Untersetzung ausgezeichnet läuft und der Wagen wendiger
ist, als man ihm aufgrund seiner Länge zutraut. Auch ist er
trotz massiver Motorhaube recht übersichtlich. Gegen gröbere
Offroad-Einsätze sprechen wohl die enorme Länge des Wagens, die
bauartbedingt langen Überhänge und der mit exakt 3 Metern ebenso
lange Radstand. Die in die Frontschürze integrierten
Nebelscheinwerfer und speziell die extrem tief angebrachte
Nebelschlussleuchte könnten zudem flott Schaden nehmen.
Das angesprochene verschränkungswillige Fahrwerk liefert
auch auf der Straße sehr guten Komfort. Wie bei Pickups üblich,
fällt aber der Unterschied zwischen Vorder- und Hinterachse
kräftig auf. Die fast amerikanisch-weiche Vorderachsfederung ist
gut, die blattgefederte Hinterachse reagiert auf Fahrbahnschäden
aller Art relativ ruppig, aber nie unangenehm. Vor Augen hat man
sich immer zu halten, dass die Federung für eine Zuladung von
nicht weniger als - exakt - 1 Tonne ausgelegt ist.
Diese Tonne bringt man auf der riesigen Ladefläche, die
jenseits der eineinhalb Meter lang ist und Platz auf nicht
weniger als 2,35 Quadratmetern bietet, locker unter.
Damit lässt sich nicht nur das gesamte Gepäck verstauen, sondern
auch noch jede Menge Freizeit- und Sport-Equipment.
Das Sondermodell zieren diverse Chrom- und
Edelstahl-Accessoires. Mächtige polierte Edelstahlrohre sind
als Schwellerschutz, Heckstoßstange und für den optisch
dominanten Überrollbügel im Einsatz. Die Teile geben dem Taifun
eine mächtige und maskuline Optik. Ob der Überrollbügel, der
statt mit dem Rahmen nur mit der recht dünnen Ladebordwand
verschraubt ist, den ursprünglich ihm zugedachten Zweck erfüllen
kann, sei in Abrede gestellt. Aber gut aussehen tut er allemal
... Zusätzlich bietet der Taifun eine praktische, robuste
Ladeflächenwanne aus Hartplastik, die bereits angesprochenen
Nebelscheinwerfer und das CD-Radio.
Zum Beau wird der Wagen auch aufgrund seiner schönen
Leichtmetallfelgen in der Dimension 7JJx15, auf die dicke
265er-Reifen aufgezogen sind. Der Standard-B-2500 muss ja
mit 205 mm schmalen Asphaltschneidern auskommen.
Das Gesamtbild des Taifun ist mehr als stimmig - auch
wenn er nicht zur Gänze dem technischen Letztstand (Motor,
Allradantrieb) entspricht. Aber es muss nicht immer (siehe oben)
Common Rail und High-Tech im Allradantrieb sein. Vielleicht
macht es gerade den Reiz des B-2500 aus, dass er konventionelle,
robuste Technik bei Motor, Getriebe und Allradantrieb mit
Arbeitstier-Qualitäten, exzellenter Verarbeitungsqualität,
gediegenem Innenraum und dem Hauch Luxus, den man sich als
Fahrer eines Pickup-Arbeitgerätes ja auch einmal verdient hat,
vereint.
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