Mahindra Goa GLX im Test
Offroader made in India: Der Mahindra Goa als geschlossener Station ...
18.05.2008
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Nach einigen Monaten Wartezeit, in denen den Mahindra-Interessenten der Mund wässrig gemacht wurde, ist nun auch der geschlossene Goa GLX erhältlich, vorerst als Fiskal-LKW-Version mit fest montiertem Ladetrenngitter und verblechten hinteren Seitenscheiben. Nach dem durchaus erfreulichen PickUp-Fahrbericht hatten wir nun die Möglichkeit, den Goa GLX auf Herz und Nieren zu testen.

Verwandtschaft kann man ja bekanntlich nicht leugnen, und so sieht der Goa GLX dem PickUp sehr ähnlich. Beiden gemeinsam ist die durchaus freundlich in die Welt blickende Front mit dem markanten Kühlergrill, doch wie so oft äußern sich Unterschiede gerade im Detail. So wurde beim Goa GLX die Stoßstange um einen angedeuteten und im Geländeeinsatz gefährdeten Frontspoiler ergänzt und auf der Motorhaube trohnt eine Lufthutze, die sich jedoch als Mogelpackung entpuppt. Beim Goa sitzt der Ladeluftkühler nämlich vor dem Wasserkühler, die Hutze ist bloß Zierde und mit einer schwarzen Blende verschlossen. Auf eben dieser Alibi-Hutze sitzt die einzige Scheibenwaschdüse, die sich mit lediglich zwei Ausgängen redlich bemüht die Frontscheibe zu säubern, bei unserem Winter-Schmuddelwetter aber kläglich scheitern dürfte.

Die in Wagenfarbe lackierten Stoßfänger, serienmäßige Alutrittbretter und der Heckspoiler mit integrierter dritter Bremsleuchte wollen nicht so ganz zur robusten und hemdsärmligen Konstruktion passen, ein Anbiedern an japanische und europäische SUV´s hätte der Goa gar nicht nötig. Sein PickUp-Bruder wirkt da ehrlicher und puristischer, weniger darum bemüht, optisch etwas her zu machen.

Mit seinen 4,32 Metern Länge ist der GLX ein sehr kurzer Geländewagen, vergleichbare Fünftürer knacken locker die 4,70 Meter Schallmauer. Dieses Plus an Wendigkeit merkt man vor allem beim Einparken und Rangieren, der GLX ist deutlich handlicher als der PickUp. Die geringe Außenlänge bekommen vor allem die Passagiere auf der Rücksitzbank zu spüren, auf der nur die Kopffreiheit großzügig ist. Das Fassungsvermögen des Kofferraums hingegen überrascht, es steht größeren Geländewagen um nichts nach.

Im Innenraum unterscheidet sich der geschlossene Goa nicht vom PickUp, er wirkt ordentlich verarbeitet und solide gemacht, die einfachen Materialien lassen sich leicht reinigen und wirken robust, haptische Erlebnisse sollte man natürlich keine erwarten.

Die Serien-Ausstattung ist bis auf einige Ausnahmen (z.B. kein Lichtwarnsummer) durchaus komplett, von der Klimaanlage, vier elektrischen Fensterhebern und Soundsystem bis zur sehr sportlich gestylten Dachreling ist alles drin. Leider fehlen auch beim Goa GLX Airbags zur Gänze, wenn einem das klobige und leicht nach links versetzte Lenkrad auch etwas anderes suggerieren will. Hier besteht nach wie vor Handlungsbedarf...

Die Ergonomie im übersichtlichen und sehr einfach gehaltenen Innenraum ist nicht immer optimal, die in der Mittelkonsole nahe am Beifahrersitz angebrachten Fensterheberschalter sind besonders für den Fahrer schlecht erreichbar und sämtliche Armlehnen im Innenraum sind zu niedrig angebracht. Die Mittelarmlehne der Rücksitzbank fällt hier besonders negativ auf.

Hat man den Fahrersitz erklommen, sitzt man aufrecht und sehr hoch, typisch für einen Geländewagen alter Schule, und erfreut sich an der ausgezeichneten Übersichtlichkeit und den sehr gut ablesbaren Instrumenten, die keinerlei Rätsel aufgeben.

