Knapp 20 Jahre Erfahrung mit den verschiedensten
Pajero-Modellen kann der Autor dieses Textes aufweisen - lange,
lange vor dem ersten Testbericht für gelaendewagen.at hat ihn
ein "Ur-Pajero" des Typs L040 durch Europa und Afrika geführt.
Gerade wegen seiner Nähe zur Marke und speziell zum Modell
beurteilt er die aktuellen Modelle wahrscheinlich kritischer als
allen anderen Allradfahrzeuge. Pajero zu fahren bedeutet für ihn
aber immer etwas Besonderes. Mit dem neuen Basismodell Inform
lebt auch die Erinnerung an die alten Abenteuer wieder auf - und
lässt ihn von neuen träumen.
Unter der Mitsubishi-Flagge: Der Pajero Inform
Die Crash-Erinnerungen haben wir gut versteckt
Tests des Mitsubishi Pajero auf gelaendewagen.at sind
interessanterweise von der Zahl 1 geprägt: 2003 durften wir in
unserem ersten Testbericht auf unserem Portal über dieses Auto
berichten. Jetzt, 2011, dürfen wir Ihnen mit unserem insgesamt
111. Testbericht erneut von unseren Erfahrungen mit dem
aktuellsten Pajero-Modell berichten. Dieses Mal borgten wir uns
das Basismodell "Inform" aus, das zum Preis eines
Mittelklasse-SUV die Qualitäten eines echten Geländegängers
bietet, ohne dass der Fahrer auf ein hohes Komfortlevel
verzichten muss.
Eine weitere "1" hat uns den Test leider gründlich versaut: Zum
ersten Mal in unserer Redaktions-Historie haben wir ein Auto
kaputt zurück gebracht - ein kapitaler Rehbock musste die
Frontpartie des Wagens kennenlernen. Der Sieger hieß - zum
Unglück für den Rehbock - eindeutig Pajero. Der Schaden am Wagen
war trotzdem nicht unbedeutend - die Kaltverformungen an
Stoßstange und Kotflügel recht kräftig.
"Alles, was passieren kann, passiert auch tatsächlich": dass
Murphys Gesetz mehr als eine gut erfundenes "G'schichterl" ist,
bewies dieser Unfall eindrucksvoll. Das Szenario: Wienerwald.
Abenddämmerung. Schlechtwettereinbruch. Regen. Sturm. 14 Grad
nach 24 nur wenige Stunden zuvor. Der Tester und Verfasser
dieser Zeilen natürlich nur im T-Shirt unterwegs. Funkloch.
Hurra. Gar nicht schön auch die Tatsache, dass wir bis zum
Zeitpunkt des Crashes noch kein einziges Foto vom Wagen gemacht
hatten. Ein paar mehr oder weniger gute Schnappschüsse gelangen
uns dann noch am nächsten Tag, schon bei der Retourgabe an
Mitsubishi in Wien-Inzersdorf. Wir haben nur die Butterseite
fotografiert...
Einst Generaldirektoren und General Managern vorbehalten,
jetzt ziert das Kennzeichen die Presseautos von Mitsubishi:
"MMC" steht für "Mitsubishi Motors Company", was sonst.
Nicht gerade optimale Voraussetzungen für einen gediegenen
Testbericht also. Dennoch - zum Auto selbst. Vergangenes Jahr
war die Freude groß: Mitsubishi kündigte die Einführung eines
preisgünstigen Modells des Pajero an und ging damit einen (aus
unserer Sicht) goldrichtigen Weg: Endlich konnte man wieder jene
Nutzergruppe ansprechen, die jahre-, ja jahrzehntelang auf den
Pajero als leistungsfähiges Arbeitstier gesetzt hatte, zuletzt
aber der luxusbetonten und entsprechend hochpreisigen
Modelpalette nur mehr wenig abgewinnen konnte. Der "Inform", wie
dieses Basismodell heißt, steht auf Stahlfelgen, wird manuell
geschaltet und verzichtet weitgehend auf Luxus. Das ist aber
nicht mit Komfortverzicht gleichzusetzen. Der Inform bietet den
Passagieren nämlich unter anderem eine Klimaanlage, ein
freundlich helles Ambiente, elektrische Fensterheber
und ein gutes CD/-Radio-Audiosystem.
Unter der Motorhaube werkt der Vierzylinder-Dieselmotor,
der auch in den Spitzenmodellen zum Einsatz kommt. Der
Allradantrieb "Super Select" mit 2H, 4H, Untersetzung und
sperrbarem Mitteldifferenzial ist ebenfalls mit an Bord.
