Ist Geiz geil?
Der Mitsubishi Pajero "Inform"
Der Inform ist das aktuelle Basismodell des Klassikers Pajero. Wir haben es getestet.

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11.07.2011
Knapp 20 Jahre Erfahrung mit den verschiedensten Pajero-Modellen kann der Autor dieses Textes aufweisen - lange, lange vor dem ersten Testbericht für gelaendewagen.at hat ihn ein "Ur-Pajero" des Typs L040 durch Europa und Afrika geführt. Gerade wegen seiner Nähe zur Marke und speziell zum Modell beurteilt er die aktuellen Modelle wahrscheinlich kritischer als allen anderen Allradfahrzeuge. Pajero zu fahren bedeutet für ihn aber immer etwas Besonderes. Mit dem neuen Basismodell Inform lebt auch die Erinnerung an die alten Abenteuer wieder auf - und lässt ihn von neuen träumen.
Mitsubishi Pajero Inform
Unter der Mitsubishi-Flagge: Der Pajero Inform
Die Crash-Erinnerungen haben wir gut versteckt
Tests des Mitsubishi Pajero auf gelaendewagen.at sind interessanterweise von der Zahl 1 geprägt: 2003 durften wir in unserem ersten Testbericht auf unserem Portal über dieses Auto berichten. Jetzt, 2011, dürfen wir Ihnen mit unserem insgesamt 111. Testbericht erneut von unseren Erfahrungen mit dem aktuellsten Pajero-Modell berichten. Dieses Mal borgten wir uns das Basismodell "Inform" aus, das zum Preis eines Mittelklasse-SUV die Qualitäten eines echten Geländegängers bietet, ohne dass der Fahrer auf ein hohes Komfortlevel verzichten muss.

Eine weitere "1" hat uns den Test leider gründlich versaut: Zum ersten Mal in unserer Redaktions-Historie haben wir ein Auto kaputt zurück gebracht - ein kapitaler Rehbock musste die Frontpartie des Wagens kennenlernen. Der Sieger hieß - zum Unglück für den Rehbock - eindeutig Pajero. Der Schaden am Wagen war trotzdem nicht unbedeutend - die Kaltverformungen an Stoßstange und Kotflügel recht kräftig.

"Alles, was passieren kann, passiert auch tatsächlich": dass Murphys Gesetz mehr als eine gut erfundenes "G'schichterl" ist, bewies dieser Unfall eindrucksvoll. Das Szenario: Wienerwald. Abenddämmerung. Schlechtwettereinbruch. Regen. Sturm. 14 Grad nach 24 nur wenige Stunden zuvor. Der Tester und Verfasser dieser Zeilen natürlich nur im T-Shirt unterwegs. Funkloch. Hurra. Gar nicht schön auch die Tatsache, dass wir bis zum Zeitpunkt des Crashes noch kein einziges Foto vom Wagen gemacht hatten. Ein paar mehr oder weniger gute Schnappschüsse gelangen uns dann noch am nächsten Tag, schon bei der Retourgabe an Mitsubishi in Wien-Inzersdorf. Wir haben nur die Butterseite fotografiert...
Einst Generaldirektoren und General Managern vorbehalten,
jetzt ziert das Kennzeichen die Presseautos von Mitsubishi:
"MMC" steht für "Mitsubishi Motors Company", was sonst.
Nicht gerade optimale Voraussetzungen für einen gediegenen Testbericht also. Dennoch - zum Auto selbst. Vergangenes Jahr war die Freude groß: Mitsubishi kündigte die Einführung eines preisgünstigen Modells des Pajero an und ging damit einen (aus unserer Sicht) goldrichtigen Weg: Endlich konnte man wieder jene Nutzergruppe ansprechen, die jahre-, ja jahrzehntelang auf den Pajero als leistungsfähiges Arbeitstier gesetzt hatte, zuletzt aber der luxusbetonten und entsprechend hochpreisigen Modelpalette nur mehr wenig abgewinnen konnte. Der "Inform", wie dieses Basismodell heißt, steht auf Stahlfelgen, wird manuell geschaltet und verzichtet weitgehend auf Luxus. Das ist aber nicht mit Komfortverzicht gleichzusetzen. Der Inform bietet den Passagieren nämlich unter anderem eine Klimaanlage, ein freundlich helles Ambiente, elektrische Fensterheber und ein gutes CD/-Radio-Audiosystem.

