"Bronze" gibt es nicht. Die Ausstattungsvarianten des neuen KIA Sorento nennen sich
"Silber", darüber gibt es "Gold". Wir haben ins Volle gegriffen und gleich den Luxusliner in
"Platin" getestet.
Es gab Zeiten, da war der 2002 eingeführte "Ur"-Sorento sogar bei einschlägigen
Geländewagen-Trials zu sehen. Als geräumiger, schon damals recht üppig dimensionierter
Offroader war er den einschlägig aufgebauten und modifizierten Offroadern dort zwar
unterlegen, schlug sich aber zur Überraschung des Publikums mehr als wacker.
Ihrer
Begeisterung ließen einige Fans sogar in einem eigenen, privat organisierten Sorento-Club
freien Lauf. Die Mitglieder trachteten, die Kunde von der Leistungsfähigkeit des
Fahrzeuges in die Welt zu tragen - auch wenn sich diese mangels Marketing im
Wesentlichen auf den Mikro-Kosmos Wien und Umgebung beschränken musste.
Wir haben mit gelaendewagen.at den Sorento damals auch schon getestet, die
Leidensfähigkeit der trial-teilnehmenden Sorento-Fahrer bewundert, uns zur Schonung des
Testautos aber auf dessen Onroad-Tauglichkeit konzentriert.
Der Sorento war damals schon ein gutes Auto. Mehr als ein Jahrzehnt später sitzen wir im
aktuellen Modell - wieder einem Presse-Testfahrzeug von KIA Austria und blicken uns
erstaunt um. Wie für Pressefahrzeuge fast schon üblich, ist es in der
Topausstattung konfiguriert -
"Platin" nennt KIA diese.
Die Unterbringung auf den
fünf - optional sogar
sieben - Sitzen entspricht jener eines echten Luxusfahrzeuges. Fahrer- und Beifahrer
haben auf feinen, lederbezogenen Sitzen Platz genommen, die sich dreistufig beheizen, in
der warmen Jahreszeit sogar kühlen lassen. Durch die feine Perforierung des Leders
strömt dann erfrischende Luft und umschmeichelt Rücken und verlängerten Rücken der
Passagiere.
Das
Platzangebot ist für alle Anwesenden exzellent - sogar in der dritten Reihe
können Erwachsene zumindest auf Kurzstrecken noch vernünftig sitzen.
Für die besonders kälteempflindlichen Fahrer ist die
Lenkradheizung ein Traum. Ein
Feature, das vor kurzer Zeit noch als fast dekadent galt, heute von der betuchten
Käuferschaft maximal noch wohlwollend zur Kenntnis genommen wird.
Das große, zentral installierte Display liefert Infos unter anderem zur Navigation, der
Klimatisierung und der Audio-Berieselung. Die wichtigsten Bedientasten finden sich
standesgemäß auch auf dem Lenkrad.
Der Wahlhebel für die Automatik mutet als einziges Detail ein wenig antiquiert an. Was
keinerlei negativen Rückschlüsse auf das damit befehligte Getriebe erlaubt, sei hiermit
vorweggenommen.
Die erste bemerkenswerte Erkenntnis in Bewegung: Wie leise und sanft sich das Fahrzeug
bewegt - bei Autobahnfahrten ebenso wie in der Innenstadt. Die
Geräuschdämmung ist
ausgezeichnet - Fahrgeräusche dringen auch bei hohen Geschwindigkeiten kaum in den
Fahrgastraum durch, weder vom Motor, noch vom Fahrtwind oder Fahrwerk.
Der
Dieselmotor - er liefert aus
2,2 Litern Hubraum 200 PS und 441 Newtonmeter Drehmoment - ist in dem nicht unbedeutend schweren Wagen niemals überfordert, im
Gegenteil sogar jeder denkmöglichen und fast auch allen denkunmöglichen Situationen
gewachsen. Locker gewachsen. Die Beschleunigung ist auf Wunsch sehr, sehr adäquat,
die Erreichung und Haltung des gewünschten Topspeeds unspektakulär. Hohe
Autobahngeschwindigkeiten nimmt das Aggregat locker und entspannt zur Kenntnis.
Die 6-Gang-Automatik (ein 6-Gang-Schaltgetriebe gibt es nur für "Silber und "Gold") arbeitet
- im besten Sinne - diskret und entspannt.
Phänomenal funktioniert der
adaptive Tempomat, der die gewählte Geschwindigkeit nur
dann erlaubt, wenn es freie Bahn gibt, diese sonst dem Vordermann anpasst. Und das -
ausgetesteter Weise - bis zum Stillstand.
Der wohl offenkundigste Kritikpunkt am neuen Sorento ist der doch nicht ganz
unbedeutende
Verbrauch. In der Stadt näherten wir uns haarscharf dem zweistelligen
Bereich, auf der Autobahn schafften wir es auch nicht, den Konsum unter 9 Liter zu
bringen. Eine doch sehr deutliche Abweichung von der werksseitig bekannt gegebenen
Werten von 6,7 Litern. Doch wie wir wissen, ist das eher ein Problem der von den
europäischen Behörden vorgegebenen Testbedingungen zur Ermittlung der
Durchschnittsverbräuche als eines der Fahrzeughersteller.
Die "Platin"-Variante des Sorento kostet
ab 53.490 Euro und bietet neben der erwähnten
Ausstattung auch noch eine Rückfahrkamera, einen "360-Grad-Rundblick" ums Auto am
Zentral-Display, 19-Zoll-Räder und einen vollautomatischen Einparkassistenten. Teurer
wird's nur noch, wenn man das riesige Panoramadach (um 1.200 Euro), die dritte Sitzreihe
(um 1.000 Euro) und eine der Mica-Metallic-Lackierungen (um 800 Euro) wählt - die
einzigen drei aufpreispflichtigen Features, die sich in der Preisliste für den Sorento "Platin"
noch finden.
