Rock 'n' Roll!
Jeep Wrangler "Mountain" im Test
Zeit ist's geworden, wieder einmal einen ordentlichen Offroad-Test durchzuführen. Mit dem (fast) gelaendewagen.at-orange lackierten Wrangler "Mountain" borgte uns Jeep das dafür optimale Fahrzeug.
09.12.2012

In medias res: Kollnbrunn in Niederösterreich, Ende November 2012. Schon länger hatten wir der "Hofmeister-Grube" keinen Besuch mehr abgestattet. Das in privater Hand befindliche Gelände wird unter anderem vom Club "Allrad Wien" für seine regelmäßigen Trial-Veranstaltungen genutzt. Von zart bis hart finden sich dort unterschiedlichste Geländeprüfungen. Ein bisschen Wald, ein bisschen Schlamm, ein bisschen Wasser, Schotter, Steilauffahrten, Verschränkungspassagen. Alles da.

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Der Wrangler besticht zuallererst mit seiner Kompaktheit. 4,2 Meter ist er kurz. Das erlaubt Fahrmanöver auf engem Raum und gibt dem Wagen eine recht gute Übersichtlichkeit. Als Fahrer sitzt man ziemlich exakt zwischen den Achsen und entwickelt schnell ein Gefühl für die Abmessungen. Die Karosserieüberhänge sind sehr kurz - die Böschungswinkel entsprechend groß. Jäh beginnende Steilpassagen können so für Karosserie und Stoßfänger gefahrlos angefahren werden.

Bei einem Radstand von nur 2,4 Metern und einer Bodenfreiheit von fast 26 Zentimetern ist auch der Rampenwinkel gut. Heißt: Mit dem Wrangler kann man auch spitze Kuppen gut überfahren.
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Steilpassagen sind dank der recht kurzen Getriebeuntersetzung leicht zu bewältigen
Zum Motor: Mit seinen 200 PS und - noch wichtiger - mit einem Drehmomentmaximum von 410 Newtonmetern bietet der 2,8er Dieselmotor mehr als ausreichend Power für den Geländeeinsatz. Das sechsgängige Schaltgetriebe ist dazu gut abgestuft. Einzig bei sehr geringen Drehzahlen ist der Grat zwischen Fahren und Absterben sehr schmal. A propos Absterben: Das im neuen Wrangler-Modell serienmäßige Start-Stopp-System sollte vor der Fahrt ins Gelände deaktiviert werden. Das ist per Knopfdruck möglich und verhindert ein Abschalten des Motors in Situationen, wo man das ganz und gar nicht brauchen kann...
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Sah nach einem harmlosen Wasserloch aus, war aber keines...
Überzeugt hat uns der Allradantrieb des Wrangler Mountain. Sicher - mit dem "Command Trac" wird der Wagen kein Extrem-Offroader wie der "Rubicon". Der zuschaltbare Allrad weiß sich im Gelände aber durchaus zu beweisen. Die Geländeuntersetzung - schön rustikal mit einem Schalthebel einzulegen - ist mit einem Übersetzungsverhältnis von 2,72:1 recht kurz. Das ermöglicht sichere Schritttempo-Fahrten im schweren Gelände, ohne die Kupplung strapazieren zu müssen. Verliert man doch einmal den Grip unter den Rädern und kommt zum Stillstand, leistet die serienmäßige elektronische Antriebsschlupfregelung einen wertvollen Job. Einfach gefühlvoll auf dem Gas bleiben - und man hat gute Chancen, dass das System an dem einen oder anderen Rad noch Grip findet und die Fuhre aus dem sprichwörtlichen Dreck fährt. Wie unsere Bilder eindrucksvoll beweisen - es klappt.
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Der Wrangler taucht wieder auf ...
Überrascht hat uns, dass die nicht gerade stark profilierten Reifen vom Typ Goodyear Wrangler auch eine durchaus gute Figur gemacht haben - selbst im Schlamm gaben sie noch den Basis-Grip, um uns vorm Hängenbleiben zu retten.
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... wühlt noch ein wenig ...
Schwächen? Überraschend mittelmäßig ist die Verschränkungsfähigkeit der Achsen. Die Jeep-Ingenieure haben schon gewusst, warum sie dem Rubicon einen entkoppelbaren Stabilisator an der Vorderachse spendiert haben. Der "normale" Wrangler hebt schnell mal ein Beinchen. Dann hilft in Verschränkungspassagen nur mehr ein bisschen Schwung - dort normalerweise ein "No-Go". Oder, besser: Die Nachrüstung von Differenzialsperren an den Achsen.
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... und schafft's dank guter Traktionskontrolle (und trotz nicht optimaler Bereifung) aus dem Wasserloch.
Auch der Blick unter das Fahrzeug hat uns nicht restlos überzeugt. Bei härteren Geländeeinsätzen könnten tief liegende Aggregate - speziell der Auspuff - gefährdet sein. Hier wären Schutzbleche - fertig konfektioniert von den vielen Zubehörhändlern - durchaus zu empfehlen.

