Schwarzer Ritter -
der Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D "Instyle" im Test
"Knight Black" nennt sich die Farbe, in der sich der Pajero
präsentierte, dem wir 14 Tage lang intensiv die Straßen und
Gelände Österreichs zeigten. Der schwarze Ritter konnte dabei
mit seinen Tugenden durchaus überzeugen ...
Fast 5 Jahre liegt der erste Fahrzeug-Testbericht auf
gelaendewagen.at nun bereits zurück. Erraten: Es war ein
Mitsubishi Pajero, den uns die Wolfgang Denzel AG damals
anvertraute. Schon lange vorher, exakt 1995, hatte ebenfalls ein
Pajero, damals noch ein Vertreter des Urmodells "L040", den
Offroad-Virus des Autors dieses Berichtes ausgelöst. Das schon
in Jahre gekommene Fahrzeug musste damals sogar noch einen
Abstecher in die nordafrikanische Wüste mit dem damaligen
4x4-Rookie überstehen - und meisterte diese doppelte
Herausforderung spielend. Inzwischen halten wir bei Testbericht
Nr. 53: Es galt, einen edel-schwarzen Pajero in der
Topausstattung "Instyle" unter die Lupe zu nehmen.
Seit März 2007 gibt es in Österreich die aktuelle
Modellvariante: Gegenüber dem Vorgängermodell ist sie - zum
Glück - wieder erschlankt, die barocken Rundungen gehören
der Vergangenheit an. Sogar ein paar Ecken und Kanten wurden dem
Neuen verpasst - speziell an der Seitenlinie mit der
interessanten Konstruktion der Türen, die sich aber harmonisch
ins Gesamtbild fügen. Dazu kommt die Front, die elegant neu
gestaltet wurde, dennoch nach Abenteuern schreit und
Erinnerungen an bessere Rallye Dakar Tage weckt. Und ein Heck,
das das Reserverad noch immer außen trägt - als "Huldigung an
die Vorgängermodelle", wie man bei Mitsubishi betont. Die
Reserveradhalterung nimmt gleich auch noch das Kennzeichen
und die Nebelschlussleuchte auf. Insgesamt bietet der neue
Pajero optisch einen überaus gelungenen und modernen
Gesamteindruck.
Der mit 3,2 Litern Hubraum durchaus als großvolumig zu
bezeichnende Vierzylinder klingt, natürlich besonders
wenn er noch kalt ist, etwas rau. Die 170 PS sind in
Ordnung, auch das schöne Drehmoment von 373 Newtonmetern
ab 2.000 Umdrehungen. Er kämpft aber dennoch mit dem hohen
Eigengewicht (2.255 Kilo) des Wagens. Auch wenn insgesamt noch
durchaus passable Fahrleistungen möglich sind, wünscht man sich
manchmal - der Ökö-Fluch möge uns verschonen - einen 6-Zylinder.
Doch lässt man sich und dem Wagen ein wenig Zeit, sind auch auf
der Autobahn Durchschnittsgeschwindigkeiten jenseits der
Legalität problemlos machbar. Überaus sauber und unauffällig
versieht übrigens der 5-Gang-Automat seinen Dienst.
Jo, so woarn's, die oidn Rittersleut': Gesoffen haben sie wie
die Löcher - erzählt man. Nun: Ganz so lasterhaft verhält sich
Knight Pajero nicht. Aber wirklich happy sind wir mit seinem
Dieselverbrauch nicht geworden. Die 10,6 Liter, die man im
Prospekt als Gesamtverbrauch liest, sind - tja, eine Rittersage
eben. Selbst auf burgenländischen Schnellstraßen, die
nicht gerade für üppige Steigungen bekannt sind und auf denen
wir unter unflätigen Gesten der Straßenmitbenutzer testweise
konstant 90 km/h fuhren, schafften wir gerade noch einen
Verbrauch von unter 10 Litern im Schnitt - um genau zu sein:
9,9 Liter. Im Stop-and-Go der Wiener Innenstadt
erschauderten wir angesichts der 16 Liter Verbrauch, die
uns der Bordcomputer vermeldete. Und bei - per Tempomat
geregelten - konstanten 130 km/h auf der Autobahn gönnte sich
unser Testobjekte satte 12 Liter Diesel. Bei deutlich über einem
Viertelkilo CO2-Ausstoß pro Kilometer, so nebenbei
gesagt.
