Schwarzer Ritter -
der Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D "Instyle" im Test
"Knight Black" nennt sich die Farbe, in der sich der Pajero präsentierte, dem wir 14 Tage lang intensiv die Straßen und Gelände Österreichs zeigten. Der schwarze Ritter konnte dabei mit seinen Tugenden durchaus überzeugen ...
09.02.2008
Update 12.4.2010:
Der Mitsubishi Pajero Modelljahr 2010 im Test!

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Fast 5 Jahre liegt der erste Fahrzeug-Testbericht auf gelaendewagen.at nun bereits zurück. Erraten: Es war ein Mitsubishi Pajero, den uns die Wolfgang Denzel AG damals anvertraute. Schon lange vorher, exakt 1995, hatte ebenfalls ein Pajero, damals noch ein Vertreter des Urmodells "L040", den Offroad-Virus des Autors dieses Berichtes ausgelöst. Das schon in Jahre gekommene Fahrzeug musste damals sogar noch einen Abstecher in die nordafrikanische Wüste mit dem damaligen 4x4-Rookie überstehen - und meisterte diese doppelte Herausforderung spielend. Inzwischen halten wir bei Testbericht Nr. 53: Es galt, einen edel-schwarzen Pajero in der Topausstattung "Instyle" unter die Lupe zu nehmen.

Seit März 2007 gibt es in Österreich die aktuelle Modellvariante: Gegenüber dem Vorgängermodell ist sie - zum Glück - wieder erschlankt, die barocken Rundungen gehören der Vergangenheit an. Sogar ein paar Ecken und Kanten wurden dem Neuen verpasst - speziell an der Seitenlinie mit der interessanten Konstruktion der Türen, die sich aber harmonisch ins Gesamtbild fügen. Dazu kommt die Front, die elegant neu gestaltet wurde, dennoch nach Abenteuern schreit und Erinnerungen an bessere Rallye Dakar Tage weckt. Und ein Heck, das das Reserverad noch immer außen trägt - als "Huldigung an die Vorgängermodelle", wie man bei Mitsubishi betont. Die Reserveradhalterung nimmt gleich auch noch das Kennzeichen und die Nebelschlussleuchte auf. Insgesamt bietet der neue Pajero optisch einen überaus gelungenen und modernen Gesamteindruck.

Der mit 3,2 Litern Hubraum durchaus als großvolumig zu bezeichnende Vierzylinder klingt, natürlich besonders wenn er noch kalt ist, etwas rau. Die 170 PS sind in Ordnung, auch das schöne Drehmoment von 373 Newtonmetern ab 2.000 Umdrehungen. Er kämpft aber dennoch mit dem hohen Eigengewicht (2.255 Kilo) des Wagens. Auch wenn insgesamt noch durchaus passable Fahrleistungen möglich sind, wünscht man sich manchmal - der Ökö-Fluch möge uns verschonen - einen 6-Zylinder. Doch lässt man sich und dem Wagen ein wenig Zeit, sind auch auf der Autobahn Durchschnittsgeschwindigkeiten jenseits der Legalität problemlos machbar. Überaus sauber und unauffällig versieht übrigens der 5-Gang-Automat seinen Dienst.

Jo, so woarn's, die oidn Rittersleut': Gesoffen haben sie wie die Löcher - erzählt man. Nun: Ganz so lasterhaft verhält sich Knight Pajero nicht. Aber wirklich happy sind wir mit seinem Dieselverbrauch nicht geworden. Die 10,6 Liter, die man im Prospekt als Gesamtverbrauch liest, sind - tja, eine Rittersage eben. Selbst auf burgenländischen Schnellstraßen, die nicht gerade für üppige Steigungen bekannt sind und auf denen wir unter unflätigen Gesten der Straßenmitbenutzer testweise konstant 90 km/h fuhren, schafften wir gerade noch einen Verbrauch von unter 10 Litern im Schnitt - um genau zu sein: 9,9 Liter. Im Stop-and-Go der Wiener Innenstadt erschauderten wir angesichts der 16 Liter Verbrauch, die uns der Bordcomputer vermeldete. Und bei - per Tempomat geregelten - konstanten 130 km/h auf der Autobahn gönnte sich unser Testobjekte satte 12 Liter Diesel. Bei deutlich über einem Viertelkilo CO2-Ausstoß pro Kilometer, so nebenbei gesagt.

