Wieder daheim in Marokko
Mit Ihrem Mercedes Unimog besuchten Klaudia und Andreas Piskorz Marokko. Im Vordergrund stand allerdings nicht das Offroaden - so entstand ein sehr interessanter Bericht über "Land und Leute" ...
10.02.2005
Marokko ist ein Land der Gegensätze, sowohl landschaftlich als auch kulturell. Dieses Land beherbergt 2 große Volksgruppen: Berber und Araber. Die Lebensweise dieser beiden Kulturen differenziert sehr stark. Aber auch unter den Berbern sieht man deutliche Unterschiede, zum Teil regional abhängig, zum Teil zwischen Stadt und Landbevölkerung. Und trotzdem hat man das Gefühl, dass sich ein gewisses Verhalten, eine grundsätzliche Lebenseinstellung und eine gemütliche Atmosphäre wie ein roter Faden durch das ganze Land zieht.

Vordergründig kennen viele Marokko als Land der Sehenswürdigkeiten. Wer hat nicht schon von den 5 Königsstädten mit ihren Königspalästen, der Straße der Kasbas, den Souks, den Bazaren und vom berüchtigten RIF-Gebirge gehört. Wir aber haben uns vorgenommen, hinter die Kulissen zu schauen. Vorweggenommen, nach einigen recht unterschiedlichen Reisen ist es uns teilweise gelungen, wenngleich wir noch vieles dazulernen können und wollen.

Infiziert mit dem Virus Marokko haben wir uns auf einer Kurzvisite im Jahr 1989 im Zuge einer SW-Europa Tournee mit einem VW-Bus. Innerhalb von Marokko kann man unseren Ausflug nicht unbedingt als Reise bezeichnen, bewegten wir uns gerade einmal von Sebta nach Tanger und wieder zurück. Aufgefallen ist uns aber schon damals die schöne Berglandschaft, freundliche Menschen und eine angenehme Atmosphäre.

Gedauert hat es allerdings 8 Jahre bis wir wieder einen Fuß bzw. Reifen in dieses Land setzten. 1996/97 durchquerten wir das Atlasgebirge auf unserem Weg nach Mauretanien. Im Sommer 2000 war es dann endgültig soweit, 4 Wochen wollten wird das Leben der Berber leben. Um den uns bekannten Touristengebieten auszuweichen, kreuzten wir das Mittelmeer von Almeria nach Mellila, durchquerten den mittleren und hohen Atlas von Nordosten bis Südwesten, über Midelt, Imilchil, Tinherir bis Marrakech. Den Süden und das Sandgebiet ließen wir aufgrund der doch sehr hohen Temperaturen aus. Auf dieser Reise lernten wir Mustapha kennen, der uns viel über das Land und seine Bevölkerung erzählte und der mittlerweile ein guter Freund geworden ist. Im Jahr 2002 hatten wir dann das Glück, mit ihm das "Moussem des Fianceilles", den Hochzeitsmarkt in der Nähe von Imilchil, zu besuchen. Die letzte Reise führte uns im Winter 2004/05 wieder in das Atlasgebirge und in das Dünengebiet des Oued Draa.

Mit Recht können wir sagen, wir haben alle vorkommenden Landschaftsformen in den unterschiedlichsten Witterungen kennen gelernt. Sanfte, mit Olivenbäumen bewachsene Hügel im RIF-Gebirge, weite, fruchtbar grüne Ebenen zwischen Casablanca und Marrakech, die steil abfallende Atlantikküste in der Westsahara, wo das Wasser aus Wassertanks an die Bevölkerung verteilt wird, enge, wasserreiche Schluchten im Atlasgebirge, wilde, schwarze Steinlandschaften mit hoch aufragenden Berggipfeln und tief eingeschnittenen aber fruchtbaren Tälern, schneeverwehte Hochebenen des Antiatlas, sandige Oueds und Dünen im Verlauf des Oued Draas. Und dazwischen riesige, von Menschentrubel überrannte Großstädte, einfache Steinhütten der Schäfer, Ortsgemeinschaften mit ursprünglichen Märkten, Bazare, Souks und die Berberzelte der Nomaden.

