Mahindra Goa: Fahrbericht
Bisher kannte man den Namen Mahindra nur in Verbindung mit skurrilen Jeep CJ-Nachbauten, doch diese Zeiten sind nun endgültig vorbei. Der Goa Pick-Up ist eine Neuentwicklung des indischen Mahindra-Konzerns und mit 2,5 Liter Euro IV-Motor nun auch in Österreich auf dem Markt. Das Autohaus Windhaber importiert die Goa-Modellfamilie nach Österreich ...
22.09.2007
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Relativ hoch steht der Goa Pick-Up im Wind, das Design ist bullig, wirkt aber nicht grobschlächtig oder veraltet. Im Vergleich zu Konkurrenzmodellen (LR Defender Pick-Up, LandCruiser HZJ7, Santana PS-10) deutlich runder und weicher gezeichnet fällt auf, dass beim Design des Goa weniger Martialität als eher Praxistauglichkeit im Vordergrund stand. Die unlackierten Plastik-Stoßfänger und Außenspiegel stecken Rempler unbeschadet weg ohne gleich teuer neu lackiert werden zu müssen.

Im Motorraum findet man einige bekannte Namen und Bauteile, die Einspritzpumpe ist von Bosch, die hoch montierte und im Geländeeinsatz gut geschützte Lichtmaschine von Lucas. Über mangelnden Platz unter der Motorhaube kann man nicht klagen, die meisten Baugruppen sind leicht zugänglich und übersichtlich angeordnet. Das dürfte in Zeiten von zum Bersten vollen Motorräumen besonders passionierte Hobby-Schrauber freuen.

Hat man durch die ungewohnt kurze Tür den Fahrersitz erklommen, fällt einem sofort das leicht nach links versetzte, höhenverstellbare Lenkrad auf. An diese Eigenart hat man sich aber nach einigen Kilometern Fahrt gewöhnt. Auf jeden Fall schneller als an den übertrieben dicken Lenkradkranz und den klobigen Pralltopf, der, auch wenn er so aussieht, leider keinen Airbag beherbergt. Da sollte Mahindra nachbessern, denn Einsparungen bei der Sicherheit sind auch bei preisgünstigen Fahrzeugen fehl am Platz.

Auch könnte die Verarbeitung im Innenraum stellenweise mehr Sorgfalt vertragen. Der filigran wirkende Hartplastik-Handschuhfachdeckel zum Beispiel schließt nur mit Nachdruck und an den blauen Carbon-Look-Einlagen im Innenraum erkennt man den bemühten Versuch, den anspruchsvollen Europäern zu gefallen. Dem gegenüber stehen die sehr übersichtlichen Armaturen und die großen, bequemen Sitze mit ausreichendem Verstellbereich. Platz und Bewegungsfreiheit sind im Innenraum ausreichend vorhanden, Vergleichsmodelle anderer Marken bieten oft deutlich weniger großzügige Passagierabteile, besonders im Fond. Die Rücksitzbank ist für Pick-Up-Verhältnisse sehr großzügig dimensioniert, mit ordentlichen Platzverhältnissen samt überdurchschnittlicher Kopffreiheit ermöglicht sie auch langbeinigen Mitfahrern mit Hut eine angenehme Reise.

Der steht auch die Geräuschkulisse nicht im Weg. Der moderne 2,5 Liter große Commonrail-Dieselmotor mit 108 PS Leistung läuft nach einer kurzen Warmlaufphase sehr zivilisiert und strapaziert die Ohren der Insassen nicht über Gebühr. Ab Tacho 100, Drehzahl im fünften Gang 2500 Touren, wird der Motor von Windgeräuschen und den serienmäßigen AT-Reifen der Marke „JK-Tyre Elanza“ übertönt. Auch untertourige Fahrweise stellt das kernig nagelnde Aggregat vor keine unlösbaren Probleme. Ab 1500 Umdrehungen zieht er ganz ordentlich los, dröhnt nicht und verlangt erst nach weiteren 3000 Touren nach dem Griff zum rustikal zu schaltenden, etwas hakeligen LKW-Getriebe mit 5 Gängen und Untersetzung.

Auf befestigtem Untergrund ist ein Zuschalten des per Drehrad elektronisch zu aktivierenden Allradantriebs nicht zu empfehlen, da sonst konzeptbedingte Verspannungen im Antriebsstrang auftreten und der bereits mit Heckantrieb riesige Wendekreis noch deutlich größer wird. Schuld daran ist das Fehlen eines Mitteldifferentials und die sich dadurch ergebende starre Verbindung beider Antriebsachsen. Robuste Technik nach alter Väter Sitte, aber mit konzeptbedingten Nachteilen im Straßenbetrieb, bei dem die starre Hinterachse mit Blattfedern den Antrieb übernehmen muss.

Die Traktion mit Heckantrieb ist Pick-Up-typisch mau und das Fahrwerk äußerst straff abgestimmt, aber gutmütig und bei geländewagentypischer Fahrweise sehr sicher, ganz nach dem Motto „Hart aber herzlich“.

Die Konstruktion und Verarbeitung des Rahmens wirkt vertrauenserweckend und sehr robust, mit sauberen Schweißnähten und ordentlich dimensionierten Bauteilen. Lediglich die an die Karosserie geschraubten Schwellerrohre sollten vor ernsthaftem Geländeeinsatz gegen robustere Schutzrohre mit Rahmenmontage ersetzt werden.

Von Nachteil im Gelände ist auch die geringe Verschränkungsfähigkeit, der sehr lange Hecküberhang und der nicht gerade vorteilhaft verlegte Auspuff, der ungeschützt unter dem rechten Rahmenlängsträger durch zum Heck geführt wird. Das am Fahrzeugboden angebrachte vollwertige Ersatzrad hingegen ist gut geschützt, es hängt ausreichend hoch um im Geländeeinsatz nicht beschädigt zu werden.

Fazit: Der Mahindra Goa Pick-Up ist ein robustes Arbeitsgerät mit riesiger Ladefläche, viel Platz im Innenraum, rauem Motor und Nutzlast-orientierter Fahrwerksabstimmung. Auch die ordentliche Ausstattung mit Klimaanlage, elektr. Fensterhebern, MP3-Radio usw. kann nicht darüber hinwegtäuschen dass es sich beim Goa um ein geländetaugliches Nutzfahrzeug klassischer Machart handelt. In Anbetracht der gebotenen Leistung bekommt man für 23.400 Euro inkl. aller Steuern viel Geländewagen fürs Geld, sofern man keinen Wert auf Elektronik-Features oder moderne Sicherheitstechnik legt.

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Text und Fotos: Lukas Wieringer

 

Mehr Infos zum Mahindra Goa bei uns ...
Bahn frei für den Mahindra Goa

 

www.mahindra-austria.com

 
 

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