Der Bericht des Journalisten M.
BeckVergangenen Herbst kam mir zu Ohren, dass die
Firma pro Venture ein 14-tägiges Wüstenseminar abhalten würde
und da mich Individualreisen und Sahara immer schon interessiert
haben, ich aber wenig bis keine Erfahrung hatte, beschloss ich
einmal die Info-Veranstaltung zu besuchen. Bei diesem Nachmittag
wurde mir schnell klar, dass das genau das Richtige für mich
ist. Und so meldete ich mich umgehend an.
Das Seminar begann schon in Wien bzw. im Schulungsraum von pro
Venture in Leobersdorf , wo einerseits ein interessanter
Theorieteil zum Thema Ausrüstung&Fahrzeug stattfand und man
andererseits die anderen Teilnehmer beschnuppern konnte. Bei
dieser Gelegenheit wurde auch beschlossen, dass wir einander
gleich in Genua bei der Fähre treffen wollen. Während der
22-stündigen Überfahrt von Genua nach Tunis hielt, quasi zur
Einstimmung, Klaudia Piskorz (Navigationstrainerin) einen
ausführlichen Navigationstheorie Kurs ab.
Nach einer Nacht im Hotel in Tunis fuhren wir im Konvoi die
600 Km nach Douz auf den Campingplatz, wo wir für die nächsten
Tage unser Lager aufschlugen. Am selben Abend hatten wir auch
noch die Gelegenheit ein wenig von Douz zu sehen, Menschen
kennen zu lernen und die lokale Küche zu probieren.
Die nächsten Tage verbrachten wir tagsüber in der Wüste mit
diversen Übungen wie etwa Kompass kalibrieren,
Standortbestimmung, befahren von Dünen, richtige Linienwahl über
und durch die Dünen, einsanden und bergen, verwenden von
Sandblechen, Pisten fahren, finden eines Brunnens nur mit Karte
und Kompass, fahren und navigieren mit GPS und einiges mehr. Die
Abende verbrachte die Gruppe hauptsächlich mit der Planung der
abschließenden 4-5 tägigen Tour, welche wir vollständig allein
durchführen mussten.
Diese Planung war hoch komplex, da es nicht nur galt, eine
„schöne Runde“ zu fahren, sondern auch Ersatzrouten und
Notausstiege festzulegen. Ein weiterer wichtiger Punkt war die
Berechnung der benötigten Ressourcen für Tour & Notausstiege und
ob diese auch von allen Fahrzeugen mitgenommen werden können.
Außerdem hatten wir noch von Cheftrainer Andreas Piskorz, die
Aufgabe bekommen, einen Anführer, einen Chefnavigator, einen
Zeugwart und einen „Doktor“ aus unseren Reihen zu wählen.
Nach einer Verlegung unseres Lagers zu einem Cafe 30 Km
außerhalb von Douz starteten wir einen erneuten Versuch, den am
Vortag nicht erreichten Brunnen zu finden. Bei dieser
Gelegenheit ergab es sich, eine kleine Runde zu fahren und das
neu Erlernte der letzten Tage in der Praxis zu üben. Am späten
Nachmittag stand dann noch ein Theorieteil zum Thema
Überlebenstechnik auf dem Programm. Zu unser aller Überraschung
wurde gleich eine praktische Übung angeschlossen. Wir wurden mit
unseren Notfallrucksäcken 10 Km in die Wüste gebracht und
mussten zu Fuß zum Lager zurück. Diese Übung wurde von den
Trainern so angelegt, dass wir zwangsläufig in die Dunkelheit
kamen und ein Nachtlager aufschlagen mussten. Eine kalte Nacht
in der Wüste ohne Auto, Schlafsack und sonstige Annehmlichkeiten
ist durchaus eine interessante Erfahrung.
Der nächste Tag, welcher auch der Beginn unserer Tour sein
sollte, begann ebenfalls mit einer interessanten Erfahrung,
nämlich einkaufen. In einem Land dessen Menschen und Sprache
einem vollkommen fremd sind, Fleisch, Gemüse und sonstige
Lebensmittel einzukaufen und dabei zwangsläufig mit den
Einheimischen kommunizieren zu müssen, müssen im besten Sinn,
ist der erste und beste Schritt ein Land kennen und verstehen zu
lernen. Ein Land kennen lernen ist sicher einer der wichtigsten
Antriebe eines Reisenden und dieses Seminar wollte auch dies als
bedeutenden Teil vermitteln.
Die Tour selbst kann ich nur in groben Zügen umreißen, da eine
genaue Erzählung hier einfach den Rahmen sprengen würde.
Jedenfalls hatten wir während der Tour sicher die
beeindruckendsten Erlebnisse wie etwa Nachtlager in der Wüste
unter einem unbeschreiblichen Sternenhimmel mit Lagerfeuer und
Brotbacken, Begegnungen mit Nomaden mitten im nichts, wobei wir
auch einem kleinen Mädchen mit einer Augenentzündung etwas
helfen konnten, das Gefühl in der Weite verloren und doch
geborgen zu sein und noch so vieles mehr.
Aber auch von der praktischen Seite war es perfekt um alles,
was wir die Tage zuvor gelernt hatten, real auszuprobieren, zu
vertiefen und zu perfektionieren. Wir hatten navigatorische und
fahrerische Herausforderungen wie etwa unbezwingbar erscheinende
Dünenriegel, die dann doch, bei richtiger Wahl des Weges, gar
nicht so schwierig waren. Hier auch ein Dank an die, sichtlich
sehr wüstenerfahrenen Trainer, die uns nicht geführt haben,
sondern uns unsere Fehler machen ließen und erst eingriffen,
wenn wir uns komplett verrannt hatten.
Für mich war das Seminar ein voller Erfolg, da ich wirklich
unglaublich viel gelernt habe, nicht nur über reisen in
Wüstenregionen sondern auch über reisen im Allgemeinen und ein
kleinwenig über ein spannendes Land.
Auch hat es mir fahrerisch und bei der Wahl der richtigen
Ausrüstung sehr viel gebracht. Ich kann dieses Seminar jedem
empfehlen, der individuell reisen möchte und ich selbst würde es
jederzeit wieder machen.
|