Der Wahnsinn in 4 Teilen - Oberwart goes Superkarpata
"uahhh.org" nannte sich die Webseite, auf der die
Offroad-Verrückten aus Oberwart bis vor Kurzem ihre abgefahrenen
Offroad-Erlebnisse online stellten. "Ur-Org" auch die Geschichte
ihres Webmasters Markus Prochazka von der Teilnahme an der
diesjährigen "Superkarpata Trophy"...
Dienstag 20. Mai
Ham&Eggs, ein Ziegel Schokokuchen, Kaffee, Tee.
Morgenbesprechung: der Korridor muss heute verlassen werden
ansonsten droht die Disqualifikation wegen Zeitüberschreitung.
Klarer Auftrag an Zwetschki: Suche den schnellsten Weg aus den
Korridor. Da die Fahrt außerhalb des Korridors unerwartet rasch
voran geht, fällt die Entscheidung, nochmals ca. zehn Kilometer
vor der Ziellinie in den Korridor einzufahren um ev. noch ein
paar Strafkilometer einzusparen. Einerseits ein schwerer Fehler,
andererseits ein toller Schachzug wie sich später herausstellen
wird. Fakt ist allenfalls, dass keiner der vier OROs, auch nur
annähernd, ähnlich prekäre Ereignisse erlebt hat:
Die OROs fahren auf einem überaus lehmigen, schlitzigen und in
der Karte nicht eingezeichneten Hohlweg einen Hügel hoch, um
sich auf diesen, etwa zwei Kilometer (Luftlinie) lang zu einem
fahrbaren Weg durchzuschlagen. Dieser Weg endet dann direkt an
der Ziellinie. So der Plan. Die Praxis sieht anders aus. Der Weg
endet unweit der Einstiegstelle mitten im Wald. Mittlerweile
schon etwas im Zeitdruck beschließt das Team einen schräg
hängenden, rutschigen, ca. hundert Meter langen Waldweg zu
fahren. Haasa rutscht ab und hängt in den Bäumen, kann sich aber
mit den beiden Seilwinden wieder seitlich hochziehen.
Etwa 45 Minuten später ist das unangenehme Hindernis überwunden und
Zwetschki steht hundert Meter weiter stirnrunzelnd vor einem
abgerutschtem Weg. Endstation. Michi kämpft in der Zwischenzeit
noch mit Undertaker an der Schrägfahrt. Regen (bei Sonnenschein)
setzt ein und Haasa stellt zudem noch fest, dass sein linker
Hinterreifen Luft verliert. "Scheissendreck!" schreit Haasa als
Zwetschki verlautbart, dass leider kein alternativer Weg in das
Ziel führt. Die Variante den selben Weg retour zu fahren
scheidet aus Zeitgründen aus. Viel attraktiver erscheint die
Möglichkeit, quer durch den Wald zu einem etwa hundert Meter
entfernten Verbindungsweg hochzufahren. Dieser Versuch endet
nach dreißig Meter mitten im dicht verwachsenen Steilhang
inmitten nassen Laubes an einem Baum, der nun in Haasas
Beifahrertür steht... Auch der Reifen ist nun fast platt. Um zu
verhindern dass sich dieser von der Felge löst, wird dieser mit
dem Kompressor wieder etwas aufgepumpt. Undertaker greift zum
Fichtenmoped und schneidet Baum für Baum, Haasa und Zwetschki
winchen Meter für Meter.
Der Regen wird stärker und stärker. Es beginnt zu hageln. Von
Sonnenschein kann mehr keine Rede sein. Alle arbeiten wie
verrückt. Die Zeit läuft davon. Der Untergrund ist in der
Zwischenzeit so aufgeweicht, abgegraben und rutschig, dass
Haasas Suzuki an dem Steilhang beim Umhängen des Windenseils
immer wieder ein paar Meter zurückrutscht. Es gießt in Strömen,
der Hagel wird derart laut, dass man sich auf einer Entfernung
von zehn Metern nicht mehr verständigen kann! Es macht einen
Kracher das es jeden den Stift in die Hose drückt. Ein Blitz hat
in unmittelbarer Nähe eingeschlagen.
