Savoir vivre:
Der Peugeot 4007 Exclusive im Test
Französisch-japanische Freundschaft: Der Peugeot 4007 bereicherte unseren Testfuhrpark
01.09.2008
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Wir waren gespannt. Gespannt auf das erste SUV des französischen Herstellers, der mit allradgetriebenen Personenfahrzeugen bislang nicht viel am Hut hatte. Gespannt, ob es Peugeot gelungen war, mit dem 4007 ein glaubhaftes SUV-Konzept auf die Straße zu bringen.

Peugeot war für uns bis zum Test ein Begriff für: Kompakte Cityflitzer. Coole kleine oder elegant gestreckte Cabrios. Bei genauerem Hinschauen überraschend luxuriöse Limousinen. Nutzenorientierte Klein-LKW. Aber SUVs? Die postulierte neue Kompetenz in diesem neuen Segment wollten wir uns schon etwas genauer anschauen. Und um Einiges, aber nicht alles vorwegzunehmen: Wir waren vom 4007 beeindruckt.  Davon, wie ausgewogen, hochwertig und elegant das Ergebnis französischer Allrad-Bemühungen ausgefallen ist. Wie unaufdringlich, aber dennoch eindrucksvoll sich unser neuer französischer Freund unsere Sympathien erarbeitete.

Doch der Reihe nach. Als Anschauungsobjekt für unsere Studien stellte uns Peugeot gleich einmal das Topmodell namens "Exclusive" zur Verfügung. In gewissem Maße frankophil vorgeprägt, gefiel uns auf Anhieb die Lackfarbe ganz besonders - oder besser gesagt: Speziell ihr Name. Die nur schwer mit Worten zu beschreibende Mischung aus Grau und hellem Grün nennt sich "Garrigue" - das französische Wort für das wunderbare Heideland speziell in Südfrankreich, das im Spätsommer eine ebensolche Färbung annimmt und vom wunderbaren Geruch der "Herbes de Provence" geprägt ist.

Damit hatte uns der Franzose gleich einmal um den Finger gewickelt, wir geben es zu. Wobei ... "Franzose" ist er eigentlich keiner, oder maximal ein halber. Peugeot hat nämlich japanisches Allrad-Know-How genutzt, um auf den abfahrenden SUV-Zug aufgesprungen. Ein cleveres Konzept, wie sich nicht erst bei unserem Test herausstellte. Statt mühsam einen eigenen Allradantrieb zu entwickeln, hat man sich der Kompetenz Mitsubishis bedient. Der Kooperation der PSA (= Peugeot und Citroen) zur Entwicklung eines mittelgroßen SUVs entsprang seitens Mitsubishi der Outlander, bei Citroen der C-Crosser und bei Peugeot eben der 4007. Dem einheitlichen Fahrzeuggrundkonzept gaben die drei Hersteller jeweils einen individuellen Feinschliff.

Mitsubishis Allradantrieb ermöglicht dem Fahrer die Wahl zwischen "2WD", "4WD" und "Lock": 2WD steht für Vorderradantrieb, 4WD für ein lektronisch zwischen Vorder- und Hinterachse verteiltes Antriebsmoment. Mit "Lock" schließlich wird das Sperrdifferenzial aktiviert, das den Hinterrädern bis eineinhalb Mal soviel Drehmoment zuteilt als im 4WD-Modus.

Der in unserem Testauto eingebaute Common-Rail-Diesel wurde wiederum von der PSA entwickelt. Während sich das Allerwelts-SUV von heute mit durchschnittlich 2 Litern Hubraum und 150 PS zufrieden geben muss, bietet der Peugeot einen 2,2er mit 156 PS. Ein kleiner, feiner Unterschied - der ernsthaft fühlbar ist. Mit seinen 380 Newtonmetern Drehmoment hat er keinerlei Probleme, den 1.800 Kilo schweren Wagen mit einer Vehemenz anzutreiben, dass es eine Freude ist. Das dezent-sonor unter der Haube hervorbrummelnde Aggregat gehört zum Besten, was uns in unseren Tests bisher untergekommen ist - zumindest unter den Vierzylindern. Ganz erstaunlich: Die praktisch nicht existente Vorglühzeit (zugegebenermaßen aber bei sommerlichen Außentemperaturen) - und das Abstellen des Motors ohne jegliches Nachrütteln oder -zittern.

Alle Gourmet-Punkte verdient sich auch das 6-gängige Menü des Schaltgetriebes. Es harmoniert hervorragend mit dem Diesel und ermöglicht schaltarmes Fahren im städtischen Umfeld ebenso wie Sprit schonendes Gleiten mit niedrigen Drehzahlen auf der Autobahn.

Die Optik des Innenraumes wird beim Modell "Exclusive" von der hochwertigen schwarzen Lederausstattung geprägt. Weiße Nähte verleihen ihr das gewisse Etwas.

Gefallen hat uns auch die schlichte Klarheit der Instrumentierung - Peugeots langjähriger Hang zu Mäuseklavieren am Armaturenbrett gehört auch dank Mitsubishis Designfähigkeiten der Vergangenheit an. Über den zentralen Touchscreen lassen sich Radio und das Navigationssystem bedienen - viele Knöpfe und Schalter können so entfallen. Zum echten Hingucker wird das Display, wenn man rückwärts fährt: Es zeigt nämlich auch das Bild der am Fahrzeugheck angebrachten Rückfahrkamera. Dabei wäre der 4007 nach hinten ohnehin recht übersichtlich - wegen der bullig gewölbten Motorhaube wünscht man sich sogar eher eine Einparkhilfe vorne.

