1986 war der Golf erstmals als Allradversion lieferbar. Damit
konnte erstmals eine breite Bevölkerungsschicht ein preiswertes
Fahrzeug mit dem Traktionsvorteil von 4 angetriebenen Rädern für
schwierige Straßenverhältnisse erwerben.
Zwei Jahre zuvor war bereits der Passat Variant GT syncro
mit Allradantrieb gestartet. Drehzahlunterschiede zwischen
Vorder- und Hinterachse während einer Kurvenfahrt glich hier ein
Mitteldifferential aus. Das ließ sich auf rutschigem
Untergrund sperren, um stets optimale Traktion an beiden Achsen
zu gewährleisten.
Allerdings ist diese Bauweise eines Allradantriebs konstruktiv
auch die aufwendigste, der Golf syncro hätte sich damit nicht zu
einem marktgerechten Preis verwirklichen lassen. Aber Volkswagen
hatte für den seit 1985 angebotenen Allrad-Transporter eine
Technologie entwickelt, die sich perfekt für den Golf eignete:
Die Visco-Kupplung. Sie verband den weitgehend
unveränderten Frontantrieb des Golf mit dem Differential der
syncro-Hinterachse und arbeitete vollautomatisch ohne Zutun des
Fahrers. Die Silikonflüssigkeit in der Visco-Kupplung gestattete
zudem beim Durchfahren von Kurven Drehzahlunterschiede zwischen
Vorder- und Hinterachse. Und wenn es nötig war, etwa weil die
Vorderachse auf blankem Eis stand, übertrug sie annähernd 100
Prozent der Motorkraft auf die Hinterachse.
Dieses Prinzip wurde später auch für den Frontmotor-Transporter
T4 und den Golf der dritten Generation übernommen. Erst der
Einsatz blitzschneller elektronischer Fahrdynamik-Regelsysteme
wie dem ESP im Golf der Generation IV beendete die
Karriere der Visco-Kupplung; gleichzeitig verschwand damit der
Name syncro von den Typenschildern.
An die Stelle des syncro rückte das System 4MOTION, das
auch in den Modellen Passat, Sharan, Multivan, Caravelle und
Transporter zum Einsatz kommt. Um die Verbindung zwischen
Frontantrieb und Hinterachse kümmert sich eine elektronisch
gesteuerte Haldex-Kupplung. Ihre Kernelemente sind eine
Lamellenkupplung und eine Axialkolben-Ölpumpe. Beim geringsten
Drehzahlunterschied zwischen der angetriebenen Vorderachse und
den Hinterrädern erzeugt die Ölpumpe Druck, der die
Lamellenkupplung schließt – und schon greifen die Hinterräder
aktiv ein. Gleichzeitig überwacht die Steuerelektronik des ESP
die Haldex-Kupplung: Ist ein instabiler Fahrzustand zu
befürchten, öffnet sie ein Regelventil zwischen Ölpumpe und
Lamellenkupplung und unterbricht so die Verbindung zwischen
Vorder- und Hinterachse. Nun kann das ESP jedes Rad unabhängig
von den anderen abbremsen und ein eventuelles Schleudern des
Fahrzeugs vermeiden.
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