Wir waren bei der Weltpremiere des neuen Range Rover Evoque in London dabei.
Einen Aufsehen erregenden Hit gelandet hatte Land Rover 2011 mit dem Range Rover Evoque. Die Premium-Premiere im Kompakt-SUV-Segment machte sich vom Start weg nach wie vor nachhaltig auffällig, mittlerweile hält man bei rund 773.000 Zulassungen weltweit.
Das geradezu grantige Front-Design wirkt alles andere als gealtert. Deshalb hat man bei der Erneuerung des Baby-Rangies nicht am Grund-Charakterzug herumgebastelt, bloß ein paar Kanten geglättet, die Scheinwerfer und Leuchten bündig in die Karosserie eingepasst, samt Türgriffen, à la Velar.
Laut Technikern sind bis auf die Türscharniere alle Komponenten ausgetauscht. Demgemäß steht der Evoque II auf einer neuen Frontantriebs-Plattform, bereit für die Aufnahme alternativer Antriebssysteme. Auch sind Karosserie-Architektur und Gewichtsverteilung frisch arrangiert. Verkürzt sind die Überhänge, gestreckt ist der Radstand, von 2,66 auf 2,86 Meter. Dabei ist er nicht in die Länge gewachsen, bietet dennoch auf 4,37 Metern Länge erweiterten Innenraum.
Die Kofferraummaße sind mit 591 bis 1.383 Liter respektabel. Obsolet ist jetzt die Dreitür-Version, was voraussichtlich auch fürs darauf basierende Cabriolet gelten wird. An Gewicht abgenommen hat der Edel-SUV aber nicht, es kommen zu den ab rund 1.550 Kilo der ersten Generation nochmals etwa dreißig dazu.
Neu eingerichtet ist das Cockpit unter Bewahrung des traditionellen Land Rover-Layouts, mit einem digitalen Kombiinstrument und einer maßgeschneiderten Variante des aktuellen hauseigenen Infotainmentsystems - "Touch Pro Duo" - mit zwei 10,2-Zoll-Touchscreens. Das obere, ins Instrumentenbord integrierte Display ist bei ausgeschalteter Zündung nahtlos eingepasst, im Betrieb ist es bis zu 30° neigbar. Fürs sicht- und fühlbar auf allen Linien verfeinerte Interieur - inklusive Mobiliar - stehen neben traditionellen auch "vegane" (Recycling-)Bezugsmaterialien zur Auswahl.
Wie bereits angesprochen ist die Antriebstechnik auf die - elektrifizierte - Zukunft ausgerichtet: Bis auf den (frontgetrieben) Einstiegs-Selbstzünder sind alle Aggregate - die bereits bekannten 2,0-l-Turbos, Benziner und Diesel ab 150 und bis zu 300 PS - Mild-Hybride, anhand von 48-Volt-Bordnetz und riemengetriebenem Startergenerator. Dazu kommen wird in einem Jahr ein Plug-In-Hybrid. Ein neuer 1,5-l-Dreizylinder-Benziner ist dabei gekoppelt an ein E-Aggregat.
Nicht auf der Strecke bleiben dürfen dennoch, gemäß der Philosophie des Hauses, die Offroad-Talente. Der Evoque hat das Allrad-System der zweiten Generation vom großen Rangie - "All Terrain Response II" - geerbt. Die Wattiefe wurde von 500 auf 600 Millimeter erhöht, das ist doch schon mehr als die durchschnittliche Knietiefe.
Dazu kommt eine erweiterte Armada an elektronischen Helfern. Das beginnt bei Voll-LED-Leuchten und hört bei adaptivem Abstandsregeltempomat noch lange nicht auf: Darunter finden sich zwei brandneue Highlights. Der Kritik der eingeschränkten Karosserieübersicht nach hinten begegnet Land Rover jetzt mit einem elektronischen Innenspiegel: Eine Kamera, die in der Sharkfin-Antenne platziert ist, liefert Heckbilder im Blickwinkel von 50 Grad direkt in den Spiegel, der damit zum Bildschirm mutiert. Land Rover nennt das "ClearSight Smart View". Und im Gelände hilft eine Art "transparenter" Motorhaube bei der Orientierung ("Clear Sight Ground View"): Kameras projizieren Aufnahmen des Untergrunds aufs Display des Infotainment-Systems. Das erleichtert das Ausloten jeglicher Art von Gelände, nicht zuletzt auch beim Einparken in der City.
Die erste Kostprobe des Evoque II inszenierte Land Rover spektakulär, ganz nach Art des Hauses, wieder einmal fast indoor: in der ehemaligen Truman Brewery Brauerei in East London. Mit verwinkelten Gängen, Durchstiegen, Lagerräumen und Wasserbecken ein ideales Terrain, um die erhöhte Einlenk-Agilität sowie -Präzision, die neu und noch feiner austarierte Balance, die erhöhte Karosseriesteifigkeit, die Kletterfähigkeit (bergauf wie bergab und so schräg, wie's nur geht) und das Tauchtalent anschaulich zu demonstrieren.
Letzteres war die Krönung der ersten Testfahrt. Man ist bei den Land Rover-Leuten ja auf vieles gefasst, und man ist ja gewöhnlich am Schwimmbecken-Rand besonders cool. Der neue kleine Landie ist es auch im Pool. Er rutschte beim Entern des nassen Vierecks auf der steilen Metallrampe nicht hinunter, ackerte sich erwartungsgemäß mehr als wacker durchs Wasser und beim Wiederverlassen rutschte er nicht einmal ansatzweise aus.
Kosten wird der neu gemachte Evoque ab 40.800 Euro. Marktstart ist im kommenden März, Bestellungen werden bereits aufgenommen.