Land Rover Freelander: All inclusive ...
Formidabel dreckig haben wir ihn gemacht, während unseres Tests ... schließlich wirbt Land Rover damit, dass der Freelander ein vollwertiger Offroader sei. Das galt es auszuloten. Aber auch onroad haben wir ermittelt, was der Neue kann - und sind jetzt noch ziemlich happy über unsere Testergebnisse.
18.11.2007
Mehr Bilder!

Vorbei sind die Zeiten, in denen der Freelander ein wenig das Stiefkind in der Land Rover Familie war: Das neue Modell ist ein würdiges Mitglied geworden - noch immer der Benjamin, aber ganz und gar mit den Genen der neuesten Generation ausgestattet: Optisch ebenso wie motorisch und technisch.

Als vergangenes Jahr die ersten Fotos vom Freelander 2 veröffentlicht wurden, erkannte man sofort: Da erwächst den vornehmlich japanischen SUV-Midsize-Spezialisten ein mächtiger Konkurrent. Wobei man es bei Land Rover auch auf die Kunden
im Premium-SUV-Segment abgesehen hat: Stärker als die meisten anderen Anbieter betont man, dass der Freelander nicht nur vollwertiger Offroader, sonden auch Luxus-Straßenkreuzer sein könne: In der "HSE"-Ausstattung nämlich, die nicht nur alle erdenklichen elektronischen Helfer, sondern auch - teilweise gegen zusätzlichen Aufpreis - eine Innenausstattung vom Feinsten anbietet: Mit perfektem Ledergestühl, dem auch Armlehnen und Beheizung nicht fehlen, mit Eukalyptus-Holzeinlagen, Panorama-Glasdach und vielem mehr. Da gehört auch die 6-Gang-Automatik ganz einfach dazu, um den Wohlfühlfaktor zu perfektionieren. Der Wagen bietet eine Liste an Serienausstattung und Extras, die andere Hersteller ziemlich blass wirken lassen.

Schön: Genau in dieser Top-Ausstattung haben wir den Freelander getestet. Und wir waren von Land Rover ja schon Einiges gewöhnt: Schließlich sind die anderen, größeren Modelle luxusmäßig ja auch nicht von schlechten Eltern: Range Rover, Range Rover Sport und der Discovery haben da Einiges vorgelegt. Ganz erstaunlich, dass der Freelander da nicht abfällt, im Gegenteil: Seine Außenhaut ist wirklich gelungen, hübsch und modern. Der große "Wow"-Effekt stellt sich dann beim Entern des Wagens ein. Der Innenraum ist optisch perfekt, Ergonomie und Komfort sind tadellos.

Wobei man ehrlich sein muss: Geschenkt bekommt man all das nicht. Der Freelander HSE kostet in der Basiskonfiguration stolze 48.890 Euro. Denkt man sich dann: "Jetzt ist es eh schon egal" und ordert auch noch besagtes Panoramadach, das Navi und die Sitzheizung, stehen auf der Rechnung dann noch stolzere 55.900 Euro - wie im Fall unseres Testwagens. Die Einstiegsversion, der "E" mit Handschaltung ist, zur Ehrenrettung Land Rovers dazu gesagt, bereits ab 34.800 Euro erhältlich.

Was der "E"-Fahrer gleichermaßen wie der "HSE"-Fahrer bekommt, ist der kultivierte, laufruhige und überraschend durchzugsstarke Dieselmotor. 152 PS leistet der 2,2 Liter große Vierzylinder und unterscheidet sich wohltuend von manch nagelndem Konkurrenten. Die Kombination mit der 6-Gang-Automatik kann durchwegs gefallen - besonders überrascht hat uns das direkte Ansprechverhalten, das auf Wunsch auch einen sportlicheren Fahrstil erlaubt.

In puncto Handling hat der Freelander - zum Glück - nichts von seinem Vorgänger geerbt: Das ausgezeichnete Fahrwerk wird von den Fahrassistenzsystemen exzellent in Zaum gehalten.

Überraschend schwer tut man sich mit dem Neuen, wenn es ums Einparken geht: Die bullige Front verwehrt standhaft den Blick auf den Vordermann, manchmal ist man wirklich froh, einen Einparkassistenten mit an Bord zu haben. Wie auch der Sänger Wilfried (das ist der Mann, der vor Jahren mit seinem Lied "Heidelbeeren" ein ganze Nation in Ratlosigkeit versetzte) in einem Kurier-Test erst anmerkte: "Aus dem Softroader ist ein ziemliches Trumm geworden".

Aha. Wilfried hat auch angemerkt, dass der neue Freelander fast schon zu kultiviert ist, um damit einen Ausritt ins gröbere Gelände zu machen. Aber - wie wir in einem früheren Test schon angemerkt haben: UNS ist dafür kein (Allrad-)auto zu kultiviert. Und außerdem spricht Land Rover ja immer davon, dass der Wagen trotz seiner nicht zu leugnenden SUV-Lastigkeit voll offroad-tauglich wäre. Von "Terrain Response System" und "echter Land Rover" ist da immer wieder die Rede.

