Zeit ist's geworden, wieder einmal
einen ordentlichen Offroad-Test durchzuführen. Mit dem (fast) gelaendewagen.at-orange lackierten Wrangler "Mountain" borgte
uns Jeep das dafür optimale Fahrzeug.
In medias res: Kollnbrunn in
Niederösterreich, Ende November 2012. Schon länger hatten wir
der "Hofmeister-Grube" keinen Besuch mehr abgestattet.
Das in privater Hand befindliche Gelände wird unter anderem vom
Club "Allrad Wien" für seine regelmäßigen Trial-Veranstaltungen
genutzt. Von zart bis hart finden sich dort unterschiedlichste
Geländeprüfungen. Ein bisschen Wald, ein bisschen Schlamm, ein
bisschen Wasser, Schotter, Steilauffahrten,
Verschränkungspassagen. Alles da.
Der Wrangler besticht zuallererst mit seiner
Kompaktheit. 4,2 Meter ist er kurz. Das erlaubt
Fahrmanöver auf engem Raum und gibt dem Wagen eine recht gute
Übersichtlichkeit. Als Fahrer sitzt man ziemlich exakt zwischen
den Achsen und entwickelt schnell ein Gefühl für die
Abmessungen. Die Karosserieüberhänge sind sehr kurz - die
Böschungswinkel entsprechend groß. Jäh beginnende Steilpassagen
können so für Karosserie und Stoßfänger gefahrlos angefahren
werden.
Bei einem Radstand von nur 2,4 Metern und einer
Bodenfreiheit von fast 26 Zentimetern ist auch der Rampenwinkel
gut. Heißt: Mit dem Wrangler kann man auch spitze Kuppen gut
überfahren.
Steilpassagen sind dank der recht
kurzen Getriebeuntersetzung leicht zu bewältigen
Zum Motor: Mit seinen 200 PS und - noch
wichtiger - mit einem Drehmomentmaximum von 410 Newtonmetern
bietet der 2,8er Dieselmotor mehr als ausreichend Power
für den Geländeeinsatz. Das sechsgängige Schaltgetriebe
ist dazu gut abgestuft. Einzig bei sehr geringen Drehzahlen ist
der Grat zwischen Fahren und Absterben sehr schmal. A propos
Absterben: Das im neuen Wrangler-Modell serienmäßige
Start-Stopp-System sollte vor der Fahrt ins Gelände
deaktiviert werden. Das ist per Knopfdruck möglich und
verhindert ein Abschalten des Motors in Situationen, wo man das
ganz und gar nicht brauchen kann...
Sah nach einem harmlosen Wasserloch
aus, war aber keines...
Überzeugt hat uns der Allradantrieb des
Wrangler Mountain. Sicher - mit dem "Command Trac" wird der
Wagen kein Extrem-Offroader wie der "Rubicon". Der zuschaltbare
Allrad weiß sich im Gelände aber durchaus zu beweisen. Die
Geländeuntersetzung - schön rustikal mit einem Schalthebel
einzulegen - ist mit einem Übersetzungsverhältnis von 2,72:1
recht kurz. Das ermöglicht sichere Schritttempo-Fahrten im
schweren Gelände, ohne die Kupplung strapazieren zu müssen.
Verliert man doch einmal den Grip unter den Rädern und kommt zum
Stillstand, leistet die serienmäßige elektronische
Antriebsschlupfregelung einen wertvollen Job. Einfach
gefühlvoll auf dem Gas bleiben - und man hat gute Chancen, dass
das System an dem einen oder anderen Rad noch Grip findet und
die Fuhre aus dem sprichwörtlichen Dreck fährt. Wie unsere
Bilder eindrucksvoll beweisen - es klappt.
Der Wrangler taucht wieder auf ...
Überrascht hat uns, dass die nicht gerade stark
profilierten Reifen vom Typ Goodyear Wrangler auch eine
durchaus gute Figur gemacht haben - selbst im Schlamm gaben sie
noch den Basis-Grip, um uns vorm Hängenbleiben zu retten.
... wühlt noch ein wenig ...
