5,8 Meter lang. 1,8 Meter
Ladefläche. Massig Platz im Innenraum. Achtzylinder mit 5,7
Litern Hubraum und 395 PS. Richtig: wir haben einen RAM
getestet.
Einzelnen Enthusiasten haben wir es zu verdanken, dass es in
Österreich auch exotische Autos zu kaufen gibt. Robert Steinböck
Senior ist so einer: Mit USCAR.AT hat er sich ganz dem
Import des legendären Dodge RAM verschrieben. Seit 1984 ist das
Unternehmen in Wien angesiedelt, die Nachfrage nach dem großen
Ami-Pickup steigt seit der Einführung des 2011er-Modells
gewaltig an. Höchste Zeit für uns, im Verkaufssalon
vorbeizuschauen und uns ein Testauto abzuholen.
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Gesagt, getan.
Das Schönste gleich zu Beginn. Wir sagen nur: HEMI, acht
Zylinder, 5,7 Liter Hubraum, 395 PS. Dazu 407 "Poundforce
Feet" oder - wie man bei uns sagt - 552 Newtonmeter an
maximalem Drehmoment.
Wer zum Starten des Motors einsteigt und das Fenster
geschlossen hält, ist selber schuld: dem entgeht nämlich das
dunkle, an entferntes Donnergrollen erinnernde
Verbrennungsgeräusch des gigantischen Aggregates. Die ganz
coolen RAM-Fahrer kommen jedes Mal in diesen Akustik-Genuss: Sie
starten den Achtender nämlich per Fernbedienung von außen.
Zweimal auf den Entriegelungsknopf des Schlüssels gedrückt,
schon springt er an. Sehr wirkungsvoll ist das auch, um vorm
Eissalon für Aufmerksamkeit zu sorgen. Oder einfach zum
winterlichen Vorheizen der Kabine.
Der HEMI - bei geringen Geschwindigkeiten, zum Beispiel in der Stadt,
bewegt sich die Nadel des Drehzahlmessers kaum, das Aggregat
ist fast nicht zu hören. Kultur pur.
Auf den Kickdown am Ortsende reagiert der RAM nach einem
winzigen Nachdenkpäuschen umso brachialer. Mit einer Beschleunigung,
die für einen knapp 2,5 Tonnen schweren Pickup als spektakulär
zu bezeichnen ist. Die Automatik erinnert kaum mehr an fade und
schaltfaule US-Getriebe, wie wir sie schon oft probieren
mussten. Mit seinen fünf Gängen harmoniert sie fantastisch mit dem HEMI.
Auch nicht mehr US-amerikanisch sind die Trinksitten des
RAM: Mit 12,4 Litern beziffert Dodge den Verbrauch
außerhalb verbauten Gebietes. Verantwortlich dafür ist die
Zylinderabschaltung - bei geringem Leistungsbedarf werden
kurzerhand vier von acht Brennräume deaktiviert. Auf dem
Heimweg von Wien nach Tirol habe ein Käufer gar nur 11,7 Liter
gebraucht, erzählt uns Robert Steinböck mit ein wenig Stolz in
der Stimme.
Als Verbrauchswunder geht der Wagen dennoch nicht durch.
In der Stadt schafft er im Schnitt nur 13 Meilen pro Gallone
Kraftstoff - übersetzt heißt das, dass rund 18,1 Liter
pro 100 Kilometer verbrannt werden. RAM und Stadtverkehr: Das
passt nicht so recht zusammen.
Nicht zuletzt auch wegen seiner enormen Dimensionen. Mit 5,8
Metern Länge erschließt sich in der City nicht so schnell ein
Parkplatz. Mit über 2 Metern Breite tut man sich auch in der
Tiefgarage schwer, trotz eines überraschend kleinen
Wendekreises.