Die Berber sehen sich selbst als eine der ältesten ethnischen Bevölkerungsgruppe der Erde und bezeichnen sich als IMAZIGHREN = die FREIEN. Ihre Herkunft ist ungewiss, als vermutliche Vorgänger gelten Numider, Saramanchen und Libyer. Heute sind sie in vielen Teilen der Welt anzutreffen, vor allem bei Berg- und Nomadenvölkern, wobei Marokko den höchsten Berberanteil hat. In Marokko leben die Berber nur mehr zum Teil als Nomaden, oft auch jahreszeitlich bedingt. Als Halbnomaden überwintern sie in einfachen Steinhäusern mit ihren Schafen und Ziegen. Im Sommer zieht dann die gesamte Familie mit den traditionellen Berberzelten gemeinsam mit ihren Herden auf der Suche nach Weideplätzen umher.

Andere Gruppen wiederum leben ganzjährig in den Dorfgemeinschaften des Atlas-Gebirge und bestreiten ihren Lebensunterhalt mit Landwirtschaft. Das Landschaftsbild wird hier von der immer gleich bleibenden Anlage der Felder, Dörfer und Strassen in den einzelnen Tälern geprägt. In der Talsohle fließt der lebensnotwendige Fluss, im Sommer oft nur ein kleines Rinnsal, das im Frühjahr zu einem reißenden Strom anschwellen kann. Mit Hilfe eines ausgeklügelten Wasserverteilungssystem gelangt das kostbare Nass zu den Feldern. Diese befinden sich dort, wo es eben ist, sei es in der Talsohle oder in Terrassen den Berghang entlang nach oben. Und natürlich überall dort, wo man den Boden mit einem Pflug bearbeiten kann. Diese Pflüge werden vor allem von Mulis gezogen. Traktoren findet man nur vereinzelt und dann höchstens in den Ebenen im Norden von Marokko. Oberhalb der Felder, an den halbwegs ebenen Stellen im Gebirge, werden die Häuser aus Stein errichtet, meistens einige zusammenstehende, manchmal nur einzelne oder aber kleine Dörfer.

Zu den verschiedenen Jahreszeiten bietet sich uns allerdings ein immer wieder anderes Erscheinungsbild. Im Winter wird gepflügt, im Sommer wird das Korn geschnitten, in großen Säcken ins Tal gebracht und gedroschen, im Herbst ist der Anblick der abgeernteten Felder nicht so imposant. Bei Dörfern, denen eine größere Fläche zur Verfügung steht, gibt es einen großen Platz, wo einmal in der Woche ein Markt stattfindet. Zu diesem kommen dann alle Menschen aus der näheren Umgebung, zum Teil mit Fahrzeugen, in denen Menschen und Tiere hineingepfercht sind, oder reitend auf ihren Eseln und Mulis.

Diese Wochenmärkte zeigen uns während des Jahres immer dasselbe Bild: Obst, Gemüse, Gewürze, Tee, Haushaltswaren, Bekleidung, aufgebaut in leicht abbaubaren Ständen oder nur auf Unterlagen am Boden ausgebreitet. Jetzt, Anfang Jänner, konnten wir mehr Schafe und Ziegen sehen, da das Aide Kabir, ein Opferfest, bevorstand. In diesem Jahr wurde das Fest, zu dem jede Familie einen Hammel schlachtet, in der dritten Jännerwoche gefeiert. Manche "Standler" ziehen dabei von Markt zu Markt, vor allem die "Kringelbäcker", in Fett herausgebackenes Germteiggebäck, und "Sandwichverkäufer". So konnten wir diese beispielsweise am Samstag in Tilouggite und am Sonntag in Bin el Ouidane antreffen (Mittlerer Atlas, "Cathedrale des Roches).

Die Souks, die Märkte der großen Städte, sind im Gegensatz zum Wochenmarkt fixe Stände, die jeden Tag geöffnet sind. Hier werden die Produkte oft in Strassen sortiert angeboten. Eine Strasse für Bekleidung, eine für Haushaltswaren, Lebensmittel, etc. In den Touristenzentren, wie beispielsweise auch in Marrakech, gibt es beim Eingang zum Souk den typischen Touristenmarkt. Erst in den kleinen, verwinkelt angelegten Hintergassen gelangt man zum Souk der Einheimischen.

