Trotz der schwierigsten Bodenverhältnisse kommen wir relativ gut
voran. Nach den ersten Dünenkilometern stellt sich sehr schnell
heraus, ob's die Truppe fahrerisch drauf hat oder nicht. Da
gibt's kein Schummeln und auch kein Blöffen. Manfred dürfte eine
gute Auswahl getroffen haben und die Chancen stehen sehr gut,
den See zu erreichen. Jeder hat Spaß am Dünensurfen und meistert
bis jetzt alles sehr easy. Dies ist mit 6 Fahrzeugen und 11
Teilnehmern alles Andere als einfach.
Das Wetter ist der Überknüller, in der Nacht haben wir meist
über Null Grad, was für diese Jahreszeit schon eher selten ist.
Am Tag klettert die Temperatur auf über 28°C und es ist
wolkenlos ...na, ja - wenn Englein reisen!
Und so setzen wir beinahe unaufhaltsam unseren Weg zum See fort,
obwohl der Sand teilweise so weich ist, dass wir auf ebenem
Untergrund zu tun haben, wieder wegzukommen. Ein beinahe 3
Tonnen schweres Geländefahrzeug über die Dünen zu wuchten, ist
nicht gerade ein Kinderspiel! Dabei haben wir alle sehr darauf
geachtet, mit dem Fahrzeuggewicht hauszuhalten. Nur das Nötigste
kam ins Fahrzeug. Aber das Zubehör wiegt halt auch jede Menge
... spüren tut man's erst, wenn die Dünen steiler werden und vor
allem wenn´s Weichsand gibt, wie in unserem Fall. Da würde man
sich oft wünschen, dass eine oder andere unnötige Teil nicht
eingepackt zu haben. Nicht umsonst heißt Manfreds Devise: Es
kommt kein Fahrzeug mit, welches über 3 Tonnen Reisegewicht hat.
Es ist jedes Mal das gleiche Spielchen: auf einen Dünenzug folgt
immer wieder ein Dünental, rauf und runter - man braucht einfach
ein gutes Gefühl, um die beste Spur mit freiem Auge auszumachen
und gute Reaktion, im letzten Moment noch die Richtung zu
ändern, um nicht in ein Sandloch zu fallen. Die beste Taktik
ist, solange wie möglich auf dem Dünenrücken zu bleiben. Hört
sich sehr einfach an, ist es aber in der Praxis bei Gott nicht.
Die herrliche Dünenlandschaft zieht an uns vorbei und ein Tag
ist wie der andere glasklar und heiß bei fast 30°C ... und
plötzlich ... ein lautes "Ploppppp"!?
Stefans Reifen hat sich von der Felge getrennt. Nun ja, bei
einem Reifendruck von teilweise unter einem Bar kann dies schon
mal vorkommen. Einmal ein bisschen zu schnell in die Kurve und
schon war's passiert. Na ja, ist ja nichts Aufregendes. Da der
Reifen sich nur von der Außenseite gelöst hat, haben wir mit
vereinten Kräften und unsere Kompressoranlage natürlich alles im
Griff. Im Nu ist die Panne behoben und unser Vorwärtsdrang zum
See ist durch nichts aufzuhalten.
Die Nächte sind einzigartig hier in der Sahara und mit Worten
kaum zu beschreiben. Der Himmel ist übersät mit Sternen, so als
würden diese extra für uns angeknippst worden sein. Hier ist der
Himmel so klar und so rein, dass auch Sternschnuppen keine
Seltenheit sind. Wir genießen am täglichen Lagerfeuer das
außergewöhnliche Ambiente und lassen den aufregenden Tag noch
einmal aufleben. Wir erzählen uns bei Pfefferminztee und einem
guten Steak die spannendsten Benzingeschichten bis spät in die
Nacht und erobern geistig schon den Ain Ouadette. Oh jaaaaa -
wir sind gewappnet und voll motiviert :-)!
31.12.2010: Obwohl wir sehr gut im Zeitplan liegen, starten wir
schon sehr früh am Morgen Richtung See. Die letzten Kilometer
sind die anspruchsvollsten und wir wollen nichts anbrennen
lassen. Mitternacht wollen wir schließlich am Lac Rochette
Silvester feiern ... also Endspurt, nicht trödeln ... es ist
immerhin schon 08.16Uhr!!
Sand, Sand, Sand ...gepaart mit dem Enthusiasmus der
Sahara-Infizierten...
Genau diese Kombination, perfekte Technik am Fahrzeug und unser
aller fahrerisches Können, lassen uns über die schwierigsten
Dünen beinahe fliegen. Doch wer glaubt, dass es ein Kinderspiel
ist, täuscht sich. Je näher wir dem See kommen, umso heftiger
werden die Dünen und der Sand scheint unter unseren Fahrzeugen
förmlich wegzubrechen. Der caramelfarbene Untergrund ist weich
und tückisch wie Treibsand und wir müssen alle unser Bestes
geben ... tun wir doch gerne ;-)!
Es wird geschaufelt, gewincht und alles an Equipment und
Know-how ausgeschöpft, was wir zur Verfügung haben. Und keiner
drückt sich hier, Teamwork steht an erster Stelle und so kommt
nie der Anschein auf, dass es sich vielleicht um Arbeit handeln
könnte. Nein, nein, alle Beteiligten haben Spaß daran und die
Stimmung ist hervorragend. Wir kommen dem See schön langsam
immer näher und näher, nur mehr ein paar hundert Meter müssen es
sein, vorausgesetzt das GPS gibt uns die richtigen Infos!
Jeden Moment muss doch endlich der See auftauchen, müssen sich
die Mühen gelohnt haben!!! Verdammt, wo bleibt er, sind wir
abgedriftet?? Eventuell im falschen Dünenkessel gelandet???