Sanfter Riese mit rasantem Namen: Mazda B-2500 Pickup Sondermodell "Taifun" im Test
Taifune sind tropische Wirbelstürme in Ostasien, die über 250 km/h Geschwindigkeit erreichen können. So wild, rasant und ungebändigt gibt sich das Sondermodell des Mazda B-2500 allerdings nicht - im Gegenteil: Der nach dem "großen Wind" - so die wörtliche Übersetzung - benannte Wagen ist zwar ein mächtiger und maskuliner Vertreter der Kategorie Freizeitlaster, aber dennoch - im positiven Sinne - ein sanfter Riese. Im Test besticht der "Taifun" mit viel Komfort, gutem Motor und hoher Verarbeitungsqualität.
29.11.2004
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Mit dem Sondermodell rückt Mazda den B-2500 nach längerer "Marketing-Absenz" wieder ins Rampenlicht, seit den "Bigfoot"-Modellen hatte es vom Wagen ja nur recht wenig zu hören gegeben. Der Taifun wurde mit vielen optisch wirksamen Accessoires hochgerüstet und zeigt auf, dass er mehr als nur ein ernstzunehmender Mitbewerber im Pickup-Segment ist.

Der Mazda-Pickup gehört de facto zu den großen Pickups auf dem heimischen Markt. Fast amerikanisch sind die Platzverhältnisse im Innenraum und auch auf der Ladefläche. Kein Wunder, ist der B-2500 doch nahezu baugleich mit dem Ranger, dem Pickup des für 4x4-Üppigkeit bekannten Ford-Konzerns. So bietet der Wagen 4 Personen mehr als ausreichend Platz für eine entspannte Fahrt. Ein fünfter Passagier darf auch noch an Bord und hat - mit Abstrichen - ebenfalls ausreichend Platz: Er muss seine Beine um die Becherhalter der auch nach hinten ausladenden Mittelkonsole drapieren und außerdem mit einem Beckengurt auskommen.

Dennoch - der Innenraum des Doppelkabiner überrascht ungemein positiv. Neben dem vielen Platz besticht der Mazda mit straffen, aber dennoch sehr bequemen Sitzen, die ganz pickup-untypisch dezent-elegant gemustert sind, einem modern gestylten Armaturenbrett mit gebürsteten Metallapplikationen und generell äußerst hoher Qualitätsanmutung. Mit den elektrischen Fensterhebern, den ebenso verstellbaren Außenspiegeln, der Klimaanlage und dem Sony-CD-Radio fühlt man sich fast wie an Bord einer Luxuslimousine.

Den Beinamen "sanfter Riese" versteht man, sobald man den Motor gestartet hat. Auch hier eine Überraschung: Sonor, ganz im Stil eines deutlich hubraumstärkeren Motors blubbert der 2,5-Liter große Turbodiesel im Stand vor sich hin - ein adäquates Geräusch für einen mächtigen, knapp über 5 Meter langen Wagen. Und auch im Fahrbetrieb gibt sich der Selbstzünder recht souverän und für seine 109 PS überraschend kräftig. Obwohl man aufgrund der Abmessungen und des Gewichts des Autos automatisch mehr Abstand zum Vordermann lässt, schwimmt es sich mit dem Taifun im Verkehr gut mit, sowohl in der Stadt als auch auf Landstraßen. Auf der Autobahn rollt man mit 120 km/h recht bequem dahin, über dieser Geschwindigkeit wirkte der Motor - wohl auch aufgrund des mächtigen Gegenwindes während des Tests, schon deutlich angestrengt. Kein Motor also für Autobahnraserei - die tut man sich als Pickupfahrer allerdings ohnehin nicht an und passt sich dem lässigen Phlegma des Wagens mit ein wenig reduzierter Geschwindigkeit an.

Das Getriebe ist da schon etwas kritischer zu betrachten. Dieses schränkt den souveränen und ruhigen Fahrstil, den man sich gerade angewöhnen wollte, leider ein wenig ein. Die beiden ersten Gänge sind nämlich sehr kurz übersetzt, beim Wegfahren von der Kreuzung ist schnellstes Schalten angesagt. Zwar liefert der Motor auch bei niedrigsten Drehzahlen schon ausreichend Drehmoment, ein Wegfahren mit dem 2. Gang lässt sich auch nur mit etwas Vorgas und sensiblem Kupplungsfuß bewerkstelligen und ist somit sicher auch keine optimale Lösung. Ab dem 3. Gang versöhnen sich Motor und Getriebe allerdings wieder so herzerfrischend, dass man ihnen die Disharmonie während der ersten beiden Gänge nachsieht.

Zum Allradantrieb: Der ist beim Mazda - bedingt - während der Fahrt zuschaltbar. Wieso bedingt? Weil dazu die elektronischen Freilaufnaben gesperrt sein müssen - dies aber nur im Stand erfolgen kann. Das Prozedere also: Glaubt man, Allradantrieb zu benötigen, hält man das Fahrzeug an, schaltet mit dem Verteilergetriebehebel von 2H auf 4H. Damit werden natürlich auch die Freilaufnaben gesperrt, was sich am Armaturenbrett durch das Aufleuchten eines Lämpchens manifestiert. Ab diesem Zeitpunkt lässt sich während der Fahrt beliebig zwischen 2H auf 4H hin und her schalten. Bessern sich die Straßenbedingungen soweit, dass man sicher keinen 4WD mehr benötigt, legt man 2H ein und kann man mittels eines Schalters die Freilaufnaben wieder freigeben. Über eine Untersetzung verfügt der B-2500 ebenfalls, die ist mit 2,21:1 auch recht gut und kurz. An der Hinterachse werkt eine Diffenzialbremse mit einer Sperrwirkung von 40 Prozent.

