Lutschershop goes Tuareg
Guido Baur, deutscher Lutschershop-Besitzer, wagte als "Greenhorn" mit seinem Kia Sorento den Start bei der Tuareg-Rallye. Ziel: Das lustigste Team zu werden. Das wurde locker erreicht. Er ist aber auch ein tolles Rennen gefahren: Hier sein ungekürzter  Bericht ...
16.09.2007


Die Tuareg-Rallye ist sehr gut für Einsteiger geeignet. Der Hauptorganisator Rainer Authenried hält einen sehr hohen Sicherheitsstandard. So hatten wir allein vier voll ausgestattete Rettungsfahrzeuge (alle extrem geländegängig), einen Quad und mindestens zwei Motorradsanitäter mit bei. Von den Motorradfahrern wurden diese auch öfter mal in Anspruch genommen, denn es gab etliche Verletzungen, vom gebrochenen Finger über gebrochene Rippen bis hin zu gebrochenen Beinen.

Allgemein zum Thema Rallye ist noch Eines zu sagen: Von vielen bekam ich den Ratschlag es ruhig angehen zu lassen, das Tempo langsam zu steigern und viele Fotos zu machen … Aber das ist alles nur Theorie und das funktioniert nicht. Du stehst am Start, du weißt es ist eine Wertungsprüfung und du gibst Gas, heizt wie ein Bekloppter mit 80 über die Piste …. aber es ist absolut geil und macht einen Höllenspaß.

Die Tuareg-Rallye führt von der Hafenstadt Nador über die Stadt Missor nach Mesuga, am Rande des Erg Chebbi. Dort, in diesem Riesensandspielkasten für große Buben und Mädels fanden an vier Tagen Rundkurse statt. Die Rallye bestand insgesamt aus 8 Stages … das sind die Renntage. An jedem Renntag gab es verschiedene Etappen. Da gibt es Wertungsetappen, an denen Geschwindigkeit zählt … es kommt auf jede Sekunde an. Es gibt dann auch die Navigationsetappen in denen du einfach nur innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens an der nächsten DK (Durchgangskontrolle) ankommen musst … Viel Luft ist da aber auch nicht. Und zum Schluss gibt es noch Verbindungsetappen die meistens onRoad stattfinden um größere Entfernungen zurückzulegen.

Auf allen Etappen kann es VDK’s (versteckte Durchgangskontrollen) geben. Das heißt man muss dem Roadbook genau folgen und kann nicht einfach abkürzen. Für verpasste DK’s oder VDK’s gibt es Strafzeiten, die man nie mehr einholen kann.


Alle Beteiligten der Rallye waren eine große Familie. Wir hatten sehr viel Spaß miteinander. Ich will euch einfach einmal ein paar Teams vorstellen mit denen wir dort zusammen waren. Allen voran natürlich unser Team:

Das Lutschershop-Team
Wir starteten mit der Startnummer 285. Unser Fahrzeug, ein Kia Sorento mit OME–Fahrwerk, selbstgebautem Unterfahrschutz und einer erhöhten Luftansaugung mit Zyklon. Das Fahrzeug hatte im Wesentlichen nur einen Nachteil … es war einfach zu schwer. Neben der eigentlich sinnlosen Winde (sieht aber geil aus) war die Zuladung an Bord aus Unwissenheit darauf ausgelegt sich in nahezu jeder Gelegenheit selbst helfen zu können. Werkzeug, Ersatzteile und nahezu nicht endendes Bergezeug brachten viel zu viel Gewicht auf die Achsen. Eben eher wie ein Expeditionsfahrzeug … nicht wie ein Rallyefahrzeug.