Zu den wirklich schönen Seiten des Pajero: Der Innenraum
lässt - speziell beim "Instyle", dem Topmodell - kaum Wünsche
offen. Wohlig räkelt man sich auf beheizbaren Ledersitzen,
genießt (mit Ausnahme des linken Fahrerknies) das tolle
Raumangebot, lässt sich von einem bombastischen
Soundsystem mit schier unglaublichen 860 Watt
berieseln, das locker den Ehepartner samt 5 Kindern übertönen
kann: Über 7 Sitzplätze verfügt der lange Pajero nämlich,
die Sitzbank der dritten Reihe verschwindet auf Wunsch aber auch
spurlos im Kofferraumboden - nur die Sicherheitsgurte an der
D-Säule erinnern dann noch daran, dass der Pajero durchaus
großfamilientauglich ist.
Sauber, sanft und modern gibt sich auch das Fahrwerk -
vorbei sind die Zeiten, in denen Geländewagen die
Fahrzeuginsassen schon auf Asphalt rustikal durchbeutelten. Wenn
es beim Fahrkomfort des neuen Pajero Abstriche gibt, dann darin,
dass die Lenkung trotz Servounterstützung ungemein
schwergängig ist, was speziell beim Reversieren
anstrengender ist, also man in modernen Autos gewohnt ist. Und
vielleicht, dass die Pedale - bei der Automatik sowohl Brems-
als auch Gaspedal, durchaus kräftig getreten werden wollen, um
die ihnen übertragenen Aufgaben zu erfüllen.
Aber, bitteschön, wir sitzen ja schließlich in einem
Geländewagen. In einem echten. Und das ist der Pajero trotz
allgemein grassierender VerSUVung wirklich geblieben. Gut,
Starrachsen gibt es keine mehr. Aber der Allradantrieb
gehört mit zum Feinsten, was die 4x4-Branche derzeit (noch) zu
bieten hat: Das "Super Select II"-System treibt im
Normalbetrieb nur die Hinterräder an. Bis 100 km/h kann der
Allrad mittels Wahlhebels zugeschaltet werden, wenn dem Fahrer
der Straßenzustand suspekt wird. Für gröbere Einsätze - zum
Beispiel auf Schneefahrbahn - kann dann das Mitteldifferenzial
gesperrt werden. Und verlässt man dann endgültig die befestigten
Straßen, legt man die Untersetzung ein.
Und: Ein Blick in den Katalog gibt Gewissheit: In der Spalte "Sperre
Hinterachsdifferenzial 100%" findet sich wirklich bei allen
Modellen ein schwarzes Quadrat, das für "serienmäßig" steht. Und
weil wir, zugegeben, schon länger nicht mehr in einem Auto mit
sperrbarer Hinterachse gesessen sind, wollten wir es natürlich
gleich wissen.
Also: Mit "4L" schräg auf eine Kuppe gefahren,
bis die Federwege nicht mehr ausreichen und je ein Rad an
Vorder- und Hinterachse kaum noch Grip auf den Boden bringt.
"Normale" Allradler nur mit gesperrtem Mitteldifferenzial
wären jetzt am Ende. Bei ihnen wird zwar jeweils 50 % des
Drehmoments fix an beide Achsen geleitet, dieses verpufft aber
völlig wirkungslos am jeweils grundlosen Rad. Über einen Knopf
vor dem Schalthebel wird beim Pajero die Hinterachssperre
aktiviert. Ein paar Sekunden vergehen untermalt vom
Hydraulikgeräusch der einrastenden Sperre, dann ist sie
betriebsbereit. Jetzt werden beide Räder der Hinterachse mit der
gleichen Antriebskraft versorgt. Ein wenig Gas gegeben - und der
Wagen setzt sich wieder in Bewegung.
