Range Rover TdV8 "Autobiography" im Test
"A-sonders", nicht "besonders" ...
26.04.2010
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Sonntäglicher Familienausflug im Range Rover. Die Kids auf der Rückbank schauen sich auf den beiden Bildschirmen, die in die Kopfstützen der Vordersitze integriert sind,  einen Film auf DVD an. Die beifahrende Mutti sieht auf dem zentralen Display in der Mittelkonsole fern, Papa liest auf dem gleichen (!) Bildschirm die Navigations-Infos ab. Damit es keinen akustischen Mischmasch gibt, tragen die Kids Funkkopfhörer, die Teil des Entertainment-Packages des Topmodells  "Autobiography" sind. Aus insgesamt 6 DVDs können sie mittels eigener Fernbedienung wählen.

Der Tempomat ist auf exakt 130 km/h justiert. Vom mächtigen Achtzylinder-Diesel dringt bei diesem Tempo kaum ein Geräusch in den Innenraum - bei knapp über 2.500 Umdrehungen hat er keinerlei Schwierigkeiten, den Wagen auf Tempo zu halten.

Vor dem  knapp 5 Meter langen und 2,7 Tonnen schweren Range Rover taucht ein deutlich langsameres Fahrzeug auf. Die Radar-Abstandsmessung erkennt es, reduziert das Tempo und hält den korrekten Abstand. Bis es Papa reicht, er den Blinker setzt und auf die Überholspur wechselt. Der Wagen beschleunigt selbsttätig auf die ursprünglich gewählten 130 km/h. Ein phantastisch funktionierendes System, das auch keine Probleme in Kurven, Verkehr auf anderen Spuren oder mit überraschend herein schneidenden Fahrzeugen hat.

Während sich der Fahrer noch fragt, warum er eigentlich noch selber lenken muss, haben die Sprösslinge  entdeckt, dass man die Bilder des Surround-Kamera Systems auch auf den hinteren Bildschirmen anzeigen lassen kann. In alle Himmelsrichtungen können Sie so gleichzeitig "schauen" - ein Vergnügen, das es sonst in kaum einem Auto auf dieser Welt gibt, in einem SUV schon gar nicht.

Auch die jeweils dreistufige Sitzkühlung und -heizung sucht ihresgleichen. Wie die Lenkradbeheizung. Oder der 12 Zoll große TFT-Bildschirm, der die klassische Armaturentafel ersetzt. Wird der Wagen aufgesperrt, zeigt er einen mystisch beleuchteten Abendhimmel - sobald die Zündung eingeschaltet wird, stellt er Tacho, Drehzahlmesser und weitere Betriebsinfos dar.

Davor hat der Range vor seinen Passagieren schon einen Knicks gemacht - sprich die Luft aus den Federn gelassen und sich möglichst flach gemacht, um das Einsteigen zu erleichtern.

"HSE", einst Akronym für die Range Roversche Topausstattung, kennzeichnet 2010 erstaunlicherweise nur mehr das Basismodell. Die "besser" ausgestatteten Modelle nennen sich "Vogue", das Flaggschiff ist der von uns gefahrene "Autobiography": Land Rover fährt mit dem Range so in einer ganz eigenen SUV-Liga. Mercedes und Toyota sind da eigentlich keine Konkurrenz mehr. Deshalb angelt man auch längst in anderen Teichen nach neuer Kundschaft: In jenem von - sic!- Bentley, zum Beispiel.

Um dort erfolgreich zu sein, muss schon das ganz Besondere geboten werden: Ein Surround Audio-System von Harman Kardon zum Beispiel, das dank 19 Lautsprechern, 1200 Watt Musikleistung und "QLogic" den Innenraum zum Konzertsaal macht. Oder ein Ledergestühl, das hinsichtlich Optik, Funktion, Verarbeitung und Komfort kaum zu übertreffen ist.

Lackfarben gibt es, die möchte man allein schon wegen ihrer Namen haben: "Buckingham Blue", "Galway Green", "Rimini Red" oder "Santorini Black" nennen sie sich. Die Qual der Wahl. Im Fall unseres Testautos hieß der Lack übrigens "Ipanema Sand" - auch nicht schlecht. 

Thema Antriebsstrang? Der ist ebenfalls makellos. Der Diesel ein mächtiger, seidenweicher Antreiber, die 6-Gang-Automatik mit manierlichsten Umgangsformen ausgestattet. Für das Attribut "sänftengleich" sorgt die extravagante Luftfederung.

Was den Range so dramatisch vom Bentley unterscheidet: Dass man die 2,7 Tonnen geballten Luxus auch durch ärgstes Gelände scheuchen kann - ohne das Risiko fünfstelliger Reparaturrechnungen einzugehen: Terrain Response System, permanenter Allradantrieb, Untersetzung, höhenverstellbares Fahrwerk: Alles da für das große Offroad-Abenteuer ... wenn man's über's Herz bringt.

