Der Wahnsinn in 4 Teilen - Oberwart goes Superkarpata
"uahhh.org" nannte sich die Webseite, auf der die Offroad-Verrückten aus Oberwart bis vor Kurzem ihre abgefahrenen Offroad-Erlebnisse online stellten. "Ur-Org" auch die Geschichte ihres Webmasters Markus Prochazka von der Teilnahme an der diesjährigen "Superkarpata Trophy"...

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28.05.2008

Teil 3

Dienstag 20. Mai
Ham&Eggs, ein Ziegel Schokokuchen, Kaffee, Tee. Morgenbesprechung: der Korridor muss heute verlassen werden ansonsten droht die Disqualifikation wegen Zeitüberschreitung. Klarer Auftrag an Zwetschki: Suche den schnellsten Weg aus den Korridor. Da die Fahrt außerhalb des Korridors unerwartet rasch voran geht, fällt die Entscheidung, nochmals ca. zehn Kilometer vor der Ziellinie in den Korridor einzufahren um ev. noch ein paar Strafkilometer einzusparen. Einerseits ein schwerer Fehler, andererseits ein toller Schachzug wie sich später herausstellen wird. Fakt ist allenfalls, dass keiner der vier OROs, auch nur annähernd, ähnlich prekäre Ereignisse erlebt hat:

Die OROs fahren auf einem überaus lehmigen, schlitzigen und in der Karte nicht eingezeichneten Hohlweg einen Hügel hoch, um sich auf diesen, etwa zwei Kilometer (Luftlinie) lang zu einem fahrbaren Weg durchzuschlagen. Dieser Weg endet dann direkt an der Ziellinie. So der Plan. Die Praxis sieht anders aus. Der Weg endet unweit der Einstiegstelle mitten im Wald. Mittlerweile schon etwas im Zeitdruck beschließt das Team einen schräg hängenden, rutschigen, ca. hundert Meter langen Waldweg zu fahren. Haasa rutscht ab und hängt in den Bäumen, kann sich aber mit den beiden Seilwinden wieder seitlich hochziehen.

 Etwa 45 Minuten später ist das unangenehme Hindernis überwunden und Zwetschki steht hundert Meter weiter stirnrunzelnd vor einem abgerutschtem Weg. Endstation. Michi kämpft in der Zwischenzeit noch mit Undertaker an der Schrägfahrt. Regen (bei Sonnenschein) setzt ein und Haasa stellt zudem noch fest, dass sein linker Hinterreifen Luft verliert. "Scheissendreck!" schreit Haasa als Zwetschki verlautbart, dass leider kein alternativer Weg in das Ziel führt. Die Variante den selben Weg retour zu fahren scheidet aus Zeitgründen aus. Viel attraktiver erscheint die Möglichkeit, quer durch den Wald zu einem etwa hundert Meter entfernten Verbindungsweg hochzufahren. Dieser Versuch endet nach dreißig Meter mitten im dicht verwachsenen Steilhang inmitten nassen Laubes an einem Baum, der nun in Haasas Beifahrertür steht... Auch der Reifen ist nun fast platt. Um zu verhindern dass sich dieser von der Felge löst, wird dieser mit dem Kompressor wieder etwas aufgepumpt. Undertaker greift zum Fichtenmoped und schneidet Baum für Baum, Haasa und Zwetschki winchen Meter für Meter.

Der Regen wird stärker und stärker. Es beginnt zu hageln. Von Sonnenschein kann mehr keine Rede sein. Alle arbeiten wie verrückt. Die Zeit läuft davon. Der Untergrund ist in der Zwischenzeit so aufgeweicht, abgegraben und rutschig, dass Haasas Suzuki an dem Steilhang beim Umhängen des Windenseils immer wieder ein paar Meter zurückrutscht. Es gießt in Strömen, der Hagel wird derart laut, dass man sich auf einer Entfernung von zehn Metern nicht mehr verständigen kann! Es macht einen Kracher das es jeden den Stift in die Hose drückt. Ein Blitz hat in unmittelbarer Nähe eingeschlagen.

