"Fahr' den aktuellen Tiguan einige Tage Probe und schreib' einen Fahrbericht." Die Anweisung meines Chefredakteurs klingt so einfach und ist doch schwierig umzusetzen. Zumindest der zweite Teil. Denn was soll man über den Liebling der heimischen Kompakt-SUV-Käufer noch sagen, es ist doch - frei nach Falco - alles schon gesagt.

In der Konfiguration 2.0 TDI, Siebengang-Direktschaltgetriebe DSG und 4Motion-Allradsystem spiegelt unser Testfahrzeug wohl genau den Geschmack des durchschnittlichen Tiguan-Käufers wieder. Die Entscheidung gegen das manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe und für die DSG-Option sollte jedoch erst nach einer ausführlichen Probefahrt getroffen werden. Dazu später mehr.

Optisch ein typischer VW, sprich unaufdringlich, elegant und fern von revolutionär, sticht der Tiguan aus dem Verkehrsgetümmel nicht gerade hervor. Bestens geeignet für Liebhaber des gepflegten Understatements also. Niemand würde vermuten, dass da mehr als 43.000 Euro durch die Lande rollen. Zustande kommt der stolze Preis durch die Wahl der Ausstattungsvariante "Track & Style" und großzügiges Ankreuzen auf der Zusatzausstattungs-Liste. Vom elektrisch zu öffnenden Panorama-Glasdach über schwarze Ledersitze und Navigationssystem bis hin zum Einpark-Assistenten (sehr spaßig!) und Bi-Xenon-Scheinwerfern war alles an Bord, was die Fahrt kurzweilig und den Endpreis hoch macht.

Unter der Motorhaube des VW Tiguan werkelt VAG-Standardtechnik. Der 2 Liter TDI mit 140PS, der dank Commonrail-Technik jetzt auch kultiviert kann, sorgt in fast jeder Situation für ausreichend Schub nach vorne. Einen Sportler macht er aus dem Tiguan nicht, doch die Höchstgeschwindigkeit reicht aus, um den Führerschein abgeben zu müssen - mehr braucht doch wirklich kein Mensch.

Das DSG mit sieben Vorwärtsgängen hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. In Kombination mit dem verzögerten Ansprechverhalten des auf Euro-5-Abgasnorm getrimmten Motors ergibt sich eine veritable Anfahrschwäche, die beim Einfädeln in den Fließverkehr gelegentlich nervt. Nennen wir es DSG-Gedenksekunde. 21, 22, los geht's. Einmal in Bewegung, weiß das automatisierte Getriebe zu überzeugen. In jeder Fahrsituation die richtige Übersetzung, unmerkliche Gangwechsel und dank manueller Schaltgasse auch für flotte Spritztouren gut gerüstet.

Schlechtwegetauglich ist der Tiguan dank einer ordentlichen Bodenfreiheit von 20 Zentimetern und dem "Off-Road"-Fahrmodus samt Bergabfahrhilfe natürlich auch. Das 4Motion-Allradsystem geht unauffällig und ohne Eingriffsmöglichkeiten seitens des Fahrers seiner Arbeit nach. Im Normalbetrieb werden die Vorderräder angetrieben, bei Bedarf tragen die hinteren Räder ihren Teil zum Vortrieb bei. Das sollte für die an ein Kompakt-SUV gestellten Anforderungen locker reichen.

Zur routinierten Verarbeitung des hochwertigen Innenraums samt straffen und rückenschonenden Sitzen, dem agilen und beinahe narrensicheren Fahrwerk oder dem für vier Personen mehr als ausreichenden Platzangebot muss nun aber wirklich nichts mehr gesagt werden außer – typisch Tiguan, typisch VW.

Der große Erfolg des Autos ist nicht verwunderlich. Er erledigt alle an ihn gestellten Aufgaben problemlos und unaufgeregt. Wer einen Tiguan sein eigen nennt, hat beim Autokauf nichts falsch gemacht.