Der Großstadtwinter ist einfach kein Vergnügen. Kälte, Nebel,
Schneematsch, Schmutz und Verkehrsstaus. Da wünscht man sich ein
wenig Auszeit weit weg vom Alltagsstress. Also: Rein ins Auto,
raus aus der Stadt, ein wenig Landluft schnuppern. Wenn sich
dann plötzlich auch noch die Sonne zeigt und man in einem Auto
wie dem BMW X3 sitzt, kann's eigentlich nur mehr ein perfekter
Tag werden ...
Speziell wenn man als Allradfan gleich hinter der Stadtgrenze
die erste tief verschneite Bergstraße findet und die Kehren am
Morgen noch ganz für sich allein hat. Da hat man sich schnell
für einen echten Testdrive warm gefahren.
Dass es dabei sportlich-dynamisch zugeht, dafür sorgt zuerst der
Motor: 218 PS aus dem Reihensechszylinder-CRD muss
man einmal erlebt haben. Kaum eines Kommentares bedürfen auch
die 500 (in Worten: fünfhundert) Newtonmeter, die auf die
Kurbelwelle gebracht werden. Da spürt man in keiner Sekunde,
dass der X3 schon im leeren Zustand knapp 2 Tonnen -
exakt nämlich 1.880 kg - wiegt.
Früher wären ungeübte Fahrer bei einer solchen Urkraft in der
ersten Kurve einfach geradeaus weiter gefahren. Im 21.
Jahrhundert sorgen diverse Regelsysteme dafür, dass sich moderne
Kraftwagen auch dann noch auf der Straße halten, wenn der Fahrer
schon in Panik die Hände vor die Augen schlagen möchte.
Im Fall des BMW X3 haben unsere mehrere Komponenten immer wieder
auf der Straße gehalten: Das Allradsystem XDrive ist
speziell für Straßen mit glatten Untergrund ein Segen. In
Kombination mit guten Winterreifen, wie sie sich natürlich auch
am Testwagen befunden haben, sind glatte Kurven souverän zu
durchfahren. Die Stabilitätskontrolle DSC leistet in
Kurven unschätzbare Dienste: Querbeschleunigungen werden
konsequent unterbunden. Da kennt der XDrive-Kasperl keinen Spaß
- schließlich geht die Sicherheit von Fahrer und Beifahrern vor.
Und wenn dann die physikalischen Grenzen doch überschritten
wurden und X-Drive und DSC keinen Halt mehr bieten können, gibt
es ja immer noch ABS. Doch das hat im Test eher
enttäuscht: Sehr geräuschvoll hat es seinen Dienst verrichtet -
und gefühlsmäßig agiert es im Vergleich zum deutschen Mitbewerb
zu wenig feinfühlig. Bei Vollbremsungen auf glattem Grund (und
wir haben es auf sehr glattem Grund getestet) hat man immer das
Gefühl, es könnte noch besser funktionieren.
Dennoch: Fahrdynamisch gehört der X3 zum besten, was der
SUV-Markt momentan zu bieten hat. Pardon: BMW legt ja großen
Wert auf die Bezeichnung "Sports Activity Vehicle" also
"SAV", nicht "SUV". Activity statt Utility, das ist wirklich
Programm beim X3. Im Testwagen wurde noch dazu das mit €
5.140,-- nicht ganz billige "M"-Sportpaket in Kombi mit
dem Österreich-Paket mitgeliefert. Da wird das Fahrwerk noch
sportlicher, man sitzt auf straffen Sport-Ledersitzen mit
hervorragendem Seitenhalt und bekommt ein Aerodynamikpaket, das
auch einen in Wagenfarbe lackierten, tief gezogenen Frontspoiler
beinhaltet.
Was den Wagen optisch deutlich aufwertet, ihn in seinen
Offroad-Eigenschaften aber eindeutig weiter einschränkt: Der
X3 ist zu 99 % ein Straßenauto, das hier aber mit so ziemlich
allen Oberflächenzuständen tadellos zurecht kommt. Aber schon
den Ausflug über den schlaglochverzierten Feldweg sollte man
sehr gut planen - die Bodenfreiheit entspricht - speziell mit
dem "M"-Paket im wesentlichen der eines PKW ...
Beim X3 gehören 6 Gänge übrigens schon zur
Serienausstattung: Entweder in Form eines Schaltgetriebes oder
(beim 3.0d) eines Automaten mit manueller Schaltkulisse, das
seinen Dienst im Test geschmeidig, flott, sportlich und dennoch
fast "unspürbar" verrichtete.
Ein wenig Patriotismus darf beim Test eines X3 auch
mitschwingen: Der Wagen wird in Graz für den Weltmarkt
gefertigt. Das kann mit ein Grund sein, warum sich der Wagen
im vergangenen Jahr hierzulande so gut verkauft hat: Knapp
2.000 Stück fanden einen neuen Besitzer (nur Hyundai Tucson
und RAV4 verkauften sich besser).
Mit dem X3 haben sie eine Fahrmaschine erworben, die ihnen dank
modernster Technik und BMW-typischer Qualität in allen
Komponenten viel Freude und Spaß machen wird.
Der Alltagstress lässt sich damit übrigens wirklich ganz
hervorragend vergessen. Und wenn sie nach einem Tag mit dem X3
spätabends in die Stadt zurück kehren, wird sie Ihnen vielleicht
nicht mehr ganz so grau vorkommen ...