Schwächen? Überraschend mittelmäßig ist
die Verschränkungsfähigkeit der Achsen. Die
Jeep-Ingenieure haben schon gewusst, warum sie dem Rubicon einen
entkoppelbaren Stabilisator an der Vorderachse spendiert haben.
Der "normale" Wrangler hebt schnell mal ein Beinchen. Dann hilft
in Verschränkungspassagen nur mehr ein bisschen Schwung - dort
normalerweise ein "No-Go". Oder, besser: Die Nachrüstung von
Differenzialsperren an den Achsen.
... und schafft's dank guter
Traktionskontrolle (und trotz nicht optimaler Bereifung) aus dem
Wasserloch.
Auch der Blick unter das Fahrzeug hat uns nicht
restlos überzeugt. Bei härteren Geländeeinsätzen könnten tief
liegende Aggregate - speziell der Auspuff - gefährdet sein. Hier
wären Schutzbleche - fertig konfektioniert von den vielen
Zubehörhändlern - durchaus zu empfehlen.
Der Gesamteindruck nach unserem Geländetest ist aber mehr als
positiv: Wir hatten mit dem knallorangen Wrangler unseren Spaß -
der Wagen hat in allen Sektionen mitgespielt und konnte im
Geländeeinsatz so richtig überzeugen.
Der Unterboden - nicht optimal
geschützte Aggregate. Für härtere Offroad-Einsätze empfehlen
sich Schutzbleche.
Innenraum
Vier Jahre ist es her, dass wir zum letzen Mal einen Jeep
Wrangler in unserem Fuhrpark hatten. Seit damals hat sich
speziell im Innenraum viel getan. 2008 hieß es in unserem Test
noch: "Herrlich authentisch ist der Innenraum geblieben, das ist
noch ein Automobil vom alten Schlag". Das war, rückwirkend
betrachtet, ein wenig zu positiv dargestellt. Mit der neuesten
Generation hat Jeep die kleinen Anachronismen und Amerikanismen
endgültig aus dem Cockpit verbannt.
Den Innenraum dominiert heute ein fast senkrecht stehendes,
überaus modern wirkendes Armaturenbrett. Das Lenkrad,
das 2008 noch an die Modelle aus den Sechzigerjahren erinnerte,
wich einem deutlich kleineren, direkter ansprechenden Teil.
Die Sitze können mit ihren schwarzen Bezügen gefallen,
sie bieten guten Seitenhalt und eine überraschend große
Sitzfläche. Und: Sie sind straff und bar jeder Plüschhaptik
vergangener Tage.
Absolute Alleinstellungsmerkmal ist die gefinkelte
Dachkonstruktion, die auf Wunsch in Teilen demontiert werden
kann. Mit wenigen Handgriffen zaubert man so ein Halb- oder
Vollcabrio.
Zusätzlicher Schutz für die Insassen ist der massiv wirkende
Überrollkäfig, der mit weichem Kunststoff überzogen ist und
auf Höhe der B-Säule sogar Lautsprecher für die Beschallung der
Fahrgäste auf der Rückbank integriert hat. Die Rückbänkler haben
sich auch ein wenig Zuwendung verdient, mussten sie Ihre Plätze
doch mit einer mittleren Kletterpartie erreichen. Dort
angekommen, hält sich ihre Freude wegen der nicht gerade üppigen
Kniefreiheit ein weiteres Mal in Grenzen.
Dahinter noch: Der Kofferraum, ein winziges Abteil hinter
den Rücksitzen, vielleicht 30 Zentimeter tief. "Stauraum", der
sich diesen Namen auch verdient, erhält man nur, wenn man die
hintere Sitzbank umklappt, oder - wenn man ausschließlich zu
Zweit unterwegs ist - diese ganz einfach ausbaut.
Off we go...
Das Sondermodell "Mountain", mit diversem
Zusatz-Equipment (siehe unten) veredelt, ist als kurzer
Zweitürer ebenso wie als langer fünftüriger "Unlimited"
erhältlich. Mit einem Preis von 35.990 Euro ist das kurze Modell
jeden Cent wert, dürfen wir abschließend sagen.