Die beim Hutten Racing Team (Sorento Dakar 2006) abgeguckte Reifenfüllvorrichtung mittels Taucherflaschen wurde natürlich auch verbaut … und weil ich selbst Taucher bin, recht großzügig mittels Doppel 12er. Das waren auch noch mal 35 kg, die mit einem gescheiten Kompressor auch bei nur 8 kg liegen hätte können. Alles in allem war der dicke Sori einfach zu schwer für die Piste. (wird das nächste mal anders sein). Soviel zu unserem Fahrzeug und jetzt ... unser Team … zwei absolute Greenhörner eben. Das war zum Einen meine Wenigkeit, der Chef-Lutscher vom Lutschershop. Meine Aufgaben waren das Fahren und das Verteilen von werbeträchtigen Lutschern. Letzteres hat Dank größerer Erfahrung besser geklappt.

Und zum Zweiten DJ Dive, auch bekannt vom Lutschershop, war der Beifahrer. Zu seinen Aufgaben gehörte es mich durch die Wertungsprüfungen und Navigationspassagen zu lotsen. Während der Überführungspassagen war er für die musikalische Unterhaltung im Fahrzeug zuständig. Ratet mal welcher Aufgabe DJ Dive besser gerecht wurde.

Die Werkstatt-Mädels
Mit der Startnummer 286 und einem Frontera mit kurzem Radstand gingen die Werkstattmädels an den Start. Den Spitznamen bekamen sie wegen der Werkstattwerbung von Tina’s Mann auf dem Auto. Tina’s Mann fuhr bei den Motorrädern Amateure auf den ersten Platz. Ich will mal ehrlich sein … zuerst dachte ich, das kann ja keine echte Konkurrenz sein … Da hatte ich mich aber so richtig getäuscht. Schon nach der ersten Offroadrunde noch in Spanien war klar, deren Tempo ist mörderisch und der Frontera genial im Gelände. Und die navigierende Beifahrerin Uli hatte es auch voll im Griff immer den richtigen Weg zu finden.
Außerdem hatten die beiden letztes Jahr die Rallye schon mal bestritten. Wie gesagt, schon nach den ersten Kilometern war klar … die werden immer vor dir sein. Sie hatten dann in der Gesamtwertung den Platz 4 und was noch wichtiger ist: Keinerlei Ausfälle oder Pannen.

Der Kühlschrank
Mit der Startnummer 281 und einem 85’er Range Rover machten sich Stefan und Susanna an den Start. Groß, weiß und eckig … ein Kühlschrank eben. Stefan, der Mann von Uli (siehe oben) hatte seine Beifahrerin direkt aus den USA eingeflogen. Beide waren auch zwei ganz nette, mit denen wir sehr viel Spaß hatten. Ja und Stefan hatte immer was leckeres zu trinken dabei.

Die Kanaries
Mit der Startnummer 280 bekamen sie den Spitznamen, weil der gelbe Toyota eben ganz stark an einen Kanarienvogel erinnerte. Der Beifahrer aus dem Team bekam von der Orga den Spitznamen Nagelfeile, weil er an einer DK tatsächlich nach einer Nagelfeile fragte. Sie hatten sehr gutes Material am Start, da der Toyota speziell für Rallye’s umgebaut war und auch schon einige Rallye’s auf dem Buckel hatte. In Anbetracht der Tatsache, dass der Fahrer den Wagen erst 7 Tage vor der Rallye gekauft hatte und keine wirkliche Erfahrungen damit im Gelände hatte, war Platz 5 schon eine beachtliche Leistung.

Das Mondauto
Ein Fahrzeug der Profigruppe. Mit recht interessantem Design bekam es von Nagelfeile kurzerhand diesen Spitznamen verpasst.
Das Fahrzeug basiert auf einem Toyota … ist allerdings nicht mehr viel davon Serie. Aufgebaut und gefahren wurde das Fahrzeug vom Geschäftsführer von Taubenreuther Österreich. Ich hätte weiß Gott was darum gegeben … dieses Auto einmal zu fahren.

Graz goes Dakar
Ebenfalls ein Fahrzeug der Profigruppe war der Puch (kein G-Mercedes) von Christoph Danner.
Ich werde wohl im nächsten Jahr sehr intensiv die Dakar verfolgen, denn gemeinsam mit dem Co-Piloten vom Mondauto wird dieses Team bei der Dakar 2008 dabei sein (der Dakar-Start wurde inzwischen auf 2009 verschoben, Anm.). Und welch eine Ehre für mich: er hat mir schon ein Bier ausgegeben ;-)

Das waren nun ein paar Teams mal kurz vorgestellt. Es waren zwanzig Fahrzeuge in Wertung, zehn bei den Profis und zehn bei den Amateuren… aber es würde den Rahmen sprengen über alle etwas zu schreiben.



