Im Schnee des noch jungen Jahres haben wir uns - wie schon so
oft zuvor - in den Voralpen auf die Suche nach dem perfekten
Driftwinkel gemacht. Keine einfache Aufgabe in Zeiten wie
diesen. Nur wenige Fleckchen unseres schönen Landes bieten einen
dafür halbwegs geeigneten Untergrund. Noch weniger Fleckchen
erlauben einen aus ökologischer Sicht einigermaßen unbeschwerten
Fahrspaß.
Hat man dann doch einmal, rein subjektiv betrachtet,
ein halbwegs geeignetes gefunden, könnte immer noch der lokal
zuständige Förster von hinter dem nächsten Baum hervorspringen
und einem seine - von der eigenen in den meisten Fällen
drastisch abweichende - Meinung quasi aufzwingen. Auf gut
Deutsch: uns fragen, ob wir schon ganz irre geworden seien. Und
uns des Weges weisen, im besten Fall.
(9 Bilder)
Bei unserem letzten Testobjekt, dem elegant-sportlichen BMW X3
XDrive20d in seiner jüngsten Evolutionsstufe des Baujahres 2011,
kam bei der Suche nach dem ultimativen Drifterlebnis noch ein
weiterer erschwerender Faktor dazu. Der berühmt-berüchtigte
Allradantrieb xDrive ist nämlich einfach zu gut. Zu clever, um
auf die plumpe Ansage des Fahrers "Ich geb jetzt ganz viel Gas,
lenk' dabei stark ein und wart', bis das Heck kommt"
hereinzufallen.
Entschuldigung: xDrive ist sein Name. Seit
Jahrzehnten arbeitet eine ganze Legion an BMW-Technikern daran,
allzu kecke Autofahrer vor dem allzu frühen Biss ins Gras zu
bewahren. Indem den Fahrzeugen auf den Produktionsstraßen jede
Menge elektronische Schutzengerl implantiert werden: DSC, ABS,
DTC, CBC, DBC, HDC, und wie sie sonst alle heißen.
Aber es wäre nicht BMW, wenn nicht trotzdem jede Menge
Fahrfreude erhalten bliebe. Primär dafür verantwortlich ist der
ausgezeichnete 2-Liter-Turbodiesel. Seine 184 PS und die
380
Newtonmeter Drehmoment können seine Leistungsfähigketi nur
andeuten. In 8,5 Sekunden ist Tempo 100 ersprintet, Power und
Durchzug sind in jeder Situation mehr als ausreichend vorhanden.
Mit an Bord war auch die neue Achtgang-Automatik, von der wir
schon bei unserem letzten X5-Test im Herbst mehr als angetan
waren. Motor und Getriebe gehen auch im kleineren X3 eine
überaus harmonische Symbiose eine. Hinsichtlich des Verbrauches
setzt BMW wie bei der Leistung Maßstäbe. 5,6 Liter sind
für ein schweres SUV mit Automatik exzellent.
Im Innenraum hat es mit dem neuen Modell keine großen
Revolutionen gegeben. Optik und Haptik sind über jeden Tadel
erhaben, das Platzangebot ist gut. Während der große Navi-Bildschirme state-of-the-art ist, ist - wir wiederholen uns
- das lustig/konservative Punkterl-Display der Klimanlage fast
schon eine liebenswerte Schrulle von BMW. Auch mit dem
elektronischen Blinkerhebel, der keine Einrastpositionen kennt,
hatten wir von Beginn an unsere Probleme. Wenn wir noch die
Sportsitze anführen, die zwar grenzgenialen Seitenhalt bieten,
aber durchaus eng an den Nieren anliegen, schließen wir unsere
Liste an Kritikpunkten, sofern man diese überhaupt als solche
bezeichnen kann, auch schon wieder ab.
Zurück zur Suche nach dem Driftwinkel. Schließlich konnten wir
dem neuen X3 doch noch unsere Künste (?) zeigen. Die erstmals
für ein BMW X Modell verfügbare Fahrdynamik-Kontrolle ermöglicht es nämlich, mit einer Taste auf
der Mittelkonsole zwischen den Fahrzeugabstimmungen „normal“, „sport“
und „sport+“ zu wählen. Neben dem Dämpfungsverhalten werden so
auch die Gaspedalprogression, das Ansprechverhalten des Motors,
die Kennlinie der Lenkkraftunterstützung und die Reizschwelle
des DSC geregelt. Zwei Mal dürfen Sie raten, bei welcher
Einstellungen die Fotos in diesem Bericht entstanden.
Trotz allen Spaßes: Selbst in der sportlichsten
Fahrzeugabstimmung sorgten die Regelsysteme immer für ein
Fangnetz - wir fühlten uns zu jeder Zeit sicher und im BMW X3
immer gut untergebracht.
BMW X3 xDrive20d
Die Daten
Motor: Dieselmotor mit 4 Zylindern, Common Rail
Einspritzung, 1.995 cm3, 184 PS, 380 Newtonmeter
Getriebe: 8-Gang-Automatik
Verbrauch: 5,6 Liter Diesel (Werksangabe) CO2-Emissionen: 147 g
Länge/Breite/Höhe: 4.648/1.881/1.661 mm
Leergewicht: 1.790 kg
Anhängelast: 2.400 / 750 kg (gebremst/ungebremst)
Allrad/ Gelände:
permanenter Allradantrieb in Zusammenwirken mit DSC,
Bergabfahrkontrolle
Serienausstattung (Basismodell, Auszug): Fahrer- und
Beifahrerairbags, Kopfairbags vorne und hinten, Allradantrieb
xDrive, Bergabfahrkontrolle, Dachreling, ABS, DSC und DTC,
elektr. Fensterheber, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung,
diverse Getränkehalter, Klimaautomatik, Lederlenkrad,
Leichtmetallräder, Regensensor, Start-Stop-Knopf
Optionalausstattung an Bord des Testwagens:Österreich-Paket (Tempomat mit Bremsfunktion,
Multifunktionslenkrad, Park Distance Control vorne und hinten,
Performance Control, Skitasche, Lichtpaket, Sport-Lenkrad,
Xenon), variable Sportlenkung, 8-Gang-Automatik, autom.
Heckklappe, Edelholzausstattung, Sportsitze, Handy-Vorbereitung,
Navi, Efficient Dynamics (Bremsenergie-Rückgewinnung,
Start-Stopp-System, rollwiderstandsreduzierte Reifen)
Preis des Testwagens: € 60.236,-- inkl. Steuern
gelaendewagen.at Test Nr. 104
Fotos: gelaendewagen.at