Schande über uns - wir geben es zu - wir haben den Wagen gegen unsere Gewohnheiten nicht im Gelände getestet. Die während des Tests herrschenden winterlichen Verhältnisse und die am Wagen leider noch montierten Sommerreifen hätten eine solchen zu sehr verfälscht. Schon auf dem Weg zum Offroad-Gelände über eine geschotterte und verschneite Pass-Straße hatten wir so unsere liebe Mühe und das Adrenalin einiger Tage verbraucht. Ein Wagen ist eben nur so gut wie seine Reifen. Faktum ist, dass die Achsen des Wirbelwindes sauber verschränken, der Motor speziell in der Untersetzung ausgezeichnet läuft und der Wagen wendiger ist, als man ihm aufgrund seiner Länge zutraut. Auch ist er trotz massiver Motorhaube recht übersichtlich. Gegen gröbere Offroad-Einsätze sprechen wohl die enorme Länge des Wagens, die bauartbedingt langen Überhänge und der mit exakt 3 Metern ebenso lange Radstand. Die in die Frontschürze integrierten Nebelscheinwerfer und speziell die extrem tief angebrachte Nebelschlussleuchte könnten zudem flott Schaden nehmen.

Das angesprochene verschränkungswillige Fahrwerk liefert auch auf der Straße sehr guten Komfort. Wie bei Pickups üblich, fällt aber der Unterschied zwischen Vorder- und Hinterachse kräftig auf. Die fast amerikanisch-weiche Vorderachsfederung ist gut, die blattgefederte Hinterachse reagiert auf Fahrbahnschäden aller Art relativ ruppig, aber nie unangenehm. Vor Augen hat man sich immer zu halten, dass die Federung für eine Zuladung von nicht weniger als - exakt - 1 Tonne ausgelegt ist.

Diese Tonne bringt man auf der riesigen Ladefläche, die jenseits der eineinhalb Meter lang ist und Platz auf nicht weniger als 2,35 Quadratmetern bietet, locker unter. Damit lässt sich nicht nur das gesamte Gepäck verstauen, sondern auch noch jede Menge Freizeit- und Sport-Equipment.

Das Sondermodell zieren diverse Chrom- und Edelstahl-Accessoires. Mächtige polierte Edelstahlrohre sind als Schwellerschutz, Heckstoßstange und für den optisch dominanten Überrollbügel im Einsatz. Die Teile geben dem Taifun eine mächtige und maskuline Optik. Ob der Überrollbügel, der statt mit dem Rahmen nur mit der recht dünnen Ladebordwand verschraubt ist, den ursprünglich ihm zugedachten Zweck erfüllen kann, sei in Abrede gestellt. Aber gut aussehen tut er allemal ... Zusätzlich bietet der Taifun eine praktische, robuste Ladeflächenwanne aus Hartplastik, die bereits angesprochenen Nebelscheinwerfer und das CD-Radio.

Zum Beau wird der Wagen auch aufgrund seiner schönen Leichtmetallfelgen in der Dimension 7JJx15, auf die dicke 265er-Reifen aufgezogen sind. Der Standard-B-2500 muss ja mit 205 mm schmalen Asphaltschneidern auskommen.

Das Gesamtbild des Taifun ist mehr als stimmig - auch wenn er nicht zur Gänze dem technischen Letztstand (Motor, Allradantrieb) entspricht. Aber es muss nicht immer (siehe oben) Common Rail und High-Tech im Allradantrieb sein. Vielleicht macht es gerade den Reiz des B-2500 aus, dass er konventionelle, robuste Technik bei Motor, Getriebe und Allradantrieb mit Arbeitstier-Qualitäten, exzellenter Verarbeitungsqualität, gediegenem Innenraum und dem Hauch Luxus, den man sich als Fahrer eines Pickup-Arbeitgerätes ja auch einmal verdient hat, vereint.
 

 
 

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Mazda B-2500 "Taifun":
Daten und Fakten



Motor: 2,5 l 4-Zylinder Reihen-Dieselmotor mit Turbolader, 109 PS

Höchstgeschwindigkeit: 147 km/h

Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe

Allradantrieb: zuschaltbar, Geländeuntersetzung (2,21:1), elektr. Freilaufnaben, Differenzialbremse an der Hinterachse (40%)

Länge/Breite/Höhe: 5.005/1.888/1.760 mm

Eigengewicht: 1.730 kg

Radstand: 3.000 mm

Wendekreis: 13,6 m

Bodenfreiheit: 205 mm

Bremsen: vorne Scheibenbremsen belüftet, hinten Trommelbremsen

Serien-Ausstattung (Auswahl): ABS+ EBD, elektr. Wegfahrsperre, getönte Scheiben, Seitenaufprallschutz, 2 Airbags, Drehzahlmesser, elektr. Fensterheber und Außenspiegel, Klimaanlage, Sony-CD-Radio, Laderaumwanne, Edelstahl-Überrollbügel, Edelstahl-Seitenschweller, Nebelscheinwerfer, 265/70R15-Reifen auf 7-Zoll-Alufelgen

Preis: € 29.280,-- (inkl. NoVA und MwSt.)
 

 
Text und Fotos: gelaendewagen.at
Wir danken der Mazda Austria GmbH 
für die Zuverfügungstellung des Testfahrzeuges!





 
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