Testberichte

VW Amarok V6 TDI

Frisch geliftet und bärig gestärkt

Im außen & innen aufgeräumten VW Amarok sorgt nun ein bäriger Selbstzünder mit wahlweise 163, 204 oder 224 PS für würdigen Antrieb.
20.06.2016
VW ist mit dem Amarok 2010 spät, aber zugkräftig ins Segment der Midsize-Pickups eingestiegen. Der Wolfsburger mit der offenen Ladefläche – eigentlich wurde er ja in der Nutzfahrzeug-Abteilung in Hannover erdacht – mauserte sich in Österreich blitzschnell zum Platzhirsch in dieser weitgehend japanisch dominierten Fahrzeugklasse, mit Marktanteilen zwischen knapp 25 und bis zu fast 34 Prozent.

Das tat er aufgrund der typisch deutschen Akribie, mit der VW wenig dem Zufall überlassen hatte: unter anderem gefälliges, wenn auch nicht über die Maßen auffälliges (schon gar nicht aggressives) Design, solide sowie bewährte Technik, profunde Robustheit und Zuverlässigkeit, in den Allrad-Versionen mehr als beachtliche Geländegängigkeit bei hohem Komfort.

Hatte der deutsche Pickup mit der Summe dieser Eigenschaften sehr schnell die Nase vorne, so hatte er in Punkto Motorisierung aufgrund des vergleichsweise kleinen Hubraums ein wenig das Nachsehen. Es war - und ist - dem bisher eingesetzten Zweiliter-TDI keine Schwäche vorzuwerfen, doch fehlte es in Kombination mit diesem Aggregat ein wenig an Drehmoment und Zugkraft, auf die es in dieser Klasse besonders ankommt.

Dem setzt VW nun ein deutlich schubkräftigeres Argument entgegen, mit einer neuen Motorisierung: einem Dreiliter-V6-Selbstzünder. Dieser Antrieb ist gut bekannt, aus diversen Produkten der Konzern-Schwestermarken Audi und Porsche. Für den Pickup auf erhöhte Robustheit ausgelegt leistet das Aggregat mit Monoturbo wahlweise 163, 204 oder – in der Top-Version – 224 PS (und 550 Nm). In Letzterer ist der Antrieb statt an eine manuelle Sechsgang-Schaltung an eine Achtstufen-Wandlerautomatik gekoppelt.

Als Antriebs-Varianten offeriert VW Heckantrieb (163 PS), zuschaltbaren Allrad mit Geländeuntersetzung (163, 204 PS) oder ein permanentes 4x4-System (224 PS) mit speziellem Offroad-Fahrprogramm inklusive Bergabfahrhilfe und adaptiertem ABS. Die maximal mögliche Zuladung liegt jetzt bei bis zu 1,15, die maximal zulässige Anhängelast nun bei bis zu 3,5 Tonnen (ungebremst: 750 kg). Auf die Ladefläche des unverändert 5,25 Meter langen und 2,23 Meter breiten Lasters passt nach wie vor eine Europalette. Quer.

Hand in Hand mit der motorischen Aufrüstung und einer technischen Aktualisierung an Lenkung, Bremsen und Fahrwerk ging ein Facelift, das sich am Exterieur an geschärften – an Touareg und Tiguan orientierten - Linien, im Interieur an einer umfassenden Überarbeitung zeigt, die den Laster noch näher an die Pkw- oder auch SUV-Abteilung rückt. Aufrüsten kann man den bei uns grundsätzlich als Doppelkabiner angelegten VW-Pickup unter anderem - außer mit Hardtop - mit Rückfahrkamera und Einpark-Assistent. Auch bietet VW, zusätzlich zur elektronischen Differenzialsperre (in allen Versionen Serie) eine mechanische Hinterachs-Differenzialsperre als Aufpreis-Extra an.

Zwar ohne Europalette, aber mit vollem Einsatz legte der V6-Amarok eine erste Offroad-Kostprobe in einem Schotterwerk ab. Auf durchaus anspruchsvoll gesetztem Kurs meisterte das 224-PS-Top-Modell Steigungen, Gefälle und Schräg- sowie Verschränkungsfahrten ebenso antrittsstark wie stoisch. Die Pkw-Haftigkeit des Komforts stellte er auf Limit-freien Autobahnstrecken – rund um München – ebenso unter Beweis wie auf schmalen Landsträßchen mit der einen und anderen Schotter- sowie Schlammpassage. Die im Datenblatt versprochenen 193 km/h Top-Speed liefert er lässig. Reizt man das nicht unbedingt aus, sollte er im Normmix mit 7,6 Litern Diesel pro hundert Kilometer auskommen könnten (CO2: 199 g/km).

Der Markt für Pickups ist in Österreich vergleichsweise klein, mit einem Volumen von rund 3.500 Einheiten pro Jahr. Mit der Mutation dieser Fahrzeug-Kategorie vom knorrig-hemdsärmeligen Arbeitstier zum Pkw-haft lifestyligen Freizeitgefährt mit – je nach Variante – ernsthafter Geländegängigkeit rechnen sich die Importeure Chancen auf bis zu 5.000 Fahrzeuge aus.

So folgt zum spät gestarteten Amarok jetzt eine Reihe weiterer Späteinsteiger im mittelgroßen Pick Up-Segment. Zu den Etablierten vom Schlage eines Mitsubishi L200 (im Vorjahr neu gemacht), eines Toyota Hilux (heuer neu gemacht), Nissan Navara (heuer aktualisiert) eines Ford Ranger (heuer frisch überarbeitet), eines seltenen, aber dennoch arrivierten Isuzu D-Max kam jetzt ganz frisch der Fiat Fullback (auf Basis des L200). Kommendes Jahr wird der Renault Alaskan (auf Basis des Navara) seine Markt-Premiere liefern, gefolgt von seinem Technik-Bruder mit Mercedes-Stern (Arbeitsitel GLT, Basis Navara). Ebenfalls im kommenden Jahr sollten Tata Xenon in Österreich zur Auslieferung bereits stehen.

Der Verkaufsstart des neu gemachten VW Amarok – als Premierenmodell ist es die extra-ausgestattete Varianten „Aventura“ samt Bi-Xenonlicht, 20-Zöllern und E-Verstellmöglichkeiten für die Frontsitze - erfolgt am 1. Juli. Der Preis stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest. Die ersten Auslieferungen sind für September dieses Jahres angekündigt.



Fotos: Hersteller
Text: GELAENDEWAGEN.AT / Beatrix Keckeis-Hiller


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