Testberichte

Ford Edge

Wider den Zwergen-SUVismus

Close to the Edge. Fords neues Groß-SUV hat uns im Test wirklich, wirklich Spaß gemacht.
30.04.2017
Ford hat sich die Eroberung des SUV-Segments auf die Fahnen geheftet. So wurde der Kuga umfangreich upgedatet, der kleine Ecosport eingeführt. Und der große, richtig große Edge als Abrundung des Angebotes nach oben auf die europäischen Märkte gebracht. Ein Fahrzeug, das wir als "Sport" in wunderbarem Orange - offiziell "Zirkon-Gelb" intensiv testen konnten. Von dem uns der Abschied nach einer viel zu kurzen Woche richtig schwer gefallen ist. Verdammt, wer hat uns unser Orange geklaut?!

In Zeiten des grassierenden Zwergen-SUVismus tut eine Neueinführung wie der Edge richtig gut. Natürlich gibt es auch einige andere große SUVs. Aber der Trend zur Verzwergung des Segments kann schon ein wenig verunsichern. "Urban" müssen die Neuen sein, möglichst kompakt, dabei dennoch mit einem Hauch Abenteuer. Das sich die wenigsten Käufer in der Praxis dann auch wirklich gönnen.

Für die Stadt ist der Edge - wenn man ganz ehrlich ist - nur bedingt geeignet. Da drückt sich bei der engen Einfahrt in die Tiefgarage ob der schieren Breite des Wagens schon das eine oder andere Schweißperlchen durch die Stirnhaut. Da nimmt man beim Rechtsabbiegen die Kurven bewusst immer einen Meter weiter, als notwendig wäre. Weil die mächtige A-Säule und die ebenso mächtige Motorhaube den Blick nach rechts doch dramatisch einschränken.

Aber dann - auf der freien, breiten Landstraße, entfaltet sich der Edge zu einem der besten Groß-SUVs, die für Geld aktuell in Österreich zu kaufen sind. Da sitzt man als Fahrer - im gegenständlichen Fall als 1,90-Lackl - einfach genial, ebenso wie Beifahrer und Hinterbänkler. Die können sich's hinten bequem machen, die Beine ausstrecken und durch das - natürlich Aufpreis pflichtige - Panoramadach den blauen Frühlingshimmel über sich hinweg ziehen lassen.

Die elegante Schlichtheit im Cockpit bietet Ergonomie vom Feinsten. Da findet sich jedes Bedienelement genau dort, wo man es vermutet - die Hand greift schon nach wenigen Metern im Edge genau dorthin, wo sich der gewünschte Schalter oder Knopf auch tatsächlich befindet.

Der Edge tritt nicht nur gut auf, sondern auch richtig gut an. Im Fall unseres Testwagens wurde er von einem - pfuhu - wirklich prickelnden 2-Liter-Diesel mit beachtlichen 210 PS angetrieben. Die Powershift-Automatik ist: Ebenso pfuhu.

Die Fans von manuell zu schaltenden Gängen müssen sich mit einer etwas reduzierten Motorleistung - der Diesel leistet dann 180 PS - zufrieden geben.

Was man einem 4,80 Meter langen SUV normalerweise nicht zutraut: Es lässt sich auch dramatisch dynamisch bewegen. Das Fahrwerk ist bei viel Komfort überraschend straff und lässt auch ambitioniert-sportliche Herangehensweisen an verwinkelte Bergstraßen durchaus zu. Und auch wenn man Superlative im seriösen Journalismus tunlichst vermeiden sollte: Die Lenkung ist einfach das Beste, was in Europa erhältliche Groß-SUVs zu bieten haben: Von voll links nach voll rechts ganze zwei Umdrehungen des Lenkrades. Das ist so direkt, dass wir am Anfang - gerade unserem Pickup entstiegen - wo es derer vier sind - den Edge beim Kurvenanlenken fast Haken schlagen ließen. Nach kurzer Zeit dann die Erleuchtung: Selten noch ließ sich ein SUV derart präzise und mühelos durch Kurven zirkeln.

Der "Trend" und der "Titanium" sind die Einstiegsklassen, der "Vignale" macht auf komfortablen Luxus. Der von uns gefahrene Sport präsentiert sich bärig-mächtig, verzichtet auf Chrom und Dachreling. Und steht auf ernsthaft schönen, anthrazitfarbenen 20-Zöllern.

Allrad? Natürlich. "Intelligent" wie bei den meisten anderen SUVs. Ein Nebenthema beim Edge, dennoch traktions- und dynamikfördernd.

Der Ford Edge kostet als "Trend" ab 44.400 Euro, der Sport steht mit 51.000 Euro in der Liste. Schmankerl wie der schöne zirkon-gelbe Lack oder das Panoramadach kosten extra.

Fotos und Text: GELAENDEWAGEN.AT


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