Die Betriebsamkeit in den großen Städten muss man einige Zeit in Ruhe und unvoreingenommen auf sich wirken lassen, bevor man eintauchen und das Treiben richtig genießen kann. Am liebsten setzen wir uns dabei in ein "Café" auf einem belebten Platz, trinken den herrlichen Tee Marrocaine oder Thé à la Menthe und beobachten den Verkehr und die Leute. Anders als in unserem "zivilisierten" Europa gibt es wenig Vorschriften, wie der Verkehr abzulaufen hat. Hier wird zwar auch manchmal ganz normal rechts gefahren, aber wenn es leichter geht, auch schon mal links. Die Mopeds schlängeln sich wagemutig zwischen den Fahrzeugen durch. Und dazwischen jede Menge Eselkarren und Fußgänger. Und obwohl dieses Treiben für unsere Augen das totale Chaos darstellt, es passiert fast nichts. Jeder passt auf jeden auf, alles fließt und mit der Zeit sehen auch wir wieder eine gewisse Ordnung in den Abläufen. Das liegt daran, dass im Gegensatz zu den Verkehrsteilnehmern bei uns, nicht jeder recht haben muss und stur seinen Vorrang erzwingen will.

Die Krönung ist der abendliche Verkehr in Casablanca. Mit unserem Reisefahrzeug, dem "proMOG", genießen wir natürlich den Vorteil, stärker und höher als die meisten anderen Verkehrsteilnehmern zu sein und können so das Geschehen 1. Reihe fußfrei genießen. Wenn man sich überwindet und "mitfließt", gewöhnt man sich auch daran. Und noch etwas fällt auf - es gibt keine grantigen Gesichter und keine ernsthaften Streitereien. Geduld zeichnet diese Menschen aus oder ist es einfach nur ein anderer Bezug zu der Zeit? In Tinherir haben wir uns bei einem Tischler ein Kästchen machen lassen. Auf Grund der Abmessungen wurde das Material berechnet und er nannte uns seinen Preis. Er könnte das Kasterl noch heute fertig tischlern, wenn wir es aber schön haben wollen, dann müssen wir bis morgen warten, denn dann muss er sich mehr Zeit lassen. Überhaupt werden nur Aufträge angenommen, wenn Geld benötigt wird. Die Berberfrauen arbeiten oft an 2-3 Teppichen gleichzeitig, abwechselnd, wie es ihnen Spaß macht. Aber manchmal wird halt nur 2 Stunden am Tag gearbeitet, manchmal mehr und manchmal überhaupt nicht.

Bei einem Berber steht nicht das Streben nach Geld im Vordergrund seines Lebens. Hat er genug für sein Leben, dann genießt er dieses. Anders sagt man über die Araber. Sie wollen Geld verdienen, sie machen Geschäfte, um noch mehr Geld zu verdienen und haben dadurch natürlich auch eine andere Arbeitsauffassung. Die Bevölkerung in den Bergen kann sich auch nicht immer aussuchen, wann sie arbeiten möchte, ist ihre Arbeit doch stark von Jahreszeit, Wetter und Anbauzyklen abhängig. Wenn man aber die Leute beobachtet, hat man nie das Gefühl, dass sie unter Zeitdruck stehen, dass sie genervt oder gehetzt sind. Im Gegenteil, es findet sich immer Zeit für ein paar Worte, für eine Einladung zum Tee. Sehr gut konnten wir diese Einstellung heuer bei den zahlreichen Straßenbauarbeitern sehen, die wir auf unserer Fahrt antrafen. Zu unserem Bedauern, manch einer wird vielleicht anders darüber denken, werden die Strassen in Marokko immer schöner ausgebaut, asphaltiert, verbreitert und vergrößert.

Was man aber bei den Arbeitstruppen beobachten konnte, war die Art und Weise, wie sie an ihre Arbeit herangegangen sind. Bis auf 2 Personen, (sie wurden im "Radl" gewechselt) haben alle am Bau der Strasse gearbeitet. Diese Beiden haben sich um ein kleines Feuer und um den Teenachschub gekümmert. Baggerfahrer, die gerade dabei waren aus einem Pfad, auf dem unser Unimog gerade Platz hatte, eine Piste zu machen, sahen uns kommen, schoben die großen Steine und das Erdreich auf die Seite, machten uns Platz und grüßten freundlich. Ihre Arbeit unterbrechen sie sofort, freuen sich jedoch, wenn wir (Europäer) nicht hetzen und ruhig abwarten. Haben wir doch von einem Straßenarbeiter, der wegen oder besser gesagt mit uns eine Teepause einlegte, gelernt; "Wer in Eile ist, der ist tot!"