Hurra, es gibt sie also
noch - die echten Geländewagen, die Allesüberwinder. Da
auch die Untersetzung vernünftig kurz ist und die
Federn eine gute, wenn auch nicht übermäßige
Verschränkung zulassen, sind Ausflüge ins echte Gelände
wirklich möglich. Tipp der Redaktion: Und auch wirklich
empfehlenswert. Die Abstriche bei der Offroad-Tauglichkeit: Die
notwendigerweise an die möglichen Autobahntempi angepassten
Reifen und die hübsch lackierte
Karosserie, die schnell Gefahr läuft, teure Kratzer und
Beulen davonzutragen.
In Summe ist er ein tolles Auto geblieben, der Pajero. Und setzt
mit der aktuellen Generation sogar wieder verstärkt auf die
Offroadtradition - noch dazu bei tadellosem und wieder
verbessertem Straßenkomfort. Worüber wir uns ein wenig
Sorge machen: Dass sich der Wagen in Österreich leider nicht
mehr allzu gut verkauft. 2004 fanden noch knapp 700 Fahrzeuge
einen neuen Besitzer, seitdem geht's mit den heimischen
Zulassungszahlen kontinuierlich bergab: 2007 waren es gerade
noch 224 Personen, die sich für den Offroader mit den drei
Diamanten entschieden - der Trend zu weichgespülten SUVs hat
also auch den Pajero nicht verschont.
Dennoch freuen wir uns, dass es noch immer solche Fahrzeuge gibt
- mit Charme, Charakter, Stil und echten Offroad-Tugenden. Den
Ritterschlag dafür hat er sich ehrlich verdient. Mehr Bilder!
Mitsubishi Pajero
3.2 DI-D Automatik 5-Türer
Daten und Fakten
Länge/Breite/Höhe: 4.900/1.875/1.850mm
Motor: 3,2
Liter 4 Zylinder Reihen-Dieselmotor mit Common Rail
Direkteinspritzung, Turbolader mit Ladeluftkühler, 170 PS, 373
Nm ab 2.000 U/min, Partikelfilter
Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h
Getriebe: 5-Gang-Automatikgetriebe
Verbrauch (Werksangabe): 10,6 Liter gesamt
Tankinhalt: 88 Liter
CO2: 280 g/km
Geländeleistungen: "Super Select II"-Allradantrieb:
Antrieb auf die Hinterräder, Allradantrieb zuschaltbar,
Mitteldifferenzial extra sperrbar, Untersetzung, 100%
Differenzialsperre an der Hinterachse
Anhängelasten: 3.300/750 kg (gebremst/ungebremst)
Preise: 3-Türer ab € 38.950,--, 5-Türer ab € 43.250,--
Preis des Testwagens:
€ 55.950,--
Serienausstattung (Auszug): Super Select Allradantrieb mit 100% Sperre an der
Hinterachse, getönte Scheiben, ABS mit EBD, Fahrer-,
Beifahrerairbags, Seitenairbags vorne, Kopfairbags vorne und
hinten, ISOFIX, Stabilitäts- und Traktionskontrolle,
Wegfahrsperre, Radio/CD/MP3, Info-Display, Servo, Klimaautomatik
Zusatzausstattung des Testwagens
(Modell Instyle): Dachreling, Nebelscheinwerfer, abgedunkelte Seitenscheiben,
Xenon, Trittbretter, 18"-Alufelgen, Außenspiegel mit
integriertem Seitenblinker, 7 Sitze, CD-Wechsler 6-fach, Premium
Audio-System Rockford mit 860 Watt, Navigationssystem mit
Rückfahrkamera, Alupedale, Ledersitze, Klima hinten,
Tempomat