Allrad-Raumgleiter: Der SsangYong Rodius im Test
Beeindruckende Abmessungen, ungewöhnlich-auffälliges Design, beachtliche Fahrleistungen und - fast einmalig in der Van-Klasse - der Allradantrieb mit Untersetzung: Der Raumgleiter aus Korea hebt sich in jeder Beziehung von der Masse ab ...
18.10.2005
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Der Rodius ist sicher eines der ungewöhnlichsten Fahrzeuge, das gelaendewagen.at jemals im Testfuhrpark hatte. Allein schon diese Heckpartie: Kaum jemals wurde über einen - pardon - Auto-Hintern so viel diskutiert wie über jenen des Koreaners. Seine - sagen wir einmal - "polarisierende Ästhetik" sorgt immer wieder für Gesprächsstoff. Große Augen gibt's dann, wenn man den Diskussionsfreudigen die Heckklappe öffnet und einen Blick ins Innere gestattet: Da ist richtig, richtig Platz vorhanden. Wir sprechen hier nicht vom Kofferraumvolumen, das andere Hersteller als groß bezeichnen - wir sprechen von der "Rodius-Größe": Nahezu unglaubliche 3.322 Liter schluckt die Antonov unter den "Multi Purpose Vehicles" - vorausgesetzt, man baut die dritte Sitzreihe aus. Tut man das nicht, bleibt noch immer ein geschätzter Meter an Kofferraumtiefe über. Jedenfalls genug, um wirklich alles mitzunehmen, was die 7-köpfige Family so während des 2-wöchigen Campingurlaubes braucht.

Um dieses Raumwunder im Inneren zu ermöglichen, sind, no na, auch stattliche Außenmaße notwendig. Bei einem Radstand von exakt 3 Metern ist der Rodius 5,12 Meter lang und 1,84 Meter hoch. Ein weiterer Beweis für die Ungewöhnlichkeit des Wagens.

Durch die abfallende Motorhaube - und damit sind wir schon bei den Fahreindrücken - lässt sich der Wagen nach vorne gut überblicken und auch problemlos durch engste Gässchen zirkeln. Ist's irgendwann doch zu eng und Sie müssen zurück schieben, wird's eher unlustig: Nach hinten ist die Sicht durch die zentrale Kopfstütze in der 3. Sitzreihe, das kleine, hoch angebrachte Heckfenster und die dunkle Verglasung, vorsichtig gesagt, eingeschränkt - oder formulieren wir es so: Vor dem Rangieren auf dem Campingplatz sollte Papa seine Kleinen eher vor dem Auto versammeln.

Doch der Nachwuchs wird Verständnis zeigen, darf er sich doch dank der Karosseriegestaltung über üppigste Platzverhältnisse auf den beiden hinteren Sitzreihen freuen. Auch hier zeigt sich die Individualität des Rodius: Die 2. Sitzreihe besteht aus 2 Einzelsitzen mit so viel Platz dazwischen, dass selbst der Schaffner noch durchgehen könnte, um die Fahrkarten zu zwicken. Ganz hinten gibt's eine Dreierbank und auch noch mehr als ausreichend Kniefreiheit. Tolle Sache: Sämtliche Sitze sind längs verstellbar. Nicht ganz so optimal: Ein wenig wird der Komfort aber durch die sehr tiefe Sitzposition hinten eingeschränkt, die Fauteuils sind sehr knapp über dem absolut ebenen Wagenboden montiert.

Gut ist ebenso das Platzangebot für die Eltern vorne. Die mittig angeordneten Armaturen ermöglichen es der Mama, den Tacho abzulesen und sich gegebenenfalls über zu hohe Geschwindigkeiten zu echauffieren. Wem (außer dem Hersteller, der sich bei der Produktion von Links- und Rechtslenkern Kosten spart) zentrale Armaturen sonst noch dienen, erlaubt sich der Autor ohnehin in Frage zu stellen. Da irrt der Blick schon das eine oder andere Mal über das Armaturenbrett, bevor der Tacho "gefunden" ist. Es vergehen zumindest Zehntelsekunden, für die man vom Verkehr abgelenkt ist.