Das marokkanische Bild wird auch sehr stark von den Kindern geprägt. Sie sind es vor allem, die man bei der Fahrt durch die Dörfer sieht, die man unterwegs auf der Strasse trifft, wenn sie mit ihren Schaf- und Ziegenherden unterwegs sind. Und mit ihrer Neugier allem Neuen und Fremden gegenüber, ist es auch einfach, mit ihnen in Kontakt zu kommen. In sehr abgelegenen Dörfern sind wir aber auch auf ganz schüchterne Kindergruppen getroffen, die uns lange Zeit aus der Ferne beobachtet haben, bevor sie sich trauten, unserer Einladung zu folgen und näher zu kommen.

Der Umgang mit den Kindern zeigt uns aber auch sehr deutlich die kulturellen Unterschiede der Bevölkerungsgruppen und dem eingangs erwähnten "roten Faden". Alle Familien gehen sehr liebevoll mit ihren Kindern um. Sie werden sehr früh zur Selbständigkeit erzogen, in die täglichen Familienarbeiten und Gebräuche integriert, die je nach Lebensweise sehr unterschiedlich ausfallen.

In Marokko herrscht keine allgemeine Schulpflicht. In den Berberfamilien werden Kinder nur dann in die Schule geschickt, wenn die Eltern ebenfalls eine Schule besucht haben. Oder sie gehen 3 Jahre in die Schule und werden dann herausgenommen. In manchen Bergdörfern werden sogar die dort aufgebauten Schulen von den Alten zerstört. Aus dieser Einstellung resultiert auch der unwahrscheinlich hohen Anteil an Analphabeten, der mit 43% einer der höchsten ist.

Das alles klingt recht befremdlich in unseren Ohren. Wir mit unserer leistungsorientierten Erziehung kämen nie auf die Idee, unseren Kindern keine Ausbildung zu ermöglichen, im Gegenteil, wir drängen sie dazu. Was also steckt dahinter ? Traditionsbewusstsein ? Weitergabe der fest verwurzelten Kultur ? Kinder dürfen nicht mehr lernen als der Vater, um den Respekt vor ihm nicht zu verlieren. Auf diese Weise wird ein sehr altes Kulturgut gepflegt und unverfälscht weitergegeben. Die Berber hatten nie eine eigene Schrift, sie gaben ihr Wissen mündlich weiter. Es genügte und genügt heute zum Teil noch.
Aber man kann auch die Schulbildung als Beginn des Unterganges einer Kultur sehen. Wenn die Kinder aus ihren Familie herausgerissen werden, von ihrem einfachen Nomadenleben in Städte kommen, um zu lernen und zu studieren, kommen sie auch mit einer anderen Lebensweise in Berührung. Wenn diese Jugendlichen dann wieder in den Familienverband zurückkehren, wollen sie dieses einfache Leben oft nicht mehr leben, verlassen die Familie und ziehen weg. So sterben ganze "tribes" aus. Die ursprüngliche Kultur geht verloren. Eine Wertung, ob diese Anschauung richtig oder falsch ist, steht uns nicht zu. Diese unterschiedlichen Ansichten über die Ausbildung der Kinder und die Weitergabe der Kultur sind aber mit ein Grund für die wachsenden Konflikte zwischen Arabern und Berbern, die durch die Globalisierung noch verstärkt werden. Wir haben auch beobachtet, dass es in vielen Orten immer mehr Koran-Schulen gibt, unter anderem auch eine Auswirkung der Anschläge des 11. Septembers. Kann diese Entwicklung einmal zur Gefahr für die Kultur der Berber in diesem Land werden ?
Wertfrei möchte ich von einer Begegnung mit einem Schäfer im Hohen Atlas erzählen. Auf dem Weg zum Lac Iseli, in der Nähe von Imilchil, wurden wir von einem dort Ansässigen zum Nachtmahl eingeladen und aufgefordert, bei ihm zu übernachten.