Noch eine Unterscheidung: Wo beim Range Rover der Toppreis erreicht wird, fängt der Bentley erst an - ungefähr dort, wo sich auch der Preis unseres Testautos - siehe Infobox rechts - bewegt hat.

Wo finden wir nur auf die Schnelle etwas am Range Rover, was wir kritisieren können - damit nicht jemand sagen kann, wir wären nicht objektiv genug? Nun - die Abdeckung des Laderaumes ist nicht adäquat, zum Beispiel. Sie verhakt sich beim Schließen leicht und wirkt - zumindest im Vergleich zum Rest -  billig.

Und der Anschaffungspreis ist halt so eine Sache: Um 151.000 Euro hätte sich unsere Testfamilie schon ein recht hübsches Haus am Land kaufen können. Um die 5.100 Euro, die die Option des lederbezogenen Daches allein kostet, kaufen sich andere Leute ein ganzes Auto.

Dennoch - angesichts der vielen automobilen Superlative im Range Rover ringt man um  passende Wörter:

Die Adjektive "exzellent", "phantastisch" und "toll" reichen schließlich bei weitem nicht aus, um die Eindrücke halbwegs authentisch  zu beschreiben. Modewörter wie "geil" oder "fett" sind für einen Wagen dieses Kalibers viel zu profan, Lautmalereien wie "pfoah" zu banal, anerkennende Pfiffe schriftlich nicht darstellbar.

"A-sonders" statt "besonders" als Adjektiv oder "Krawuzikapuzi" als Ausdruck  des Gemützustandes beim Fahren des Autos wirken zugegebenermaßen ein wenig  schrullig - wenngleich sie auch durchaus angemessen sind.


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Text und Fotos: gelaendewagen.at
 

Range Rover TdV8 "Autobiography"
Modelljahr 2010
Die Daten

Motor: Turbodieselmotor mit 8 Zylindern, Common Rail System, 3.628 cm3, 272 PS, 640 Nm

Getriebe:
6-Gang-Automatik mit "Command Shift"

Verbrauch: 11,1 l (Werksangabe)
CO2-Emissionen: 294 g/km

Länge/Breite/Höhe: 4.972/2.034/1.877mm
Leergewicht:
2.744 kg
 
Allradantrieb: Permanenter Allradantrieb mit "Terrain Response System", Geländeuntersetzung, sperrbares Mitteldifferenzial, höhenverstellbare Luftfederung, HDC, 70 cm Wattiefe, Traktionskontrolle

Basisausstattung (Auszug): Permanenter Allrad, Bergabfahrkontrolle, Automatik, Traktionskontrolle, elektronisches Mitteldifferenzial, Tempomat, geschwindigkeitsabhängige Servolenkung, elektronisch gesteuerte Luftfederung, elektronische Parkbremse, EBD, DSC, Dach-, Fahrer- und Beifahrer-, Brust-, Becken- und Kopf-Airbags, Fahrer-Knie-Airbag, perimetrische Diebstahlswarnanlage, 19-Zoll-Räder, Bi-Xenon, autom. Scheinwerfer, Regensensor, beheizbare Frontscheibe, Einparkhilfe vorne und hinten mit Rückfahrkamera, elektr. verstell- und beheizbare Außenspiegel, Tür- und Fußraumbeleuchtung, Festplatten-Navi mit 7-Zoll-Display, Klimaanlage mit Filter, Lederausstattung, elektronisch verstall- und beheizbare Frontsitze mit Memory-Funktion, Harman-Kardon-Audiosystem, USB-, iPod- und Bluetooth-Schnittstelle, 12,3-Zoll-TFT Bildschirm als virtuelle Instrumententafel

Zusätzliche Ausstattung des Testwagens (Auszug):
Harman Kardon QLogic Surround Audio-System mit 1200 Watt und 19 Lautsprechern, "Sitzpaket" mit Sitzheizung und -kühlung, Memoryfunktion für Fahrer und Beifahrer sowie Lordosenstütze, Privacy Glass ab B-Säule, automatisch abblendendes Fernlicht, adaptive Geschwindigkeitsregelung, Alarmanlage mit Innenraumsensor, Rundum-Kamerasystem, Spurwechselassistent, Dachhimmel in Leder mit integrierten Schminkspiegeln, Dual View Touch Screen, Micatallic

Basispreis: € 133.500,--

Preis des Testwagens: € 151.720,--

 
Range Rover TdV8 "Autobiography" im Test
 
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gelaendewagen.at Test Nr. 90


 
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