Jeep borgte uns den neuen Jeep Compass für eine ausgiebige Testfahrt nach Italien. Unsere Eindrücke von der Fahrt ins neue Heimatland des Ex-
Amis...
Er trägt das neue Markengesicht, der Compass. Wie in vergangenen Zeiten ist es geprägt von 7 Kühlerschlitzen, doch einzig die Zahl erinnert noch an seine legendären Vorgänger. Feist und chromgefasst nehmen sie bei den aktuellen Modellen - dem Grand Cherokee ebenso wie beim kommenden Cherokee und dem Klein-SUV Renegade - fast die gesamte Fahrzeugfront ein.
Ein Traumgeschenk für Maturantinnen?
Bei unserem Testauto, einem topausgestatteten
"Limited", setzten auch die schön-schlanken Felgen im 5-Stern-Design und mit 18 Zoll Durchmesser einen gelungenen optischen Akzent. Das "Bright White" - eine der aufpreisfreien Standard-Nicht-Metallic-Farben - gab ihm eine SUV-untypische Unschuld. Das "Traumgeschenk für Maturantinnen" - nicht unsere Meinung, sondern jene eines Kollegen eines befreundeten Printmediums.
Papas Liebling wird sich sicher auch über den gut ausgestatteten Innenraum freuen, die
Ledersitze im dunklen "Dark Slate Gray" können Jung und Alt gleichermaßen erfreuen. Üppig sind die Platzverhältnisse vorne, die Sitze durchaus langstreckentauglich. Die Hinterbänkler hätten sich ein einig mehr Kniefreiheit verdient. Der Laderaum ist eher auf das Gepäck für zwei denn für vier Personen ausgelegt.
Das Limited-Paket umfasst eine gut funktionierende
Klimaautomatik und - wiederum speziell für die MaturantInnen interessant - ein "MediaCenter" mit 6,5 Zoll großem Touchscreen, über den Navi und Musikberieselung gesteuert werden können. Nicht nur für ungeübte Fahrer ist auch die
Rückfahrkamera interessant, deren Bilder bei eingelegtem Rückwärtsgang direkt auf den Bildschirm übertragen werden.
Die Bilder, die wir von unserem Testauto geschossen haben, stammen nicht von einer Maturareise, sondern von einem Schotterwerk im norditalienischen Pordenone. Der Compass diente uns als Transportmittel zur
"Baja Italia" (
wir haben berichtet) in den Niederungen der Flüssen Tagliamento und Meduna.
Auf den vielen, vielen Autobahnkilometern in die neue Jeep-Heimat (der neue Jeep-Eigentümer ist bekanntlich Fiat) lernten wir den Wagen als langstreckentauglich und bequem kennen.
Sein
2,4 Liter großer Vierzylinder-Benziner mit 170 PS sorgt für sanftes, geräuscharmes Vorankommen. Die Variante mit der
6-Gang-Automatik ist ein Traum für Innenstadt und Landstraße - hier ist seidenweiches Gleiten angesagt. Auf der Autobahn wünscht man sich manchmal aber etwas mehr Durchzugskraft und eine etwas flotter agierende Automatik. Rund um Tempo 100 scheint das Getriebe im sechsten Gang festzufrieren, ein Beschleunigen lässt sich nur mittels Kickdowns bewirken. Des öfteren haben wir dem Automaten händisch einen niedrigeren Gang aufgezwungen, um das Tempo erhöhen zu können. Bei derartigen Fahrten fehlen dann nach 100 Kilometern knapp
13 Liter aus dem Tank. Bei gemäßigtem Umgang mit Gaspedal und Schalthebel sind es derer zwei bis drei weniger.
Weniger amerikanisch als die Motor-Getriebe-Kombi gibt sich das
Fahrwerk. Mit der McPherson-Einzelradaufhängung vorne und der Multi-Link-Einzelradaufhängung mit Gasdruckstoßdämpfern an der Hinterachse verspricht Jeep eine "optimale Achsverschränkung" - diese ist aber, wir wagen das 'mal festzuhalten - nicht das primäre Ziel der Entwickler gewesen. Sie hatten es auf eine saubere Fahrwerksabstimmung europäischen Zuschnitts abgesehen, das ist ihnen gut bis sehr gut gelungen.
Ein Geländewagen wird aus dem Compass deshalb aber noch keiner. Will er aber auch nicht sein, wohlgemerkt...
Abseits befestigter Straßen - dort, wo der Compass bauartbedingt nur eingeschränkt zu Hause ist, reicht die angepriesene Achsverschränkung sehr schnell nicht aus. Die Bodenfreiheit reicht, dass man mit dem Compass schlechte Feldwege befahren kann, der
permanente Allradantrieb sorgt für eine verbesserte Traktion. Mittels eines Hebels am Mitteltunnel kann sogar das Drehmoment 1:1 zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt werden. Ein Geländewagen wird aus dem Compass deshalb aber noch keiner. Will er aber auch nicht sein, wohlgemerkt, nur ein bisschen vom Jeep-Spirit transportieren, der die Marke seit über 70 Jahren auszeichnet.
Diese Aufgabe erfüllt der Compass locker - Jeep erschließt sich damit auch erfolgreich die Käuferschicht im Post-Matura-Alter.