Begonnen hat es damit, dass wir die verschneite Piste zum See gefahren sind. In der Hälfte des Weges gibt es eine kleine Ansiedlung. Zunächst wollte uns der Mann nur zum Tee einladen, fuhr dann aber mit uns ein Stück des Weges und wieder retour zu seiner Hütte.

Zum Nachtmahl gab es seine Erdäpfeln und unser Fleisch. Seine Steinhütte besteht aus 4 Räumen, zwei für seine Schafe, einen für das Holz und einen Wohnraum. Der Wohnraum ein ca. 1,80 m breiter, 5 m langer Raum, in der Mitte der Decke ein kleines Loch, das jetzt im Winter mit einem durchsichtigen Plastikstück zugedeckt war. Ein Ofen, eine Tonne für das Mehl, eine Steinablage, ein paar Decken. Und hier lebt er im Winter mit seinem Sohn für ca. 3-4 Monate.

Im Sommer arbeitet er in einer Unterkunft am Lac Tilsit, geht als Führer mit den Touristen in die Berge. Dort hat er auch ein paar Worte französisch gelernt. Auf die Frage, ob sein Sohn in die Schule geht, bekamen wir die Antwort: "Nein, er muss ja die Schafe hüten." Nicht die Antwort selbst sondern die Selbstverständlichkeit dieser Aussage regt uns zum Nachdenken an.

Die Berber waren die ursprüngliche Bevölkerung von N-Afrika. Nach der römischen Herrschaft (Ende des 7. Jhdt.) mussten sich die Berber den Muslimen unterwerfen. Der Islam wurde als Religion von den Berbern übernommen. Allerdings kam es zu Diskriminierungen durch die arabischen Muslime. Seit dem 15. Jhdt. sind die Berber weitgehend arabisiert, leben aber inoffiziell stark ihre Kultur aus, vor allem bei den Touaregs in der Sahara und in dem schwer zugängigen Bergland Marokkos.

Aber auch die Europäer besetzten N-Afrika, in Marokko waren es die Franzosen. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts begannen sich die Araber gegen das französische Protektorat aufzulehnen. Damit ihr Aufstand ein Erfolg wurde, brauchten sie die landeskundigen Berber. Schon lange ist Marokko frei, die Regierungs- und Verwaltungsposten haben die Araber inne. Sie machen die Gesetze, sie registrierten alle Einwohner Marokkos. Alle bekamen Papiere. Berbernamen, die sie nicht kannten, akzeptierten sie nicht und die betroffene Person bekam einen Neuen. Nur wenige Berber kannten ihr Geburtsdatum. Dann wurde das Alter geschätzt und der 1.1. in diesem Jahr eingetragen. So mussten sich die Berber auf eine gewisse Art und Weise an die Araber anpassen. Aber nur äußerlich. Für sich selbst leben sie weiter nach dem Motto "Mach was Dir gefällt, solange Du dadurch niemanden anderen Schaden zufügst".

Für die Berber sind die Araber die kulturlosen, das Volk ohne eigene Wurzeln. Sie haben den Koran als Gesetz über ihre Lebensweise erhoben. Sie passen sich an das jeweilige Land an, in dem sie zu Hause sind. Die Berber wollen nach ihrer alten Tradition leben, nach den Gesetzen, die ihnen die Natur vorgibt. Mit den Berbern kann man nicht streiten, kann man keinen Krieg führen. Machtdenken ist ihnen fremd. Aber Schulen bauen, Kinder nach dem Koran ausbilden, Führungspositionen im Land besetzen, die das Leben aller beeinflussen - wird diese stille Unterwanderung einmal der Untergang der Berberkultur sein ? Vielleicht in Marokko, vielleicht in gewissen Gebieten, ich glaube aber nicht global gesehen. Wir sind mit dieser alten Kultur in Berührung gekommen. Wir haben das Glück gehabt, diese Menschen zu erleben und kennen zu lernen. Wir versuchen immer ein Stück dieser Lebensart mit nach Hause zu nehmen, so weit es unser Lebensraum, unsere Lebensart und unsere soziale Umgebung es zulassen. Wenn das Bedürfnis wieder so stark geworden ist, mit diesen Menschen mitzuleben, machen wir uns auf den Weg zu ihnen. Diese Zeitspanne wird aber, je mehr Wahnsinn täglich in den Nachrichten zu sehen ist, immer kürzer.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
Text und Bilder: Klaudia und Andreas Piskorz
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