Etwas ausgelaugt aber wohl auf sind wir heute nach 24 Tagen auf
Achse in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bataar, dem Ziel
unserer Odyssee, angekommen. Heidi hat sich in den letzten Tagen
einiges mitgemacht, sowohl sie, als auch wir haben uns nun eine
anständige Pause verdient. Unsere treue Gefährtin wurde gemäß
den Regeln an die Veranstalter übergeben. Diese werden sie nun
instand setzen lassen und sie, sowie unsere Ausrüstung für
wohltätige Zwecke versteigern, bzw. verwenden. Heute werden wir
unseren Heimflug antreten, in unseren Köpfen die Erinnerung an
ein unbeschreibliches Abenteuer. Was seit unserem letzten
Bericht so alles geschah......
Die Erfahrungen der ersten Tage in der Mongolei zeigten, dass
wir mit unseren kleinen Rädern auf den zahlreichen Nebenpisten
besser voran kommen, als auf der Hauptpiste. Grund genug für
uns, die fast parallel zur Piste in diversen Seitentälern
verlaufenden Routen, die in in unseren Karten kaum verzeichnet
waren, anzuvisieren. Ein Stück ostwärts von Khovd begann für uns
ein mehrtägiges Offroad-Abenteuer. Fazit dieses Trips: Die
Motoraufhängung hielt aufgrund der harten Belastungen nicht sehr
lange und wir durften uns mehrmals im Improvisieren üben. Die
endgültige Reparatur gelang bei einem Dorfschmied, welcher über
eine dieselgeneratorbetriebene, ziemlich abgespacte
Elektroden-Schweißanlage verfügte.
Die Eindrücke in diesen verlassenen Gegenden waren
unbeschreiblich. Wir fanden uns in einer unwirklich anmutenden
Berglandschaft wieder, die Etappen hatten es aber in sich.
Teilweise flott, meist jedoch eher langsam bahnten wir uns
unseren Weg, immer an der Grenze an dem, was wir Heidi zumuten
konnten. Auch die Navigation verlangte uns einiges ab.
Nachdem uns Einheimische dringend von einer Flussdurchquerung
abgeraten hatten, suchten wir uns flussabwärts eine geeignete
Furt. Bei Einbruch der Dunkelheit gelang uns schließlich die
Passage durch knietiefes Wasser. Aufgrund schlechten Wetters und
damit einhergehendem Orientierungsverlust, stoppten wir in einem
Geröllfeld. Wir waren gezwungen, das Tageslicht im Auto sitzend
abzuwarten. Freundliches Wetter und noch freundlichere Nomaden
halfen uns die richtige Route zu finden.
Wieder auf der ruppigen Hauptpiste fahrend, kam schon beinahe
Langeweile auf. Plötzlich ein lauter Knall! Was ist los? Fast
ohne Seitenabstand und mit wahnwitziger Geschwindigkeit wurden
wir von einem aufgemotzten Mitsubishi Pajero überholt. Er
wirbelte eine Gischt aus Steinen auf. Eines der gefährlichen
Geschosse zerstörte die linke hintere Seitenscheibe unserer
Heidi. Der Überholende, ein Teilnehmer an einer japanischen High
Tech Rallye, setzte seine rasante Fahrt unbeirrt fort. In
Bayankhongor versuchten wir, den Übeltäter im Fahrerlager der
Veranstaltung zur Rede zu stellen, was damit endete, dass wir
unfreundlich und mit fast gewalttätigen Gesten zum Verlassen des
Geländes gezwungen wurden. Die nüchterne Aussage einiger Piloten
dieses Rennens (die eigentlichen Verursacher des Schadens
machten sich sofort nach unserem erscheinen aus dem Staub) : „What
do you want! It´s a Rally, that can happen“ – „Was wollt ihr
überhaupt! Das ist eine Rallye, so etwas kann passieren.“ Keine
Entschuldigung, kein Schadenersatz. Man stelle sich nur vor,
eine Person wäre zu Schaden gekommen. Hätten diese Rennfahrer
dann genauso reagiert?
Aufgebracht nach diesem Erlebnis, machten wir uns mit
provisorisch reparierter „Seitenscheibe“ (einem Stück
Holzfurnier, von der lokalen Polizei gespendet) auf nach
Shargaljuut. In einem schönen Tal gelegen, findet man hier viele
kleine Schwefelquellen mit angeschlossener Heilanstalt. Wir
wollten unseren mitgenommenen Körpern eine „Kur“ gönnen und mit
Empfehlung einer freundlichen Sanatoriums-Ärztin konnten wir die
heilsame und vor allem entspannende Wirkung eines heißen Bades
genießen. Auf dem Freigelände befindet sich ein dutzend
Holzjurten, in denen sich jeweils eine in den Erdboden versenkte
Badewanne mit Anschluss an unterschiedlich heiße Quellen
befindet. Sehr speziell, aber super erholsam!
Etwas weich gekocht und voller neuer Energie fuhren wir auf
Seitenstraßen Richtung Kharakorum. Dieses kleine Städtchen,
einst Zentrum des Mongolenreiches, soll politischen Bestrebungen
nach Ulan Bataar in einigen Jahren als Hauptstadt ablösen.
Die folgenden zwei Tagesetappen können wir getrost als
anspruchsvoll bezeichnen! Wir bahnten uns unseren Weg teilweise
über unbekannte Pisten, bewältigten sehr steile Pässe,
schindeten uns durch felsverblockte Täler und wagten riskante
Flussdurchquerungen. Ein völlig ausgelutschter Stoßdämpfer
bescherte uns zwei zerstörte Reifen und ließ bei den weiteren
Kilometern nur noch geringe Geschwindigkeiten zu.
Beim Versuch, den Dämpfer wieder instand zu setzen, wurde uns
zudem noch einer unserer beiden Benzinkanister geklaut.
Clevererweise haben sich die Diebe natürlich den Vollen
gekrallt. Aber egal, wir waren ohnehin am Ende des schwierigen
Teils angekommen, die letzten Tage des Trips gingen wir sehr
entspannt an, mit ausgedehnten Aufenthalten an Flüssen und Seen,
sowie Besuchen zweier sehr imposanter buddhistischer
Klosteranlagen.
Abschließend noch ein kurzes Fazit:
Wir haben in den letzten Wochen sieben Länder bereist, vier
platte Reifen geflickt, acht mechanische Reparaturen
durchgeführt und vier Polizeikontrollen über uns ergehen lassen.
Zudem haben wir drei Berge bestiegen, dreimal den Weg nicht
gefunden. 20 Nächte verbrachten wir im Zelt, zwei im Auto und
drei in Behausungen. Bis auf das Seitenscheiben-Erlebnis und den
gestohlenen Benzinkanister, hatten wir ausschließlich positive
Erfahrungen mit den Menschen die wir auf der Reise getroffen
haben. All die Entbehrungen und Anstrengungen können wir in
Erinnerung an ein wunderbares Abenteuer außer Acht lassen. Jede
Minute der Reise war es wert, sie erlebt zu haben.