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Die Croatia Trophy 2009
Die Croatia Trophy hat einen legendären Ruf – als die härteste Wettfahrt im Gelände. Wer da keinen Dreck an den Stiefeln hat, der ist nicht richtig dabei gewesen!

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20.11.2009

Die Ergebnisliste der Croatia Trophy 2009 bei uns


Nach der langen Fahrt auf der Autobahn springen wir erleichtert aus dem Geländewagen. Und fühlen endlich wieder den weichen Boden des Camps unter den Sohlen. Da stehen schon die Zelte, über denen die schwarz-weiß-rote Flagge mit dem Adler weht, und auch die blau-weiße mit dem Stern, die weiß-rot gestreifte, die schwarz-rot-goldene, die blau-weiß-rote - strahlende, erwartungsvolle Gesichter, wohin man blickt. Je mehr Wettkämpfer hier eintreffen, desto tiefer werden die Furchen, die sie im feuchten Lehm ziehen.

Croatia Trophy 2009

Es hat genug geregnet in den Wochen zuvor - beste Bedingungen für eine zünftige Trophy! Die Organisatoren haben mit Hilfe des Forstbetriebs die Strecke durch den Wald festgelegt - streng geheim, natürlich, das Roadbook-Lesen gehört zum Spiel. Hier ist nicht der Bleifuß gefragt, sondern Köpfchen!

Den Allradfahrzeugen sieht man den Einfallsreichtum der Teilnehmer an. Was sich da unterm Blech versteckt, ist nicht unbedingt das, was draufsteht! Warum heißt das rote Rohrgestell, das Stefan Pracht auf ein Spider-Trax-Fahrgestell gesetzt hat, Defender? Kann es sein, dass dem englischen Tuner kein anderer Name für einen Geländewagen einfiel? Andere setzen auf Puch, nicht nur das erfahrene Team aus Graz, Walter Friedrich und Gunther Hohensinner, sondern auch das Team aus Moskau! Sie sind nicht die einzigen Neueinsteiger, es gibt auch ein paar Österreicher, die sich zum ersten Mal auf die Trophystrecke wagen: Michael Trattnig und Bertram Pansy, Thomas Gruber und Martin Stampfer -beide Teams auf Puch, natürlich! Man beschnuppert sich und vergleicht die Fahrzeuge. Die Spannung steigt. Bei der ersten Fahrerbesprechung werden Lose gezogen, für die Reihenfolge beim Prolog.

Croatia Trophy 2009

Endlich stehen die ersten Fahrzeuge unter dem roten Startbogen. Es sind die Teilnehmer mit ATV, die stets vor den Geländewagen starten. Sie haben die kurze, aber anspruchsvolle Runde durch eine steile Schlucht bald geschafft, mit Windeneinsatz, um nicht abzustürzen. Nun rollen die ersten Geländewagen auf die Startlinie, paarweise, und ein paar Meter nach dem Start entscheidet sich bereits, wer von den beiden vorne liegt: Der Fahrer, der als erster in den Engpass fährt, mit Schwung, die gelbe Pfütze wird leer gepresst von den breiten Reifen. Eine kleine Böschung folgt, dann geht es hinunter in ein schmales Bachbett und gleich darauf den Steilhang hinauf. Der vorausschauende Beifahrer ist schon abgesprungen und zieht das Windenseil so weit wie möglich zu einem stabilen Baum oben am Hang. Dort wird gewendet, und abwärts geht's am Seil der Heckwinde.

Croatia Trophy 2009

Wieder wird der Bach durchquert, und die Runde führt nun nicht zurück durch den Engpass, sondern über die Böschung an einer Stelle, wo sie gut drei Meter hoch ist und fast senkrecht abfällt ... kein Problem, mit kreischenden Reifen kommen die Geländewagen am Ziel zum Stehen. Und Stop! Die kürzeste Zeit haben die Starter aus Kroatien gebraucht. Aber noch ist nicht aller Tage Ende!

Croatia Trophy 2009

Es bedeutet lediglich, dass sie am kommenden Morgen als Erste starten dürfen, zur ersten Etappe in Wertung. Da geht es vom Start weg durch weites, hügeliges Gelände, bald sind die Wettkämpfer zwischen den Bäumen verschwunden. Sie treffen sich alle an einem Steilhang im Wald. Hier sind dreißig Meter zu erklimmen, die Winden werden heiß. Harald Seyfried aus Strasshof und Christian Poprask liefern sich ein packendes Duell. Wer erreicht den oberen Rand des Abhangs als erster? Harald mit der mechanischen Winde oder Christian, der zusammen mit seinem Grazer Teampartner Christoph Krammer einen Mitsubishi mit einer hydraulischen Ramseywinde ausgestattet hat?

Croatia Trophy 2009

Sie liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wer hat denn nun die Schnauze vorn? Kaum zu sagen. Jedenfalls lässt Christian dem Jeep von Harald die Vorfahrt, als es weitergeht. Da kommt auch schon das Grazer Team Walter Friedrich und Günter Hohensinner mit dem grasgrünen Puch, wühlt sich kurz vor dem Waldweg oben am Steilhang in den weichen Sand ein, und der gewiefte Beifahrer holt eine Flasche Wasser, um den Windenmotor zu kühlen ... Daher also der große Getränkevorrat im Heck des Puchs! Hier geht es nicht um den Durst von Fahrer und Beifahrer!

Croatia Trophy 2009

Thomas Schuker fährt seinen 230 GE weit hoch am Hang, fast bis zum Weg. Dann springt seine Beifahrerin Jasmin aus dem Fahrzeug und zieht das Windenseil quer über den Weg. Die Bäume stehen auf einer Böschung, die zwei Meter hoch senkrecht über ihr aufragt! "I need help!" schreit sie mit ihrer hellen Stimme. Ein russischer Journalist beugt den Rücken, ein Gast aus Israel reicht ihr die Hand, und schon steht sie oben neben dem Baum. Da drückt jeder mal ein Auge zu. Miteinander, nicht gegeneinander ist hier die Devise.

Croatia Trophy 2009

Abends im Camp wird der Matsch von den Stiefeln geklopft und aus den Bremstrommeln gekratzt. Wer den ganzen Tag lang gekämpft hat wie ein Löwe, hat abends einen Bärenhunger, und wir schnappen uns unsere Teller und schlendern zum Küchen-Truck. Was der slowenische Koch da zaubert, kann sich sehen lassen, und in der internationalen Gesellschaft findet jeder etwas für seinen Geschmack.

Croatia Trophy 2009

Am nächsten Morgen scheint die Sonne, genau das richtige Wetter für eine Flussdurchfahrt! Die Vielfalt der Strecke ist es, die die Croatia Trophy so einmalig macht. Wer schon mal eine Woche lang jeden Tag durch die gelbe, sandige Wüste fuhr oder durch einen grünen Tunnel im Regenwald, der weiß das zu würdigen! Und so freuen sich die Teams schon auf das nächste Jahr, wo auch eine "Adventure Class" angeboten wird, die die schwierigsten Stellen umgeht und denen eine Chance bieten möchte, die ihren Geländewagen nicht völlig umbauen wollen - aber eine Winde sollte schon montiert sein!

Croatia Trophy 2009

Die Ergebnisliste der Croatia Trophy 2009 bei uns


Die Croatia Trophy 2010 findet zwischen 29. April und 7. Mai statt. Informationen dazu gibt es auf www.ramseywinch.eu

 

Text und Fotos: Anne Heisler





 
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