Gewaltig die Front des Fahrzeuges: Die Motorhaube wölbt sich
eindrucksvoll über den V8 und trifft an der Fahrzeugfront auf
den mächtigen, für den RAM so charakteristischen Kühlergrill. Im
Fall des Modells "Laramie" ist dieser in Chrom gehalten und noch
auffälliger als beim "Sport" mit der einfärbigen Front.
Trotz 5,8 Metern Länge wirkt die Seitenlinie fast
schlank und elegant, dazu tragen auch die hochglanzpolierten
20-Zoll-Felgen bei. Das Heck schließlich ist im Vergleich zur Front
überraschend schlicht in klassischer Pickup-Optik gestaltet.
Wären da nicht die beiden ofenlochgroßen Endrohre der
Abgasanlage und das Widder-Logo, könnte man den RAM fast mit
kleineren Pickups japanischer Herkunft verwechseln.
Fast, wie
gesagt. Denn blickt man beispielsweise auf die Ladefläche,
erkennt man erneut die Riesenhaftigkeit des Fahrzeuges: Exakt
1,8 Meter ist sie lang, da kann kein fernöstlicher
Pritschenlaster mithalten.
Im Innenraum
finden viereinhalb Personen großzügige Platzverhältnisse vor.
Viereinhalb, nicht fünf - weil die Sitzfläche des hinteren
Mittelsitzes deutlich verkürzt ist.
Beim genaueren Hinsehen finden sich viele Bauteile von Mercedes: Die
mittels Pedals zu betätigende Feststellbremse zum Beispiel. Oder
der bartlose Stummel-Startschlüssel. Kein Wunder: gehört Dodge
bzw. RAM doch zum Chrysler-Konzern, letzterer bildete gemeinsam
mit Mercedes-Benz jahrelang den Daimler-Chrysler-Konzern.
"Laramie" - das steht für eine unamerikanisch straffe
Lederpolsterung, 2-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung und -kühlung.
RAM im Allgemeinen steht auch für zuschaltbaren Allradantrieb
inklusive Untersetzung. Zumindest hierzulande: Während es in
den USA sehr wohl auch rein heckgetriebene Varianten gibt,
bringt USCAR.AT ausschließlich Allrad-RAMs nach Österreich.
Dazu gibt es eine Untersetzung, einen klassischen Leiterrahmen
und - für Pickups untypisch - Schraubenfedern rundum. Die
Zutaten zu einer hohen Geländeeignung wären also prinzipiell
gegeben - es stellt sich nur die Frage, wer ein chromverziertes,
fast 6 Meter langes Luxusgefährt wirklich ernsthaft abseits
befestigter Straßen bewegt.
Drei Tage haben wir den Riesen RAM auf heimischen Straßen bewegt
- in der Stadt, auf dem Land, auf der Autobahn. Mitgenommen
haben wir Erinnerungen an ein kultiviertes, exzellent
ausgestattetes Fahrzeug mit enormem Nutzwert und hohem Komfort.
An einen Ur-Amerikaner, der in der aktuellen Konfiguration auch
einigermaßen europakompatibel ist. Der sich wegen seiner Größe
und seines doch nicht unbedeutenden Verbrauches auch Kritik
gefallen lassen muss.
Der Trend auf dem KFZ-Markt geht in eine
andere Richtung - das ist klar. Das heißt aber längst nicht,
dass der RAM keine Daseinsberechtigung mehr hätte.
Wenn wir Ihr Interesse am RAM geweckt haben, nehmen Sie doch mit dem
Autohaus Steinböck Kontakt auf: Der Chef und seine
Mitarbeiter werden Ihnen das mächtige Auto sehr gern zeigen.
Vielleicht lassen sie sich auch zu einer Probefahrt überreden...
www.uscar.at
1130 Wien
Speisingerstraße 216
Tel.: 01/889 14 14
Dodge RAM 1500 Laramie
Die Daten
Motor: V8-Benzinmotor mit Zylinderabschaltung, 5,7 Liter
Hubraum, 395 PS, 552 Nm bei 4.000 U/min