Mehr Fotos! In jenem knalligen Orange hatte sich bereits
Anfang 2004 die Konzeptstudie "Range Stormer" präsentiert,
ebenso wie einige Monate später die ersten Serienmodelle des
Range Rover Sport. Land Rover dokumentierte damit auch optisch
den Aufbruch in eine neue, sportliche Ära. Dazu die
unglaublichen Leistungsdaten des Neuen: Die lange britische
Motorsporttradition war plötzlich und unerwartet wach geküsst.
"Shocking" war wohl dennoch das erste Wort, das den briitschen
4x4-Traditionalisten über die Lippen kam, als sie den Sport zu
Gesicht bekamen. Schließlich hatten Sie schon immer "klassische"
Range Rover und Defender über Hochmoore und Sumpfwiesen bewegt,
allerdings nur in zur Landschaft passenden Lackfarben. Und nun
... ein sportlicher Range Rover in Orange?
In Wirklichkeit war diese Farbwahl natürlich auch ein genialer
Marketing-Schachzug von Land Rover. Etwas ganz Neues. Für ein
neues Zielpublikum. Ein Farbe, die die Dynamik des Fahrzeuges
besser als jede Andere darstellen konnte. Dazu
Maschendrahtgrill, gewaltige Aluräder, "supercharged". Ein
Feger, ein Aushängeschild. Fast so spektakulär und auffällig wie
ein roter Ferrari - oder ein Jaguar E-Type in "british racing
green" mit Speichenfelgen.
Nach Durchsicht der ersten Produktprospekte konnte dann der
selbst ernannte britische Allradadel durchatmen: Der Range Rover
Sport konnte - thank goodness - auch mit dezenter Lackierung,
g'scheiter Diesel-Motorisierung und allerfeinster
Innenausstattung geordert werden. Als man sich dann noch mit den
technischen Schmankerl zur Schaffung der Land Rover-typischen
Geländetauglichkeit beschäftigte, wich die Skepsis schnell der
Begeisterung.
Genau ein solch "dezentes" Fahrzeug konnten wir testen, den
TDV6
in HSE-, also der Topausstattung. Und obwohl uns auch das
Knallorange gut gefallen hätte, hatten wir wieder einmal einen
Wagen in Bonatti Grey - und das ist auch schon eine kleine
Tradition: Der aufmerksamen Leserschaft wird nicht entgangen
sein, dass gelaendewagen.at ausschließlich graue Land Rover
testet. Ein Schelm, wer Übles denkt ... wir zählen uns
eigentlich nicht zu den vordergründig Konservativen. Bei einem
Wagen wie dem Range Rover darf es aber schon 'mal die richtige
Dosis Luxus sein.
Von Understatement konnte aber aber bei unserem "Earl Grey"
keine Rede sein. Dazu wirkt der Wagen schon von außen zu
selbstbewusst, mächtig, sportlich - und dennoch elegant. Blanke
Aluräder in Kombination mit der spektakulären Linienführung und
den schon zum Markenzeichen gewordenen Frontscheinwerfern - eine
unverwechselbare Erscheinung, dieser Range.
Was sich außen schon andeutet, wird innen erst ganz
offensichtlich: Man nimmt in einem Wagen Platz, der
ausstattungsmäßig zum Feinsten gehört, was der 4x4-Markt derzeit
zu bieten hat. Einschränkung: Wir sprechen vom Topmodell, dem "HSE":
Da gehört dann fast alles serienmäßig dazu, was gut und teuer
ist. Fast - denn die Ausstattungsliste lässt sich dennoch
praktisch nach Belieben erweitern, bis zum DVD-Entertainment
System mit Bildschirmen in den Kopfstützen ist alles machbar,
was das Herz begehrt.