Unermüdlich kämpft Undertaker aber mit der Motorsäge, Zwetschki mit dem Baumgurt und Haasa mit dem Kram im Auto da sich die Seitenscheibe der eingedrückten Tür nicht hochdrehen lässt und deshalb der Regen aus der mit einem Tintenstrahldrucker ausgedruckten Karte ein grünes Aquarell malt. Michi ist auf sich alleine gestellt und wincht sich ebenfalls Stück für Stück an Haasa heran. Etwa fünf Meter vor Erreichen des Verbindungsweges rutscht dann auch noch Haasas Reifen von der Felge. In diesem Moment denken sie alle an die Kapitulation, aber keiner wagt es auszusprechen. Die Karpaten scheinen den Kampf zu gewinnen. Während Michi sich den Berg hochwincht, beginnen Zwetschki und Haasa bereits mit dem Reifenwechsel. Der Hagel ist vorbei aber es regnet noch immer wie aus Kübeln. Zehn Minuten später sitzen wieder alle völlig durchnäßt im den Fahrzeugen und fahren den einzig möglichen Weg entlang. Haasa: "Zwetschki, wie viel Zeit haben wir noch?". Zwetschki: "Sog i da net. Foa weiter! Wenn ma jetzt kan Fehler mehr machen dann könnt es sich ausgehen". Die OROs erreichen tatsächlich die Ziellinie 14 Minuten vor Ablauf der Zeit. Alle jubeln, lachen und fallen sich in die Arme. Die letzen zwei Stunden werden ihnen wohl ewig in Erinnerung bleiben.

Beim Umschalten des Verteilergetriebes springt Haasa's Schalthebel aus der Führung und er verbringt die nächsten dreißig Minuten unter dem komplett verschlammten Auto. Am Rücken liegend. Im Regen.

In Anbetracht der Umstände genießen die vier an diesem Abend je ein Doppelzimmer mit warmer Dusche in Brad.

Bei der abendlichen Bekanntgabe der Ergebnisse der ersten Zwischenetappe folgt die Belohnung für die letzten zwei Stunden im Wald. Joe Zirnitzer: "Für die ORO's hat es sich offenbar noch ausgezahlt zwei Stunden vor Ablauf der Zeit in den Korridor nochmals einzufahren. Platz 4".

Nach Nahrungsmittelaufnahme (leckere, deftige Gulaschsuppe von der Orga) beschließt Undertaker zu kochen... Zwiebelrostbraten mit Bandnudeln. Und als Nachspeise? Einen Ziegel Schokokuchen! Was sonst?

Stundenlange Diskussionen zwischen dem Veranstalter und zwei anderen Teams über die Auslegung des Reglement verleihen dem perfekten Abend leider einen schlechten Nachgeschmack. Ebenso unerwartet wie frustriert erfahren die OROs, dass es zwischen der ersten und der zweiten Etappe dieses Jahr keinen "Relaxtag" gibt. Michis Kreuzgelenk ist nämlich komplett kaputt und keine Lösung in Sicht...

Langsames Vorankommen im Dickicht

Den Gipfel erreicht. Planlosigkeit.

Rumänien wie wir es kennen und genießen

Winchen im Wald kurz vor dem Gewitter

Reparatur des Verteilergetriebe-Schalthebels

Zwischenetappe im Hotel

Mittwoch 21. Mai
Keine Ham&Eggs, kein Ziegel Schokokuchen, miserabler Kaffee, Hundepisse als Tee. Frühstück im Hotel :)

Offizieller Start in die zweite Etappe um zehn Uhr. Team ORO startet um 7:30 auf der Suche nach einem Reifenhändler und einem passenden Kreuzgelenk für Michi's Suzuki. Während der Reifenhändler rasch gefunden ist, gestaltet sich die Suche nach dem Kreuzgelenk als aussichtslos. In Brad entdecken die ORO's einen abgestellten Samurai. Leider steht das Fahrzeug in einem verlassenen Garten. Es ist niemand zu Hause. Dann das Wunder: Henrik Strasser hat ein passendes Kreuzgelenk als Ersatzteil mit, da er in seiner LilaQ ein Suzuki Verteilergetriebe für die mechanische Seilwinde verwendet. Michi und Haasa beginnen sofort mit dem Umbau. Während die anderen Teams starten, und die beiden noch eifrig schrauben, nutzt Undertaker die Gelegenheit und bereitet zwischenzeitlich ein ordentliches Frühstück. Team ORO startet also mit einem neuen Kreuzgelenk und einem Ziegel Schokokuchen im Magen mit sechzig Minuten Verspätung in die zweite Etappe.