Zu den wirklich schönen Seiten des Pajero: Der Innenraum lässt - speziell beim "Instyle", dem Topmodell - kaum Wünsche offen. Wohlig räkelt man sich auf beheizbaren Ledersitzen, genießt (mit Ausnahme des linken Fahrerknies) das tolle Raumangebot, lässt sich von einem bombastischen Soundsystem mit schier unglaublichen 860 Watt berieseln, das locker den Ehepartner samt 5 Kindern übertönen kann: Über 7 Sitzplätze verfügt der lange Pajero nämlich, die Sitzbank der dritten Reihe verschwindet auf Wunsch aber auch spurlos im Kofferraumboden - nur die Sicherheitsgurte an der D-Säule erinnern dann noch daran, dass der Pajero durchaus großfamilientauglich ist.

Sauber, sanft und modern gibt sich auch das Fahrwerk - vorbei sind die Zeiten, in denen Geländewagen die Fahrzeuginsassen schon auf Asphalt rustikal durchbeutelten. Wenn es beim Fahrkomfort des neuen Pajero Abstriche gibt, dann darin, dass die Lenkung trotz Servounterstützung ungemein schwergängig ist, was speziell beim Reversieren anstrengender ist, also man in modernen Autos gewohnt ist. Und vielleicht, dass die Pedale - bei der Automatik sowohl Brems- als auch Gaspedal, durchaus kräftig getreten werden wollen, um die ihnen übertragenen Aufgaben zu erfüllen.

Aber, bitteschön, wir sitzen ja schließlich in einem Geländewagen. In einem echten. Und das ist der Pajero trotz allgemein grassierender VerSUVung wirklich geblieben. Gut, Starrachsen gibt es keine mehr. Aber der Allradantrieb gehört mit zum Feinsten, was die 4x4-Branche derzeit (noch) zu bieten hat: Das "Super Select II"-System treibt im Normalbetrieb nur die Hinterräder an. Bis 100 km/h kann der Allrad mittels Wahlhebels zugeschaltet werden, wenn dem Fahrer der Straßenzustand suspekt wird. Für gröbere Einsätze - zum Beispiel auf Schneefahrbahn - kann dann das Mitteldifferenzial gesperrt werden. Und verlässt man dann endgültig die befestigten Straßen, legt man die Untersetzung ein.

Und: Ein Blick in den Katalog gibt Gewissheit: In der Spalte "Sperre Hinterachsdifferenzial 100%" findet sich wirklich bei allen Modellen ein schwarzes Quadrat, das für "serienmäßig" steht. Und weil wir, zugegeben, schon länger nicht mehr in einem Auto mit sperrbarer Hinterachse gesessen sind, wollten wir es natürlich gleich wissen.

Also: Mit "4L" schräg auf eine Kuppe gefahren, bis die Federwege nicht mehr ausreichen und je ein Rad an Vorder- und Hinterachse kaum noch Grip auf den Boden bringt. "Normale" Allradler nur mit gesperrtem Mitteldifferenzial wären jetzt am Ende. Bei ihnen wird zwar jeweils 50 % des Drehmoments fix an beide Achsen geleitet, dieses verpufft aber völlig wirkungslos am jeweils grundlosen Rad. Über einen Knopf vor dem Schalthebel wird beim Pajero die Hinterachssperre aktiviert. Ein paar Sekunden vergehen untermalt vom Hydraulikgeräusch der einrastenden Sperre, dann ist sie betriebsbereit. Jetzt werden beide Räder der Hinterachse mit der gleichen Antriebskraft versorgt. Ein wenig Gas gegeben - und der Wagen setzt sich wieder in Bewegung.

