4,83 Meter lang, von Spiegel zu Spiegel 2,17 Meter
breit und stolze 2.583 Kilo schwer - so steht der
brandneue Land Rover Discovery 4 vor uns. Wir freuen uns:
Schließlich ist es das Modell mit dem ebenfalls neuen 3 Liter
großen Sechszylinder Dieselmotor, von dem wir schon
Wunderdinge gehört haben. Und ein topausgestatteter "HSE"
ist es darüber hinaus noch.
Um zu einem so frühen Zeitpunkt zu einem Discovery-Test zu
kommen, quetschen wir uns terminlich zwischen die 4WD und die
Autorevue. Bedingung: Wir müssen uns das Auto aus Wels, direkt
von 4WD-Chefredakteur Helmut Moser holen.
Was unsere Vorfreude auf die Testfahrt noch erhöht: Moser, seines Zeichens bekennender Geländewagen-Fan, aber primär
ausgewiesener Jeep-Experte, hatte am neuen Discovery einen
Narren gefressen: "Den geb' ich nicht mehr her, das Auto ist der
Wahnsinn - das Beste, was ich jemals im Gelände erlebt habe".
Und weiter: "Schreib das: Da ist ein G mit Stoppelreifen den
Hang nicht rauf gekommen - dort bin ich mit dem Discovery im
Standgas raufgefahren - unglaublich - mit Straßenreifen". Helmut
M. konnte sich gar nicht mehr erfangen, so begeistert war er vom
neuesten Produkt aus Solihull: Und bot uns sein koreanisches
Alltags-SUV zum Geschenk, wenn wir ihm den Disco nur noch übers
Wochenende ließen ...
Wir haben ihm den Koreaner gelassen. Zu verlockend war die
Aussicht, den neuen Land Rover Discovery 4 auf die Schnelle über
215 Autobahnkilometer von Wels nach Wien zu überstellen,
um ihm dann ein paar Tage Hauptstadt plus Umgebung zu zeigen.
Erster Eindruck: Das Interieur. Verdammt nah am Range
präsentiert es sich - schonend, aber traumhaft effektvoll
gegenüber dem LR3 weiter entwickelt. Die neue Mittelkonsole
wirkt noch eleganter, ist aber gleichzeitig übersichtlicher
und einfacher zu bedienen. Ins Auge stechen der perfekt
ablesbare, große Infoscreen für Navi, Fahrzeug- und
Audiosteuerung und die neuen Rundinstrumente für die
2-Zonen-Klimaautomatik.
Einen gelungenen Kontrast stellt die zentral positionierte
Analog(!)uhr dar. Die Ledersitze mit den
höhenverstellbaren Armlehnen gehörten schon beim Vorgängermodell
zu besten, was der Geländewagenmarkt zu bieten hat. Die
Bedienelemente für das Terrain Response Systems wurden
vor den Schalthebel versetzt und sind für die Hand des Fahrers
nun deutlich besser zu erreichen. Das Lenkrad wurde
ebenfalls modifiziert - die Schalter und Knöpfe sind nun
deutlich leichter zu "finden", dazu gibt es die zur kalten
Jahreszeit sehr effektvolle, bereits aus dem Range Rover
bekannte Lenkradheizung.
Beeindruckende 600 Newtonmeter bringt das 245 PS starke 3
Liter Dieselaggregat - nach nur 9,6 Sekunden auf der
Autobahn hatte der Zweieinhalbtonner schon 100 km/h
erreicht. Der neue, nur in Kombination mit dem sehr guten
6-Gang-Automatikgetriebe lieferbare Motor hat mit dem hohen
Gewicht des Fahrzeuges niemals Probleme, im Gegenteil:
Spielerisch leicht und überaus dynamisch lässt sich der Wagen
damit bewegen. Obwohl der schon aus dem Discovery 3 bekannte
(und weiterhin erhältliche) 2,7er Motor ebenfalls für feine
Fahrleistungen sorgt, dringt Land Rover mit dem 3 Liter
antriebsmäßig in eine neue Qualitätsdimension vor.
Auch hinsichtlich des Verbrauches: Mit 9,3 Litern (244 g CO2
/km) verbraucht der große Motor und 0,9 Liter weniger als
der 2,7er mit Automatikgetriebe. Ein guter Wert angesichts des
gestiegenen Gewichtes.