Mittwoch 14.3.2007 - Der Abschied
Um 17:30 kam die Dieburger Presse ins Haus. Wir plauderten ausführlich über unser Vorhaben.
Gegen 18 Uhr kamen ein paar Freunde und Bekannte, doch bevor sie uns in die Wüste schickten, posierten wir noch für ein hübsches Foto und der Bericht konnte am 19.03.07 veröffentlicht werden. Alle waren vertreten, von Freunden und Bekannten, vom Tauchstammtisch Dieburg ( www.tauchstammtisch.de) und vom Sorento-Forum ( www.sorento-forum.de).

Wir haben ein bisschen geredet und wie es sich gehört mit vielen Lutschern das Abenteuer begonnen. Und um 20:30 Uhr ging es dann los.


15.03.07 - Tag 2 davor
Über diesen Tag gibt es recht wenig zu schreiben. Nach durchgefahrener Nacht konnte ich natürlich auch nicht mehr am Tage schlafen. So bestand der Tag wie auch die vorhergehende Nacht aus: Dem durstigen Sori regelmäßig wieder zu trinken geben, kurze Pinkelpause, Fahren und Maut bezahlen. Non Stop in 22 Stunden nach Mojacar in Spanien. Irgendwie war es zwar ganz anders geplant … aber wenn es mal läuft dann läuft’s und wir waren am Donnerstag um 18 Uhr dort. Hotel – Duschen – Schlafen. Mehr war dann nicht mehr.

16.03.07 - Tag 1 davor
Nachdem ich dann schön ausgeschlafen war stellten wir uns für den gewonnenen Tag einen Plan auf. War eigentlich nicht viel, nur frühstücken und dann ab an den Strand … das Wetter war perfekt.

Aber eines habe ich auf dieser Rallye gelernt … Pläne sind dazu da nicht eingehalten zu werden. Nach dem Frühstück lernten wir draußen auf dem Parkplatz die Werkstattmädels und das Team Kühlschrank kennen. Und mit der Frage, „Geh’n wir ein bissel ins Gelände“ war natürlich der Plan mit Strand gestorben… Ich war ja zum Fahren da nicht zum sonnen. Tina kannte die Umgebung ja vom letzten Jahr. Einmal nachtanken und ab ging es ins Gelände. Durch ein ausgetrocknetes Flussbett an einen einsamen Strand, über ausgewaschene Feldwege zu einem Turm, und durch den Sand am Strand zu einer Strandbar. Und das Tempo von Tina war schon dort recht hoch … aber nur ein kleiner Vorgeschmack auf das was noch kam.

Leider mussten wir dann am Freitag Abend bei der Anmeldung bei der Orga erfahren, dass unsere Stage 0 von Mojacar zum Hafen von Almeria, die als Eingewöhnung ohne Wertung gedacht war, wegen Probleme mit der Fähre gestrichen wurde.
Die Abendfähre am Samstag hatte einen Defekt, und wurde durch eine kleinere ersetzt. Deshalb sollten soviel wie möglich die Morgenfähre nehmen. Naja Pläne sind zum Ändern da. Da wir um 7:00 Uhr am Hafen sein mussten, war früh schlafen gehen angesagt. Doch da hatten wir dann das Problem, dass das unserige Hotel mit Spaniern, die einen Wochenendurlaub machten, gefüllt war. Bis nachts um halb drei war Geschrei und Party auf den Fluren.