Der erste Teil der zweiten Etappe scheint einigermaßen Fahrbar. Alle wählen die selbe Route: eine relativ gut erhaltene Forststrasse welche in der Karte etwa einen Kilometer an einem Bergkamm endet. In der Karte. Während viele Teams am Ende dieser Straße umdrehen, kämpfen sich andere Teams durch das Dickicht. Das Team erfährt, daß sich Waldl eine Steckachse abgerissen hat und deshalb an einem steilen Geländeabschnitt an der Seilwinde hängt. Es bildet sich ein Stau. Undertaker ist gut zu Fuß und meint nach dreißig Minuten Orientierungslauf eine steil abfallende Abkürzung ins Tal gefunden zu haben. Eine Stunde später erweist sich der Weg als unfahrbar und das Team muß umdrehen. Wieder dreißig Minuten verloren. Der Stau hat sich aufgelöst und ORO kann ungehindert über den Bergkamm fahren. An einer Sonderprüfung im Korridor ist es wiederum dem Undertaker zu verdanken, daß ORO eine sechzigminütige Zeitgutschrift erhält. Das Team verläßt nun auch taktisch den Korridor an einer sehr schwierigen Stelle.

Der weitere Weg im Korridor führt auf das Padis-Plateau. Unfassbar: An einer Weggabelung kontrolliert Michi das neue Kreuzgelenk und stellt fest, dass es erneut heiß und ausgeschlagen ist. Es wird nun allen klar: Wird das Problem nicht endgültig gelöst, kann der Bewerb in dieser Form nicht fortgesetzt werden. Zwetschki sucht bereits in der Karte einen Weg aus dem Korridor um zumindest das Ziel, wenn auch nur mit Frontantrieb, zu erreichen. Die Stimmung ist am Ende. Das Tempo wird auf Schrittgeschwindigkeit verlangsamt. Die Ungarischen überholen uns. Von wo kommen die schon wieder her? Vermutlich vom Korridor? Jetzt ist alles gelaufen, denn die Ereignisse überschlagen sich: Michis Hinterachse steht schräg. Die erste Vermutung ist ein Blattfederbruch, aber eine genauere Untersuchung ergibt, dass "nur" der Herzbolzen gebrochen ist und sich die Achse auf der Blattfeder längs verschoben hat. Die Reparatur erfolgt mitten auf einer Durchzugsstrasse. Um das Kreuzgelenk zu schonen beschließt das Team Michis Suzuki, wann immer es auch möglich ist, abzuschleppen. ORO erreicht die Stadt Arieseni und trifft wieder einmal die Ungarischen welche es sich gerade in einer Pension gemütlich machen. ORO beschließt auch in der Pension zu bleiben und bezieht zu viert ein Dreibettzimmer. Das Problem mit dem Kreuzgelenk wird mit den ungarischen Mechanikern "Pauli" und "Pauli" besprochen und diskutiert. Nach Anraten der Ungarn werden die Buchsen des Kreuzgelenkes in der Kardanwelle festgeschweißt und die Kardanwelle wird verkehrt wieder eingebaut. Ein Defekt an der hinteren Differentialsperre bei Michi erweist sich hingegen als unreparabel. Ein ausgiebiges Abendessen in der Pension rundet den ereignisreichen Tag ab.

Das Padis-Plateau auf 1800m Seehöhe

Noch etwas Schnee auf den Nordhängen

Analoge Navigation

Bizarre Landschaft in Nebel gehüllt

Kreuzgelenk funktioniert: alle wieder lustig

Michi an der Winch
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