Das Schicksal von SsangYong war lange Zeit ungewiss. Der
koreanische Autobauer steckte in einer formidablen Krise,
zeitweise stand sogar die gesamte Produktion still. Mit der
Mehrheitsübernahme durch die indische Mahindra-Gruppe im
Jahr 2011 kehrte die Finanz- und damit auch die Innovationskraft
zurück.
Fast zeitgleich wurde der Korando C präsentiert: ein
Kompakt-SUV mit modernster Ausstattung und ein weiterer Beweis,
dass SsangYong auch alle Kraft in ein erfolgreiches Comeback
investiert hatte.
"Korando" also: ein Name, den Kenner des Allradmarktes mit einem
bulligen, kurzen, etwas martialischen Geländewagen in mehreren
Varianten kennen, das letzte Modell bis 2006 gebaut. Davon ist
beim Neuen nichts mehr zu erkennen. Mit dem "C" im Namen grenzt
sich der Neue deutlich von seinen Ahnen ab - als Kompakt-SUV mit
Allradantrieb, in Ermangelung einer Getriebeuntersetzung aber
ohne gröbere Offroad-Ambitionen.
Dieses Mal hatte man beim Design nichts riskiert: der Neue
präsentiert sich als schickes, ästhetisch gestaltetes Auto und
zu 100 Prozent kompatibel mit dem Geschmack der potenziellen
Käuferschicht. Ein nicht selbstverständliches Faktum angesichts
der jüngeren Modellgeschichte SsangYongs. Design-Guru
Giorgetto Giugiaro sei Dank.
Zwei Wochen begleitete uns der Wagen - von Wiens Innenstadt in
die Buckelige Welt bis ins Steirische. Wir durften den Korando C
dabei als unkompliziertes, top ausgestattetes (siehe "Daten"
unten) und vielseitiges Auto kennen lernen.
Der Innenraum bietet für alle 5 Mitfahrer beachtlich viel
Platz, im "Premium" nimmt man sogar auf feinem Leder Platz. Die
Bedienung gibt keinerlei Rätsel auf.
Der einzige verfügbare Motor - ein Diesel mit 2 Litern
Hubraum und 175 PS - konnte mit seiner Drehfreudigkeit und
Kraft gefallen. Autobahnfahrten mit Geschwindigkeiten im gerade
noch legalen Bereich sind eine lockere Übung für ihn, die er mit
entspanntem Betriebsgeräusch absolviert. Angesichts der üppigen
Kraft überrascht das tiefe Turboloch, das unter 1.500
Umdrehungen für ein wenig Missmut sorgt. "Rollstopps" im zweiten
Gang zu erledigen birgt eine hohe Chance, den Motor abzuwürgen.
Topnoten ohne Abzüge verdient sich hingegen das
6-Gang-Schaltgetriebe, das sich angenehm leicht und präzise
schalten lässt. Die einzelnen Gänge sind weit gespreizt und
erlauben ein schaltfaules Fahren - solange man über 1.500 Touren
bleibt.
Mit 6,4 Litern gibt SsangYong einen sehr moderaten
Dieselverbrauch an. In der Praxis haben wir circa 8 bis 8,5
Liter verbraucht. Bei unserer etwas forcierten Fahrwiese
aber gar kein schlechter Wert.
Stichwort Allrad: Das System im Korando C werkt
unaufällig. Im Normalbetrieb werden die Vorderräder angetrieben,
bei Bedarf die hinteren Räder aktiviert. Händisch kann man
zusätzlich eine fixe 1:1-Verteilung der Antriebskraft zwischen
den beiden Rädern erzwingen. Ein Modus, der auf rutschigen
Straßen für ein Plus an Sicherheit sorgt.
Wegen der (erstmals in einem SsangYong-Allradmodell) fehlenden
Getriebeuntersetzung, der Straßenreifen und der
Karosserieüberhänge muss der Fahrer seine Offroad-Ambitionen
etwas im Zaum halten. Gröbere Feldwege können trotzdem passiert
werden - es gilt allerdings, aufgrund der fehlenden "kurzen
Gänge" bewusst die Kupplung zu schonen. Im Praxisbetrieb konnten allerdings die präzise arbeitende
Traktionskontrolle und der Berganfahr-Assistent, der die Fuhre
auch auf steilen Hängen drei Sekunden lang festhält, um ein
problemloses Anfahren zu ermöglichen, überzeugen.
Wir haben den SsangYong Korando als innenstadt- und
überlandtaugliches, sehr gut ausgestattetes, optisch gefälliges
und preislich exzellent positioniertes Fahrzeug erlebt.
Enddiagnose: Comeback gelungen. Korando C - ein tolles, mehr als
nur konkurrenzfähiges Auto. Werfen Sie einen Blick drauf, bevor
sie aus alter Gewohnheit einen Deutschen kaufen.
Motor: 4 Zylinder Dieselmotor mit Common
Rail Einspritzung, 1.998 cm3, 175 PS, 360 Nm ab 2.000
U/min
Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe (6-Gang-Automatik
optional)
Länge/Breite/Höhe: 4.410/1.830/1.710 mm
Leergewicht: 1.672mm
Höchstzl. Gesamtgewicht: 2.260 kg
Max. Anhängelast: 750 / 2.000 kg (ungebremst/gebremst)
Verbrauch: 6,4 l (Herstellerangabe), 8,5 Liter Testverbrauch
CO2: 169 g/km (bei angenommenen 6,4 l Verbrauch)
Offroad: permanenter Allradantrieb mit händisch
aktivierbarer "Lock"-Funktion (fixe Momentenverteilung zwischen
Vorder- und Hinterachse)
Ausstattung des Basismodells (Auszug):
Fahrer-, Beifahrer-, Seitenairbags vorne und hinten, Fensterbags
vorne und hinten, ABS, ESP, Berganfahrhilfe, Bremsassistent,
Traktionskontrolle, Nebelscheinwerfer, Tagfahrlicht, Isofix,
Wegfahrsperre, Zentralverriegelung mit Fernbedienung und
Alarmanlage, beheizte Außenspiegel, Einparkhilfe hinten,
Doppelrohrauspuff, Leichtmetallfelgen 6,5x16, manuelle
Klimaanlage, Bordcomputer, Tempomat, Lederlenkrad mit
Multifunktionstasten, Radio mit CD, MP3, USB und AUX-Eingang
Zusatzausstattung "Premium" (Auszug): Leichtmetallfelgen 6,5x18, Klimaanlage elektronisch
geregelt, Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer, Fahrersitz
elektrisch verstellbarm
Preis: Allradmodelle ab € 27.290,--, "Premium" mit
Allrad ab € 29.290,--
gelaendewagen.at Test Nr. 125
Text und Fotos: gelaendewagen.at