6. April 2003, 14:58, NZZ Online
Kamelkarawane stösst auf Tunnelsystem
Von den 29 in Algerien vermissten Touristen
aus Deutschland, Österreich, der Schweiz
und den Niederlande gibt es möglicherweise
eine Spur. Wie das Erste Deutsche Fernsehen
meldete, soll eine Kamelkarawane auf ein
Tunnelsystem gestossen sein. Dort sollen
sich Menschen aufgehalten haben.
Hintergründe weiterhin unklar
(ap) Von den 29 in Algerien vermissten Wüstentouristen
aus Westeuropa gibt es möglicherweise eine
erste Spur. Das erste deutsche Fernsehen
ARD meldete, eine Kamelkarawane sei auf ein
Tunnelsystem gestossen, in dem sich Menschen
befinden sollen. Deutschland und Österreich
schicken weitere Experten zur Verstärkung
der Suche nach Algerien.
In der Tagesschau des ersten deutschen Fernsehsenders
ARD hiess es am Samstag, noch sei unklar,
ob sich in den unterirdischen Stollen auch
die 29 Vermissten - 16 Deutsche, 8 Österreicher, 4
Schweizer und 1 Niederländer - befinden,
von denen die ersten seit Ende Februar von
Wüstentouren nicht zurückgekehrt seien.
Die Suchkarawane sei wegen eines verlassenen
und mit Blättern getarnten Autos auf das
verschlungene Canyon-System nahe der libyschen
Grenze aufmerksam geworden. Bisher sei man
davon ausgegangen, dass das Gebiet mit dem
Auto nicht erreichbar sei. Algerisches Militär
sei inzwischen in das Gebiet rund 50 Kilometer
von der Oasenstadt Illizi ausgerückt.
Das deutsche Bundeskriminalamt hat am Sonntag
fünf weitere Beamte nach Algier geschickt.
Auch der Krisenstab in Österreich beschloss
die Entsendung von vier Sicherheitsexperten.
Inzwischen raten die Schweiz, Deutschland
und Österreich dringend von Sahara-Touren
in Algerien ab.
Sowohl beim Eidgenössischen Departement für
auswärtige Angelegenheiten (EDA) in Bern
wie auch beim Auswärtigen Amt in Berlin gab
es noch keine Hinweise auf die Hintergründe
des Verschwindens der Menschen. Auf die Frage
nach möglichen politischen Motiven sagte
eine Sprecherin des Auswärtigen Amts: «Wir
schliessen im Moment nichts aus, was die
Hintergründe angeht.» Das EDA erinnerte daran,
dass die Suche nach den Vermissten mit grosser
Intensität erfolge. Man stehe im Kontakt
mit den algerischen Behörden, die dafür zuständig
seien. Zudem seien zwei Schweizer Botschaftsvertreter
und ein Dolmetscher vor Ort.
Das österreichische Aussenministerium teilte
mit, ein krimineller oder terroristischer
Hintergrund sei wahrscheinlich. Der Algerien-Experte
Werner Ruf warnte in der «Welt am Sonntag»
vor voreiligen Spekulationen algerischer
Medien über einen Zusammenhang mit al-Kaida:
«In Algerien ist alles denkbar, aber 90 Prozent
der Verbrechen dort werden von Banden verübt,
die kriminell sind ohne ideologischen oder
politischen Hintergrund.»
Für die Suche nach den Vermissten wurde unter
anderem eine Kamelkarawane eingesetzt. Suchflüge
über das rund 5000 Quadratkilometer grosse
Gebiet mit zwei Helikoptern und einem Flugzeug
brachten bislang kein Ergebnis. Auch eine
Wärmebildkamera konnte bisher keine Erkenntnisse
liefern.
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