17.03.07 - Tag 0
Aufstehen 4:00 Uhr. War nach der Nacht ein kleines Problem. Aber jetzt war drüben bei unseren spanischen Zimmernachbarn Ruhe. Doch da ich nicht schlafen konnte, sagte ich mir: Ihr werdet mit mir aufstehen… ich denke ich hab genug Krach gemacht, dass das so war. 5:00 Abfahrt nach Almeria, noch mal Tanken und dann warten auf die Fähre. Aufkleber wurden ausgeteilt und angebracht. Wir durften erfahren was die Orga unter Lunchpaketen verstand. Es war so ein bissel wie einkaufen im Aldi.

Der Plan war 9:00 Boarding, 10:00 Abfahrt Fähre. Es war aber eine marokkanische Fähre und wie wir bereits wussten sind Pläne zum Ändern da. Abfahrt war dann gegen 14:30. Auf der Fähre: Zeit zum Entspannen und Briefing.

Angekommen sind wir dann irgendwann spät abends. Im Hafen war während der Zollabfertigung die Fahrzeugabnahme und dann ging es ins Hotel. Es sollte wieder eine kurze Nacht werden, denn für morgen früh 8:00 Uhr war die zweite Fähre geplant - wieder nur ein Plan -


18.03.07 - Tag 1
Aufstellung im Hafengebiet… und warten. Das Problem war, dass die zweite Fähre nicht nach Nador gefahren war, sondern in die spanische Enklave Melilla ca. 1 km Luftlinie entfernt. Dort gestaltete sich der Zoll so problematisch, dass die anderen Fahrzeuge erst um 14:00 Uhr eintrafen. Wir standen uns die Füße in den Bauch… oder lauschten der Musik von Fruit, der kurzerhand seine mobile E-Gitarre auspackte und für eine gelungene Abwechslung sorgte.

Als dann die anderen endlich eintrafen, noch ein kurzes Briefing, Sicherheitscheck (wir mussten unsere Sicherheitsausrüstung, Notraketen, Wasser, Handy etc. jeden Tag vorzeigen), dann gab es die ersten Bordkarten. Etappe 1 wurde wegen Zeitmangel gestrichen (über Straße) und die zweite Etappe sollte schon eine Wertungsprüfung sein. Nachdem wir so ziemlich die ersten an DK 1 waren starteten wir natürlich prompt in die verkehrte Richtung. 5 Minuten Piste und keine Motorräder die uns überholten. Also wieder 5 Minuten zurück zum DK 1 und dann mit Vollgas den anderen hinterher. Ja und seit dieser Etappe weiß ich, dass der Dicke auch fliegen kann. Allerdings waren die Landungen durch die hohe Zuladung immer sehr hart.

Zur zweiten Wertungsprüfung starteten wir kurz nach dem Mondauto. Und ich hinterher mit mörderischem Tempo. Plötzlich Vollbremsung vor mir … Mann, war das knapp, aber direkt nach dem Berg plötzlich nichts mehr … eine 10 Meter tiefe Abbruchkante. Kurz darauf in einem anspruchsvollen ausgetrockneten Flussbett trennten sich unsere Wege, da die Profis eine andere Strecke fuhren. Die nächste und letzte Etappe für den Tag war eine Navigations- und Verbindungsetappe. Teerstraße mit Abstecher ins Gelände. Der Geländeabstecher wurde zwar offiziell gestrichen, wegen Zeitmangel, aber da wir früh dran waren machten wir uns mit den Kanaries doch auf ins Gelände. Traumhaft. Und die Zeit reichte noch für ein schönes Landschaftsbild.

Abends dann erschöpft im Hotel in Missor. Einer sagte wohl: Diese Rallye wird über das Schlafdefizit entschieden.

Von diesem Tag habe ich zwar keine Tagesergebnisse, aber man sieht auf dem Gesamtergebnis, dass wir zu diesem Zeitpunkt auf Platz drei lagen. Und das trotz unserem Umweg in die falsche Richtung.

