Testberichte

Suzuki Vitara

Der Herbstzeitlose

'Atlantis Turqouise': Suzuki hat uns den Vitara in der wohl schönsten Anti-Herbstzeit-Farbe geborgt. Wir sind damit zwei Wochen durch den Oktober gefahren.
01.11.2016
 


Wenn die Tage trüb und nebelverhangen sind, sich der Regen wie ein auf die Haut aufgetragenes mildes Depressivum anfühlt, das Lenkrad nach dem Einsteigen kalt ist und die Finger entsprechend klamm werden. Wenn das von der Kleidung ablaufende Wasser zum Teil von den Sitzpolstern aufgesogen wird, der Rest in den Fußraum tröpfelt. Dann freut man sich über jede Aufheiterung, jeden Farbtupfen. Der Lack unseres Test-Vitaras war ein solcher. "Himmelblau" nannten wir die Farbe in Erinnerung an den viel zu früh verblichenen Sommer. Fast ebenso schön die offizielle Bezeichnung: "Atlantis Turqouise" - das klingt nach Sonne, Strand und türkisblauem Ozean. Herbstzeitlos halt.

Der Suzuki Vitara. Seit März 2015 rollt die aktuelle Evolutionsstufe des Wagens im ungarischen Werk in Esztergom vom Band. Von dort aus wird er in weltweit über 70 Länder geliefert. Schon im ersten Rumpfjahr wurden über 70.000 Stück gefertigt.

Der Name Vitara
Der Name Vitara steht seit mittlerweile 1988 für Geländewagen-Klassiker. Hier muss man aber etwas vorsichtig sein: Denn der Neue hat mit dem klassischen Vitara, dem Rufbegründer, nichts mehr zu tun. Gab es früher ganz traditionell zuschaltbaren Allradantrieb und Untersetzung, findet sich heute das System "AllGrip": Ein elektronischer, permanenter Allradantrieb, der mittels Drehschalter den Antrieb in die Modi "Sport" oder "Snow" zwingt. Der mittels Knopfdruck die Antriebskraft fifty-fifty zwischen Vorder- und Hinterachse verteilen kann. Untersetzung gibt es keine mehr. Entsprechend auch keine extreme Geländefähigkeit mehr.

Die braucht - mit Verlaub - in der heutigen Zeit aber eh nur mehr eine Minderheit. Die Jäger und Förster dieser Welt zum Beispiel, die weiter kommen wollen als nur bis zum Hochstand. Die greifen auf andere Fabrikate zurück. Zum Beispiel den wunderbaren Gelände-Floh Jimny, seit langer Zeit einer unserer Redaktions-Lieblinge in Sachen Offroading.

Der Vitara hat uns dank AllGrip sicher über die Unabwägbarkeiten der zitiert grausig-herbstlichen Straßen geführt - und würde das wohl auch im Winter tun. Angetrieben wurde unser Testfahrzeug von einem schlanken 1,6er-Diesel. Mit seinen 120 PS hatte der mit dem rund 1.300 Kilo leichten Wagen leichtes Spiel, auf der Autobahn ebenso wie auf der Landstraße.

Leichter Sparmeister
Das wohl erstaunlichste Faktum: Trotz des (übrigens durchaus geschmeidigen) 6-Gang-Automatikgetriebes haben wir es während unseres zweiwöchigen Tests nicht geschafft, den Verbrauch über 6,1 Liter zu bringen. Bei durchaus forscher Fahrweise, sei ergänzt, sowohl in der Stadt als auch Überland.

"Wow"-Effekt?
Da es sich über Geschmäcker zwar vortrefflich streiten, nie aber sinnvoll diskutieren lässt, ersparen wir uns eine Abhandlung über den optischen Eindruck des Vitara. Uns hat der Kompakte mit seinem jugendlichen Auftritt gut gefallen, der von Suzuki im Prospekt zitierte "Wow"-Effekt sich aber nicht zur Gänze erschlossen. Das Auge des Betrachters, halt...

Im Innenraum bietet der Vitara fünf Personen recht gut Platz, dem längsten Lulatsch sollte aus humanitären Gründen aber ein Platz in der vorderen Reihe angeboten werden. Dem Fahrer präsentiert sich ein intuitiv gut zu bedienendes Cockpit. Ohne große Überraschungen, mit ein paar rustikaleren Bedienelementen, optisch und haptisch in Konkurrenz zu anderen, wiederum topmodernen Features. Das Navi zum Beispiel gehört zu letzteren und stellt die Route innerstädtisch sogar in 3D dar.

Neben dem beschriebenen Diesel bietet Suzuki auch zwei Benziner an - einen 1,6er mit 120 und einen 1,4er mit (sic!) 140 PS. 3 Ausstattungslinien gibt es, wobei der Käufer in einem Spektrum von einiger Erdigkeit (Basismodell "clear") bis seriös umfangreicher Feature-Liste (Modell "flash") zu wählen hat, in der auch ein adaptiver Tempomat und genanntes 3D-Navi mit an Bord ist.

Die Preise bewegen sich zwischen (erstaunlichen) 17.990 und immer noch sehr moderaten 31.190 Euro für das Topmodell mit eh allem drin, was sich der moderne Automobilist so wünscht.

Egal, für welches Modell Sie sich entscheiden: Lassen Sie es in "Atlantis Turqouise Pearl" lackieren. Oder im fast ebenso antidepressiv wirkenden "Horizon Orange". "Bright Red" wäre auch noch eine Option. Verzichten Sie auf "Savannah Ivory", "Galactic Grey" und "Cosmic Black". Auch schöne Farben, aber aus ganz oben genannten Gründen - derzeit eher nicht. Dann: freuen Sie sich mit ihrem neuen Vitara über den Herbst. Und den kommenden Winter, da werden Sie auch den einen oder anderen Farbtupfen im grauen Alltag brauchen können.

Fotos und Text: GELAENDEWAGEN.AT


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