Testberichte
Maserati Levante
Ich bin's, der Italiener!
Sportlich interpretiert hat die italienische Edel-Schmiede ihr Sports Utility Vehicle. Dennoch ist der Ostwind universell.
04.03.2018


Viele Namen hat der Wind. Nicht alle sind geeignet, ein Auto damit zu taufen. Und da kann es schon sein, dass einem namentlich die Luft ausgeht, wenn es um ein neues Modell geht. Maserati hat unter den wenigen Winden, die noch nicht besetzt (und international verständlich) sind, einen gefunden. Den Levante. Der baut sich im Mittelmeer auf und weht von Ost nach West. Ersteres trifft auf den Erstlings-SUV der italienischen Edel-Schmiede mit Sitz in Modena, Emilia Romagna, ungefähr zu. Zweiteres nicht: Den Dreizack-Hochbeiner weht es in alle Himmelsrichtungen.

Denn auch, wenn es unter vielerlei Meinungen hieß, "nein, nicht die auch noch, warum denn das, schon wieder, eine Sportwagenmarke, na sowas" und so weiter: Mit dem Levante hat Maserati (auf der Plattform-Basis des Ghibli) ein ebenso eigenständiges wie - im positiven Sinn - eigenwilliges Sports Utility Vehicle auf die Räder gestellt. Eins, das auf einem Alzerl mehr als fünf Metern Länge, einer Breite von gut zwei Metern und einer (eher moderaten) Höhe von knapp 1,70 Metern bei einem Radstand von drei Metern (plus ein bissl was) die angestammten edlen Sportwagen-Gene edel rüberbringt - und dennoch das Grobe nicht scheut.


Maseratis Winter Tour

Das ist, vielmehr sind aktuell in erster Linie Schnee und Eis (auf Wüsten-Schotter und -Sand hat der Italiener seine Traktionstalente bereits demonstriert). Den Beweis dafür tritt Maserati heuer wieder im Rahmen einer "Winter Tour" an. Die führt durch die exklusivsten Schnee-Regionen Europas - also auch Österreich - und offeriert exklusives Kennenlernen der Dreizack-Allradfamilie, bestehend aus Quattroporte und Ghibli Q4, zu der sich vor zwei Jahren besagter Levante gesellt hat.


Im Schlagschatten des Matterhorns

Wir waren in Courmayeur, am Fuß des Mont Blanc-Massivs, und in Cervinia, im Schlagschatten des Matterhorns, dabei. Schnee- & Eis-Sorgen hatte man im Februar hier wie dort nicht, zumal die Temperaturen (nachts) deutlich unter die minus 20- und (tagsüber) kaum über die 0-Grad-Grenze reichten. Man muss sich im Levante trotzdem nicht sorgen, dass er traktions-seitig aufstecken würde.

Das Q4 genannte 4x4-System des grundsätzlichen Hecktrieblers ist eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung, garniert mit Torque Vectoring System. Bis zu 50 Prozent der Antriebskraft können an die Vorderräder weitergeleitet werden. Dass der 2,0- bis 2,2-Tonner nicht die Karosserie-Contenance verliert, dagegen steuert eine justierbare Luftfederung plus elektronischer Dämpferkontrolle. Und damit man sich nicht in den Gängen verirrt, das verhindert eine kongenial agierende Achtgang-Automatik (wer trotzdem dirigieren will, kann das über Schaltwippen machen).


430 PS aus einem 3,0-Liter-V6-Biturbobenziner

Auf den Grund gegangen sind wir dem in der S Q4-Variante samt GranSport-Ausstattung. Das eine bedeutet 430 PS aus einem 3,0-Liter-V6-Biturbobenziner, das andere lässt sich unter anderem in feiner Lederausstattung samt haarfein justierbarer Lenk-Position zusammenfassen. Dass Maserati das Thema Cockpit und Einrichtung sowie Steuerungen nach Art des Hauses interpretiert hat, das bedeutet nicht, dass man sich nicht auskennt. Die Bedienerführungen und -elemente sind klar und verständlich angeordnet. Somit steht der Instant-Konzentration aufs Wesentliche - aufs Fahren - nichts im Wege.


Das Dreizack-Label verspricht...

Das gestaltet sich auf Asphalt so sportlich wie es das Dreizack-Label verspricht. Samt typischem Auspuff-Sound, der herrlich heiser besonders schön im Tunnel tönt. Man kann dazu "Ich bin's, der Italiener" intonieren, ob deutsch wie André Heller oder französisch wie Serge Reggiani ist dabei egal. Der Basso Continuo stimmt in allen Sprachen.

Die drei Meter Radstand des Levante bewirken mit ein ausgewogen-harmonisches Fahrwerksverhalten (absolut Beifahrer-freundlich). Im engeren Kurvengeläuf läuft die Länge klarerweise nicht so agil wie in einem Kompakten, doch steif und unbeweglich wirkt der Levante dennoch nicht, er kann schon sehr gut beherzten Schwung umsetzen. Schnee-, Matsch-, Eis- und andere Rutschzungen auf der Fahrbahn bringen ihn kaum aus der Ruhe.

Auf der Eiskart-Bahn in Cervinia (auf 2.000 Metern Seehöhe) hatte er dann doch etwas mehr Unterstützung als sein akkurat agierendes Allrad-System: Spikes. Nicht die ganz "bösen" nach skandinavischer Art, doch sorgten die genagelten Gummis für eine gewisse Basis-Traktion. Was auf den steinhart vereisten An- und Abstiegen für ein Mindestmaß an Antriebsschwung respektive Verzögerungswillen sorgte und dennoch - bei ausgeschalteten elektronischen Regelsystemen - zuließ, das der Maserati-SUV elegant und ausgewogen heckschwenkend über die Eisbahn tänzelte.


Fakten...

Für den Dreizack-SUV verrechnet der Importeur in Österreich ab 87.940 Euro. Dafür gibt's den 3,0-l-V6-Diesel mit 275 PS. Das gefahrene Modell S Q4 Gran Sport kostet, mit 3,0-l-V6-Benziner und 430 PS, ab 119.190 Euro. Allradantrieb ist in jeder Motorisierung grundsätzlich an Bord.



Fotos: Hersteller
Text: GELAENDEWAGEN.AT / Beatrix Keckeis-Hiller


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