19.03.07 - Tag 2
Gestartet wurde heute wieder direkt mit einer Wertungsprüfung. Start war im Minutentakt. Startzeit 10:06 … Ab 10:00 Motoren warmlaufen lassen. 10:05 zur Startposition rollen… und dann Start. Vollgas … 350 m nach dem Start … Motor aus. Alle Startversuche brachten nichts. Was konnte das sein? Die nachfolgenden Autos alle an uns vorbei. Motorhaube auf. Mein Gedanke war der Sori bekommt keinen Sprit. Der Zusatzfilter. Also Werkzeug raus und das Ding ausgebaut. Und der Dicke startet wieder. Ich bin einfach gut. Wieder 10 Minuten verschwendet. Alle weg außer Reichweite. Schnell wieder alles ins Auto schmeißen. Großer Fehler … Ich hab die Kiste nicht mehr festgezurrt… keine Zeit dafür. Es ging wieder den ganzen Tag durch Vollgas, Einschläge, Fliegen ist einfach geil.

Ein paar sanfte Dünen am Ende der Stage und dann waren wir da: Mesouga, Erg Chebbi, der Sandkasten für große Buben.

Zu Tag 1 und 2 ist noch zu erwähnen, dass ich fast nur mit dem automatischen Allrad gefahren bin. Den Lock-Schalter hab ich nur an ein paar wenigen sandigen Stellen zugeschaltet. Das Steuergerät hat perfekt gearbeitet.

Bei der abendlichen Inspektion des Fahrzeuges dann innen der erste Schock. Es war nicht gut die Kisten nicht mehr ordentlich zu Verzurren. Nichts war mehr da wo es sein sollte. Der gute Wiskey von Alex… zerbrochen. Im ganzen Auto der Duft. Der Unterbodenschutz vorne, na ja, dass das mal ein gerades Blech war … auch nicht mehr zu erkennen, als wenn jemand mit dem Hammer auf das gute Stück eingeschlagen hätte. Aber der größte Schock war der Tank. Er tröpfelte so vor sich hin.

Also den Dicken etwas aufgebockt und den Asfir Unterfahrschutz abgebaut. Durch den orginalen Unterfahrschutz der nur sehr schwer abzunehmen ist, war überhaupt nicht zu erkennen wo der Tank undicht war. Die Konstrukteure bei Kia haben da wirklich eine Meisterleistung vollbracht denn der Unterfahrschutz geht nur ab wenn man den ganzen Tank abschraubt. Also hab ich meine Wanne (so was hatte ich dank der Tipps meines Bruders auch dabei) druntergestellt und wollte am nächsten Tag eine Werkstatt aufsuchen. Bei der Orga hab ich mich dann für die Stage 3 Dünenumrundung abgemeldet. Ach ja, noch zur Platzierung von Tag 2: Nur der 7te Platz.

20.03.07 - Tag 3
Ja diese fand dann leider ohne mich statt. Aus Erzählungen weiß ich aber dass die Stage sehr spannend gewesen sein soll.
Für uns war dann Werkstatt angesagt. Werkstatt wäre übertrieben. Zwei Auffahrrampen, so steil dass sie nur mit zugeschaltetem Allrad zu bewältigen waren.

In vier Stunden wurde der Orginal-Unterfahrschutz demontiert, der Tank entleert und der Riss mit Kaltmetall repariert. Der Kia-Unterfahrschutz ist jetzt noch immer in Marokko, denn der bringt gar nix und verhindert nur dass man an den Tank kommt.

Nach der Reparatur sind wir dann in die 40 km entfernte Stadt zum Tanken gefahren. Jetzt war der Tank wieder voll und dann sind wir mit Johannes und seinem X5 (Servicefahrzeug) ein bissel in die Dünen zum Spielen gefahren. Eine Düne hab ich da voll unterschätzt und mit Schwung drauflos. Aber der Winkel war wohl doch etwas heftig. Es war dann wie gegen eine feste Wand zu fahren, Mann war das ein Schlag. Ein Wunder dass die Airbags in ihrem Gehäuse geblieben sind.

Der X5 hing dann mal oben auf einer Düne … und weil wir alle nicht schaufeln wollten, kam kurzerhand die Winde zum Einsatz. Leider muss wohl bei dem Rums die Tankreparatur wieder aufgeplatzt sein. Also wieder zur Werkstatt. Natürlich nicht verraten, dass ich in den Dünen war. Die zweite Reparatur war dann auch Ehrensache und kostete nix. Es war dicht und das war auch gut so, denn morgen sollte die Königsetappe gefahren werden.