Unermüdlich kämpft Undertaker aber mit der Motorsäge, Zwetschki
mit dem Baumgurt und Haasa mit dem Kram im Auto da sich die
Seitenscheibe der eingedrückten Tür nicht hochdrehen lässt und
deshalb der Regen aus der mit einem Tintenstrahldrucker
ausgedruckten Karte ein grünes Aquarell malt. Michi ist auf sich
alleine gestellt und wincht sich ebenfalls Stück für Stück an
Haasa heran. Etwa fünf Meter vor Erreichen des Verbindungsweges
rutscht dann auch noch Haasas Reifen von der Felge. In diesem
Moment denken sie alle an die Kapitulation, aber keiner wagt es
auszusprechen. Die Karpaten scheinen den Kampf zu gewinnen.
Während Michi sich den Berg hochwincht, beginnen Zwetschki und
Haasa bereits mit dem Reifenwechsel. Der Hagel ist vorbei aber
es regnet noch immer wie aus Kübeln. Zehn Minuten später sitzen
wieder alle völlig durchnäßt im den Fahrzeugen und fahren den
einzig möglichen Weg entlang. Haasa: "Zwetschki, wie viel Zeit
haben wir noch?". Zwetschki: "Sog i da net. Foa weiter! Wenn ma
jetzt kan Fehler mehr machen dann könnt es sich ausgehen". Die
OROs erreichen tatsächlich die Ziellinie 14 Minuten vor Ablauf
der Zeit. Alle jubeln, lachen und fallen sich in die Arme. Die
letzen zwei Stunden werden ihnen wohl ewig in Erinnerung
bleiben.
Beim Umschalten des Verteilergetriebes springt Haasa's
Schalthebel aus der Führung und er verbringt die nächsten
dreißig Minuten unter dem komplett verschlammten Auto. Am Rücken
liegend. Im Regen.
In Anbetracht der Umstände genießen die vier an diesem Abend je
ein Doppelzimmer mit warmer Dusche in Brad.
Bei der abendlichen Bekanntgabe der Ergebnisse der ersten
Zwischenetappe folgt die Belohnung für die letzten zwei Stunden
im Wald. Joe Zirnitzer: "Für die ORO's hat es sich offenbar noch
ausgezahlt zwei Stunden vor Ablauf der Zeit in den Korridor
nochmals einzufahren. Platz 4".
Nach Nahrungsmittelaufnahme (leckere, deftige Gulaschsuppe von
der Orga) beschließt Undertaker zu kochen... Zwiebelrostbraten
mit Bandnudeln. Und als Nachspeise? Einen Ziegel Schokokuchen!
Was sonst?
Stundenlange Diskussionen zwischen dem Veranstalter und zwei
anderen Teams über die Auslegung des Reglement verleihen dem
perfekten Abend leider einen schlechten Nachgeschmack. Ebenso
unerwartet wie frustriert erfahren die OROs, dass es zwischen
der ersten und der zweiten Etappe dieses Jahr keinen "Relaxtag"
gibt. Michis Kreuzgelenk ist nämlich komplett kaputt und keine
Lösung in Sicht...
Langsames Vorankommen im Dickicht
Den Gipfel erreicht. Planlosigkeit.
Rumänien wie wir es kennen und genießen
Winchen im Wald kurz vor dem Gewitter
Reparatur des Verteilergetriebe-Schalthebels
Zwischenetappe im Hotel
Mittwoch 21. Mai
Keine Ham&Eggs, kein Ziegel Schokokuchen, miserabler Kaffee,
Hundepisse als Tee. Frühstück im Hotel :)
Offizieller Start in die zweite Etappe um zehn Uhr. Team ORO
startet um 7:30 auf der Suche nach einem Reifenhändler und einem
passenden Kreuzgelenk für Michi's Suzuki. Während der
Reifenhändler rasch gefunden ist, gestaltet sich die Suche nach
dem Kreuzgelenk als aussichtslos. In Brad entdecken die ORO's
einen abgestellten Samurai. Leider steht das Fahrzeug in einem
verlassenen Garten. Es ist niemand zu Hause. Dann das Wunder:
Henrik Strasser hat ein passendes Kreuzgelenk als Ersatzteil
mit, da er in seiner LilaQ ein Suzuki Verteilergetriebe für die
mechanische Seilwinde verwendet. Michi und Haasa beginnen sofort
mit dem Umbau. Während die anderen Teams starten, und die beiden
noch eifrig schrauben, nutzt Undertaker die Gelegenheit und
bereitet zwischenzeitlich ein ordentliches Frühstück. Team ORO
startet also mit einem neuen Kreuzgelenk und einem Ziegel
Schokokuchen im Magen mit sechzig Minuten Verspätung in die
zweite Etappe.