Kleine, eher unbedeutende Marotten hat der Rodius ein paar Wenige: Warum das Auto beim Versperren mittels Funkfernbedienung neben einer "optischen Bestätigung" mittels der Blinklichter auch noch einen kleinen, verhaltenen Huper von sich geben muss, ist unergründlich. Ebenso, warum die automatische Türverriegelung erst bei 50 km/h aktiv wird. Nun gut, jedenfalls ist man informiert, dass man die zulässige Höchstgeschwindigkeit im Ortsgebiet erreicht hat ...

Eine ganz feine Sache ist der Motor des koreanischen Raumgleiters: Der auch aus dem Rexton bekannt Common-Rail-Diesel mit 2,7 Litern Hubraum und 165 PS macht die Reise zum Vergnügen und den Wagen auch zu einem überraschend flotten Ampel-Sprinter. Der Fünfzylinder ist kultiviert, manchmal, speziell wenn er noch kalt ist, ein wenig rau und kann bei hohen Drehzahlen auch schon 'mal ein wenig fauchen. Für eine vernünftige Reisegeschwindigkeit auf der Autobahn bedankt er sich beim Fahrer mit leiser, unauffälliger Dienstverrichtung. Keine Selbstverständlichkeit angesichts des hohen Eigengewichtes des Wagens (knapp über 2.200 kg). Sehr vernünftig ist auch der Spritverbrauch, im Schnitt 9,9 Liter Diesel werden pro 100 Kilometer verbrannt.

So ist es nun einmal: Wenn sich Nachwuchs eingestellt hat, ändern sich die Ansprüche an den fahrbaren Untersatz. Viele Geländewagenfahrer geben dann ihren Allradler auf und sehen sich - mit einer Träne im Knopfloch - nach etwas "Vernünftigerem", einem Van, einem Minibus oder Ähnlichem, um. Der Rodius könnte da - man höre und staune - der ideale Kompromiss sein und die Tränen trocknen: Neben seiner Vielseitigkeit und seinem Raumangebot bietet der Wagen noch viel mehr: Auf Wunsch gibt es ihn nämlich auch mit permanentem Allradantrieb. Und: Eine Getriebeuntersetzung ist auch noch mit an Bord...

Ganz keck haben wir es ausprobiert und dieses Schlachtschiff von einem Auto dem schlammigen Waldweg ausgesetzt. Kein hartes Offroad-Terrain, ganz klar, aber ein guter Prüfstein für die Wirksamkeit eines elektronischen Allradsystems. Und siehe da: Es werkt und wirkt. Die Untersetzung eingelegt, geräuschvoll-knarrend werden die Räder einzeln bewegt und gebremst - und dann hat man wieder festen Untergrund erreicht. Der Rodius ist kein Geländewagen, natürlich nicht. Aber er befreit sich aus Unwegbarkeiten, in die andere Vans erst nie hinein kommen würden.

Ein ganzer Kerl für die ganze Familie eben, dieser - tja, was ist der Rodius jetzt eigentlich: Van, Bus, Limousine, Makro-Crossover, Multi Purpose Vehicle, Allradler, ...?

Die Antwort ist ganz einfach: Ja ... ist er.

 
 
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SsangYong Rodius:
Daten und Fakten


Karosserie
Länge/Breite/Höhe: 5125/1915/1845mm
Kofferraumvolumen: bis 3322 l
Leergewicht: 2.217 kg
Zul. Gesamtgewicht: 2.850 kg

Motor
2,7 l Common Rail Diesel
Leistung: 121 kW /165 PS
Hubraum: 2.696 cccm
max. Drehmoment: 342 Nm bei 1.800 bis 3.250 U/min

Getriebe
5-Gang-Schaltgetriebe (Automatik optional)

Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit: 169 km/h
Beschleunigung: 0-100km/h in 13,4 s

Anhängelast
750 kg ungebremst, 2.850 kg gebremst

Geländeleistungen:
keine Angaben

Preise
Rodius "Comfort" mit AWD € 30.430,--
Rodius "Comfort" mit AWD und Automatik € 33.330,--
Rodius "Plus" mit AWD € 32.340,--
Rodius "Plus" mit AWD und Automatik € 35.330,--
Rodius "Premium" mit AWD € 34.830,--
Rodius "Premium" mit AWD und Automatik € 37.730,--
(Nicht-AWD-Modelle ab ca. € 27.000,-- erhältlich)
 
 
Text und Fotos: gelaendewagen.at
Wir danken der SYMA Autohandels GmbH
für die Zuverfügungstellung des Testfahrzeuges!





 
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