Hurra, es gibt sie also noch - die echten Geländewagen, die Allesüberwinder. Da auch die Untersetzung vernünftig kurz ist und die Federn eine gute, wenn auch nicht übermäßige Verschränkung zulassen, sind Ausflüge ins echte Gelände wirklich möglich. Tipp der Redaktion: Und auch wirklich empfehlenswert. Die Abstriche bei der Offroad-Tauglichkeit: Die notwendigerweise an die möglichen Autobahntempi angepassten Reifen und die hübsch lackierte Karosserie, die schnell Gefahr läuft, teure Kratzer und Beulen davonzutragen.

In Summe ist er ein tolles Auto geblieben, der Pajero. Und setzt mit der aktuellen Generation sogar wieder verstärkt auf die Offroadtradition - noch dazu bei tadellosem und wieder verbessertem Straßenkomfort. Worüber wir uns ein wenig Sorge machen: Dass sich der Wagen in Österreich leider nicht mehr allzu gut verkauft. 2004 fanden noch knapp 700 Fahrzeuge einen neuen Besitzer, seitdem geht's mit den heimischen Zulassungszahlen kontinuierlich bergab: 2007 waren es gerade noch 224 Personen, die sich für den Offroader mit den drei Diamanten entschieden - der Trend zu weichgespülten SUVs hat also auch den Pajero nicht verschont.

Dennoch freuen wir uns, dass es noch immer solche Fahrzeuge gibt - mit Charme, Charakter, Stil und echten Offroad-Tugenden. Den Ritterschlag dafür hat er sich ehrlich verdient.

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Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D "Instyle"

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Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D "Instyle"
Fotos: gelaendewagen.at
 

Mitsubishi Pajero
3.2 DI-D Automatik 5-Türer
Daten und Fakten


Länge/Breite/Höhe:
4.900/1.875/1.850mm

Motor: 3,2 Liter 4 Zylinder Reihen-Dieselmotor mit Common Rail Direkteinspritzung, Turbolader mit Ladeluftkühler, 170 PS, 373 Nm ab 2.000 U/min, Partikelfilter

Höchstgeschwindigkeit:
177 km/h

Getriebe: 5-Gang-Automatikgetriebe

Verbrauch (Werksangabe): 10,6 Liter gesamt

Tankinhalt: 88 Liter

CO2:
280 g/km

Geländeleistungen: "Super Select II"-Allradantrieb: Antrieb auf die Hinterräder,  Allradantrieb zuschaltbar, Mitteldifferenzial extra sperrbar, Untersetzung, 100% Differenzialsperre an der Hinterachse 

Anhängelasten:
3.300/750 kg (gebremst/ungebremst)

Preise:
3-Türer ab € 38.950,--, 5-Türer ab € 43.250,--

Preis des Testwagens: € 55.950,--

Serienausstattung (Auszug):
Super Select Allradantrieb mit 100% Sperre an der Hinterachse, getönte Scheiben, ABS mit EBD, Fahrer-, Beifahrerairbags, Seitenairbags vorne, Kopfairbags vorne und hinten, ISOFIX, Stabilitäts- und Traktionskontrolle, Wegfahrsperre, Radio/CD/MP3, Info-Display, Servo, Klimaautomatik

Zusatzausstattung des Testwagens
(Modell Instyle):
Dachreling, Nebelscheinwerfer, abgedunkelte Seitenscheiben, Xenon, Trittbretter, 18"-Alufelgen, Außenspiegel mit integriertem Seitenblinker, 7 Sitze, CD-Wechsler 6-fach, Premium Audio-System Rockford mit 860 Watt, Navigationssystem mit Rückfahrkamera, Alupedale, Ledersitze, Klima hinten,  Tempomat
 

 
Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D "Instyle"
 

gelaendewagen.at Test Nr. 53

 





 
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