Der Gesamteindruck nach unserem Geländetest ist aber mehr als positiv: Wir hatten mit dem knallorangen Wrangler unseren Spaß - der Wagen hat in allen Sektionen mitgespielt und konnte im Geländeeinsatz so richtig überzeugen.

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Der Unterboden - nicht optimal geschützte Aggregate. Für härtere Offroad-Einsätze empfehlen sich Schutzbleche.
Innenraum
Vier Jahre ist es her, dass wir zum letzen Mal einen Jeep Wrangler in unserem Fuhrpark hatten. Seit damals hat sich speziell im Innenraum viel getan. 2008 hieß es in unserem Test noch: "Herrlich authentisch ist der Innenraum geblieben, das ist noch ein Automobil vom alten Schlag". Das war, rückwirkend betrachtet, ein wenig zu positiv dargestellt. Mit der neuesten Generation hat Jeep die kleinen Anachronismen und Amerikanismen endgültig aus dem Cockpit verbannt.

Den Innenraum dominiert heute ein fast senkrecht stehendes, überaus modern wirkendes Armaturenbrett. Das Lenkrad, das 2008 noch an die Modelle aus den Sechzigerjahren erinnerte, wich einem deutlich kleineren, direkter ansprechenden Teil.

Die Sitze können mit ihren schwarzen Bezügen gefallen, sie bieten guten Seitenhalt und eine überraschend große Sitzfläche. Und: Sie sind straff und bar jeder Plüschhaptik vergangener Tage.

Absolute Alleinstellungsmerkmal ist die gefinkelte Dachkonstruktion, die auf Wunsch in Teilen demontiert werden kann. Mit wenigen Handgriffen zaubert man so ein Halb- oder Vollcabrio.

Zusätzlicher Schutz für die Insassen ist der massiv wirkende Überrollkäfig, der mit weichem Kunststoff überzogen ist und auf Höhe der B-Säule sogar Lautsprecher für die Beschallung der Fahrgäste auf der Rückbank integriert hat. Die Rückbänkler haben sich auch ein wenig Zuwendung verdient, mussten sie Ihre Plätze doch mit einer mittleren Kletterpartie erreichen. Dort angekommen, hält sich ihre Freude wegen der nicht gerade üppigen Kniefreiheit ein weiteres Mal in Grenzen.

Dahinter noch: Der Kofferraum, ein winziges Abteil hinter den Rücksitzen, vielleicht 30 Zentimeter tief. "Stauraum", der sich diesen Namen auch verdient, erhält man nur, wenn man die hintere Sitzbank umklappt, oder - wenn man ausschließlich zu Zweit unterwegs ist - diese ganz einfach ausbaut.
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Off we go...
Das Sondermodell "Mountain", mit diversem Zusatz-Equipment (siehe unten) veredelt, ist als kurzer Zweitürer ebenso wie als langer fünftüriger "Unlimited" erhältlich. Mit einem Preis von 35.990 Euro ist das kurze Modell jeden Cent wert, dürfen wir abschließend sagen.

Jeep Wrangler "Mountain" 2-türig
Die Daten


Motor:
4-Zylinder Dieselmotor, 2.776 cm3, 200 PS, 410 Nm

Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe

Länge/Breite/Höhe:
4.223/1.973/1.900 mm

Leergewicht:
1.945 kg

Max. Anhängelast:
450/1.000 kg (ungebremst/gebremst)

Verbrauch:
7,1 l Diesel (Werksangabe)
CO2: 187 g/km

Offroad:
"Command Trac": zuschaltbarer Allradantrieb mit Geländeuntersetzung (2,72:1), 259 mm Bodenfreiheit, Böschungswinkel 38,4°/31,3°, Rampenwinkel 25,1°,

Serienausstattung (Auszug): Fahrer- und Beifahrer-Airbag, ABS mit Bremsassistent, ESP, Antriebsschlupfregelung,  Zentralverriegelung mit Fernbedienung, Wegfahrsperre, Nebelscheinwerfer, Bordcomputer, Tempomat, Multifunktions-Lenkrad, Start-/Stopp-Automatik

Sonderausstattung des Modells "Mountain" (Auszug): Mineralgraue 17“-Alufelgen, 245/75 R17 Reifen, Mineralgrauer Frontgrill mattschwarzer Motorhaubenaufkleber, "Mountain"-Aufkleber auf der Motorhaube, Spezial-Lackfarben, Schwarze Stoffsitze, schwarzes Hardtop, Seitenairbags,

 Preis des Sondermodells "Mountain": € 35.990,--

gelaendewagen.at Test Nr. 138
Text + Fotos: gelaendewagen.at