Ich war Wüstenschiff - mit proVENTURE zum Wüsten-Workshop
Ein Bericht eines Teilnehmers
28.03.2006
Der Bericht des Journalisten M. Beck

Vergangenen Herbst kam mir zu Ohren, dass die Firma pro Venture ein 14-tägiges Wüstenseminar abhalten würde und da mich Individualreisen und Sahara immer schon interessiert haben, ich aber wenig bis keine Erfahrung hatte, beschloss ich einmal die Info-Veranstaltung zu besuchen. Bei diesem Nachmittag wurde mir schnell klar, dass das genau das Richtige für mich ist. Und so meldete ich mich umgehend an.

Das Seminar begann schon in Wien bzw. im Schulungsraum von pro Venture in Leobersdorf , wo einerseits ein interessanter Theorieteil zum Thema Ausrüstung&Fahrzeug stattfand und man andererseits die anderen Teilnehmer beschnuppern konnte. Bei dieser Gelegenheit wurde auch beschlossen, dass wir einander gleich in Genua bei der Fähre treffen wollen. Während der 22-stündigen Überfahrt von Genua nach Tunis hielt, quasi zur Einstimmung, Klaudia Piskorz (Navigationstrainerin) einen ausführlichen Navigationstheorie Kurs ab.

Nach einer Nacht im Hotel in Tunis fuhren wir im Konvoi die 600 Km nach Douz auf den Campingplatz, wo wir für die nächsten Tage unser Lager aufschlugen. Am selben Abend hatten wir auch noch die Gelegenheit ein wenig von Douz zu sehen, Menschen kennen zu lernen und die lokale Küche zu probieren.

Die nächsten Tage verbrachten wir tagsüber in der Wüste mit diversen Übungen wie etwa Kompass kalibrieren, Standortbestimmung, befahren von Dünen, richtige Linienwahl über und durch die Dünen, einsanden und bergen, verwenden von Sandblechen, Pisten fahren, finden eines Brunnens nur mit Karte und Kompass, fahren und navigieren mit GPS und einiges mehr. Die Abende verbrachte die Gruppe hauptsächlich mit der Planung der abschließenden 4-5 tägigen Tour, welche wir vollständig allein durchführen mussten.

Diese Planung war hoch komplex, da es nicht nur galt, eine „schöne Runde“ zu fahren, sondern auch Ersatzrouten und Notausstiege festzulegen. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Berechnung der benötigten Ressourcen für Tour & Notausstiege und ob diese auch von allen Fahrzeugen mitgenommen werden können.

Außerdem hatten wir noch von Cheftrainer Andreas Piskorz, die Aufgabe bekommen, einen Anführer, einen Chefnavigator, einen Zeugwart und einen „Doktor“ aus unseren Reihen zu wählen.

Nach einer Verlegung unseres Lagers zu einem Cafe 30 Km außerhalb von Douz starteten wir einen erneuten Versuch, den am Vortag nicht erreichten Brunnen zu finden. Bei dieser Gelegenheit ergab es sich, eine kleine Runde zu fahren und das neu Erlernte der letzten Tage in der Praxis zu üben. Am späten Nachmittag stand dann noch ein Theorieteil zum Thema Überlebenstechnik auf dem Programm. Zu unser aller Überraschung wurde gleich eine praktische Übung angeschlossen. Wir wurden mit unseren Notfallrucksäcken 10 Km in die Wüste gebracht und mussten zu Fuß zum Lager zurück. Diese Übung wurde von den Trainern so angelegt, dass wir zwangsläufig in die Dunkelheit kamen und ein Nachtlager aufschlagen mussten. Eine kalte Nacht in der Wüste ohne Auto, Schlafsack und sonstige Annehmlichkeiten ist durchaus eine interessante Erfahrung.

Der nächste Tag, welcher auch der Beginn unserer Tour sein sollte, begann ebenfalls mit einer interessanten Erfahrung, nämlich einkaufen. In einem Land dessen Menschen und Sprache einem vollkommen fremd sind, Fleisch, Gemüse und sonstige Lebensmittel einzukaufen und dabei zwangsläufig mit den Einheimischen kommunizieren zu müssen, müssen im besten Sinn, ist der erste und beste Schritt ein Land kennen und verstehen zu lernen. Ein Land kennen lernen ist sicher einer der wichtigsten Antriebe eines Reisenden und dieses Seminar wollte auch dies als bedeutenden Teil vermitteln.

Die Tour selbst kann ich nur in groben Zügen umreißen, da eine genaue Erzählung hier einfach den Rahmen sprengen würde.

Jedenfalls hatten wir während der Tour sicher die beeindruckendsten Erlebnisse wie etwa Nachtlager in der Wüste unter einem unbeschreiblichen Sternenhimmel mit Lagerfeuer und Brotbacken, Begegnungen mit Nomaden mitten im nichts, wobei wir auch einem kleinen Mädchen mit einer Augenentzündung etwas helfen konnten, das Gefühl in der Weite verloren und doch geborgen zu sein und noch so vieles mehr.

Aber auch von der praktischen Seite war es perfekt um alles, was wir die Tage zuvor gelernt hatten, real auszuprobieren, zu vertiefen und zu perfektionieren. Wir hatten navigatorische und fahrerische Herausforderungen wie etwa unbezwingbar erscheinende Dünenriegel, die dann doch, bei richtiger Wahl des Weges, gar nicht so schwierig waren. Hier auch ein Dank an die, sichtlich sehr wüstenerfahrenen Trainer, die uns nicht geführt haben, sondern uns unsere Fehler machen ließen und erst eingriffen, wenn wir uns komplett verrannt hatten.

Für mich war das Seminar ein voller Erfolg, da ich wirklich unglaublich viel gelernt habe, nicht nur über reisen in Wüstenregionen sondern auch über reisen im Allgemeinen und ein kleinwenig über ein spannendes Land.

Auch hat es mir fahrerisch und bei der Wahl der richtigen Ausrüstung sehr viel gebracht. Ich kann dieses Seminar jedem empfehlen, der individuell reisen möchte und ich selbst würde es jederzeit wieder machen.
 

 
 
 
 
 
 

Fotos: proVENTURE





 
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