Erster optischer Eindruck des Innenraumes: Sehr, sehr britisch
und ganz einfach wunderbar sind die Ledersportsitze in hellem Ivory, also "Elfenbein". In Kombination mit den dezenten, aber
optisch wirksamen Holzintarsien, dem Metall-Look einiger
Komponenten und dem High-Tech-Feeling, das speziell die
Mittelkonsole mit dem integrierten Navi-Bildschirm vermittelt,
wird eine einzigartige Atmosphäre geschaffen. Das zum Fahrer
orientierte Cockpit passt diesem wie ein Maßhandschuh: Exakt,
wie individuell angepasst, dabei nie eng oder aufdringlich.
Britische Noblesse also, die sich bei den Fahreindrücken nahtlos
fort setzt. Das Grollen des aus 6 Brennräumen befeuerten Diesels
dringt nur bei geöffnetem Fenster an des Fahrers Ohr. 190 PS in
Kombi mit der sehr guten 6-Gang-Automatik lassen den schweren
Wagen leichtfüßig durch Stadt und über Land, aber auch
Autobahnen wieseln. Auf letzteren sind - ohne nennenswerte
Lärmbelästigungen für die Passagiere - 193 km/h machbar. Wenn es
ein motorisches Manko gibt, dann betrifft es das
Ansprechverhalten: Die Reaktion auf einen Kickdown aus dem Stand
erfolgt erst nach einer kurzen Nachdenkpause, auf der Autobahn
jenseits der 100 km/h wird dieser "Nachdenkeffekt" noch
verstärkt. Bei wirklich hohen Geschwindigkeiten wirkt der Motor
darüber hinaus etwas träger als bei so manchem vergleichbaren
Konkurrenzprodukt.
Interessant ist, dass für den Range Rover Sport ausschließlich
die 6-Gang-Automatik erhältlich ist. Doch bei so einem Getriebe
kommt kaum jemals der Wunsch nach einer Alternative auf. Warum
auch? Fast unmerkbar wechselt der Automat die Gänge," Command
Shift" ermöglicht noch dazu auf Wunsch händische Gangwechsel
(die allerdings elektronisch beschnitten werden, damit der
Fahrer ja keinen Fehler machen kann).
Über die Geländeeigenschaften des Range Rover haben wir ja
bereits ausführlich berichtet. Zusammengefasst nochmals:
Unterschätzen Sie niemals einen Range Rover, wenn es ins Gelände
geht. Sofern Sie das Herz haben, Ihren Nobelhobel auch einmal im
Schlamm suhlen zu lassen, werden Sie erstaunt sein, was das Auto
kann. Die niveauregulierbare Luftfederung tragen dazu ebenso bei
wie die kurze Untersetzung, das sperrbare Mitteldifferenzial,
das (optionale) Sperrdifferenzial an der Hinterachse, die
überraschend gute Verschränkung und das sowieso einzigartige
Terrain Response System, mit dem man dem Auto schon vorab
mitteilt, welchen Untergrund man zu befahren gedenkt. Seien Sie
als Fahrer eines klassischen Geländewagens sehr, sehr
vorsichtig, wenn Sie dem Sport die Offroad-Tauglichkeit
absprechen möchten. Er könnte Ihnen trotz seiner
straßenorientierten Reifen gehörigst um die Ohren fahren.
Britischer 4x4-, Land- und Hochadel können Range Rover Sport
Fahrer also getrost in ihren erlauchten Kreis aufnehmen. Es wäre
doch wirklich eine marketingtechnisches Highlight für Land
Rover, wenn auch Queen Elisabeth - ihres Zeichens bekennende
Range Rover Classic Fahrerin - auch einmal in einem Sport die
Feldwege um ihre bevorzugte königliche Sommerresidenz, Balmoral
Castle, unsicher machen würde. Und die erlegten Moorhühner darin
nach Hause brächte. Für welche Motorisierung würde sie sich wohl
entscheiden? Und erst für welche Lackierung?
Mehr Infos bei uns zum Range Rover Sport:
Die Bildergalerie zum Test
Range Rover Sport: Alle technischen Details
Der Sport im ersten Onroad-Test
Die Konzeptstudie "Range Stormer" |