Unter der Motorhaube werkt der Vierzylinder-Dieselmotor, der auch in den Spitzenmodellen zum Einsatz kommt. Der Allradantrieb "Super Select" mit 2H, 4H, Untersetzung und sperrbarem Mitteldifferenzial ist ebenfalls mit an Bord.
Weiß - "das neue Silber" - unterstrich den Nutzfahrzeug-Charakter unseres Testautos, gab ihm aber auch eine überraschend schlicht-elegante Note. Für harte Arbeits- und Expeditionsfahrzeuge empfiehlt sich Weiß ohnehin - jeder, der schon einmal stunden- oder tagelang bei Gluthitze in einem schwarz lackierten Auto unterwegs war weiß, warum. Nicht ganz zum Purismus der Außenhaut passt der massive Reserveradhalter mit integrierter Kennzeichenbefestigung - das Heck wirkt damit recht korpulent.

Der 3,2 Liter-Dieselmotor passt perfekt zum Pajero, solange der Weg über Landstraßen oder durch das Gelände führt. Hier kann er mit seinem guten Drehmoment punkten. Kleine Abstriche muss man bei Fahrten auf der Autobahnen und im Drehzahlkeller, der ein tiefes Turboloch birgt, in Kauf nehmen. Dennoch darf man dem großen Mitsubishi eine gute Langstreckentauglichkeit attestieren, sofern man sich zu einer Geschwindigkeit unter dem zulässigen Autobahnlimit entschließt.
Im Gelände kann der Mitsubishi Pajero dank des intelligenten Allradantriebs, über 20 Zentimetern Bodenfreiheit und einer passablen Verschränkung weiter viel. Dass der Preisgestaltung gerade beim "offroadigsten" Modell die hintere Differenzialsperre zum Opfer fiel, die bei allen anderen Modellen zur Serienausstattung zählt, ist aber sehr schade.

Mit 7,9 Litern beziffert Mitsubishi den durchschnittlichen Dieselkonsum des Inform. In unserem Test konnten wir das nicht nachvollziehen. Ganz offen: selbst Hutträger oder Menschen mit zenbuddhistischer Basisausbildung werden sich schwer tun, eine 9 vor dem Komma zu schaffen. Überland sind 10 bis 10,5 Liter realistisch, bei forcierter Fahrweise oder auf der Autobahn bei 130 km/h werden es wohl mindestens 11 Liter sein.
Mit 41.280 Euro inklusive Steuern ist der 5-türige Inform kein Schnäppchen, aber der mit Abstand günstigste Pajero mit langem Radstand. Wer auf Leichtmetallfelgen, Seiten- und Kopfairbags (!), Getränkehalter, Chromgrill sowie in Wagenfarbe lackierte Türgriffe und Außenspiegel verzichten kann, spart sich mit dem Inform stolze 9.000 Euro gegenüber der nächsten Modellstufe "Invite". Noch billiger zu einem neuen Pajero kommt nur, wer sich für ein "Van"-Modell, also einen Fiskal-LKW entscheidet: Der kostet inklusive Steuern nur 37.788 Euro, dafür finden darin aber nur 2 Personen Platz.

Das Fazit? Mit der Einführung des Inform schwingt beim Namen Pajero endlich wieder der Sound des Abenteuers mit. Betrachtungen über technische Details und Ausstattungslisten werden dadurch zur Nebensache.

Ob sich der Mitsubishi Pajero erneut zur Nummer 1 unter den in Österreich angebotenen echten Geländewagen machen kann, ist unwahrscheinlich bis unmöglich. Dank der Einführung des Inform hat der Pajero sein Abo in den Herzen vieler Offroad-Fans aber sicher verlängert. So viel auch noch einmal zur Ziffer 1. Und zur Frage, ob Geiz geil ist: Im Falle des Pajero Inform ganz sicher.

Mitsubishi Pajero Inform 5-türig
Die Daten


Motor:
4-Zylinder-Dieselmotor mit Common Rail Einspritzung, Turbolader und Ladeluftkühler, 3,2 Liter Hubraum, 200 PS, 441 Nm bei 2.000 U/min

Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe

Länge/Breite/Höhe:
4.385/1.845/1.840 mm

Höchstgeschwindigkeit:
180 km/h

Verbrauch:
7,9 Liter Diesel lt. Herstellerangabe

Geländeleistungen:
zuschaltbarer Allradantrieb, Getriebeuntersetzung, sperrbares Mitteldifferenzial, 205 mm Bodenfreiheit, 700 mm Wattiefe

Anhängelasten:
750 kg / 3.300 kg (ungebremst/gebremst)


Preis: 
€ 41.280,--
 

gelaendewagen.at Test Nr. 111
Text und Fotos: gelaendewagen.at / Michael Kubicek





 
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