Auch was das äußere Erscheinungsbild betrifft, haben die
Briten den Discovery 4 nun deutlich näher an den Range Rover
herangeführt. Am augenscheinlichsten ist das beim neu gestalteten Kühlergrill
im Maschendesign. Er durchbricht
optisch den beim 3er vielleicht zu konsequent
durchgezogenen Purismus glattflächiger Geometrie. Neue
Lackfarben - in Falle unseres Testautos "Nara Bronze",
schöne Alufelgen bis 20 Zoll und der seitliche, ebenfalls im
Range-Stil gestaltete Lufteinlass schaffen zusätzlich optische
Distanz zum Vorgängermodell.
Im Gelände - hier haben wir eingangs schon einiges
angedeutet - ist der Discovery auch in der 4. Generation ein
Allesüberwinder geblieben. Die Luftfederung wuchtet die
Karosserie auf 24 Zentimeter über Grund, 70 Zentimeter tiefe
Gewässer können so durchfurtet werden. Dank der
Getriebeuntersetzung ist eine Kriechgeschwindigkeit bei
maximaler Drehmomentverfügbarkeit möglich.
Und das erwähnte Terrain Response System wurde weiter
verbessert: Das Ansprechverhalten von Motor, Getriebe,
Aufhängung und den Traktionssystemen wurde nun noch einmal
geschärft. Speziell die Programme für Sand und Schlamm
haben uns im Test noch besser gefallen als beim Vorgänger.
Spielerisch leicht lässt sich der Discovery 4 durch schwerstes
Gelände zirkeln, der Vortrieb endet prinzipiell fast
unvorstellbar spät, trotz der notwendigerweise
straßenorientierten Bereifung.
Was die Discovery-Gemeinde nicht so fröhlich stimmen wird: Dass
man den Wagen auch preismäßig an den Range Rover herangeführt
hat: Während man das Basismodell in Form des "Experience"
mit Handschaltung und dem 2,7er-Diesel noch um vernünftige
43.900 Euro erwerben kann, kosten die Modelle mit dem 3
Liter Motor mindestens 62.572 Euro inklusive Steuern -
mit "SE"-Ausstattung und der hier serienmäßigen
6-Gang-Automatik. Unser Testauto, der "HSE", kommt auf
mindestens 70.649 Euro.
Ziemlich viel Geld - für sehr viel Auto. Dafür ersteht man aber
ein Fahrzeug, das ein unglaubliches Leistungs-Package
bietet. Und sich als ausgereifte Luxuskarosse gleichermaßen
präsentiert wie als echter, harter Geländewagen.
Land Rover Discovery 4 3.0 TDV6 Automatik
Die Daten
Motor: 6-Zylinder-Dieselmotor mit Common Rail
Einspritzung, 2.993 cm3, 245 PS, 600 Nm bei
2.000 U/min
Getriebe: 6-Gang-Automatik
Verbrauch: 9,3 l (Werksangabe) CO2-Emissionen: 244 g CO2 / km
Länge/Breite/Höhe:
4.838/2.022/rd. 1.900 mm
Leergewicht:
2.583 kg
zul. Anhängelasten:
3.500/750 kg
Allrad/Gelände: permanenter Allradantrieb mit
Untersetzung und Mitteldifferenzialsperre, Luftfederung ab
Modell "S" mit Automatik, Bodenfreiheit bis 240 mm, Wattiefe 700
mm, Terrain Response System, Bergabfahrhilfe ("HDC")
Basisausstattung (Auszug): Dieselpartikelfilter,
All-Terrain-ABS, Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern, Servo,
DSC, ETC Wankneigungskontrolle, Bremsassistent
Überrollschutzsystem, Front, Seiten- und Kopfairbags,
elektronische Parkbremse, Zentralverriegelung mit Wegfahrsperre
Ausstattung des Modells "HSE" (Auszug):
Automatik, Tempomat, Luftfederung, 19-Zoll-Räder, Bi-Xenon,
Einparkhilfe, Nebelscheinwerfer, Harman Kardon Audiosystem,
Premium Lederpaket, elektr. Sitzverstellung mit Memory Funktion
Preis des Basismodells: € 43.900,-- (Modell Experience "S"
mit Handschaltung und 2,7 Liter Motor)