Weiß - "das neue Silber" - unterstrich den
Nutzfahrzeug-Charakter unseres Testautos, gab ihm aber auch eine
überraschend schlicht-elegante Note. Für harte Arbeits-
und Expeditionsfahrzeuge empfiehlt sich Weiß ohnehin - jeder,
der schon einmal stunden- oder tagelang bei Gluthitze in einem
schwarz lackierten Auto unterwegs war weiß, warum. Nicht ganz
zum Purismus der Außenhaut passt der massive Reserveradhalter
mit integrierter Kennzeichenbefestigung - das Heck wirkt damit
recht korpulent.
Der 3,2 Liter-Dieselmotor passt perfekt zum Pajero,
solange der Weg über Landstraßen oder durch das Gelände führt.
Hier kann er mit seinem guten Drehmoment punkten. Kleine
Abstriche muss man bei Fahrten auf der Autobahnen und im
Drehzahlkeller, der ein tiefes Turboloch birgt, in Kauf nehmen.
Dennoch darf man dem großen Mitsubishi eine gute
Langstreckentauglichkeit attestieren, sofern man sich zu einer
Geschwindigkeit unter dem zulässigen Autobahnlimit entschließt.
Im Gelände kann der Mitsubishi Pajero dank des
intelligenten Allradantriebs, über 20 Zentimetern Bodenfreiheit
und einer passablen Verschränkung weiter viel. Dass der
Preisgestaltung gerade beim "offroadigsten" Modell die hintere
Differenzialsperre zum Opfer fiel, die bei allen anderen
Modellen zur Serienausstattung zählt, ist aber sehr schade.
Mit 7,9 Litern beziffert Mitsubishi den durchschnittlichen
Dieselkonsum des Inform. In unserem Test konnten wir das nicht
nachvollziehen. Ganz offen: selbst Hutträger oder Menschen mit
zenbuddhistischer Basisausbildung werden sich schwer tun, eine 9
vor dem Komma zu schaffen. Überland sind 10 bis 10,5 Liter
realistisch, bei forcierter Fahrweise oder auf der Autobahn
bei 130 km/h werden es wohl mindestens 11 Liter sein.
Mit 41.280 Euro inklusive Steuern ist der 5-türige Inform
kein Schnäppchen, aber der mit Abstand günstigste Pajero mit
langem Radstand. Wer auf Leichtmetallfelgen, Seiten- und
Kopfairbags (!), Getränkehalter, Chromgrill sowie in Wagenfarbe
lackierte Türgriffe und Außenspiegel verzichten kann, spart sich
mit dem Inform stolze 9.000 Euro gegenüber der nächsten
Modellstufe "Invite". Noch billiger zu einem neuen Pajero kommt
nur, wer sich für ein "Van"-Modell, also einen Fiskal-LKW
entscheidet: Der kostet inklusive Steuern nur 37.788 Euro, dafür
finden darin aber nur 2 Personen Platz.
Das Fazit? Mit der Einführung des Inform schwingt beim
Namen Pajero endlich wieder der Sound des Abenteuers mit.
Betrachtungen über technische Details und Ausstattungslisten
werden dadurch zur Nebensache.
Ob sich der Mitsubishi Pajero erneut zur Nummer 1 unter den in
Österreich angebotenen echten Geländewagen machen kann, ist
unwahrscheinlich bis unmöglich. Dank der Einführung des Inform
hat der Pajero sein Abo in den Herzen vieler Offroad-Fans
aber sicher verlängert. So viel auch noch einmal zur Ziffer 1.
Und zur Frage, ob Geiz geil ist: Im Falle des Pajero Inform
ganz sicher.
Mitsubishi Pajero Inform 5-türig
Die Daten
Motor: 4-Zylinder-Dieselmotor mit Common Rail Einspritzung,
Turbolader und Ladeluftkühler, 3,2 Liter Hubraum, 200 PS, 441 Nm
bei 2.000 U/min
Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe
Länge/Breite/Höhe: 4.385/1.845/1.840 mm
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Verbrauch: 7,9 Liter Diesel lt. Herstellerangabe
Geländeleistungen: zuschaltbarer Allradantrieb,
Getriebeuntersetzung, sperrbares Mitteldifferenzial, 205 mm
Bodenfreiheit, 700 mm Wattiefe
Anhängelasten: 750 kg / 3.300 kg (ungebremst/gebremst)
Preis: € 41.280,--
gelaendewagen.at Test Nr. 111
Text und
Fotos: gelaendewagen.at / Michael Kubicek