Alles wie beim PickUp, möchte man meinen, doch spätestens beim Losfahren scheint es sich um ein anderes Fahrzeug zu handeln. Der 2,5 Liter Commonrail-Diesel läuft überraschend leise und kultiviert, nagelt nur sehr verhalten und wird auch bei hoher Drehzahl nicht laut oder ungehobelt. Bei einem Leergewicht von 2040 Kilogramm mutet die Leistung von 108 PS spärlich an, die Fahrleistungen sind jedoch ganz ordentlich, zumindest bei leerem Fahrzeug.

Man sollte sich jedoch hüten, unter 1500 Umdrehungen zügig einzukuppeln, der Motor stirbt bei solchen Manövern abrupt und ohne Vorwarnung ab. Hat er jedoch die enorme Anfahrschwäche überwunden, zieht er sauber bis 4000 Umdrehungen hoch. Leider dauert es nach jedem Schaltvorgang einen Moment, bis wieder genug Ladedruck anliegt um kräftig weiter beschleunigen zu können. Doch diese Schwächen teilt der Goa mit vielen seiner Euro 4 abgasgereinigten Mitbewerber. Auch ein Grund für die deutliche Anfahrschwäche ist die sehr lange Übersetzung der fünf Straßengänge, die zwar für ein niedriges Drehzahlniveau bei Langstreckenfahrten sorgt, im Anhängerbetrieb oder beladen am Berg jedoch eher kontraproduktiv sein dürfte.

Das Leiterrahmen-Chassis mit vorderer Einzelradaufhängung mit Drehstabfederung und einer Starrachse an Schraubenfedern hinten mutet völlig anders an als das nutzlastorientierte Fahrwerk des PickUps. Der Fahrkomfort im GLX ist ordentlich, er rollt sehr weich und etwas schaukelig über schlechte Straßen, federt nie ruppig oder ungehobelt, wirkt aber auf Bodenwellen unterdämpft und schaukelt sich im Gegenzug natürlich schneller auf als seine straff gefederten Mitbewerber.

Das serienmäßige Antiblockiersystem im GLX lässt die Räder lange und lautstark quietschend blockieren, greift erst spät und ruppig ein. Ein richtiges Schneefahrbahn- und Schotterstraßen-ABS, das auf asphaltieren Straßen sehr ungehobelt anmutet, bei lockerem Straßenbelag aber die Bildung eines Bremskeils vor den Rädern unterstützt und so zu einem kurzen Bremsweg auf Schnee oder Schotter beiträgt. An solchen Eigenarten des Goa wird seine indische Herkunft am ehesten deutlich.

Im leichten Gelände schlägt sich der Goa wacker, die tiefe Frontstoßstange, serienmäßige Trittbretter, der unter dem Rahmen hindurch geführte Auspuff und die nur mäßige Verschränkung verhindern jedoch Ausritte in schweres Gelände erfolgreich. Für harte Geländeeinsätze herrscht Nachbesserungsbedarf, der angedeutete Unterfahrschutz an der Front besteht zum Beispiel nur aus Plastik und entpuppt sich leider als rein optische Zierde.

Mit Heckantrieb ist die Traktion naturgemäß begrenzt, in Kehren und beim Abbiegen dreht das kurveninnere Hinterrad deutlich hör- und spürbar durch. Leider ist der Allradantrieb in Ermangelung eines Mitteldifferentials nur starr zuschaltbar, auf Asphalt und beim Rangieren mangels Drehzahlausgleichs der beiden Achsen deshalb nicht zu gebrauchen. Das gilt auch für die ausreichend kurze Untersetzung, die kupplungsschonendem Dahinrollen prinzipiell nicht im Wege steht.

Fazit:
Beim Mahindra Goa GLX handelt es sich um einen einfachen Geländewagen klassischer Machart, dessen Konkurrenten zwar nicht bei den modernen Geländewagen und SUV zu suchen sind, der aber auch im 21. Jahrhundert altbekannte und bewährte OffRoader-Tugenden dank eines Preises von 27.840 Euro inkl. 2 Jahre Garantie für eine große Zielgruppe erschwinglich macht. Wie auch beim PickUp sollte man jedoch auf Image, Sicherheitsfeatures oder Elektronikspielereien keinen Wert legen.

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Text und Fotos: Lukas Wieringer

 

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