Kaum die Finger möchte man vom exzellenten, sportlich geformten Lederlenkrad lassen, das Kommandos zur Richtungsänderung präzise und interpretationsfrei ausführt. Dank der in allen Modellen serienmäßigen, unauffällig aber effektiv arbeitenden Stabilitätskontrolle hat die Lenkung aber auch recht leichtes Spiel.

Ab der mittleren Ausstattungsstufe "Premium" versteckt sich im recht großen Laderaum eine 3. Sitzreihe für die Passagiere 6 und 7. So gut versteckt sie sich, dass wir sie, Schande über uns, erst Tage nach Testbeginn gefunden haben ... Absolut plan lassen sich übrigens auch die Sitze der zweiten Reihe umlegen (die wir auch problemlos wieder gefunden haben).

Was wir eleganten Testautos normalerweise nicht antun, im Zuge einer größeren Umbauaktion der gelaendewagen.at-Redaktion aber unvermeidbar war: Wir mussten den 4007 mit frisch erworbenem Ikea-Mobiliar befüllen. Und wir dürfen stolz berichten, dass wir ein 2,04 Meter langes Billy-Regal relativ problemlos untergebracht haben. In zerlegtem Zustand, zugegeben. Und die Beifahrerin hatte es auch nicht mehr allzu bequem.

Wenn uns am Peugeot 4007 etwas gestört hat, war es am ehesten die relativ unauffällig gestaltete Seitenpartie. Angesichts der gelungenen Front - mit dem scharfen Blick der Klarglasscheinwerfer und dem walgleich groß aufgerissenen Maul des Kühlers - ist sie ein wenig blass geraten. Der 4007 zeigt uns hier eindringlich, dass die optischen Grenzen zwischen Vans und SUVs immer mehr verschwimmen. Nicht unhübsch, aber gegenüber dem Outlander und dem C-Crosser optisch kaum abgegrenzt, zeigt sich die Heckpartie.

Preislich bewegt sich der Peugeot im Mittelfeld des Segments. Hervorzuheben ist, dass schon die Basisausstattung beim knapp 35.000 Euro teuren Modell "Comfort" sehr üppig geraten ist. Das Preis-/Leistungsverhältnis passt also in jedem Fall. Dass beim von uns getesteten Topmodell Exclusive der Preis mit einer "4" beginnt, hat uns angesichts der hier wirklich überkompletten Ausstattung auch nicht wirklich erschreckt.

Bleibt zu sagen: Test bestanden, aus unserer Sicht sogar mit Auszeichnung: Der 4007 hat die neue SUV-Kompetenz Peugeots eindrucksvoll bewiesen. Erstmals wieder nach längerer Zeit ist uns die Rückgabe eines Testautos ziemlich schwergefallen. Merci, mon ami ...


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Peugeot 4007

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Peugeot 4007
 
Fotos: gelaendewagen.at
 

Peugeot 4007 2,2 HDi "Exclusive"
Die Daten


Motor:
2,2 Liter Vierzylinder Dieselmotor mit CommonRail-Einspritzung, variable Turbinen-geometrie, 156 PS, 380 Nm bei 2.000 U/min

Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe

Länge/Breite/Höhe:
4.635/1.805/1.713 mm

Eigengewicht:
1.825 kg

zul. Anhängelasten:
750/2.000 kg (ungebremst/gebremst)

Höchstgeschwindigkeit:
200 km/h

Verbrauch: 7,3 l kombiniert

CO2-Emissionen: 194 g/km

Allradantrieb: zuschaltbarer Allradantrieb, "Lock"-Modus aktiviert zentrales Sperrdifferenzial

Basisausstattung (Modell "Comfort", Auszug): Frontairbags, Seitenairbags 1. Reihe, Fensterairbags 1.+2. Reihe, Stabilitäts- und Traktionskontrolle ("ASC" + "ASR"), 12-Volt-Stecker vorne und im Laderaum, Außenspiegel elektrisch verstell-, beheiz- und anklappbar, zweigeteilte Heckklappe, Bordcomputer, CD-Radio, Cup-Holder, elektr. Fensterheber, Klimaanlage, Tempomat, CD-Radio mit Lenkradfernbedienung, Isofix-Halterungen, Mittelarmlehnen vorne und hinten, Zentralverriegelung mit Fernbedienung

Zusatzausstattung "Exclusive" (Auszug):
Dachträger alulackiert, Nebelscheinwerfer, 2er-Sitzbank in der 3. Reihe, klimatisiertes Handschuhfach, Lederlenkrad und -schaltknauf, 18 Zoll Alufelgen, Einparkhilfe hinten, verchromte Fenstereinrahmungen, verchromte Einstiegsleisten, abgedunkelte Scheiben hinten, 6-fach CD-Wechsler, schwarze Lederpolsterung, elektr. verstellbarer Fahrersitz, Sitzheizung vorne, Xenonscheinwerfer

Preis (Modell "Exclusive"): € 40.880,--
(Testfahrzeug: zusätzlich DVD-Navigation € 1.895,--, Metalliclackierung € 370,--, Bluetooth-Freisprecheinrichtung € 265,--)

Preis (Basismodell "Comfort"): ab € 34.990,--

 

 
 
 

gelaendewagen.at Test Nr. 61





 
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