21.03.07 - Tag 4
Gestartet wurde diese Etappe gruppenweise, so in der Art der nach „Le Mans“. Bei meinem eigenen Start kam ich auch sehr gut weg. Die ersten flachen Dünen waren auch kein Problem. Dann kam eine höhere Düne. Mehrere Versuche von allen Fahrzeugen scheiterten. Beim dritten oder vierten Anlauf hab ich eine Stelle gefunden die gut getragen hat. Und was macht das Automatikgetriebe vom Sori kurz vor der Spitze … hochschalten … das Ergebnis: Hängen geblieben.

Naja, diese Düne war nach unserer Aktion mit Schaufeln und Sandblechen etwa einen halben Meter flacher und wurde von einigen anderen Teilnehmern zum Überwinden benutzt. Danach kamen ein paar niedrigere Dünen. Ein paar Sprünge und das gefährliche Camel–Gras. Das sieht so harmlos aus, aber das zerbröselt jeden Unterfahrschutz. Es ist hart wie ein Stein. Das Ergebnis war dann wieder: Werkstatt, Tank wieder flicken.

Diesmal wieder mit vollem Tank und mit der Auflage des Mechanikers nicht mehr in die Dünen oder ins Offroad zu fahren. Das war dann auch der Zeitpunkt an dem ich an alle Bekannten die „Game over“ SMS geschrieben hatte. Meine Laune war ziemlich am Boden. Frust machte sich breit. Aber dann wollte ich eben den Rest der Tour ein wenig Urlaub machen.

22.03.07 - Tag 5
Wie gesagt fand das Rennen ohne uns statt. Jedoch wollten wir uns das anschauen und fuhren doch mit dem Sori ein bissel in die Dünen (Dünen fahren ist echt Klasse). Als es dann zu heftig wurde parkte ich den Sori auf einer Düne und ging den Rest eben zu Fuß. Der Racetruck, der in Wertung bei den Profis mitfuhr, auch. Trotz 600 PS ließ er die Dünenetappen aus.

Beim Dünenrennen wird die 300 Meter hohe Hausdüne umrundet. Für die Motorradfahrer steht am Ende der Runde noch ein Bezwingen der Hausdüne. Viele schaffen das auch, aber manche bezwingen den nicht geschafften Rest auch zu Fuß… Unvorstellbar bei 30 ° im Schatten und in der Motorradkluft. Die Hausdüne hatte lauter kleine Punkte … sah echt gut aus.

Nach dem ich eine Stunde zugeschaut hatte, bin ich ins Hotel um mich ein bissel zu sonnen. Am Nachmittag kamen sie zurück. Es gab bei den Autos einige schwere Verluste … Zwei Wagen hatten sich an einer Düne abgerollt. Ein Wagen war bei einer Düne mit der Vorderachse im Sand stecken und hatte sich dann über die Schnauze überschlagen.

Allerdings fuhren alle drei Wagen in Wertung weiter … wen juckt schon eine zerbrochene Scheibe oder ein eingedrücktes Dach. Das war der letzte Tag in den Dünen und ab morgen sollte es auf den Rückweg nach Missor gehen.

23.03.07 - Tag 6
An diesem Tag war ich noch so vernünftig auf den Mechaniker zu hören und die reizvolle Straßenstrecke durch das Atlasgebirge zu wählen. Dafür gibt’s von diesem ein paar schöne Landschaftsbilder. Ja und auf unserem Weg trafen wir dann auch das eine Notarztteam. Aufgeladen auf einen Truck, da das eine Radlager zu brennen begann. Im Führerhaus des Trucks war für die Fahrer des Rettungswagens leider kein Platz mehr. Ihr könnt euch denken wie übel denen abends war, denn die waren während der gesamten Fahrt im Geländewagen.

