Tunesien-Abenteuer:
Auf der Suche nach dem Verlorenen See
2. Teil des großen Reiseberichtes von Offroad Hesch ...

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18.05.2011

Text und Bilder: Manfred Hesch ( Offroad Hesch)


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Trotz der schwierigsten Bodenverhältnisse kommen wir relativ gut voran. Nach den ersten Dünenkilometern stellt sich sehr schnell heraus, ob's die Truppe fahrerisch drauf hat oder nicht. Da gibt's kein Schummeln und auch kein Blöffen. Manfred dürfte eine gute Auswahl getroffen haben und die Chancen stehen sehr gut, den See zu erreichen. Jeder hat Spaß am Dünensurfen und meistert bis jetzt alles sehr easy. Dies ist mit 6 Fahrzeugen und 11 Teilnehmern alles Andere als einfach.

Das Wetter ist der Überknüller, in der Nacht haben wir meist über Null Grad, was für diese Jahreszeit schon eher selten ist. Am Tag klettert die Temperatur auf über 28°C und es ist wolkenlos ...na, ja - wenn Englein reisen!

Und so setzen wir beinahe unaufhaltsam unseren Weg zum See fort, obwohl der Sand teilweise so weich ist, dass wir auf ebenem Untergrund zu tun haben, wieder wegzukommen. Ein beinahe 3 Tonnen schweres Geländefahrzeug über die Dünen zu wuchten, ist nicht gerade ein Kinderspiel! Dabei haben wir alle sehr darauf geachtet, mit dem Fahrzeuggewicht hauszuhalten. Nur das Nötigste kam ins Fahrzeug. Aber das Zubehör wiegt halt auch jede Menge ... spüren tut man's erst, wenn die Dünen steiler werden und vor allem wenn´s Weichsand gibt, wie in unserem Fall. Da würde man sich oft wünschen, dass eine oder andere unnötige Teil nicht eingepackt zu haben. Nicht umsonst heißt Manfreds Devise: Es kommt kein Fahrzeug mit, welches über 3 Tonnen Reisegewicht hat.

Es ist jedes Mal das gleiche Spielchen: auf einen Dünenzug folgt immer wieder ein Dünental, rauf und runter - man braucht einfach ein gutes Gefühl, um die beste Spur mit freiem Auge auszumachen und gute Reaktion, im letzten Moment noch die Richtung zu ändern, um nicht in ein Sandloch zu fallen. Die beste Taktik ist, solange wie möglich auf dem Dünenrücken zu bleiben. Hört sich sehr einfach an, ist es aber in der Praxis bei Gott nicht.

Die herrliche Dünenlandschaft zieht an uns vorbei und ein Tag ist wie der andere glasklar und heiß bei fast 30°C ... und plötzlich ... ein lautes "Ploppppp"!?

Stefans Reifen hat sich von der Felge getrennt. Nun ja, bei einem Reifendruck von teilweise unter einem Bar kann dies schon mal vorkommen. Einmal ein bisschen zu schnell in die Kurve und schon war's passiert. Na ja, ist ja nichts Aufregendes. Da der Reifen sich nur von der Außenseite gelöst hat, haben wir mit vereinten Kräften und unsere Kompressoranlage natürlich alles im Griff. Im Nu ist die Panne behoben und unser Vorwärtsdrang zum See ist durch nichts aufzuhalten.

Die Nächte sind einzigartig hier in der Sahara und mit Worten kaum zu beschreiben. Der Himmel ist übersät mit Sternen, so als würden diese extra für uns angeknippst worden sein. Hier ist der Himmel so klar und so rein, dass auch Sternschnuppen keine Seltenheit sind. Wir genießen am täglichen Lagerfeuer das außergewöhnliche Ambiente und lassen den aufregenden Tag noch einmal aufleben. Wir erzählen uns bei Pfefferminztee und einem guten Steak die spannendsten Benzingeschichten bis spät in die Nacht und erobern geistig schon den Ain Ouadette. Oh jaaaaa - wir sind gewappnet und voll motiviert :-)!


31.12.2010: Obwohl wir sehr gut im Zeitplan liegen, starten wir schon sehr früh am Morgen Richtung See. Die letzten Kilometer sind die anspruchsvollsten und wir wollen nichts anbrennen lassen. Mitternacht wollen wir schließlich am Lac Rochette Silvester feiern ... also Endspurt, nicht trödeln ... es ist immerhin schon 08.16Uhr!!

Sand, Sand, Sand ...gepaart mit dem Enthusiasmus der Sahara-Infizierten...

Genau diese Kombination, perfekte Technik am Fahrzeug und unser aller fahrerisches Können, lassen uns über die schwierigsten Dünen beinahe fliegen. Doch wer glaubt, dass es ein Kinderspiel ist, täuscht sich. Je näher wir dem See kommen, umso heftiger werden die Dünen und der Sand scheint unter unseren Fahrzeugen förmlich wegzubrechen. Der caramelfarbene Untergrund ist weich und tückisch wie Treibsand und wir müssen alle unser Bestes geben ... tun wir doch gerne ;-)!

Es wird geschaufelt, gewincht und alles an Equipment und Know-how ausgeschöpft, was wir zur Verfügung haben. Und keiner drückt sich hier, Teamwork steht an erster Stelle und so kommt nie der Anschein auf, dass es sich vielleicht um Arbeit handeln könnte. Nein, nein, alle Beteiligten haben Spaß daran und die Stimmung ist hervorragend. Wir kommen dem See schön langsam immer näher und näher, nur mehr ein paar hundert Meter müssen es sein, vorausgesetzt das GPS gibt uns die richtigen Infos!

Jeden Moment muss doch endlich der See auftauchen, müssen sich die Mühen gelohnt haben!!! Verdammt, wo bleibt er, sind wir abgedriftet?? Eventuell im falschen Dünenkessel gelandet???

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Text und Bilder: Manfred Hesch ( Offroad Hesch)

 

Fotos: Offroad Hesch





 
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