Das galt es auszuloten. Nicht, dass wir ihn in derart resches Terrain scheuchten, dass die Bleche Grund zum Ächzen gehabt hätten. Formidabel dreckig wurde der Freelander dennoch. Und hat uns beachtliche Fähigkeiten gezeigt, die uns überrascht haben - und erfreut. Das Terrain Response System lotste uns durch zähen Schlamm. Ohne zu mucken, ohne dass auch nur ein einziges Rad Traktion verloren hätte - und das mit absoluten Asphalttigern auf den schönen 18-Zoll-Felgen. Der g'standene Offroader hinter uns kam natürlich auch durch. Aber haben wir da nicht kurz durchdrehende Räder gesehen? Naturburschen werden es schätzen, dass die Elektronik den Freelander auch auf seifigen, steilen Waldwegen sicher nach oben bringt. Und geht's auf der anderen Seite ebenso rutschig bergab, ist das HDC auch für unerfahrene Offfroader ein schnell und zuverlässig wirkendes Nerventonikum. Wenngleich eine Untersetzung fehlt, kann der Freelander eine Offroad-Tauglichkeit an den Tag legen, die man ihm äußerlich betrachtet nicht zutrauen würde. 22 Zentimeter Bodenfreiheit, 50 Wattiefe ... das spricht eine recht eindeutige Sprache.

Und so ist das tadellose, permanente Allradsystem wohl auch ein Schutz für den Innenraum: Stellen Sie sich vor, Ihr Freelander bliebe im Schlamm stecken und Sie müssten aussteigen. Was glauben Sie, wie das helle Alpaca-Leder ausschaut, wenn sie nach der Bergeaktion mit Ihren schlammverkleisterten Stiefeln wieder einsteigen? Eben. Dumm nur, dass wir zum Fotografieren mitten im Schlammloch ausgestiegen sind. Aber wir haben danach alle Spuren verwischt, sprich: Geputzt wie Simacek.

Nach einem gröberen Kärcher-Einsatz außen war der Wagen wieder makellos. Und glänzte erneut als tadelloser Onroader. "All inclusive" also beim neuen Freelander: Zu den Onroad-Eigenschaften gibt es auch noch eine vernünftige Offroad-Kompatibilität. Und auf Wunsch eine kräfige Dosis Luxus oben drauf.

Mehr Bilder!
 

Mehr Bilder!

 
Fotos: gelaendewagen.at
 

Land Rover Freelander 2,2 Td4 AT HSE
Daten und Fakten


Länge/Breite/Höhe:
4.500/1.910/1.740mm

Motor: Common Rail Diesel, 4 Zylinder, 16 Ventile,  2.179 cm3, 152 PS, 400 Nm bei 2.000 U/min

Höchstgeschwindigkeit:
181 km/h

Getriebe: 6-Gang-Automatik mit "Command Shift"-Funktion

Verbrauch: 8,5 l (kombiniert)

Tankinhalt: 68 l

Geländeleistungen: Permanenter Allradantrieb mit Terrain Response System, Bodenfreiheit 22 cm, Wattiefe 50 cm  

Anhängelasten:
2.000 kg / 750 kg (gebremst/ungebremst)

Preis: € 48.862,10

Serienausstattung (Auszug):
7 Airbags, Isofix, Klima, perimetrischer Alarm, Radio/CD; schlüsselloses Anlassen per Startknopf, Tagfahrlicht, Zentralverriegelung, EBD, ABS, ETC, HDC, CBC, DSC, EBA, EDC, GRC, RSC

Zusatzausstattung der Variante HSE (Auszug):
Lenkradfernbedienung für Audiosystem, Laderaumabdeckung,  Außenspiegel elektrisch anklapp-, verstell- und beheizbar, Tempomat, Klimaautomatik, Regensensor, Scheinwerferwaschanlage, Nebelscheinwerfer, Terrain Response System, 18"-Leichtmetallfelgen, Alpine Radio/CD-System, Bi-Xenon-Licht, Holzdekor, Ledersitze mit elektr. Sitzverstellung, Armstützen, Parkdistanzkontrolle

Preis des Testwagens: € 55.903,80
(inkl. Navigationssystem und 7" Touchscreen, Sitzheizung vorne, integriertes Telefonsystem, Winterpaket, mittlerer Kopfstütze hinten, elektr. Schiebedach und Panoramadach hinten, Zuheizer, vollwertigem Reserverad, versperrbaren Radmuttern, Micatallic-Lackierung)
 

 
 

gelaendewagen.at Test Nr. 49

 





 
(c) allradnews.at & gelaendewagen.at