Eine Träne darf man ihr ja nachweinen, der fast schon
legendären B-Serie von Mazda: Das war ein Pickup von fast
amerikanischer Statur, groß und mächtig, ein "sanfter Riese im
positivsten Sinne", wie wir ihn schon 2004 in unserem
Testbericht nannten. Sein Nachfolger BT-50 hat viele Tugenden
übernommen, ist aber auch in vielem besser geworden ...
17.01.2007
Vorsicht, Leserin, Leser: Erstens: Der Autor dieses
Testberichtes ist ein Pickupophiler. Zweitens: Pickup-Fahren
könnte auch Sie süchtig machen. Das sollten Sie bedenken, bevor
Sie nachstehenden Text lesen. Und bevor Sie hinter das Volant
des BT-50 klettern.
Denn der Mazda BT-50 ist ein Charmebolzen, der Sie mit
verschiedensten Reizen umgarnen möchte. Da sind einmal die
überraschend manierlichen Straßeneigenschaften zu nennen: Den
biederen LKW-Charme eines Pritschen-Lasters hat er längst
abgelegt. Und der BT-50 lässt sich relativ flott über hübsche
Landstraßen zirkeln, ist in der Stadt einigermaßen wendig und
bietet Ihnen einen Rundumblick sondergleichen, auf der Autobahn
lässt es sich mit dem bärigen Motor unter der Haube durchaus
auch länger auf der Überholspur verweilen. Ganz unter uns
gesagt: 150 km/h Dauergeschwindigkeit sind bei diesem Motor -
143 PS, 330 Nm, Common Rail - ganz und gar kein Problem.
Kleine Einschränkung hier: Sind Sie kein so kundiger
Pickupfahrer, gehen Sie Ihre ersten Kilometer auf der Landstraße
nicht allzu forsch an. Bedingt durch die auf 1.000 kg
ausgelegte blattgefederte Hinterachse und den
Hinterradantrieb könnte es Ihnen speziell in übermäßig flott
durchfahrenen Kurven dann doch einmal passieren, dass die eigene
Ladefläche versucht, Sie zu überholen. Orientieren Sie sich in
solchen Situationen eher nicht am legendären Ausspruch Walter
Röhrls, dass man einen guten Autofahrer daran erkennt, dass die
Fliegen an den Seitenscheiben kleben. Nehmen Sie einfach schon
vor der Kurve ein wenig Tempo zurück.
Im Ernst: Natürlich ist das Fahrwerk anders zu sehen als
jenes eines PKWs. Aber die Pickup-Evolution ist mit dem BT-50
schon sehr weit gediehen. Bei normalem Tempo sind Komfort und
Sicherheit garantiert.
1000 Kilogramm - wir haben es schon angesprochen: Das ist die
erstaunliche Zuladungskapazität und der nächste große Reiz des
Pickups: Welches Auto kann Ihnen das noch bieten?
Dann wäre die Geländegängigkeit zu nennen: Große
Bodenfreiheit, halbwegs vernünftige Karosserieüberhänge,
Allradantrieb mit Untersetzung, vernünftig
verschränkende Achsen, um auch noch im verworfenen Terrain
weiter zu kommen ... Als Pickup-Einsteiger werden Sie Ihre helle
Freude haben. Dennoch sei verraten, dass sich in puncto
Zuschalt-Allradtechnik gegenüber dem sanften Vorgängerriesen
nichts verändert hat. Und das ist ein bisschen schade. Denn wie
auch beim Schwesternschiff Ford Ranger lässt sich der Allrad bei
erstmaliger Anwendung nur im Stehen aktivieren - damit werden
die Freilaufnaben gesperrt und ab diesem Zeitpunkt können Sie
auch während der Fahrt zwischen Hinterrad- und Allradantrieb
wählen.
Im Innenraum bietet der BT-50 solide Qualitätsarbeit.
Gute Verarbeitung und recht hochwertige Materialien
sind bei einem Mazda fast schon selbstverständlich. Echter Luxus
fehlt, wird in einem Pickup aber auch nicht erwartet oder sogar
gar nicht gewünscht. Ohne nachgemessen zu haben: Es besteht der
Verdacht, dass der Innenraum gegenüber dem B-2500 ein wenig
geschrumpft ist: Der Unterschenkel eines groß gewachsenen
Fahrers kann schon einmal den Untersetzungshebel berühren, die
Passagiere in der zweiten Reihe haben im Doppelkabiner nicht
allzu viel Kniefreiheit. Ansonsten ist die Modernisierung des
Interieurs sanft, aber wirkungsvoll über die Bühne gegangen.
Dass der BT-50 ein ganz neues Fahrzeug ist, manifestiert sich am
ehesten in der bulligen, sehr modernen Frontpartie mit
den dominanten Scheinwerfern. Bei Mittelbau und Heck muss
man schon zweimal hinsehen, um alt von neu unterscheiden zu
können. Auch hier bietet der Mazda-Pickup einen gelungenen Mix
aus Altbewährtem und Modernem.
Natürlich darf man davon ausgehen, dass ein neues Auto besser
ist als sein Vorgänger. Wenn man aber fast ein wenig sentimental
mit dem "Alten" verbunden war, ist man umso kritischer mit dem
Neuen. Schließlich geht es um die Bewahrung der guten (nicht
alten) Pickup-Tradition. Man erwartet von einem
Pritschen-Allradler ganz einfach, dass er den guten Kumpel
macht: In jeder Situation verlässlich ist - mit Kraft, Ausdauer
und Nehmerqualitäten, auf der Straße ebenso wie abseits davon.
Mazda hat genau das geschafft. Und das wird den alten
Pickup-Hasen genau so freuen wie den Einsteiger.