Abends angekommen in Missor, ich war im Fahrerlager … und ich traute meinen Augen nicht … die Lösung all meiner Probleme zeichnete sich ab: Da stand ein echter Sorento. Vier Stunden Angst in der Nacht und ich hätte einen neuen Tank gehabt. Das Problem war nur, dass es der Wagen des Hotelbesitzers war und der noch gleichzeitig der Bürgermeister ist … ja um den Sori standen immer ein paar grüne Bewacher herum. Da hab ich mich dann doch nicht getraut und hab mich entschlossen die letzte Stage in Marokko mit dem geflickten Tank zu fahren.

24.03.07 - Tag 7
Wir waren wieder am Start. Es war eine Navigationsetappe und wir ließen es eher ruhig angehen. Das hatte natürlich zur Folge, dass wir von allen überholt wurden. Aber plötzlich waren sie alle wieder da. Alle standen an einem Flussbett, das es zu überqueren galt. Im Roadbook war Gefahr markiert und Wassertiefe prüfen, da sich die Wassertiefe durch ein Regenfall drastisch verändern konnte. Alle waren ausgestiegen und standen da, warfen mit Steinen und schauten sich das Wasser an. Jetzt kam meine Chance … ich liebe Wasser … ein kurzer Blick aus dem Seitenfenster und ich fuhr los. Meiner Schätzung nach konnten es höchstens 20 cm sein. Alle schauten mir verdutzt hinterher. Zum Glück hatte das jemand fotografiert. Kinderkram, das war doch keine richtige Wasserdurchfahrt.

Auf der Strecke haben mich dann alle wieder eingeholt. Trotz dass ich so langsam unterwegs war musste ich an der nächsten DK feststellen, dass die Tankreparatur wieder gebrochen war. Jetzt musste ich das alleine unter laufendem Diesel mitten in der Pampa selbst reparieren. Das konnte ja nicht lange halten. Und angekommen an der Fähre tropfte es wieder. Aus Angst nicht auf die Fähre zu dürfen und in Marokko zu versauern wurde Plan B ausgeführt. Kurzerhand meine Auffangwanne (Brüderle Jürgen sei Dank) mit Kabelbindern unterm Tank festgemacht. Fragt nicht, wie ich Bammel bekam als der Zöllner das Auto unten nach Rauschgiftpaketen ableuchtete.

Wir standen dann auch von 16:00 bis tief in die Nacht bei der Fähre. Die Abfahrt zögerte sich bis weit nach Mitternacht hin … aber wir hatten ja nichts anderes erwartet.


25.03.07 - Tag 8
Morgens im Hafen von Almeria angekommen und durch den Zoll hindurch fand ein Briefing statt. Wohl war in Spanien zur Zeit eine andere Rallye im Gange, bei der sich ein bekannter Motorradfahrer so schwer verletzt hatte, dass er querschnittsgelähmt war. Da durch diesen Vorfall die spanische Bevölkerung nicht so gut auf Rallye zu sprechen wäre wurde die letzte Etappe gestrichen und es sollte nur eine kurze Wertungsprüfung in einem trockenen Flussbett in Mojacar stattfinden. Bis nach Mojacar wurde im Konvoi gefahren. Auf halber Strecke stand dann der Kühlschrank mit Warnblinkanlage auf dem Standstreifen. Er hatte Getriebeschaden und ich nahm ihn an den Haken.

Im Hotel angekommen (Die Wertungsprüfung wollte ich eh nicht fahren) sagte Stefan zu mir … Getriebeschaden ist ja echt schlimm … aber noch viel schlimmer ist es von einem Kia Sorento zum Ziel geschleppt zu werden.