Der erste Teil der zweiten Etappe scheint einigermaßen Fahrbar.
Alle wählen die selbe Route: eine relativ gut erhaltene
Forststrasse welche in der Karte etwa einen Kilometer an einem
Bergkamm endet. In der Karte. Während viele Teams am Ende dieser
Straße umdrehen, kämpfen sich andere Teams durch das Dickicht.
Das Team erfährt, daß sich Waldl eine Steckachse abgerissen hat
und deshalb an einem steilen Geländeabschnitt an der Seilwinde
hängt. Es bildet sich ein Stau. Undertaker ist gut zu Fuß und
meint nach dreißig Minuten Orientierungslauf eine steil
abfallende Abkürzung ins Tal gefunden zu haben. Eine Stunde
später erweist sich der Weg als unfahrbar und das Team muß
umdrehen. Wieder dreißig Minuten verloren. Der Stau hat sich
aufgelöst und ORO kann ungehindert über den Bergkamm fahren. An
einer Sonderprüfung im Korridor ist es wiederum dem Undertaker
zu verdanken, daß ORO eine sechzigminütige Zeitgutschrift
erhält. Das Team verläßt nun auch taktisch den Korridor an einer
sehr schwierigen Stelle.
Der weitere Weg im Korridor führt auf das Padis-Plateau.
Unfassbar: An einer Weggabelung kontrolliert Michi das neue
Kreuzgelenk und stellt fest, dass es erneut heiß und
ausgeschlagen ist. Es wird nun allen klar: Wird das Problem
nicht endgültig gelöst, kann der Bewerb in dieser Form nicht
fortgesetzt werden. Zwetschki sucht bereits in der Karte einen
Weg aus dem Korridor um zumindest das Ziel, wenn auch nur mit
Frontantrieb, zu erreichen. Die Stimmung ist am Ende. Das Tempo
wird auf Schrittgeschwindigkeit verlangsamt. Die Ungarischen
überholen uns. Von wo kommen die schon wieder her? Vermutlich
vom Korridor? Jetzt ist alles gelaufen, denn die Ereignisse
überschlagen sich: Michis Hinterachse steht schräg. Die erste
Vermutung ist ein Blattfederbruch, aber eine genauere
Untersuchung ergibt, dass "nur" der Herzbolzen gebrochen ist und
sich die Achse auf der Blattfeder längs verschoben hat. Die
Reparatur erfolgt mitten auf einer Durchzugsstrasse. Um das
Kreuzgelenk zu schonen beschließt das Team Michis Suzuki, wann
immer es auch möglich ist, abzuschleppen. ORO erreicht die Stadt
Arieseni und trifft wieder einmal die Ungarischen welche es sich
gerade in einer Pension gemütlich machen. ORO beschließt auch in
der Pension zu bleiben und bezieht zu viert ein Dreibettzimmer.
Das Problem mit dem Kreuzgelenk wird mit den ungarischen
Mechanikern "Pauli" und "Pauli" besprochen und diskutiert. Nach
Anraten der Ungarn werden die Buchsen des Kreuzgelenkes in der
Kardanwelle festgeschweißt und die Kardanwelle wird verkehrt
wieder eingebaut. Ein Defekt an der hinteren Differentialsperre
bei Michi erweist sich hingegen als unreparabel. Ein ausgiebiges
Abendessen in der Pension rundet den ereignisreichen Tag ab.