Da wir so ziemlich früh im Hotel waren, konnten wir bei den Vorbereitungen für den Zieleinlauf schon dabei sein. Freibier für alle. Es war ein Riesenspektakel als dann alle auf dem Parkplatz eingelaufen sind. Die ersten Plätze wurden verkündet. Ein paar Burnout’s von den Motorradfahrern. Eine Riesenparty. Danach sind wir erst mal ins Hotelzimmer gegangen. Nach dem Duschen fand sich das halbe Erg Chebbi in der Duschwanne … der Sand setzt sich überall hinein … In Marokko war das mit dem Duschen nicht so prickelnd … wir hatten auch schon am ersten Tag vom Notarzt den Spruch gehört: „ Wer sich während der Rallye wäscht, fällt den anderen in den Rücken “ Ein bissel war es so …

Nach dem Abendessen war dann die Siegerehrung und die Abschlussfeier. Bei den Amateuren ergab sich folgende Platzierung: Platz 1 waren die Tschechen Jan und sein Copilot. Ein echt nettes und sympathisches Team. Platz 2 waren irgendwelche Spanier, die sich überhaupt nicht mit anderen unterhielten, wenn sie nicht auf den Listen gestanden hätten, wären sie gar nicht da gewesen. Sie verdienen auch ein lautes Buh, weil sie versuchten zu betrügen. Auf dem dritten Platz landete Fruit, der E-Gitarre spielende Engländer. Tina von unseren Werkstattmädels machte den vierten Platz. Die Teilnehmer die bei den Amateuren auf Platz 1 bis 3 waren hätten eigentlich in die Profiwertung gehört. In der Frauenwertung bekamen Tina und Uli auch einen Pokal.

Die gesamte Orga gab sich ein Stelldichein und wurde gefeiert. Es gab zwar das eine oder andere Problem, aber die Orga hat mit so vielen Teilnehmern doch wirklich was Tolles geleistet.

Der Lutschershop
Wer schon mal im Internet auf www.lutschershop.de war, der kennt meine kleine Fastnachtskneipe … immer an Fastnacht, immer in meinem Wohnzimmer, immer mit viel Stimmung und immer mit ’nem Lutscher zu jedem Getränk. Was also lag näher als unter diesem Motto als Lutschershop-Team in die Wüste zu starten. Wir wollten auf jeden Fall durchkommen und das lustigste Team sein. Das haben wir geschafft. Alle wussten am Schluss wer die Lutscher waren. Mit unseren Lutscherverteilaktionen wurden wir rasch „bekannt“.
 

"Mister Lutschershop" Guido Baur berichtet von seinen Erlebnissen bei der Tuareg Rallye
 
Sein Fahrzeug: Ein Kia Sorento
 
Die "Werkstattmädels"
 
Der "Kühlschrank"
 
Das Kanari-Team
 
Das Mondauto: Wolfgang Mayers Hekla
 
"Graz goes Dakar" war auch dabei: Christof Danners G
 
Sori meets Kanari ..
 
Der Sorento-Unterfahrschutz ... oder was davon übrig blieb
 
Werkstatt auf marokkanisch
 
Start der Proficars
 
Sorento on top ...
 
Das Dünenrennen
 
Schwer verbeult ...
 
Das Notarztteam: Verladen und verschaukelt ...
 
Wasserdurchfahrt: Ein Kinderspiel für den Sorento
 
Inkontinenzschutz für den Sorento-Tank
 
Das wird die Land Rover Gemeinde schmerzen: Ein Range Rover im Sorento-Schlepptau
 
Mister Lutschershop versorgte den ganzen Rallye-Tross mit mitgebrachten ... Lutschern
 

Text und Bilder: Guido Baur

Guido Baur plant schon eifrig für die Tuareg-Rallye 2008 ... wir werden berichten.

www.lutschershop.de
 

 

Und da war dann noch ...

Zum Thema Improvisieren … die Mädels, die sich Ihre Tuareg-Aufnäher mit Zahnseide an die Jacken nähten...

Das verschärfte Suchtproblem bei einem Raucher (das war ich), dem die Zigaretten auf der Fähre ausgingen und Neue gab es im Duty Free erst nach verlassen der Wasweissichwieviel – Meilenzone. Zum Glück konnte der Klaus vom medizinischen Team diese Probleme kurzfristig lösen...

Und der Teilnehmer der doch wirklich morgens (es war da immer noch etwas kühl) mit einem Jackett gekleidet am Start erschien ...

 





 
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